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Google und sanofi-aventis abwärts

Von Dr. Oliver Everling | 8.September 2010

Im Rahmen des halbjährlichen Rebalancing scheidet der US-Internetkonzern Google per 17. September 2010 aus dem Nachhaltigkeitsindex der Börse Hannover, dem Global Challenges Index (GCX), aus. „Ursachen für den Ausschluss von Google aus dem GCX sind nicht die Diskussionen um sein Street View-Produkt, sondern Defizite im Nachhaltigkeitsmanagement und ein Verstoß gegen international anerkannte Arbeitsrechte“, erläutert Dr. Sandra Lüth, Geschäftsführerin der Börse Hannover, die Entscheidung. So erreicht Google im Rating der Nachhaltigkeits-Ratingagentur oekom research nicht mehr den für die Aufnahme in den GCX notwendigen Best-in-class-Status. Grund sind unter anderem Defizite bei der Einführung eines Umweltmanagementsystems sowie bei der Formulierung von Zuliefererstandards in Bezug auf Arbeitnehmerrechte, Arbeitssicherheit und Gesundheit.

Beim französischen Pharmakonzern sanofi-aventis ist ein Verstoß gegen Arbeitsrechte Ursache für den Ausschluss aus dem GCX. Das Unternehmen steht in der Kritik, in den USA Mitarbeiterinnen systematisch bei der Beförderung übergangen und ihnen für die gleiche Arbeit weniger Lohn ausgezahlt zu haben als ihren männlichen Kollegen. Im Rahmen einer außergerichtlichen Einigung hat sich sanofi-aventis nun verpflichtet, bestehende Einkommenslücken aufzudecken und zu schließen. Der Vergleich sieht außerdem Schadensersatz für bis zu 4.000 Pharmareferentinnen vor. oekom research bewertet den Fall als Diskriminierung und damit als Verstoß gegen anerkannte Arbeitsrechte. Die Nachhaltigkeits-Ratingagentur wird den Erfolg der vom Unternehmen eingeleiteten Maßnahmen genau beobachten, kündigen die Münchner an (http://www.oekom-research.com/).

Neu in den GCX aufgenommen werden das dänische Gesundheitstechnikunternehmen Coloplast sowie der amerikanische Drucker- und Kopiererhersteller Xerox. Coloplast war bereits zum Start im September 2007 im GCX vertreten, wurde aber wegen zunehmender Defizite im Nachhaltigkeitsmanagement ausgewechselt. Das Unternehmen entwickelt und vermarktet medizinische Produkte für die Bereiche Stoma-, Wund-, Urologie- und Inkontinenzversorgung. „In den vergangenen Jahren hat Coloplast seine sozialen und umweltbezogenen Anstrengungen wieder deutlich gesteigert und überzeugt durch ein im Branchenvergleich umfangreiches Nachhaltigkeitsverständnis“, sagt Rolf D. Häßler, Director Product & Market Development bei oekom research. Die Wiederaufnahme in den GCX soll dieses verstärkte Engagement des Unternehmens würdigen.

Xerox kann in mehrerlei Hinsicht als Vorreiter seiner Branche bezeichnet werden: So sind nahezu alle Produkte mit dem Energieeffizienz-Label Energy Star ausgezeichnet. Dazu hat der Konzern eine umfassende und ambitionierte Klimaschutzstrategie entwickelt. Zudem hat Xerox konzernweite Richtlinien zu Produktentwicklung und -design hinsichtlich der Wiederverwendbarkeit und -verwertbarkeit seiner Produkte implementiert.

Die im GCX enthaltenen Unternehmen zeigen, dass sich eine nachhaltige Geschäftspolitik lohnt. Pünktlich zu seinem dritten Geburtstag zieht der Index trotz einer turbulenten Börsenphase eine positive Bilanz. „Obwohl die 50 darin enthaltenen Unternehmen rein auf Basis sozialer und ökologischer Analysen in den Index aufgenommen werden, zeigt der GCX seit seinem Launch eine bessere Performance als vergleichbare konventionelle Aktienindizes“, stellt Häßler fest. Auch im Vergleich zu anderen Nachhaltigkeitsindizes gehört der GCX zu den Indizes mit der besten Performance.

Dr. Lüth ist ebenfalls zufrieden mit der bisherigen Entwicklung des GCX: „Das Konzept des GCX, auf eine klare thematische Fokussierung und strenge Auswahlkriterien zu setzen, ist überzeugend.“ Neben der Nutzung als Basis für nachhaltige Anlageprodukte, zum Beispiel durch die Nord/LB Asset Management und das österreichische Bankhaus Schelhammer & Schattera, gewinnt der GCX zunehmend als Benchmark an Bedeutung.

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