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Kein Verlass auf Scope Fondsrating

Von Dr. Oliver Everling | 24.Juni 2020

Wer vor drei Jahren den damals bei der Berliner Ratingagentur SCOPE bestplatzierten Fonds kaufte, hat heute das Nachsehen. Die Zeitschrift „das investment“ berichtete Stand 31.07.2017 von den Performance-Kennzahlen in Euro – Quelle: Scope Analysis -, die den Ratinganalysten in Berlin damals Anlass für das Bestrating für den DWS Deutschland LC gaben. Der Kauf eines Fonds mit besserem Rating, so die Hoffnung, sollte zu einem vergleichsweise besseren Anlagergebnis führen. Von diesem Anspruch ist nun die Realität weit entfernt.

Über das Rating freuen konnte sich der Manager des Fonds, Tim Albrecht, dem viele Anleger folgten. Inzwischen gibt es Verluste und das gesamte Fondsvermögen sank um Milliarden. Nicht mehr zu korrigieren ist der Fehler mit seiner Wette auf Wirecard. Dort führten nämlich nicht „alle Wege zum Erfolg“, wie die Homepage der Firma versprach.

Das fragliche Fondsrating der Ratingagentur SCOPE umfasst fünf Ratingstufen – von A bis E. „Als Top-Rating gelten dabei allerdings nur Ratings mit den Noten A und B. Von den 5.558 bewerten Produkten haben aktuell 457 Fonds ein A-Rating (8,2 Prozent) und 1.411 Fonds ein B-Rating (25,4 Prozent)“, dokumentierte 2017 „das investment“: „Platz 1 von 25: DWS Deutschland LC (Fondsvolumen: 6.827 Mio. Euro) 3-Jahres-Vergleich des Fonds: DWS Deutschland LC, Performance 3 Jahre p.a.: 12,8%. Peergroup: Aktien Deutschland; Performance 3 Jahre p.a.: 9,0%. Vergleichs-Index: MSCI Germany Standard Core (gross) Index (LC); Performance 3 Jahre p.a.: 9,0%“. Von Scope Analysis bereitgestellte Charts zum 31.07.2017 unterstrichen eindrucksvoll die Performance des Fonds DWS Deutschland LC.

„Der Fonds investiert in deutsche Standardwerte aus dem DAX unter Beimischung ausgewählter Nebenwerte (bis zu 50% sog. Small & Mid Caps). Als Vergleichsindex wird der CDAX herangezogen“, heißt es heute auf dem SCOPE FondsPortal [*]. Der Fonds werde aktiv, stilneutral und unter Einbeziehung aller an deutschen Börsen notierten Unternehmen ungeachtet der Größe ihrer Kapitalisierung verwaltet. Im Rahmen des Investmentprozesses stehe die fundamentale Unternehmensbewertung im Vordergrund, schreibt die Berliner Ratingagentur und fügt hinzu: „Es werden globale Themen und Trends sowie ihre Auswirkungen auf einzelne Sektoren identifiziert, wobei sowohl ökonomische, politische, demografische als auch technologische Faktoren eine Rolle spielen.“ Durch das flexible Management können nach Ansicht von Scope „bewusst größere Abweichungen zum Vergleichsindex CDAX aufgebaut werden“. Das Portfolio sei mit 50 bis 70 Einzeltiteln diversifiziert.

Der Fondsmanager des DWS Deutschland LC räumt seinen Fehler ein. Anleger erleiden Verluste allerdings nicht erst dadurch, dass im Fondsmanagement Fehler gemacht werden, sondern dadurch, dass sie den Ratings einer Ratingagentur vertrauen, die den Anspruch erhebt, das „führende europäische Unternehmen zur Bewertung von Fonds und Asset Managern“ (Zitat Scope Analysis) zu sein und einen Fonds mit besten Noten beurteilt, der auch schon ohne den Skandal um Wirecard die Erwartungen nicht erfüllt.

Herabstufungen erfolgten erst nach gesunkener Performance, die es doch für den Anleger zu vermeiden gilt. Die zitierten Darstellungen [*] der Ratingagentur lassen eine eingehende Analyse erwarten. Ins Rating werden jedoch bei der Ratingagentur SCOPE wichtige Fakten über das Fondsmanagement nicht einbezogen. Aktuell findet sich auf dem SCOPE FondsPortal für den DWS Deutschland LC ein Scope Mutual Fund Rating in Höhe eines mittelmäßigen (C).

[*] Die hier am 24. Juni 2020 zitierten Seiten des SCOPE FondsPortals wurden nach Veröffentlichung unseres Textes gelöscht, so dass die Links seit 25. Juni 2020 nicht mehr zu den zitierten Seiten führen. Eine neue Darstellung der Ratingagentur findet sich auf https://www.scopeexplorer.com/details/dws-deutschland-lc/30277.

Themen: Fondsrating, Nachrichten | Kein Kommentar »

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