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Mehr Einkommen verpufft in höherer Sparquote

Von Dr. Oliver Everling | 23.September 2020

In „Normalzeiten“ folgt nach Erfahrung der Analysten im DZ BANK RESEARCH die Sparquote privater Haushalte in Deutschland einem saisonalen Muster: „Im ersten Quartal – nach Weihnachten und vor der Urlaubssaison – legen die Bürger mit durchschnittlich gut 14 Prozent einen hohen Teil ihres Einkommens auf die hohe Kante, während die Sparrate in den nachfolgenden Quartalen mit rund 9 bis 10 Prozent deutlich niedriger ausfällt.“ Als Folge der Corona-Krise beobachten die Analysten jedoch, dass das übliche Muster in diesem Jahr jedoch „ordentlich durcheinandergewirbelt“ wird, so wörtlich.

„Bereits im ersten Quartal fiel die Sparquote mit 16,5 Prozent deutlich höher aus als in den Vorjahren und im zweiten Quartal schoss sie gar auf 20,1 Prozent.“ Die Gründe hierfür sehen die Experten der DZ BANK in der Angst vor Einkommenseinbußen durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit, an Lockdown und Reisebeschränkungen, die vor allem in der ersten Hälfte des zweiten Quartals den privaten Verbrauch massiv behinderten, sowie an der Ende des zweiten Quartals für die zweite Jahreshälfte angekündigten Mehrwertsteuersenkung. Dass die Sparquote dermaßen stark anstieg, hängt aber auch damit zusammen, dass die Einkünfte der Privathaushalte angesichts der Ausmaße der anhaltenden Corona-Krise bisher erstaunlich stabil blieben: „Verglichen mit Q2/2019 fiel das verfügbare Einkommen im Q2/2020 gerade mal 0,8 Prozent niedriger aus. Dagegen ist der private Verbrauch nominal um 11,7 Prozent eingebrochen.“

Auch in der zweiten Jahreshälfte erwartet die DZ BANK, dass die Sparquote hoch bleibt und im Gesamtjahr auf rund 16 Prozent steigt, verglichen mit 10,9 Prozent in 2019. „Gerade das zweite Quartal 2020 zeigt sehr deutlich, dass einkommensstützende Maßnahmen im Kontext der Corona-Krise zwar erfolgreich die verfügbaren Einkommen der Privathaushalte stabilisieren konnten, die Sparquote aber trotzdem stark anstieg und der Konsum einbrach.“

Die vom Bundeskabinett beschlossene Verlängerung der großzügigen Regelungen zur Kurzarbeit bis Ende 2021 muss daher kritisch gesehen werden. Der wirtschaftliche Strukturwandel wird behindert und die Volkswirtschaft verliert immer weiter an Effizienz, weil Fachkräfte in kriselnden Unternehmen gehalten werden, während andere Firmen mit erfolgreichem Geschäftsmodell händeringend qualifiziertes Personal suchen.

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