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European Banking Institute diskutiert FinTechs

Von Dr. Oliver Everling | 28.Oktober 2016

„Neun Jahre nach der Krise hat sich die Regulierung stabilisiert“, sagt José Maria Roldan, Chair of the Spanish Banking Association und Vice President der European Banking Federation. In einigen Bereichen setze sich der Trend zur Reregulierung jedoch fort. Roldan macht den Zusammenhang zwischen der Regulierung und der Bereitschaft von Investoren klar, in Bankaktiva zu investieren. Unsicherheiten über die Regulierung würde auch Investoren verunsichern.

Roldan erinnert an die elementaren Transformationsfunktionen der Banken in den Volkswirtschaften. Im Retailgeschäft mit privaten Kunden sei es nicht möglich, negative Zinsen weiterzugeben, da sich für diese Kunden die Alternative biete, mehr Bargeld zu halten. So verkehre sich die Transformationsfunktion der Banken, denn die Banken werden um die aus dieser Funktion unter normalen Bedingungen ergebenden Ertrag gebracht. Derzeit würden die Banken damit allerdings noch zurechtkommen. FinTechs würden neue Möglichkeiten eröffnen, aber nicht zwangsläufig zur Schließung aller Geschäftsstellen führen.

Die Regulierung der Banken ist zu komplex geworden, stimmt Roldan in der Diskussion auf der Globalen Jahreskonferenz des European Banking Institute im Hause der Deutschen Bundesbank den Teilnehmern zu. Der Ideenreichtum der Regulierer sei kaum zu bremsen – „wenn wir sie nicht stoppen, denken sie bald über Basel 5 nach“, warnt Roldan.

Die Entwicklungen bei Unternehmen, die unter dem Rubrum „FinTech“ zu klassifizieren sind, sind Gegenstand einer Podiumsdiskussion unter der Moderation von Ignacio Tirado von der Universidad Autónoma de Madrid. Thierry Bonneau von der Univerité Paris II Panthéon-Assas, Heike Winter, Head of Section, DG Payments and Settlement Systems bei der Deutschen Bundesbank, Thomas Peeters, Chief Strategy Office bei der ING DiBa und COO ING Wholesalebanking, sowie DIrk Zetsche von der University Luxembourg diskutieren die rechtlichen Schlupflöcher und Unsicherheiten, die Geschäftsmodelle und betroffenen Bankgeschäftsarten.

Bonneau illustriert die Fragen, die sich im zusammenhang mit den Definitionen von Kreditinstitut und Kredit ergeben, denn Kredite können auch von Organisationen vergeben werden, die nicht als Kreditinstitut autorisiert sind. Wie auch das Kreditgeschäft so gebe es auch Unsicherheiten darüber, welche Firmen Investmentdienstleistungen erbringen dürfen, glaubt Bonneau.

Bonneau spricht vom Bankenmonopol (bezüglich Kredite) und dem Finanzmonopol (bezüglich Investments). Neue Regulierung von Crowdfunding ziele daher darauf, Gläubiger und Investoren zu schützen. Hier sieht Bonneau zwei rechtliche Rahmenwerke, nämlich einerseits für Crowdfunding, das auf Wertpapieren beruht, und andererseits Crowdfunding, das Darlehen beruht.

Heike Winter berichtet über die wachsende Rolle von Nicht-Banken im Zahlungsverkehr. Die Entwicklungen werden von der Deutschen Bundesbank seit vielen Jahren beobachtet. Schon 2012 wurde dazu aus Basel eine umfassende Studie vorgelegt. Winter stellt Octopus, Sofort, PayPal, M-Pesa, Sadad Payment System und Faster Payments als Beipiele für Treiber der Innovation im Zahlungsverkehr vor. Neue Anbieter, neue Technologien, Omnipräsenz mobiler Geräte, europäische Regulierung, Kundenerwartungen und starkes Wachstum der Investitionen sieht Winter als die treibenden Faktoren hinter den FinTechs.

Peeters zeigt eine erstaunliche Studie, nach der die Online-Banken wie die ING-DiBa bei Privatkunden das höchste Vertrauen genießt. Allerdings würden die meisten Kunden von ihrer jeweiligen Bank erwarten, dass diese auch eine Zahlungsapp anbietet. Bequemlichkeit des Zugangs sei ein Schlüsselfaktor für den Erfolg im Digital Banking. Junge Leute hätten sich daran gewöhnt, mit den kleinen Screens von Smartphones zurechtzukommen. Ältere Kunden – insbesondere bei größeren Beträgen – würden jedoch lieber zum Tablet bzw. Notebook greifen. Daher müsse die Bank die verschiedenen Zugänge gleichermaßen bereithalten.

Zetzsche zeigt, dass Big Data Anwendungen für traditionelle Apps zu groß sind. Die Chancen sieht Zetzsche in der Kombination von Big Data mit Artificial Intelligence (AI), denn diese würden erlauben, den Kunden besser zu kennen. Er spricht von der „Repersonalisierung von Daten“, um die Identität im Internet zu schützen. Dazu gehöre auch das Recht auf Vergessen. „RegTech“ sei die technologische Antwort auf regulatorische Anforderungen.

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