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Christian Sewing eröffnet Banken-Gipfel: „Herbst der Reformen“ notwendig
Von Dr. Oliver Everling | 3.September 2025
Mit einem pointierten Eröffnungs-Impuls und anschließendem Interview setzte Christian Sewing, CEO der Deutschen Bank, gleich zu Beginn des Handelsblatt Banken-Gipfels 2025 ein starkes Signal. Angesichts der jüngsten wirtschaftlichen Volatilitäten machte er deutlich, dass es nicht allein um Konjunkturschwankungen gehe, sondern um grundlegende politische und wirtschaftliche Entscheidungen: „Was wir zurzeit sehen, wird auch weiterhin der Spielraum sein“, sagte Sewing mit Blick auf die Zinsentwicklung.
Der Kapitalmarkt, so Sewing, verlange klare Reformen. „Reformen, das will der Kapitalmarkt sehen“, stellte er unmissverständlich klar. Reine Neuverschuldung ohne Strukturveränderungen werde nicht positiv aufgenommen. Stattdessen müsse die Aufbruchstimmung, die sich im Frühsommer abzeichnete, nun dringend verstetigt werden: „Zwei, drei Reformen müssen nun im Herbst kommen.“
Dabei gehe es nach Sewings Einschätzung nicht nur um Unternehmen und Firmenkunden. Auch der private Konsum hinke hinter den Möglichkeiten hinterher. Investitionszusagen lägen zwar vor, doch die Bundesregierung müsse diese klar zuordnen und durch Investoren flankieren. Positiv hob Sewing den intensiveren Dialog mit der Politik hervor: „Ich spüre einen Schulterschluss von Wirtschaft und Bundesregierung.“ Ein Gegeneinander, so warnte er, wäre das Schlimmste für den Standort Deutschland.
In diesem Zusammenhang betonte Sewing die besondere Verantwortung Deutschlands in Europa. Die globale Rolle des Landes hänge unmittelbar an einer starken europäischen Position. Irritationen wie die jüngste Diskussion um die Richterwahl seien dagegen „nicht positiv gewesen, denn sie haben Ausstrahleffekte“.
Sewing sprach von einem dringend notwendigen „Herbst der Reformen“: Vorrangig müssten in den kommenden Monaten sichtbare Schritte in der Altersvorsorge sowie bei der angekündigten „Made for Germany“-Initiative erfolgen. Hier gehe es nicht nur um die rund 640 Milliarden Euro, die im Juli 2025 angekündigt wurden. „Beratung und nicht nur Geld ist gefordert“, betonte er. Ein materieller Anteil der Mittel sei neu, und im kommenden Jahr werde man über deutlich mehr Kapital sprechen – auch aus dem Ausland: „Ein schöner dreistelliger Milliardenbetrag.“
Sewing zeigte sich überzeugt, dass Deutschland im kommenden Jahr ein Wachstum von zwei Prozent erreichen könne. Auch die Deutsche Bank selbst habe im ersten Halbjahr Stärke bewiesen und ihre Eigenkapitalrendite von zehn Prozent „deutlich überschritten“.
Mit seiner klaren Botschaft verband Sewing Hoffnung und Erwartung: Reformen sind für ihn nicht nur wünschenswert, sondern entscheidend, damit Deutschland im internationalen Wettbewerb vorangehen und seine Rolle als europäischer Taktgeber behaupten kann.
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