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Größte Fondshäuser schrumpfen

Von Dr. Oliver Everling | 31.Oktober 2016

Nach vier Wachstumsjahren in Folge ist das Gesamtvermögen in US-Dollar der weltweit 500 größten Fondshäuser erstmals gesunken. Dies geht aus einer gemeinsamen Studie des US-Finanz- und Wirtschaftsmagazins „Pension & Investments“ und Willis Towers Watson hervor. Demnach sank das gesamte verwaltete Vermögen Ende 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent auf 76,7 Billionen US-Dollar. Auf Fünf-Jahressicht jedoch stieg das verwaltete Vermögen um fast 19 Prozent, was einem jährlichen Plus von knapp 3,5 Prozent seit 2010 entspricht. Deutlicher als an dem Rückgang im Jahresvergleich lassen sich die Hürden für Vermögensverwalter an der Portfolioallokation ablesen.

„Im vergangenen Jahr haben das Niedrigzinsumfeld und Währungsschwankungen die Vermögensverwalter weltweit vor Herausforderungen gestellt. Erschwerend kommt hinzu, dass die goldenen Zeiten sich nun eindeutig ihrem Ende neigen“, sagt Nigel Cresswell, verantwortlich für das Investment Consulting bei Willis Towers Watson Deutschland, und fügt hinzu: „Die Assetmanager wurden seit 2002 mit Ausnahme des Krisenjahres 2008 von jährlich wachsenden Vermögen verwöhnt. Ein Grund dafür waren auch die steigenden Marktrenditen. Doch die Erwartungen für ein starkes Wachstum in traditionellen Assetklassen sehen nun weniger vielversprechend aus“, sagt Cresswell. Dass sich die Investoren darüber im Klaren seien, könnte man an dem steigenden Anteil von alternativen Anlagen wie Investitionen in Infrastruktur, Hedgefondsstrategien oder Rohstoffanlagen erkennen.

Die durchschnittliche Zusammensetzung der Portfolien der 500 weltweit größten Vermögensverwalter hat sich seit 2014 zwar wenig verändert. Die Aktienquote lag im vergangenen Jahr nahezu unverändert bei rund 45 Prozent und die Anleihenquote bei fast 33 Prozent. Immobilien machten rund 2 Prozent aus, der Anteil sank leicht um 0,2 Prozentpunkte. Einzige Ausnahme: Alternative Anlagen. Hier stockten die Vermögensverwalter kräftig auf – um 25 Prozent. „Alternative Anlagen haben mit Blick auf das geringe Ausgangsniveau Nachholbedarf. Bemerkenswert ist dennoch, dass sie seit fünf Jahren erstmals einen Anteil von vier Prozent in den Portfolien erreichen und sich das Wachstum dieser Anlageklasse verstetigt“, sagt Cresswell. Dieser Trend sei ein Indikator.

„Der Anstieg von alternativen Anlagen zeigt deutlicher als alles andere, wie sehr Investoren in einem Umfeld, das auf der einen Seite von sinkenden Zinsen und auf der anderen Seite von zunehmenden Unsicherheiten geprägt wird, unter Druck stehen“, beschreibt Cresswell. Sie müssten andere Wege gehen, um eine echte Diversifikation und auch höhere Renditen zu erzielen. „Ein Strategiewechsel hin zu alternativen Anlageklassen, bei denen Fondsmanager attraktive Illiquiditätsprämien abschöpfen können, um sinkende Zinsen und das abnehmende Marktbeta auszugleichen, ist essenziell“, betont Cresswell.

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