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Die unsichtbare Transformation der Finanzinfrastruktur

Von Dr. Oliver Everling | 3.Dezember 2025

Der Impuls „Die unsichtbare Transformation: Wie Infrastruktur-FinTechs für digitale Souveränität in Europas Investment-Bereich sorgen“ auf der Handelsblatt Tagung „BankenTech 2025″ machte deutlich, dass Europas Finanzmärkte längst von einer kaum sichtbaren, aber tiefgreifenden infrastrukturellen Abhängigkeit geprägt sind.

Max Linden, CEO von lemon.markets, und Chris Püllen, CEO von NaroIQ, skizzierten eindrucksvoll, wie stark globale Tech-Konzerne bereits heute zentrale Bausteine der europäischen Wertschöpfung dominieren – von Cloud-Diensten über Social-Media-Plattformen bis hin zu Zahlungstechnologien. Während die sicherheitspolitische Debatte über 5G und Huawei öffentlich geführt werde, bleibe die Diskussion über die Abhängigkeit der Finanzinfrastruktur fast unsichtbar, obwohl sie strategisch ebenso bedeutsam sei.

Linden und Püllen zeigten drei mögliche Zukunftsszenarien für Europas digitale Finanzarchitektur: eine vollständige Dominanz globaler Player, politische Ausschlüsse nicht-europäischer Anbieter oder – im ambitioniertesten Fall – europäische Technologieführerschaft.

Nur das dritte Szenario sichere langfristige digitale Souveränität, Innovationskraft und wirtschaftliche Unabhängigkeit. Wie diese Vision praktisch aussehen kann, erläuterten die Referenten anhand einer Case Study zu NaroIQ. Der ETF-Markt wächst rasant, während klassische Publikumsfonds Marktanteile verlieren. Doch viele Kapitalverwaltungsgesellschaften können mangels moderner digitaler Infrastruktur keine eigenen ETF-Produkte anbieten. Auf ihren häufig veralteten, analogen Systemen lassen sich ETFs schlicht nicht effizient abbilden – ein struktureller Wettbewerbsnachteil, der die Abhängigkeit von wenigen großen, globalen ETF-Anbietern verstärkt.

NaroIQ setzt genau hier an: Das FinTech entwickelt ETF-Infrastruktur “made in Europe”, die es KVGen ermöglicht, auf ihrer bestehenden Systemlandschaft ETF-fähig zu werden. Damit entsteht eine souveräne europäische Alternative, die den Zugang zum ETF-Markt demokratisiert, Innovation fördert und Wettbewerb stärkt.

Der Impuls machte klar, dass die Zukunft nicht nur im sichtbaren Frontend des Bankings entschieden wird, sondern im unsichtbaren Backend – dort, wo Infrastruktur, Effizienz und Kontrolle über Datenströme den Spielraum für Innovation bestimmen. Europas Fähigkeit, eigene Infrastruktur-FinTechs aufzubauen und zu skalieren, wird damit zu einem entscheidenden Faktor für digitale Resilienz und wirtschaftliche Unabhängigkeit.

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