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GACS für NPL mit theoretischem Problem

Von Dr. Oliver Everling | 21.Juni 2021

Am 14. Juni 2021 genehmigte die Europäische Kommission eine weitere einjährige Verlängerung bis Juni 2022 für „Garanzia sulla Cartolarizzazione delle Sofferenze (GACS)“, die italienische Staatsgarantie für die vorrangigen Tranchen notleidender Kredite (NPL).

Das GACS ermöglicht es Banken, die Qualität ihrer Aktiva zu verbessern, indem sie diese verbriefen. Banken übertragen die notleidenden Kredite zunächst an eine Zweckgesellschaft (SPV), die sie aus der Bilanz der Bank ausscheidet. Anschließend verbrieft das SPV die notleidenden Kredite mit einer GACS-Garantie des italienischen Finanzministeriums, die nur den vorrangigen Tranchen der Verbriefung zugute kommt.

Indem bilanziell notleidende Kredite ausgegliedert werden, wird die Kreditvergabekapazität der Banken freigesetzt. Dadurch soll verhindert werden, dass kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die eine neue Finanzierungen benötigen oder die ihre Kredite neu verhandeln müssen, in die Insolvenz geraten. Um GACS nutzen zu können, zahlen Banken eine Gebühr an die Regierung, müssen Eigenkapital- und Mezzanine-Tranchen verkaufen und einen Prozentsatz des übertragenen Risikos einbehalten.

Die Garantie stellt keine staatliche Beihilfe nach den Vorschriften der Europäischen Union (EU) dar, da die Regierung angeblich eine Gebühr zu „Marktbedingungen“ erhebt. Dabei handelt es sich um eine Fiktion, da gerade die fehlende Bereitschaft „des Marktes“ die Garantievergabe der Regierung begründet. Gäbe es einen Markt, der zu diesen Konditionen Garantien zu geben bereit wäre, bräuchte die Regierung diese Garantien nicht zu geben.

Seit Beginn des GACS Anfang 2016 haben Banken in 27 Transaktionen rund 74 Milliarden Euro an notleidenden Krediten verbrieft und mehr als ein Drittel ihrer notleidenden Kredite veräußert. Die Ratingagentur Moody’s sieht das kritisch: „GACS hat Banken geholfen, ihre Bilanzen zu bereinigen, aber notleidende Kredite bleiben problematisch. Etwa 50 % der notleidenden Kredite zum Jahresende 2020 waren ‚unlikely to pay‘ (UTP) Engagements.“

Die Anlegernachfrage nach italienischen NPL-Verbriefungen war trotz der Pandemie und ihrer Gesamtperformance stabil, berichtet Moody’s: „Wir haben die Ratings von neun von 22 italienischen NPL-Verbriefungen aufgrund der langsamen wirtschaftlichen Erholung und der pandemiebedingten Gerichtsverfahren, die die Eintreibungsprozesse verlangsamen, herabgestuft. Dennoch boten die zugrunde liegenden Darlehen genügend Cashflow, um Senior Notes teilweise zurückzuzahlen: Die im Rahmen des GACS-Programms garantierten ausstehenden Senior Notes sind seit ihrer Vergabe um 27 % zurückgegangen, was leicht unter dem Barbetrag liegt, den die Anleger erwartet hatten.“

Um den Aktionsplan der EU-Kommission und ihre aktuelle Strategie zum NPL-Abbau, mit dem der Bankensektor als Finanzierungsgeber privater Haushalte und Unternehmen vor systemgefährdenden Ausfallrisiken geschützt werden soll, geht es auch auf der 16. Jahreskonferenz „NPL Forum 2021″ am 8. Juli 2021 an der Frankfurt School of Finance & Management vor Ort und online per Live-Stream.

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