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Falsche Bärte im Bankenrating

Von Dr. Oliver Everling | 7.Juni 2021

„Financial institutions’ fake moustaches“ titelt Joeri de Wilde, Investmentstratege bei Triodos Investment Management, einen kritischen Blogbeitrag zur Rolle von Banken bei der Finanzierung nicht-nachhaltiger Unternehmen.

Laut einer von Triodos Investment Management zitierten Umfrage (Procensus) glauben nur 17 Prozent der größten institutionellen Investoren daran, dass sich zum Beispiel Ölkonzerne in grünere Unternehmen verwandeln werden. Das passt nach Ansicht von Triodos Investment Management „ganz und gar nicht zu dem Argument von Finanzinstituten, sie unterstützten solche Unternehmen nur, um den Kurs der jeweiligen Unternehmen positiv zu beeinflussen. Warum engagieren sie sich, wenn sie davon überzeugt sind, dass die eigenen Bemühungen folgenlos bleiben?“

Manchmal ist es also besser, folgert Joeri de Wilde, die Finanzierung ganz einzustellen. „Würden Banken, Versicherungen und Pensionsfonds dies tun, wären die umweltschädlichsten Unternehmen gezwungen, sich verstärkt für Nachhaltigkeit einzusetzen, um an die benötigten Gelder zu kommen. Wenn sie das nicht tun und dadurch nicht überleben, stellt dies aus ökologischer Sicht auch kein Problem dar. Bislang ist dies jedoch keinesfalls der Fall: Seit dem Pariser Klimaabkommen 2015 haben die 60 weltweit größten Banken die fossile Industrie mit satten 3,8 Billionen Dollar unterstützt. Grüne Werbeslogans, aalglatte Nachhaltigkeitsversprechen auf und angekündigte Strategieänderungen sind oft nicht mehr als ein sorgfältig befestigter Schnurrbart, der nur schwer als aufgeklebt zu erkennen ist.“

Setzt sich die Sichtweise von Joeri de Wilde durch, hätte dies bald auch massive Konsequenzen für eine Reihe von Ratings nicht nur für die betroffenen Ölkonzerne usw., sondern auch für die finanzierenden Banken und institutionellen Investoren. Diese Ratings kämen unter Druck, da doch erst andere Cashflow-Quellen und alternative Ertragsquellen gefunden werden müssten, die die Zahlungsströme aus den Ölkonzernen usw. ersetzen.

Triodos Investment Management ist ein aktiver Impact Investor und eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Triodos Bank NV. Im Auftrag der Triodos Bank führte Fitch Ratings eine Analyse der Bank durch, am 16. Februar 2021 wurden für die Triodos Bank N.V. ein Long-Term Issuer Default Rating (IDR) „BBB“ mit „Stable Outlook“ und Viability Rating (VR) von „bbb“ erteilt. Das Rating verschafft der Triodos Bank im Bedarfsfall eine bessere Position auf den Finanzmärkten, soll den Zugang zu institutioneller Fremdfinanzierung verbessern und möglicherweise die Finanzierungskosten senken. Daher unterstützt es die „finanzielle Gesundheit“ der Bank.

Laut Fitch spiegeln die Ratings der Triodos Bank ihr etabliertes Nischengeschäft im wachsenden Banksegment nachhaltiger Finanzierung und eine solide Umsetzung ihrer Strategie wider, so Fitch Ratings: „Die Ratings werden durch die angemessene Aktivaqualität und solide Kapitalausstattung der Bank unterstützt und spiegeln auch ihr gesundes Finanzierungs- und Liquiditätsprofil sowie ihre kontinuierliche Wachstumsstrategie wider.“ Die bescheidene Rentabilität der Bank sei eine Ratingschwäche, sagt Fitch. Die Rentabilität sei historisch bescheiden, aber stabil gewesen. Die solide Kapitalausstattung der Bank wird als Rating-Stärke angesehen.

Der Stable Outlook spiegelt die Ansicht von Fitch wider, dass die Ratings der Triodos Bank auf ihrem aktuellen Niveau über ausreichend Spielraum verfügen, um erhebliche Schocks unter verschiedenen Szenarien der grundlegenden Wirtschaftsprognose von Fitch zu absorbieren.

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