« | Home | »

Jetzt Flattener- oder Steepener-Strategie?

Von Dr. Oliver Everling | 8.September 2025

Der US-Arbeitsmarkt zeigt deutliche Ermüdungserscheinungen, und dies bereits seit mehreren Monaten. „Der US-Arbeitsmarkt schwächt sich nun bereits seit mehreren Monaten ab, obwohl die Inflation leicht anzieht“, sagt Matthias Scheiber, Head of Multi-Asset Solutions bei Allspring Global Investments. Besonders problematisch sei, dass die Märkte ihre Aufmerksamkeit derzeit „stark auf Wachstum und den Arbeitsmarkt – und weniger auf die Inflation“ richten, während die Inflationserwartungen gleichzeitig steigen.

Die aktuellen Daten zeichnen ein trübes Bild. Der Bericht zu den Non-Farm-Payrolls blieb hinter den Erwartungen zurück, die Industrieproduktion stagniert, das Lohnwachstum verlangsamt sich und die Erwerbsquote steigt. „Der Arbeitsmarktbericht für Juni wurde nach unten revidiert und weist nun ein negatives Ergebnis aus – der erste negative Wert seit 2020“, betont Scheiber. Auch der JOLTS-Bericht für Juli deutet auf Schwäche hin: höhere Trennungsraten bei gleichzeitig niedrigstem Einstellungstempo seit fünf Jahren.

Trotz Diskussionen über den Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf die Jobentwicklung sehen Unternehmen aktuell von drastischen Maßnahmen ab. „Unserer Ansicht nach zögern Unternehmen jedoch noch, endgültige Kürzungen vorzunehmen – zu sehr sind sie noch von den Arbeitsmarktturbulenzen der Jahre 2020–2022 geprägt“, erklärt Scheiber.

Besonders auffällig ist, dass das Beschäftigungswachstum inzwischen fast ausschließlich von Gesundheit und privater Bildung getragen wird. „Alle anderen Branchen sind nun seit rund einem Quartal auf rollierender Basis negativ“, stellt Scheiber klar. Regionale oder sektorale Sondereffekte, die das Bild verzerren könnten, gebe es nicht – was die Entwicklung umso besorgniserregender mache.

Die Konsequenzen sind weitreichend. „Die Abschwächung am US-Arbeitsmarkt wird weiterhin Forderungen nach geldpolitischer Lockerung unterstützen – insbesondere Zinssenkungen, sowohl von Seiten der Märkte als auch der Regierung.“ Tatsächlich habe der Markt bereits drei Zinssenkungen bis Jahresende eingepreist. Gleichzeitig stellt sich für das FOMC die Herausforderung, dass die Inflation wieder steigt: „Unserer Ansicht nach kann eine Zinssenkung um 50 Basispunkte durch das FOMC im September nicht ausgeschlossen werden.“

Für die Kapitalmärkte ergibt sich daraus eine klare Positionierung. „Wir bevorzugen weiterhin globale ‚Steepener‘-Strategien entlang der Kurve, insbesondere im 5–30- oder 10–30-Jahres-Bereich – sowohl in den USA als auch in der Eurozone“, erläutert Scheiber. Zudem halte man an einer Short-USD-Position gegenüber G10- und Schwellenländerwährungen fest und setze in Multi-Asset-Portfolios auf eine Barbell-Strategie mit Qualitäts- und Value-Titeln. Chancen sieht er auch in zinssensitiven Sektoren: „Wir sehen ein sich verbesserndes Umfeld für REITs.“

Themen: Anleiherating | Kommentare deaktiviert für Jetzt Flattener- oder Steepener-Strategie?

Kommentare geschlossen.