Outcourcing der Risikoklassifikation nach MIFID II
Von Dr. Oliver Everling | 12.Juli 2019
Für die Anlagerberatung gelten in Deutschland die europäischen Standards der MIFID II Richtlinie. Für jedes angebotene Investmentprodukt muss deshalb u.a. das Risiko bestimmt und mit der Risikobereitschaft des Kunden abgeglichen werden. Während bei Investmentfonds und Zertifikaten die Risikoklassen durch die Hersteller zur Verfügung gestellt werden, müssen Banken und Sparkassen für Aktien und Anleihen selbst aktiv werden.
Das unabhängige Finanzdienstleistungsinstitut DERICON will ab sofort auf Basis einer eigens entwickelten Methodik für alle gängigen Aktien und Anleihen die vom Gesetzgeber geforderten Risikoklassen berechnen. „Privatanleger haben somit in der Beratung wieder Zugang zu den für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge wichtigen Basiswertpapieren“ erläutert Andreas Krause, Geschäftsführer von DERICON die Notwendigkeit.
Gleichzeitig werden unterschiedliche Wertpapiere miteinander vergleichbar, da alle Produkte unter die gleiche Klassifizierung von eins (niedriges Risiko) bis sieben (hohes Risiko) fallen. „Berater und Kunden können im Rahmen der Geeignetheitsprüfung jetzt sofort erkennen, ob ein Produkt zum Anlageziel passt und die Risiken besser miteinander vergleichen.“ so Krause weiter.
Um die Vergleichbarkeit mit den Risiken von Fonds und Zertifikaten herzustellen, wird für die Berechnung auf eine weitgehende Äquivalenz zu den Vorgaben der PRIIPs Verordnung (EU) 2016/1800 und der Delegierten Richtlinie (EU) 2017/653) gesetzt. Das Gesamtrisiko setzt sich auch bei den durch Dericon ermittelten Risikoklassen aus Kredit- und Marktrisiko (Währungs- und Kursrisiko) zusammen. Eine Besonderheit bei den Risikoklassen von DERICON besteht darin, dass bei Anleihen nicht auf klassische Ratings, sondern auf die am Markt tatsächlich gehandelten Risikoprämien (Credit Spreads) abgezielt wird. „Die Credit Spreads haben sich gerade in Krisenzeiten als deutlich marktnaher und aussagekräftiger erwiesen als die Einstufungen durch die Ratingagenturen.“ erläutert Andreas Krause von Dericon.
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Marktbefragung Logistikimmobilien
Von Dr. Oliver Everling | 12.Juli 2019
Die Ratingagentur Scope hat Anbieter von Immobilienfonds befragt, die im Logistiksegment aktiv sind. Die 19 befragten Anbieter beurteilen die Lage in allen Segmenten, in denen sie aktiv sind, sehr positiv – sowohl in Bezug auf 2019 als auch auf 2020. Dies gilt insbesondere für Anbieter im Bereich Projektentwicklung (90% bewerten Lage mit „gut“ oder „sehr gut“) sowie in den Bereichen geschlossene Spezial-AIF und Fremdkapitalvehikel (jeweils 80%). Ein wesentlicher Treiber der positiven Perspektiven für Logistikinvestments ist der E-Commerce und die sich daraus ableitenden Strukturveränderungen im Einzelhandel.
Die 19 Befragten bieten verschiedene Investmentlösungen wie Spezial-AIF oder über verschiedene Nutzungsarten diversifizierte Immobilien-Publikumsfonds an. Knapp die Hälfte der Befragten offeriert Anlegern Logistikimmobilien-Investments auch über Fremdkapitalvehikel. Darüber hinaus sind rund 40% der Befragten bei Projektentwicklungen aktiv.
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Deutschland verspielt sein Top-Rating
Von Dr. Oliver Everling | 8.Juli 2019
Coface führt Deutschland nicht mehr in der besten Länderkategorie. Der internationale Kreditversicherer hat die Bundesrepublik von A1 in A2 herabgestuft. „Die veränderte Länderbewertung steht im Zusammenhang mit einem deutlich erhöhten Risiko in wichtigen Branchen“, erklärt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg. So wurden die Sektoren Automobil und Metall sowie Pharma und Informations- und Kommunikationstechnologie ebenfalls herabgestuft. Neben Deutschland wurde auch die Bewertung von Österreich von A1 ins A2 nach unten korrigiert. Die Automobilbranche erfuhr eine Herabstufung in 13 Ländern.
Die in Teilbereichen eng miteinander verbundenen Branchen Automotive und Metall führt Coface in der Branchenbewertung für Deutschland nun in der Kategorie „hohes Risiko“. Die Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Pharma wurden auf „mittleres Risiko“ herabgestuft. Die Länderbewertung erfolgt in den Stufen A1 bis A4, B, C, D und E. Die Branchenrisiken erfasst der Kreditversicherer in „sehr hoch“, „hoch“, „mittel“ und „gering“. Anders als die Länderratings der Ratingagenturen macht die Länderbewertung von Coface keine Aussage zur Staatsbonität oder über den Wert von Staatsanleihen. Coface bemisst das Risiko für Unternehmen, bei Geschäften mit Abnehmern in einem Land Forderungsverluste zu erleiden. Die Volkswirte untersuchen neben der wirtschaftlichen und politischen Situation in 161 Ländern auch die Entwicklung von 13 Branchen in 26 Ländern. Dieser Ausschnitt erfasst rund 85 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung.
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Sinnvolle Alternativen zum Bankkredit
Von Alex Bergmann | 4.Juli 2019
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Vor allem frisch gegründete Unternehmen benötigen mehr Kapital als normalerweise. Entsprechendes Kapital wird für das Wachstum des Unternehmens benötigt, aber auch, um beispielsweise große Projekte zu finanzieren oder saisonale Spitzen zu meistern.
Nicht immer ist es sinnvoll und auch möglich, einen Kredit bei der Bank aufzunehmen. Vor allem mittelständische Unternehmen in Deutschland nehmen immer öfters alternative Finanzierungsarten in Anspruch.
Welche Finanzierungsarten es gibt, wie diese ablaufen und was deren Vor- und Nachteile sind, wird in diesem Artikel näher erläutert.
Die alternativen Finanzierungsarten
FineTrading
Eine alternative Finanzierungsmethode, welche noch nicht allzu bekannt ist, aber immer weiter voran schreitet, ist das FineTrading. Auch bekannt als Warenvorfinanzierung. Dabei stimmt der Käufer sich klassisch mit dem Lieferanten über die benötigten Ressourcen ab. Diese werden aber nicht vom Käufer direkt bestellt, sondern über einen FineTrader, welcher als Zwischenhändler dient. Dieser bestellt die Waren und begleicht umgehend die Rechnung nach der Freigabe seitens des Unternehmens.
Auch, wenn der FineTrader als Zwischenhändler dient, wird die Ware direkt an den Kunden geliefert. Da man nun als Sofortzahler eingestuft wird, können besondere Konditionen in vielen Fällen gewährt werden. Der FineTrader erstellt seine Rechnung zuletzt und gewährt einem ein Zahlungsziel von bis zu 120 Tagen, sodass das Projekt etc. erst abgeschlossen werden kann, um das Geld zu vermehren.
Factoring
Factoring ist eine zweite, sehr beliebte und mittlerweile auch bekannte Finanzierungsalternative. Beim Factoring wird mit einem Factoring Unternehmen ein Vertrag abgeschlossen über einen unbestimmten Zeitraum, indem sämtliche bestehende und eingehende Forderungen an den Factor verkauft werden. Dieses bringt nicht nur eine sofortige Liquiditätssteigerung mit sich, sondern auch einen Ausfallschutz. Denn in der Regel wird bei positiver Bonitätsprüfung das komplette Ausfallrisiko und Debitorenmanagement vom Factor übernommen. Dadurch wird zudem die eigene Buchhaltung vollständig entlastet.
Leasing als kurzfristige Alternative
Oftmals werden für bestimmte Projekte Maschinen und Ressourcen benötigt, welche nur für dieses eine Projekt bestimmt sind. Anschließend werden sie nie wieder benötigt. Entweder stehen sie nur noch herum, oder werden mit viel Verlust verkauft, da die Anschaffung sehr teuer war.
In solchen Fällen ist Leasing eine gute Option. Beim Leasing werden für einen bestimmten Zeitraum die Nutzungsrechte an Maschinen erworben, wofür eine monatliche Gebühr gezahlt wird, welche nur einen Bruchteil des Kaufpreises beträgt. Ist das Projekt abgeschlossen und die Laufzeit vorbei, werden die Maschinen einfach wieder an den Leasinggeber zurückgegeben.
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GBB Emissionsrating von Hypothekenpfandbriefen
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2019
Die GBB-Rating erweitert mit einer neuen Ratingmethodik „Emissionsrating von Hypothekenpfandbriefen“ ihr Produktangebot an qualitativ hochwertigen und Aufwand-bepreisten Dienstleistungen zur Unterstützung der Banken des privaten Bankgewerbes.
Insbesondere für kleinere und mittlere Institute soll das Angebot eines anerkannten, kostengünstigen Emissionsratings bei der Schaffung einer zusätzlichen, fristenkongruenten Refinanzierungsquelle sowie der Nutzung damit ggf. verbundener Refinanzungskostenvorteile einen deutlichen Mehrwert bringen.
Die GBB-Rating hat ihre neue Ratingmethodik Emissionsrating von Hypothekenpfandbriefen am 24.06.2019 in der Version 1.0.04, Stand Juni 2019 veröffentlicht und stellt diese bis einschließlich 22.07.2019 gemäß der Verordnung (EU) Nr. 1060/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. September 2009 in Verbindung mit der Änderung durch Verordnung (EU) Nr. 462/2013 vom 21. Mai 2013 zur Konsultation.
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Mehr Experten bei Carmignac
Von Dr. Oliver Everling | 27.Juni 2019
Carmignac gibt die Ernennung von Eliezer Ben Zimra (33) und Guillaume Rigeade (44) als Co-Fondsmanager des Multi-Asset-Fonds Carmignac Portfolio Capital Plus bekannt, der über 1 Milliarde Euro Assets under Management verfügt (Stand 14.06.2019).
Sowohl Ben Zimra als auch Rigeade kommen von Edmond de Rothschild Asset Management, wo sie Portfoliomanager im Fixed Income-Team waren. Sie verfügen über jeweils 15 Jahre Erfahrung im Fondsmanagement und verfolgen auf den Rentenmärkten einen flexiblen Allokationsansatz.
Rose Ouahba, Head of Fixed Income bei Carmignac, sagt: „Wir freuen uns, dass unser Fixed Income-Team weiter wächst und wir die Ernennung eines so talentierten und erfahrenen Duos bekanntgeben können. Eliezer und Guillaumes umfangreiches Wissen über Asset-Allokationen im Anleihebereich passt perfekt zur DNA von Carmignac.“
Ben Zimra und Rigeade treten am 9. Juli ihre neuen Positionen bei Carmignac an und werden an Rose Ouahba, Head of Fixed Income, berichten. Beide werden ihren Sitz in Paris haben.
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Kopiert CACEIS amazons „Market Place“?
Von Dr. Oliver Everling | 27.Juni 2019
CACEIS baut seine im Jahr 2016 eingeführte TEEPI-Plattform weiter aus. Die Abkürzung TEEPI steht für „Tailored Electronic Exchange Platform for Investors“. Die speziell auf die Bedürfnisse institutioneller Anleger und Kapitalverwaltungsgesellschaften zugeschnittene, offene Plattform basiert auf sozialen Netzwerken und wird bereits von rund 300 Finanzunternehmen genutzt. Die neu entwickelte Funktion heißt „Marktplatz“ (englisch „Market Place“) und soll den Vertrieb europäischer Fonds erleichtern.
Der „Marktplatz“ stellt CACEIS als einen kostenlosen Service vor, der es professionellen Anlegern ermöglicht, Anteile von in Europa vertriebenen Fonds zu kaufen oder zu verkaufen. Über eine Suchmaschine identifizieren die Nutzer auf der Plattform Fonds, die bestimmten Anlagekriterien entsprechen – und können dann auf detaillierte Informationen zugreifen und Anteile auch direkt online kaufen oder verkaufen. In der TEEPI-Bibliothek sind die passenden Verkaufs- und Rechtsdokumentationen der Fonds, wie Prospekt, KIID und Jahresbericht, sowie Performance-Analysen und Informationen über Fondsmerkmale hinterlegt.
Zudem bietet eine weitere neue Funktion zur Aggregation von Anteilen dem Investor eine konsolidierte Sicht auf die Fondsanteile, welche bei der Transferstelle (transfer agent) gehalten werden. Das KYC-Management (Know Your Customer) von TEEPI wird vollständig digitalisiert. Die Online-Einreichung von Dokumenten zur Investorenidentifikation soll es künftig ermöglichen, so viele Konten wie nötig bei Transferstellen zu eröffnen.
Durch TEEPI sollen Asset Management-Gesellschaften demnach von einem zusätzlichen digitalen Kanal für die Kontoeröffnung und Fondszeichnung profitieren. Zunächst können nur Investmentgesellschaften die neuen Funktionalitäten nutzen, die auch CACEIS-Kunden sind – danach baut CACEIS die Plattform schrittweise für alle Marktteilnehmer aus.
CACEIS entwickelt TEEPI zusammen mit einer Gruppe von Pilotkunden kontinuierlich weiter. Die Plattform wurde ursprünglich entwickelt, um Unternehmen bei der Erfüllung der Meldepflichten von Solvency II, MiFID II und PRIPs zu unterstützen. Dank breiterer Funktionalitäten sowie der sozialen, netzwerkähnlichen Struktur hat sich die Nutzung heutzutage mit über einer Million ausgetauschter Berichte auf der Plattform deutlich erhöht. Auch für 2019 sind weitere neue Funktionen vorgesehen.
Laurent Majchrzak, Group Product Director von CACEIS, sagt: „TEEPI ist ein weiterer Beleg für die Kompetenz von CACEIS in den Bereichen Fondsvertrieb, digitale Innovation und Integration disruptiver Technologien. Die vollständig offene Architektur und die innovative Aggregationssicht von TEEPI stoßen bereits auf großes Interesse seitens des Marktes.“
Joseph Saliba, stellvertretender CEO von CACEIS, ergänzt: „TEEPI ist ein großer Durchbruch für den Markt, und wir sind stolz auf diese wegweisende Lösung für den Direktvertrieb von Fonds. Digitale Lösungen sind der Schlüssel zur Verbesserung der Effizienz und der Geschäftsmöglichkeiten. Die neuen Funktionen von TEEPI bieten den Marktteilnehmern enorme Vorteile“.
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m:access München, Frankfurt und XETRA notieren Solutiance AG
Von Dr. Oliver Everling | 5.Juni 2019
Die Aktien der Solutiance AG (ISIN DE0006926504), Innovationsführerin für digital basierte Lösungen im Facility Management, werden ab sofort auch im Premiumsegment m:access der Börse München, im Freiverkehr in Frankfurt und im XETRA gehandelt.
Dazu CEO Uwe Brodtmann: „Die Notierungsaufnahme an den neuen Handelsplätzen ist erneut Beleg dafür, dass wir unsere Transparenz- und Kommunikationsstrategie konsequent an den Wünschen und Bedürfnissen unserer Aktionäre und potentiellen Investoren ausrichten. Gleichzeitig schaffen wir so die nötigen Voraussetzungen für eine Kapitalmarktentwicklung, die unsere bisherigen und erwarteten operativen Erfolge widerspiegelt. Mit mwb fairtrade haben wir einen Partner gewonnen, der als Designated Sponsor für eine verbesserte Handelbarkeit der Aktie und einen engeren Spread zwischen Geld- und Briefkursen sorgt.“
Im Rahmen der geplanten IR-Aktivitäten wird Solutiance sich in diesem Jahr noch auf verschiedenen Investorenkonferenzen präsentieren. Dazu gehören unter anderem die European Small and Mid Cap Conference ESMiC in Hamburg am 6. Juni, die Quirin Champions Conference am 12. Juni in Frankfurt, die Baader Investment Conference in München am 27. September und die Münchener Kapitalmarkt Konferenz am 10. Dezember.
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Vertrauen wirkt in der Finanzberatung
Von Dr. Oliver Everling | 29.Mai 2019
Damit aus Leichtsinn gesundes, erwachsenes Vertrauen wird, brauchen wir ein Beratungsangebot, das den Kunden als Finanzentscheider von Anfang an aktiv einbezieht. Internationale Experten aus Finanzwirtschaft und Wissenschaft diskutierten mit den Teilnehmern am Donnerstag, den 23. Mai auf dem von FCM Finanz Coaching veranstalteten 11. Expertenforum „Risikoprofiling mit Anlegern“ über neue Beratungsansätze für den Kunden.
Das waren die Themen: Vertrauen in den Beratungsprozess selbst stärken – Wie kann das der einzelnen Bank und dem Berater gelingen; Vertrauen und Risiko als konstituierende Elemente der Beratung. Sind Menschen mit viel Selbstvertrauen schwierige Kunden? Die Rolle des Selbstbildes in der Beratung. Die Wirkung von Selbstvertrauen, Vertrauen und Zuversicht in der Finanzberatung. Risikoprofiling in der Frauenfinanzberatung: Reflexion der Risikobereitschaft als wichtiger Baustein einer selbstbestimmten Anlageentscheidung. Mehr Entscheidungssicherheit – und Selbstvertrauen – mit Risikoprofiling am Beispiel der Walser Privatbank.
Die Präsentationen und die Diskussion in den Arbeitsgruppen brachten überraschende Einsichten und neue Fragen: 1) Fakten zu wissen alleine genügt nicht. Finanzielle Bildung wirkt erst dann, wenn der Entscheider den Wissenszuwachs auch subjektiv spürt. 2) Beratungsgespräche haben häufig mit Macht und Wettbewerb zwischen Berater und Kunden zu tun. Mal ist es der Berater, der dem Kunden seine Kompetenz beweisen möchte, mal der Kunde. So oder so: das Ergebnis leidet darunter, wenn es beiden nicht gelingt aus diesem Muster auszusteigen. 3) Die Bereitschaft auch langjährig erfahrener Berater sich zu hinterfragen ist groß. Wissenschaftliche Untersuchungen zum Gesamtkonzept Beratung und Risikoprofiling sind noch rar. 4) Das Interesse an der Beratung von Frauen ist groß. Besonders männliche Berater sind offen für Impulse: Was muss ein Berater bei der Beratung von Frauen anders machen?
Das Expertenforum „Risikoprofiling mit Anlegern“ ist ein interdisziplinärer Think Tank, der wertvolle Anregungen für Unternehmensstrategien, innovative Beratungsprozesse und die tägliche Praxis des Risikoprofilings entwickelt. In diesem Jahr diskutierten Praktiker und Wissenschaftler u.a. von der Hochschule Ludwigshafen a. Rh., zhaw – Institut für Wealth & Asset Management, Vermögen & Zukunft in Zürich, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der Walser Privatbank AG.
Auch 2020 wird das Expertenforum seine Arbeit fortsetzen. Der Termin für das 12. Expertenforum „Risikoprofiling mit Anlegern“ steht schon fest: Donnerstag, 17. September 2019.
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Digitalisierung beeinflusst strategische Ziele
Von Dr. Oliver Everling | 27.Mai 2019
„Wir haben ein ganzes Bündel von Strategien“, sagt Dr. Detlef Hosemann mit Blick auf die vielen Teilstrategien im Hause der Helaba. Er ist seit 2009 Mitglied des Vorstands der Landesbank Hessen-Thüringen. Nische, Differenzierung und Kostenführerschaft seien die Grundstrategien, unter denen eine Bank unter den speziellen Bedingungen des Bankgeschäfts zu wählen habe. „Nische sieht man ganz selten“, sagt er, „und das Thema Differenzierung funktioniert doch nicht“. So bleibe vor allem die Suche nach Kostenführerschaft.
Hosemann spricht auf dem FORUM Seminar „Big Data & Künstliche Intelligenz“ in Frankfurt am Main zum Thema „Digitalisierungsstrategie oder Digitalisierung der Geschäftsstrategie – langfristige Banksteuerung in Zeiten der Disruption“.
„Das Bankgeschäft ist für Künstliche Intelligenz sehr empfänglich“, sagt Hosemann und verweist u.a. darauf, dass das Bankgeschäft auch aus Kundensicht recht unemotional sei. Anwendungsfelder in Banken seien seit zwanzig Jahren schon recht zahlreich, wie beispielsweise beim Scoring von Privatkunden. Prüfung von Unterlagen auf Vollständigkeit und ähnliche Aufgaben benötigen keine KI. Hosemann schließt aber nicht aus, dass hier auch in Banken ein Wachstumsfeld entstehen könnte.
Hosemann hält die Mustererkennung, wie sie durch KI möglich sei, auch für zahlreiche Überwachungsaufgaben für nützlich. Inhaltliche Auswahl und Beratung zu Produkten sei aufgrund der angestrebten Differenzierung der Bank weniger interessant, wenn auch die Schnittstelle zum Kunden für KI zahlreiche Möglichkeiten biete, denn die Kundensicht sei allein entscheidend. Der Übergang zu neuer Wertschöpfung sei hier fließend. Die Erstellung von Verhaltens- und Bedarfsprofilen mache der Kunden nur dann mit, wenn für ihn dadurch ein Nutzen entstehe.
„KI-Knowhow sei nicht IT-Knowhow“, warnt Hosemann. Die Kompetenzen der Mitarbeiter auf diesen Gebieten unterscheiden sich doch deutlich. Hosemann sieht die Banken mit Blick auf Wettbewerber unterschiedlich aufgestellt.
„Banken brauchen keine KI-Strategie“, so das Fazit von Hosemann. Allerdings müsse man frühzeitig Erfahrung sammeln.
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