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Mittelfristig Transparenzstandard zu erwarten

Von Dr. Oliver Everling | 26.Januar 2012

Unabhängig vom Anlass der Durchführung eines Unternehmensratings, wird die Notwendigkeit von internen wie auch von externen Ratings ungebrochen sein, prognostiziert Andreas Dahmen in seinem Beitrag zum Buch “Transparenzrating – Wege zur effizienten Analyse und Bewertung der Rechnungslegung von Unternehmen“ (herausgegeben von Dr. Oliver Everling, Peter Schaub und Rolf Stephan, Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, www.gabler.de, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-8349-3365-2). Dahmen ist Vorstand der vwd group, vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste AG in Frankfurt am Main (www.vwd.com). Dahmen geht in seinem Beitrag speziell auf die Verhältnisse bei Fremdkapitalgebern, insbesondere Banken, sowie Anteilseigner ein.

Nicht zuletzt aus Gründen der Objektivität sowie aufgrund der Vielfältigkeit der Marktteilnehmer wird beim Unternehmensrating das Maß an gewünschten Informationen und Erkenntnissen tendenziell steigen, sieht Dahmen voraus. “Dabei haben die zurückliegenden Ausführungen gezeigt, dass Einflüsse von außen, zum Teil auch gesetzlicher Natur, den Raum für die selbstständige Entscheidungen betreffend den Grad der Unternehmenspublizität bereits begrenzen.”

Allerdings lasse sich die Ursache für hohe Informations- und Transparenzanforderungen häufig, auf Unternehmensentscheidungen zurückführen. Dahmen beschreibt diese Zusammenhänge in seinem Beitrag zum Buch “Transparenzrating” im Detail. Mit Bezug auf den DCGK, zeige der Kodex Report von 2009, dass die Akzeptanz gegenüber den ausgesprochenen Empfehlungen stetig wachse. “Zum einen wird die gebotene Flexibilität hinsichtlich der Einhaltung ein Grund dafür sein. Zum anderen wächst auch das Verständnis von Unternehmen, sich dem Markt abgesehen von der produkt- und dienstleistungsbezogenen Darstellung weiter zu öffnen und zu präsentieren.”

Nach Ansicht von Dahmen bleibt abzuwarten, ob neben den Forderungen nach unternehmerischer Transparenz weitere Determinanten aufkommen, die die Ausgestaltung interner und externer Ratings verändern. Mitunter könnten – die durch die Finanzkrise verstärkt aufkommende – Risikoaversion und auch die Gewissheit, dass Informationswege schnell und effizient sind und stetig weiterentwickelt werden, den Informationsbedarf von Anlegern weiter steigern. “Obgleich die Forderungen von Marktteilnehmern bereits hoch sind,” so Dahmen, “kann die Toleranz gegenüber Unternehmen, die ihren Publizitätsverpflichtungen vergleichsweise wenig stark nachkommen oder auch weniger Bereitschaft zeigen, sinken. Die Auswirkungen würden sich mit Sicherheit zunächst bei den unternehmerischen Aktivitäten am Kapitalmarkt zeigen. Darüber hinaus rücken hierbei jedoch noch weitere Stakeholder in den Vordergrund, so dass auch das operative Geschäft der Gesellschaft Konsequenzen erfahren könnte in Bezug auf Kunden und Lieferanten.”

“Mittelfristig kann sich ein verbreiteter Transparenzstandard einstellen,” so Dahmen, “welcher aus heutiger Sicht als anlegerfreundlich beschrieben werden kann. In Folge dessen, könnten sich allerdings Ergebnisse interner und externer Ratings weiter annähern. Dies setzt voraus, dass die geforderten Informationen zwischen den unterschiedlichen Gutachtern identisch beziehungsweise, aufgrund der Transparenzbereitschaft von Unternehmen, vereinzelt auch öffentlich zugänglich sind.”

Dahmen empfiehlt, “den Unternehmen aber nicht noch mehr gesetzliche Regularien zu verpassen, die die doch schon erheblichen gesetzlichen Anforderungen noch weiter erhöhen und damit die dafür aufzubringenden Kosten immer mehr erhöhen.” Wenn man den Marktregelungsprozess „adverse selection“ betrachte, reiche aus Sicht von Dahmen das Einfordern eines freiwilligen Ratings durch den Kapitalmarkt vollkommen aus, um den gewollten Effekt zu erzielen: Denn der Kapitalmarkt werde den Unternehmen, die sich dem Rating entziehen, unterstellen, etwas verbergen zu wollen, und somit würden auch diese gezwungen, sich zu „outen“ und die entsprechende Transparenz herzustellen.

Zum Schluss seines Beitrags merkt Dahmen an: “Der Mensch strebt immer nach der vollkommen Wahrheit, die – da sollten wir uns nichts vormachen – aber auch durch das Rating, welches wiederum durch Menschen erstellt wird, nicht erreicht wird!”

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