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Erste Studie zum Phänomen „OMF“

Von Dr. Oliver Everling | 16.Mai 2017

Trotz der aktuellen Diskussion um eine mögliche Verlangsamung der massiven Anleihekäufe durch die EZB bleibt die Geldpolitik in einem Ausnahmezustand. Zu dieser Einschätzung kommt eine neue Studie des FERI Cognitive Finance Institute. Klare Hinweise geben der ungebremste Ankauf von Staatsanleihen durch die Notenbank in Japan sowie aktuelle Pläne von Donald Trump zur Umsetzung einer massiven, aber weitgehend ungedeckten Steuerreform in den USA. Bereits heute gehen Experten davon aus, dass die unvermeidlich steigende Staatsverschuldung künftig von der US-Notenbank zu finanzieren wäre.

Die „offene“ Finanzierung staatlicher Defizite und/oder eine „offene“ Übernahme staatlicher Schulden durch die Notenbanken – von Experten als „Overt Monetary Financing (OMF)“ bezeichnet – scheint die letzte Hoffnung von Politikern, ausufernde Wahlversprechen zu finanzieren.

„Wozu führt es, wenn Zentralbanken auf diese Weise unlimitiert neues Geld schaffen, um damit die jeweiligen Staatsschulden aufzukaufen und zu monetarisieren? Welche Auswirkungen hätte OMF auf die zugrundeliegenden Wirtschafts- und Finanzsysteme? Und welche Risiken ergeben sich daraus für Investoren und Vermögensinhaber?“ Diesen Fragen geht die neue Studie des FERI Cognitive Finance Institute mit dem Titel „Overt Monetary Finance (OMF) and its Implications – Blessing or Curse?“ nach.

Für die Begleitung der Studie wurde mit Prof. Richard Werner, Professor für Internationales Bankwesen an der University of Southampton und Begründer des Begriffes „Quantitative Easing“, einer der kompetentesten und profiliertesten Experten für Geldtheorie und unkonventionelle Geldpolitik gewonnen. Die Studie revidiert in weiten Teilen die traditionelle Sichtweise ökonomischer und geldpolitischer Modelle, in denen die zentrale Rolle der Banken bei der Schaffung von neuem Geld meist ignoriert wird. Anhand einer quantitativen Szenarioanalyse überprüft die Studie die grundsätzliche Wirkungsweise von OMF auf Grundlage des japanischen Finanzsystems.

„Die fehlgeleitete Geldpolitik bedeutender Notenbanken, die in der Studie analysiert wird, ist gefährlich und kann systemische Krisen hervorrufen oder verstärken“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer des FERI Cognitive Finance Institute. „Seit der großen Finanzkrise 2008 haben die wichtigsten Notenbanken weltweit durch Quantitative Easing ihre Bilanzsummen um bis zu 600 Prozent ausgeweitet. Eine derartige Geldflut erzeugt systemische Verzerrungen und Vermögensblasen; es erodiert – auch durch zunehmende Anreize für ‚Moral Hazard‘ – die Stabilität und Integrität ganzer Finanzsysteme.“

Vor diesem Hintergrund würde die Abwehr einer künftigen Finanzkrise mit hoher Wahrscheinlichkeit echte „OMF-Politik“ erforderlich machen. Im Zuge einer Krisenbekämpfung müssten die dann erneut steigenden Staatsschulden ganz oder teilweise von den Notenbanken „bezahlt“ werden, so die Studie. Das schon jetzt problematische Ergebnis exzessiver Geldpolitik (Q. E.) würde durch OMF folglich noch weitaus gefährlicher. „Das wäre die nächste geldpolitische Bombe“, so Rapp.

„Dies wäre gleichbedeutend mit einem extrem unsicheren Experiment, dessen Ausgang von der Politik kaum noch kontrolliert werden kann“, warnt Rapp. Echtes „OMF“ bedeute eine direkte Vermischung von Geld- und Fiskalpolitik und hätte signifikanten Einfluss auf die Preise an Güter- und Kapitalmärkten. „Das wäre der Einstieg in eine neue Dimension monetärer Verwässerung und steigender Inflation“, betont Rapp. Investoren müssten dann eine strikt sachwertorientierte Anlagephilosophie verfolgen, so ein zentrales Ergebnis der Studie.

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