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Japanisierung der Euroschulden

Von Dr. Oliver Everling | 19.September 2014

Ein Mitglied der griechischen Regierung öffnete Thomas Mayer, Senior Fellow, Center for Financial Studies, Goethe Universität, Frankfurt am Main, die Augen. Mayer berichtet über seine Einsichten im Vorwort zum lesenswerten Buch von Frank Schäffler „Nicht mit unserem Geld!: Die Krise unseres Geldsystems und die Folgen für uns alle“.

„Unter dem im Maastricht-Vertrag gesetzten Rahmen für die EWU hatte die Schuld der Staaten der EWU den Charakter von Schuld in Fremdwährung. Den Staaten war ja der Zugang zu der Druckerpresse der Notenbank vertraglich strikt verwehrt. Da viele Euroländer während des ersten Jahrzehnts der EWU hohe Leistungsbilanzdefizite auflaufen ließen,“ zeigt Mayer auf, „die durch Kapitalimporte aus anderen Euroländern finanziert wurden, hatten sie zudem hohe Auslandsschulden.“

Die Erfahrung vieler Schwellenländer habe gezeigt, so Mayer, dass Fremdwährungsschuld an Ausländer höchst gefährlich sein kann. „Schon mit einer staatlichen Schuldenquote von 40 Prozent oder weniger kann das Land bankrottgehen, wenn die ausländischen Gläubiger ihre Anlagen abziehen. Deshalb ist die Schuldentragfähigkeit eines Landes unter diesen Umständen recht gering.“

Dies sei einigen Euroländern, mit Griechenland an der Spitze, zum Verhängnis geworden, berichtet Mayer, „als ausländische Anleger nach dem Platzen der globalen Kreditblase unsichere Schuldner zu meiden begannen. Die Schuldentragfähigkeit kann aber erhöht werden – und zwar auf japanische Verhältnisse von 250 Prozent des BIP und mehr – wenn es gelingt, in Fremdwährung denominierte Auslandsschuld zu in heimischer Währung denominierter Inlandsschuld zu verwandeln.“

„Die Errichtung des ESM und die Aufstellung der EZB als Kreditgeber der letzten Instanz für Staaten mithilfe der Ankaufprogramme der Bank für Staatsanleihen hatten exakt diesen Effekt“, zeigt Mayer auf. „Das hatte die griechische Regierung sehr gut verstanden.“

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