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oekom research versachlicht CCS-Diskussion

Von Dr. Oliver Everling | 22.Juli 2010

Ein neuer Gesetzentwurf der Bundesregierung lässt künftig die Erprobung geologischer CO2-Speicher in Deutschland zu. Mit Hilfe der Carbon Capture & Storage Technologie (CCS) soll das bei Verbrennungs- oder Umwandlungsprozessen entstehende Kohlendioxid (CO2) abgetrennt und dauerhaft gespeichert werden, so dass es nicht in die Atmosphäre gelangt.

In der Öffentlichkeit ist das Verfahren unter anderem deshalb umstritten, weil bisher nur wenige Erkenntnisse über langfristige Umweltauswirkungen vorliegen. In einem aktuellen Positionspapier beleuchten die Analysten der oekom research AG die vielschichtige Thematik CCS. Fazit: Das Verfahren ist noch nicht marktreif, hat jedoch Potenzial als Brückentechnologie, darf aber nicht zu Lasten von Investitionen in erneuerbare Energien gehen.

Angesichts des fortschreitenden Klimawandels sei klar, schreibt die Ratingagentur aus München, dass der weltweite CO2-Ausstoß dringend und massiv reduziert werden muss. Das langfristige Ziel ist eine kohlenstofffreie Energieerzeugung. „Der Ansatz, weiterhin fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas zu verbrennen und die daraus resultierenden CO2-Emissionen per CCS unterirdisch einzulagern, klingt verlockend. Fraglich ist jedoch,“ warnen die Experten aus der München, „ob er eine nachhaltige Lösung sein kann.“

„Zumindest für eine Zeit des Übergangs ist CCS als wichtige Brückentechnologie einzuordnen – sofern Sicherheit und Wirtschaftlichkeit gegeben sind. Langfristiges Ziel muss aber der Ausbau erneuerbarer Energien und die Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen auf europäischer und internationaler Ebene sein“, sagt Kristina Rüter, Research Director bei oekom research.

Der neue Gesetzentwurf der Bundesregierung sieht eine schrittweise „Demonstration und Anwendung von Technologien zur Abscheidung, zum Transport und zur dauerhaften Speicherung von Kohlendioxid“ vor. Politiker, Industrie und Teile der Wissenschaft betonen das Potenzial, das CCS zur Reduzierung von CO2-Emissionen bietet. So sieht der Weltklimarat IPCC das CCS-Verfahren als Schlüsseltechnologie zur Minderung von Emissionen im Energieversorgungsbereich.

Andere Wissenschaftler und NGOs verweisen hingegen auf noch mangelhafte Erkenntnisse hinsichtlich Umsetzbarkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Technologie sowie damit einhergehende Risiken. Einige NGOs befürchten beispielsweise unkalkulierbare Risiken durch CCS und mahnen an, dass die Technologie absehbar keinen Beitrag zum Klimaschutz leisten könne, da sie Kraftwerke deutlich ineffizienter mache, den Ressourcenverbrauch erhöhe und die Energiewende blockiere. Andere sehen den deutschen Gesetzentwurf als Vorbereitung in den großtechnischen Einstieg und bezeichnen die Betitelung als Forschungs- und Erprobungsgesetz als Täuschung.

National wie international sind intensive Bemühungen um Forschung und Entwicklung der CCS-Technologie dringend erforderlich, damit klar wird, welchen Beitrag CCS in welchen Ländern zum Klimaschutz leisten kann. oekom research betrachtet die CO2-Abscheidung und Speicherung allenfalls als Brückenlösung: Angesichts des akuten Handlungsbedarfs sollte sie so lange Anwendung finden, bis kohlenstofffreie Verfahren zur Energieerzeugung flächendeckend und ökonomisch verfügbar sind. „Zu Lasten anderer Strategien wie beispielsweise der Steigerung der Energieeffizienz, des Ausbaus erneuerbarer Energien und eines sparsamen Umgangs mit Ressourcen dürfen Investitionen in die Erprobung von CCS nicht gehen“, betont Kristina Rüter.

Bei der Bewertung innerhalb der Ratings der Energieversorger sowie der Öl- und Gasunternehmen betrachtet oekom research das CCS-Verfahren deshalb als nur einen Bestandteil der umfassenden Energie- und Klimaschutzstrategie von Unternehmen. Forschung und Entwicklung von CCS werden positiv bewertet, solange keine erkennbare Einschränkung oder Reduzierung der Aktivitäten in Bereichen wie Energieeffizienz und erneuerbare Energien damit verbunden ist. Generell muss die Entwicklung von CCS-Maßnahmen in eine Gesamtstrategie zur Reduzierung der CO2-Emissionen aus der Energiegewinnung eingebettet sein.

Themen: Nachhaltigkeitsrating | Kein Kommentar »

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