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Globaler Konjunkturgegenwind

Von Dr. Oliver Everling | 7.Juli 2016

Die Industrieproduktion Deutschlands schrumpft im Berichtsmonat Mai unerwartet stark um 1,3% M/M (s.a.), warnt Dr. Stefan Große vom Economics Team der NORD/LB Research/Volkswirtschaft in der Norddeutsche Landesbank Girozentrale. „Auch im Vorjahresvergleich steht nunmehr ein negatives Vorzeichen zu Buche: -0,4% Veränderung im Vergleich zu Mai 2015 wurden gemeldet.“

Damit lässt sich nach Ansicht von Große nicht mehr von der Hand weisen, dass nun auch an Deutschlands Wirtschaft die negative Entwicklung der globalen Wirtschaft nicht mehr spurlos vorbei geht. In den letzten vier Monaten gab es gerade mal einen mit einem positiven Vorzeichen (April). „Dabei sind die Auswirkungen des britischen Brexit-Referendums und die damit zusammenhängende politische Unsicherheit noch gar nicht dabei. Diese dürften dann in den nächsten Monaten für eine zusätzliche Belastung sorgen“, so die Warnung von Große. Ohnehin geben die nach seinen Worten „wenig berauschenden“ Auftragseingänge für die deutsche Industrie (-2,0% M/M im April, 0,0% M/M im Mai) kaum Hoffnung auf eine Besserung in naher Zukunft.
Bedenklich stimmt die Experten bei der NORD/LB auch, dass die Produktion insbesondere bei den Investitionsgüter gedrosselt wurde (-3,9% M/M). Lediglich Konsumgüter blieben im positiven Bereich. Zurückhaltende Investitionen sprechen nach Ansicht von Große ebenfalls für trübere Wachstumsaussichten. Die Konjunkturindikatoren wie der ifo-Geschäftsklimaindex und der ZEW hatten sich zuletzt zwar verbessert, aber diese Umfragen fanden vor dem britischen Referendum statt. Die Stimmung dürfte sich nunmehr erheblich verschlechtert haben.

Der Binnenkonsum in Deutschland dürfte allerdings weiter zum Wachstum beitragen, das zeigen unter anderem die Einzelhandelsumsätze. „Der Konsum allein wird allerdings nicht ausreichen,“ schränkt Große ein, „um den Dampfer auf Fahrt zu halten, vor allem wenn die Firmen nun auch ihre Investitionen zurückhalten sollten. Das BIP im II. Quartal erwarten wir ohnehin etwas schwächer, nun mehren sich allerdings die Fragezeichen für das III. Quartal. Um eine Krise auszurufen, ist es allerdings noch etwas zu früh.“

Das Fazit aus dem Hause der NORD/LB: „Die Industrieproduktion in Deutschland ist im Mai abermals zurück in negativem Terrain. Damit zeigt sich, dass auch wir uns nicht mehr gegen den aktuellen globalen Konjunkturgegenwind stemmen können. Von den vier Monaten Februar bis Mai hatten drei ein negatives Vorzeichen. Nicht nur das: Der Brexit-Schock ist noch gar nicht in den Zahlen enthalten, allein die Auftragseingänge in April und Mai – also noch vor Brexit – sprechen eher für trübere Aussichten. Der deutsche Konsument hält zwar die Konjunktur unter Dampf, allerdings dürften die zurückhaltenden Investitionen und die noch niedrigere Auslandsnachfrage für wenig Euphorie sorgen.“

Themen: Aktienrating, Branchenrating, Länderrating, Unternehmensrating | Kein Kommentar »

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