Die Rolle der Ratingagenturen in Frankreichs Wirtschaftskrise
Von Dr. Oliver Everling | 24.Juni 2024
In seinem jüngsten CIO View hat Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF SE, die aktuelle wirtschaftliche Situation Frankreichs vor den überraschend angesetzten Parlamentswahlen analysiert. Viebigs Einschätzungen werfen ein Licht auf die vielfältigen Herausforderungen, mit denen das Land konfrontiert ist, und betonen insbesondere die Rolle der Ratingagenturen in diesem Kontext.
Viebig beschreibt, wie die unerwartet angesetzten Parlamentswahlen die Kapitalmärkte stark beeinflussen. Er weist darauf hin, dass Umfragen ein mögliches Erstarken des rechten Wahlbündnisses Rassemblement National (RN) unter Marine Le Pen prognostizieren, was die Unsicherheit an den Märkten erhöht und zu deutlichen Kursverlusten und einem Anstieg der Renditeunterschiede zwischen französischen und deutschen Staatsanleihen geführt hat.
Trotz dieser politischen Turbulenzen hebt Viebig hervor, dass sich die französische Wirtschaft in den letzten Jahren relativ gut entwickelt hat. Während andere europäische Länder ebenfalls mit den Nachwirkungen der Finanzkrise von 2008 und der Corona-Pandemie zu kämpfen hatten, habe sich Frankreich besser erholt als Deutschland. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für 2024 ein Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent für Frankreich, im Vergleich zu nur 0,2 Prozent für Deutschland.
Ein Hauptproblem bleibt jedoch die hohe Staatsverschuldung. Seit der Corona-Pandemie ist das Budgetdefizit auf 5,5 Prozent gestiegen und die Schuldenquote erreichte 2023 110,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Diese Zahlen liegen deutlich über den im Maastricht-Vertrag festgelegten Grenzen, was den Handlungsspielraum der Regierung einschränkt. Gleichzeitig fordert die Bevölkerung angesichts finanzieller Nöte ein stärkeres staatliches Engagement, was politische Parteien wie das Rassemblement National ausnutzen, indem sie großzügige Sozialversprechen machen.
In diesem Kontext gewinnt die Rolle der Ratingagenturen an Bedeutung. Viebig stellt fest, dass Frankreich seit längerem unter deren Beobachtung steht. Die Ansetzung von Neuwahlen hat die Aufmerksamkeit der Kreditanalysten weiter auf die Staatsfinanzen gelenkt. Moody’s bewertete die Situation am 10. Juni 2024 mit der Warnung, dass die Neuwahlen die Risiken für die Haushaltskonsolidierung erhöhen. Derzeit wird Frankreich von Moody’s mit der Note Aa2 bewertet, während Fitch und Standard & Poor’s ein etwas schwächeres Rating von AA- vergeben. Standard & Poor’s hat Frankreichs Bonitätsnote erst im vergangenen Monat gesenkt.
Die Einschätzungen der Ratingagenturen beeinflussen maßgeblich die Finanzmärkte und die Kreditkosten eines Landes. In Zeiten politischer Unsicherheit neigen sie dazu, die Risiken stärker zu betonen, was die Situation für die betroffenen Länder weiter verschärfen kann. Dies zeigt sich in der deutlichen Zunahme der Rendite französischer Staatsanleihen und der Ausweitung der Zinsdifferenz zu deutschen Bundesanleihen.
Ratingagenturen werden oft dafür kritisiert, dass ihre Bewertungen prozyklisch wirken und wirtschaftliche Probleme verstärken können, anstatt zur Stabilisierung beizutragen. Ihre Entscheidungen basieren auf komplexen Modellen und zahlreichen Variablen, aber die genaue Methodik bleibt oft intransparent, was zu Misstrauen und Kritik führt. In Frankreichs aktuellem Fall könnte die strenge Bewertung durch die Ratingagenturen dazu beitragen, die wirtschaftlichen Herausforderungen weiter zu verschärfen, indem sie die Finanzierungskosten erhöhen und das Vertrauen der Investoren beeinträchtigen.
Die wirtschaftliche Situation Frankreichs ist komplex und von zahlreichen internen und externen Faktoren beeinflusst. Die anstehenden Parlamentswahlen und die hohe Staatsverschuldung stellen erhebliche Herausforderungen dar. Die Rolle der Ratingagenturen in diesem Kontext ist besonders kritisch zu betrachten, da ihre Bewertungen die finanziellen Bedingungen eines Landes erheblich beeinflussen können. Es bleibt abzuwarten, wie Frankreich mit diesen Herausforderungen umgehen wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um das Vertrauen der Investoren zu sichern und die Staatsfinanzen zu stabilisieren. Prof. Viebigs Analyse unterstreicht die Notwendigkeit einer verlässlichen Finanzpolitik, um die wirtschaftliche Stabilität in turbulenten Zeiten zu gewährleisten.
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Die Zukunft der EU in einer geopolitischen Neuordnung: Herausforderungen und Chancen
Von Dr. Oliver Everling | 11.Juni 2024
Die Welt erlebt eine geopolitische Neuordnung, ausgelöst durch die Rivalität zwischen den USA und China. Die Rolle der Europäischen Union (EU) in der Weltwirtschaft und -politik des 21. Jahrhunderts steht auf dem Spiel. Die EU muss entweder als bedeutender globaler Akteur auftreten oder riskiert, eine Nebenrolle zu spielen.
Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt der FERI Gruppe, analysiert die wirtschaftlichen Entwicklungen und beeinflusst die Multi-Asset-Strategie der FERI. Er hat langjährige Erfahrung in der Makroanalyse und begann seine Karriere beim Max-Planck-Institut für Ökonomie und beim Verband der chemischen Industrie. Angermann studierte Volkswirtschaftslehre in Berlin und Bayreuth.
Europa steht vor drei zentralen Herausforderungen, schreibt Angermann: Es muss seine Verteidigungsfähigkeit sicherstellen, im globalen Kontext einheitlich auftreten und wirtschaftliche Dynamik zurückgewinnen. Die EU-Wirtschaft wächst seit der Finanzkrise 2008 langsamer als die der USA.
Hier seine Analyse im Einzelnen: Die Welt befindet sich in einem Prozess der geopolitischen Neuordnung, angetrieben durch die strategische Großmachtrivalität zwischen den USA und China. Das Ergebnis dieses Prozesses ist noch ungewiss. Die Europäische Union steht jedoch vor der konkreten Frage, welche Rolle der „alte“ Kontinent in der Weltwirtschaft und -politik des 21. Jahrhunderts einnehmen will und kann. Dabei gilt: Entweder tritt die EU einheitlich als bedeutender globaler Akteur auf, oder sie und ihre Mitgliedsstaaten spielen künftig bestenfalls eine Nebenrolle.
„Drei zentrale Themen werden in den kommenden Jahren darüber entscheiden,“ so Angermann, „ob die EU ihrem Anspruch, die globale Ordnung mitzugestalten, gerecht werden kann. Erstens muss Europa seine eigenen Angelegenheiten selbständig regeln können und insbesondere seine Verteidigungsfähigkeit sicherstellen, was derzeit nicht der Fall ist. Zweitens muss die EU im globalen Kontext als einheitlicher Akteur auftreten, ihre Interessen definieren und mit einer Stimme vertreten. Dies erfordert einen weiteren Souveränitätsverzicht der Nationalstaaten in außenpolitischen Fragen und eine Änderung der Entscheidungsmechanismen innerhalb der EU, weg vom Einstimmigkeitsprinzip. Drittens muss Europa wieder zu wirtschaftlicher Dynamik finden, da dies die Voraussetzung für globalen Einfluss ist. Seit der Finanzkrise 2008 ist die Wirtschaft in der EU nur halb so stark gewachsen wie die der USA, was den Handlungsbedarf deutlich macht.“
Auf die neue Kommission und ihre Präsidentin (oder ihren Präsidenten) warten deshalb nach der Europawahl wirtschaftspolitisch große Herausforderungen. „Das fängt mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme an. Das suggestive Beschwören eigener Größe und Stärke, ohne dass substanzielle Verbesserungen geschehen, wird die anderen globalen Akteure immer weniger beeindrucken. Prioritäten sollten eine stärkere Wachstumsdynamik sowie eine höhere Innovationsfähigkeit haben. Vor allem müssen Wege gefunden werden, wie gesellschaftlich notwendige Ziele erreicht werden können, ohne die wirtschaftliche Substanz zu gefährden. Das betrifft vor allem die Klimaschutzziele: Im globalen Kontext ist eine wirksame Begrenzung der CO2-Emissionen nur realistisch, wenn Europa hierfür Lösungen entwickelt, die für andere globale Akteure attraktiv und nachahmenswert sind.“
Für die EU-Kommission bedeutet dies, folgert Angermann, das Verhältnis zwischen europäischer Koordination und nationalen Lösungsansätzen neu zu bestimmen. Einige Themen sollten auf europäischer Ebene geregelt, andere besser dem Wettbewerb der europäischen Unternehmen oder nationalstaatlichen Strategien überlassen werden. In diesem Zusammenhang werden auch eigene Finanzierungsquellen und gemeinschaftliche Schulden der EU diskutiert. Letzteres kann in bestimmten Bereichen sinnvoll oder notwendig sein, steht aber im Spannungsverhältnis zu hohen nationalen Schulden und der daraus resultierenden Gefahr neuer Finanzkrisen im Euroraum. Insgesamt sollte die EU-Kommission stärker auf marktwirtschaftliche Anreize und ein innovationsfreundliches Klima setzen, da sich die gerade zuletzt anschwellende Flut kleinteiliger Verordnungen und Richtlinien als Irrweg erwiesen hat.
„Bedauerlicherweise spielten all diese Fragen im Wahlkampf für das Europäische Parlament so gut wie keine Rolle“, bedauert Angermann. „Es bleibt zu hoffen, dass die notwendigen Diskussionen nach der Wahl geführt und geeignete Lösungen gefunden werden.“
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Insolvenz! Wie geht es für Immobilieneigentümer, Pflegende und Bewohner weiter?
Von Dr. Oliver Everling | 10.Juni 2024
Ines Löwentraut und ihr Team sind seit fast 20 Jahren darauf spezialisiert, Einrichtungen durch die schwierige Phase der Insolvenz zu begleiten und ihnen eine Perspektive für die Zukunft zu bieten. Avivre Consult, das Beratungsunternehmen unter ihrer Leitung, bietet einen umfassenden Service, der von der Analyse der aktuellen Situation über die Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs bis hin zur Suche nach neuen Betreibern reicht. In Zusammenarbeit mit renommierten Fachkanzleien und durch den Einsatz erfahrener Interim Manager sorgt Avivre Consult dafür, dass betroffene Einrichtungen nicht nur ihre Krise meistern, sondern auch langfristig erfolgreich restrukturiert werden.
Avivre Consult erstellt zunächst eine Bestands- und Potentialanalyse, im Anschluss wird ein priorisierter Maßnahmenkatalogs erstellt und umgesetzt. Ebenso zur Insolvenzberatung wird die Koordination von Mitarbeitenden, Bewohnern, Angehörigen, Heimaufsicht, Banken, Kostenträgern und Presse übernommen.
Parallel erfolgt die Suche nach einem neuen bonitätsstarken Betreiber. Je nach Sachlage wird versucht, den Betrieb aufrecht zu erhalten, um eine Restrukturierung folgen zu lassen. Avivre Consult arbeitet in der Insolvenzbegleitung mit renommierten Fachkanzleien zusammen und kann so die Themen wie Miet- und Pachtvertrag, Pflegesatzverhandlungen und beispielsweise Übernahme von Leasingverträgen abdecken.
Bezüglich des Qualitätsmanagement wird eine IST-Analyse von Strukturen und Ressourcen sowie eine SOLL-Analyse erstellt. Es folgt ein Quick Check der Pflegeorganisation mit den Schwerpunkten Prozessoptimierung, Bewertung des aktuellen QM-Systems (System Audit) mit Analyse und Empfehlungen, eine simulierte Qualitätsprüfung/Auditierung sowie die Erstellung von Maßnahmepaketen mit Priorisierung.
Nachfolgend wird eine SWOT-Analyse erstellt, die Belegungsentwicklung, Umsatzentwicklung, Personalkosten-Entwicklung, Entwicklung der operativen Kosten, Anteile der Kostenarten an den Gesamtkosten und EBITDAR Entwicklung aufzeigt. Ebenfalls wird das Krisen-/Risikomanagement des Bestands mit Fokus auf den Pflegekräften bewertet und ggf. Interviews mit dem Pflegepersonal geführt.
Der Betrieb kann währenddessen interimistisch durch Einsatz eines Interim Manager von Avivre Consult weiterlaufen. Hier werden die Themen wie Stellung der Geschäftsführung, Übernahme von Finanzleitung und Einführung von digitalisierungs- und zukunftsorientierten Maßnahmen im Betrieb abgedeckt. Der Abschluss des Prozesses beinhaltet die Implementierung neuer Pflege- und Betreuungskonzepte sowie die Begleitung bei Verhandlungen von ggf. Investoren, Käufern oder Betreibern.
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Forderungen im Zukunftsbild eines nachhaltigen Finanzsystems
Von Dr. Oliver Everling | 7.Juni 2024
Das „Zukunftsbild eines nachhaltigen Finanzsystems 2034″ des Sustainable Finance-Beirats der Bundesregierung skizziert eine ehrgeizige Vision für die Transformation des deutschen Finanzsektors. Viele der darin beschriebenen Ziele und Maßnahmen sind ambitioniert und könnten einen erheblichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Dennoch gibt es einige Forderungen, die aufgrund von gegenwärtigen Realitäten und Herausforderungen als unrealistisch eingestuft werden können:
Vollständige Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in alle Finanz- und Unternehmensentscheidungen: Die Forderung, dass alle Finanzdienstleistungen und -produkte transparente, nachvollziehbare und verantwortungsvolle Nachhaltigkeitsmerkmale aufweisen sollen, ist sehr ambitioniert. Angesichts der Komplexität und Vielfalt der Finanzprodukte sowie der unterschiedlichen Prioritäten und Kapazitäten der Finanzinstitute könnte die vollständige Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in jede Entscheidung bis 2034 schwer zu erreichen sein. Besonders kleinere und mittelständische Unternehmen könnten Schwierigkeiten haben, die notwendigen Ressourcen und das Know-how aufzubringen, um diese Anforderungen zu erfüllen.
Internationale Harmonisierung und standardisierte Berichterstattung: Der Bericht postuliert eine umfassende Harmonisierung und Standardisierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung auf internationaler Ebene. Obwohl dies wünschenswert wäre, stellt es eine erhebliche Herausforderung dar, da unterschiedliche Länder und Regionen unterschiedliche regulatorische Rahmenbedingungen und wirtschaftliche Interessen haben. Eine einheitliche globale Norm dürfte bis 2034 unrealistisch sein, insbesondere wenn politische und wirtschaftliche Spannungen weiter zunehmen.
Volle Transparenz und Vergleichbarkeit aller Nachhaltigkeitsdaten: Die Vision, dass Nachhaltigkeitsdaten in der gleichen Qualität, Aktualität und Breite wie Finanzkennzahlen verfügbar sind, ist sehr anspruchsvoll. Die Erhebung und Validierung umfassender, zuverlässiger und vergleichbarer Nachhaltigkeitsdaten stellt eine erhebliche technische und logistische Herausforderung dar. Zudem fehlt es derzeit an einheitlichen Standards und zuverlässigen Datenquellen, was die Umsetzung dieser Forderung bis 2034 erschwert.
Global wettbewerbsfähiger, digitaler und moderner Finanzsektor: Die Forderung, dass Deutschland bis 2034 einen global wettbewerbsfähigen, digitalen und modernen Finanzsektor entwickelt, der internationale Kapital- und Arbeitsplätze anzieht, mangelt an Evidenz. Angesichts der schnellen technologischen Entwicklungen und der starken Konkurrenz anderer Finanzzentren weltweit könnte es schwierig sein, diesen Anspruch vollständig zu erfüllen. Zudem könnten regulatorische Hürden und der Mangel an qualifiziertem Personal die Umsetzung behindern.
Signifikante Investitionsanreize für soziale Bereiche durch Steuerpolitik: Die Forderung, dass speziell für Investitionen in soziale Bereiche wie bezahlbares Wohnen, Bildung, Pflege und Medizin signifikante Investitionsanreize geschaffen werden, ist politisch und finanziell herausfordernd. Solche Maßnahmen erfordern umfangreiche staatliche Ressourcen und könnten auf erheblichen Widerstand stoßen, insbesondere in Zeiten knapper öffentlicher Mittel und wirtschaftlicher Unsicherheiten.
Insgesamt zeigt das Zukunftsbild einen optimistischen und inspirierenden Weg für ein nachhaltiges Finanzsystem, jedoch müssen einige der Forderungen realistisch angepasst werden, um den bestehenden und zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden.
Darüber hinaus könnte das „Zukunftsbild eines nachhaltigen Finanzsystems 2034″ als übermäßig regulierungsintensiv und staatlich gelenkt kritisiert werden. Mit Blick auf die Bedeutung individueller Freiheit und Marktmechanismen ist zu argumentieren, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen zu einer übermäßigen Einmischung des Staates in private Wirtschaftstätigkeiten führen.
Die umfassende Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in alle Finanz- und Unternehmensentscheidungen, die Forderung nach globaler Harmonisierung und standardisierter Berichterstattung sowie signifikante staatliche Investitionsanreize müssen als Einschränkungen der unternehmerischen Freiheit und Marktflexibilität gesehen werden.
Mehr Mut bedarf es, stattdessen auf die Fähigkeit freier Märkte vertrauen, Innovationen und nachhaltige Lösungen auf natürliche Weise hervorzubringen, ohne die Notwendigkeit umfassender staatlicher Eingriffe. Ein freier Markt, angetrieben durch freiwillige Entscheidungen und Wettbewerb, wird effizienter und dynamischer auf die Herausforderungen der Nachhaltigkeit reagieren, als ein stark reguliertes und zentral gesteuertes System.
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Erneut Unruhe bei Grenke AG
Von Dr. Oliver Everling | 7.Juni 2024
Die Grenke AG steht erneut im Fokus der Finanzaufsicht BaFin. Am 20. Februar 2024 erging ein Bescheid der BaFin, der die Grenke AG verpflichtet, sicherzustellen, dass ihre Geschäftsorganisation den Anforderungen des Kreditwesengesetzes (KWG) entspricht. Diese Entscheidung basiert auf den Ergebnissen einer Sonderprüfung, die im Wesentlichen im dritten Quartal 2023 durchgeführt wurde. Die Prüfung hatte Mängel in mehreren Bereichen der Geschäftsorganisation offenbart, darunter die gruppenweite Geschäfts- und Risikostrategie, das Risikoklassifizierungsverfahren, die Messung der Adressenausfallrisiken sowie Prozesse zur Kreditgewährung und -bearbeitungskontrolle.
Die BaFin hat angeordnet, dass Grenke AG Maßnahmen ergreifen muss, um die festgestellten Mängel zu beheben und kontinuierlich über den Stand der Mängelbereinigung zu berichten. Diese Anordnung ist inzwischen bestandskräftig und stellt eine weitere Entwicklung in der Serie von Herausforderungen dar, denen sich Grenke seit 2021 stellen muss. Über Grenke musste wiederholt berichtet werden.
Bereits 2021 geriet die Grenke AG in die Schlagzeilen, als die BaFin eine Sonderprüfung aufgrund von Bilanzunregelmäßigkeiten und Vorwürfen der Bilanzmanipulation einleitete. Diese Untersuchung führte zu erheblichen Turbulenzen und zwang das Unternehmen, umfassende interne Reformen einzuleiten. Die damals festgestellten Mängel betrafen insbesondere die Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Finanztransaktionen sowie die Einhaltung von regulatorischen Vorgaben.
Gemäß § 25a Absatz 1 KWG muss eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation sicherstellen, dass Institute und Gruppen die gesetzlichen Bestimmungen einhalten und betriebswirtschaftlich notwendige Maßnahmen ergreifen. Ein zentrales Element hierbei ist ein angemessenes und wirksames Risikomanagement. Die Institute müssen über eine gruppenweite Risikosteuerung verfügen, die den Anforderungen des KWG gerecht wird.
Sollte die BaFin feststellen, dass eine Geschäftsorganisation Mängel aufweist, kann sie gemäß § 25a Absatz 2 Satz 2 KWG einschreiten und die Behebung dieser Mängel anordnen. Diese Möglichkeit hat die BaFin im aktuellen Fall bei der Grenke AG genutzt.
Die Anordnung der BaFin verdeutlicht die fortlaufende Notwendigkeit einer strengen Überwachung und Anpassung der internen Strukturen bei der Grenke AG. Das Unternehmen steht vor der Herausforderung, die festgestellten Mängel zeitnah und umfassend zu beheben, um den Anforderungen der Finanzaufsicht gerecht zu werden und weiteres Vertrauen bei Investoren und Kunden zurückzugewinnen.
Die Maßnahmen zur Mängelbeseitigung und die kontinuierliche Berichterstattung an die BaFin werden entscheidend dafür sein, wie sich die Grenke AG in den kommenden Monaten entwickelt. Es bleibt abzuwarten, ob das Unternehmen die notwendigen Reformen erfolgreich umsetzen kann und somit die Grundlage für eine stabile und regelkonforme Geschäftstätigkeit schafft.
Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass die Grenke AG weiterhin unter intensiver Beobachtung steht und die Anforderungen an eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation strikt einhalten muss. Dies ist nicht nur im Interesse der Finanzaufsicht, sondern auch für die nachhaltige Stabilität und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens von entscheidender Bedeutung.
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Heißes Wachstum: Kühle Köpfe planen Europas Datenzukunft
Von Dr. Oliver Everling | 6.Juni 2024
40 % der weltweiten Rechenzentren befinden sich in Nordamerika, hauptsächlich in den USA. „Da auf Westeuropa derzeit nur 26 % dieser globalen Kapazität entfallen, sollte man für Europa Wachstum erwarten“, schreibt Guillaume Chieusse, Portfoliomanager für europäische Aktien bei ODDO BHF, in einem aktuellen Marktkommentar. Die Elektrifizierung und Anwendungen der künstlichen Intelligenz seien schließlich auch hier auf dem Vormarsch.
Die meisten Rechenzentren befinden sich derzeit in wenig regulierten Märkten, in denen es möglich ist, Strom von Kernkraftwerken zu beziehen und wo Baugenehmigungen unkomplizierter erteilt werden. „Wir erwarten, dass die Wachstumsprognosen mittelfristig zweistellig ausfallen werden, unterstützt durch den stark wachsenden Bedarf an Daten“, sagt Chieusse. Der Rückgang der Leerstandsquote auf 2-3 % in den USA und Europa ist ein weiterer Beleg für die strukturell steigende Nachfrage, da zusätzliche Kapazitäten praktisch ohne Verzögerung absorbiert werden. Überlegungen zur Datensouveränität werden eine zusätzliche Nachfrage nach lokalisierten Rechenzentren auslösen, insbesondere in europäischen Ländern, in denen die Daten den Gesetzen und Vorschriften des Landes unterliegen, in dem sich das Rechenzentrum befindet.
Die europäische Stromnachfrage ist seit dem Verbrauchshöchststand von 2008 um 10 % gesunken. Können Rechenzentren und insbesondere KI- Rechenzentren zu einer Trendwende beitragen? KI-Rechenzentren sind nachweislich deutlich energieintensiver als herkömmliche Rechenzentren. „Der Strombedarf von Rechenzentren wird besonders stark wachsen in Ländern mit erschwinglicher und reichlich vorhandener Grundlaststromversorgung wie Spanien, Frankreich und den nordischen Ländern sowie Ländern wie Irland, Großbritannien und Deutschland, die bereit sind den in ihnen ansässigen großen Finanzdienstleistungs- und Technologieunternehmen, fiskalische Anreize zu bieten“, fasst der Portfoliomanager von ODDO BHF zusammen. Rechenzentren machen jedoch nur 1 % der weltweiten Stromnachfrage im Jahr 2023 aus. Makrotrends wie die zunehmende Elektrifizierung und Entwicklungen in der künstlichen Intelligenz könnten in erster Linie Treiber der Rückkehr der europäischen Stromnachfrage sein.
„Da 45 % des Stromverbrauchs eines Rechenzentrums auf die Kühlung entfallen und KI-Workloads leistungsstarke Chips erfordern, die zusätzliche Wärme erzeugen, wird die Luftkühlung allmählich gegenüber effizienteren Flüssigkeitskühltechnologien an Bedeutung verlieren“, schätzt Guillaume Chieusse. Wenn die Leistungsdichte von Racks 30 kW übersteigt, wie es bei AI-Servern der Fall ist, kann die Luftkühlung die Arbeitstemperatur nicht mehr angemessen aufrechterhalten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Luft- komplett durch Flüssigkeitskühlung ersetzt werden muss, da herkömmliche Server nicht von heute auf morgen verschwinden werden und für andere Zwecke relevant bleiben. Bei der Flüssigkeitskühlung wird bis 2028 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 40 % erwartet. Bis dahin wird sie 30 % des gesamten Kühlungsmarktes ausmachen, verglichen mit derzeit 10 %.
Dieser beträchtliche Anteil des Stroms, der inhärent für die Kühlung verwendet wird, könnte die Implementierung von Rechenzentren in europäischen Ländern begünstigen, die ein gemäßigteres Klima aufweisen oder erschwinglicheren Strom produzieren können. Rechenzentren könnten auch in Zukunft in den großen Zentren angesiedelt werden. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Hyperscaler und Collocater günstigere Genehmigungsbedingungen, Stromzufuhr und Kühlungsbedingungen in weiteren Regionen finden werden. „Daher ist unserer Ansicht nach die Aktie von MUNTERS, die sowohl Luft- als auch Flüssigkeitskühlung anbietet, besonders gut positioniert, um von den zukünftigen Chancen zu profitieren“, fasst der Portfoliomanager von ODDO BHF zusammen, ohne damit jedoch eine Anlageempfehlung ausgesprochen zu haben.
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„GoldRevolution“ als Name der Rückkehr zum Goldstandard
Von Dr. Oliver Everling | 31.Mai 2024
Die kürzlich gestartete Plattform „GoldRevolution“ präsentiert sich als eine Rückkehr zum Goldstandard, speziell ausgerichtet auf Anleger, die sich vor Inflation schützen möchten, indem sie in physisches Gold investieren. Der Initiator, der sich als „Dr. Gold“ bezeichnet, hebt hervor, dass physisches Gold, frei von staatlichem Zugriff und flexibel über Grenzen hinweg bewegbar, eine sichere Form der Kapitalanlage sei. Dies kommt einem Versprechen der Unabhängigkeit und Sicherheit gleich, das in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit besonders attraktiv erscheint.
Allerdings wirft die Marketingstrategie von „GoldRevolution“, die stark auf die Ängste vor Enteignung und Geldentwertung setzt, Fragen auf. Die Betonung, dass Goldinvestitionen vor staatlichem Zugriff schützen und global mobil sind, kann den Eindruck erwecken, dass reguläre Finanzsysteme und -instrumente per se unsicher seien. Diese Darstellung vernachlässigt die Tatsache, dass auch Goldinvestitionen Risiken unterliegen, wie beispielsweise Preisvolatilität und Liquiditätsprobleme, die u.a. durch staatliche Gegenmaßnahmen ermöglicht werden.
Zudem verknüpft „GoldRevolution“ seine Finanzdienstleistungen mit einer ideologischen Ausrichtung, die stark libertäre und anti-staatliche Tendenzen fördert. Die Ablehnung von „politischer Korrektheit“ und die Kritik an nachhaltigen, ökologischen Ansätzen in der Finanzwelt könnten polarisierend wirken und das Bild einer exklusiven, ideologisch homogenen Gemeinschaft fördern. Diese Herangehensweise könnte potenzielle Investoren abschrecken, die eine neutralere oder inklusivere Haltung bevorzugen.
Die Versprechen von „GoldRevolution“, jederzeit und überall Zugang zu Gold zu ermöglichen und dieses in verschiedene Währungen oder sogar Kryptowährungen umwandeln zu können, suggerieren eine hohe Liquidität, die in der Realität nicht immer gegeben ist und daher Gegenstand spezieller Ratings sein können, als wie wahrscheinlich es angesehen werden kann, dass die Erwartungen der Anleger erfüllt werden können. Physisches Gold zu liquidieren kann komplex sein und ist oft mit Kosten verbunden, die in der Werbung der Plattform möglicherweise unterbewertet werden.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass „GoldRevolution“ zweifellos eine Nische im Finanzsektor bedient, die auf den Wunsch nach sicheren Anlageformen und einer kritischen Haltung gegenüber traditionellen Währungen aufbaut. Es ist jedoch wichtig, dass potenzielle Investoren sich umfassend informieren und alle Aspekte des Goldinvestments, einschließlich der ideologischen Ausrichtung der Plattform, kritisch hinterfragen, bevor sie sich darauf einlassen. Eine kritische und informierte Herangehensweise ist entscheidend, um finanzielle Entscheidungen zu treffen, die langfristig tragfähig sind.
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Aktienrating wichtiger als Timing
Von Dr. Oliver Everling | 28.Mai 2024
Drei britische Ökonomen – Paul Marsh und Mike Staunton von der London Business School und Elroy Dimson von der Cambrigde University – haben sich einer mühevollen Arbeit unterzogen: Sie haben 35 Aktienmärkte der Welt so weit wie möglich zurückverfolgt, um eine theoretische Kernfrage der Geldanlage zu überprüfen. Die wichtigsten Kernaussagen daraus und aus seiner Erfahrung hat Jan Viebig, Co-CIO von ODDO BHF, zusammengefasst:
„Die Aussage, dass Aktien über einen langen Zeitraum ein unverzichtbarer Bestandteil einer langfristigen Anlagestrategie sein sollten, lässt sich empirisch gut belegen“, schreibt Prof. Dr. Jan Viebig, der als Co-CIO von ODDO BHF die Anlagestrategie der Polaris-Mischfonds-Familie mitverantwortet. Die drei Ökonomen zeigen, dass US-Aktien seit 1900 im Durchschnitt real, nach Inflation, im arithmetischen Mittel um mehr als 8 Prozent im Jahr gestiegen sind. „Wer früh und langfristig in Aktien anlegt, profitiert länger vom Zinseszinseffekt. Außerdem sinkt das Verlustrisiko von Aktieninvestments entscheidend, wenn ein Anleger sein Kapital über einen langen Zeitraum anlegt und nicht kurzfristig spekuliert“, so Viebig. Im Zeitraum von 1970 bis 2023 haben Anleger ohne Berücksichtigung von Inflation niemals Geld verloren, wenn sie irgendwann am Ende eines Monats in den MSCI World investiert haben und das Investment dann 15 Jahre lang gehalten haben. Auch wenn vergangene Wertentwicklungen kein zuverlässiger Indikator für die Zukunft sind.
Im Jahr 1900 hatte Deutschland ein Gewicht von 12,6 Prozent am Weltaktienmarkt. Heute sind es nur 2,1 Prozent. Dieser Rückgang lag jedoch nicht nur daran, dass die deutsche Wirtschaft sich langfristig nicht gut entwickelt hat, was in Zeiten von Kriegen und einer verfehlten Wirtschaftspolitik leider zutrifft, und viele Aktienmärkte dazugekommen sind. Der wesentliche Grund liegt darin, dass die amerikanische Börse so unglaublich stark an Bedeutung gewonnen hat. Daraus leitet der Co-CIO von ODDO BHF ab: „Das spricht dafür, global zu diversifizieren und den US-Markt aufgrund der hohen Eigenkapitalrentabilität amerikanischer Unternehmen nicht zu vernachlässigen“.
Immer wieder wird suggeriert, jetzt nicht in Aktien zu investieren, weil der Einstiegszeitpunkt gerade falsch sei. Das äußert sich in fatalistischen Aussagen wie: Der Markt befinde sich auf einem All-Time-High. Diese Einstellung halten wir für falsch. Laut den Berechnungen des US-Brokers Charles Schwab ist ein Rekordhoch kein Ausnahmeereignis: In den Jahren von 1928 bis 2021 hat der amerikanische Aktienindex S&P 500 im Mittel an 14 Handelstagen im Jahr auf einem Rekordhoch geschlossen. „Wichtiger als auf kurzfristige Timing-Aspekte zu setzen, ist die Selektion“, fasst Jan Viebig zusammen. Deshalb investieren wir in Aktien, die langfristig Werte für ihre Aktionäre generieren. Dies ist immer dann der Fall, wenn die Kapitalrenditen die Kapitalkosten übersteigen und die Umsätze wachsen.
Wenige gute Tage machen den Unterschied zwischen einem mittelmäßigen Portfolio und einem überragenden Portfolio. Ein Anleger, der von Mitte April 2004 bis Mitte April 2024 in den Welt-Aktienindex MSCI World Net Total Return inklusive Dividenden investiert war, konnte im Mittel – wenn er den gesamten Zeitraum von 20 Jahren über voll investiert war – eine Wertsteigerung von 7,9 Prozent jährlich erreichen. „Wenn er allerdings in diesem Zeitraum nur die zehn Tage mit den höchsten Tagesgewinnen verpasst hatte, schrumpfte seine Rendite schon auf 6,8 Prozent jährlich“, verdeutlicht Viebig. Und wenn er auch nur die 40 besten dieser 5220 Handelstage verpasst hatte, fiel seine Rendite mit 3,5 Prozent jährlich nur halb so hoch aus. Er läuft nämlich Gefahr, zur Unzeit Aktienpositionen auflösen und dadurch zwischenzeitlich eingetretene Kursverluste realisieren zu müssen. Aktien sind ein starkes Instrument für einen langfristigen Vermögensaufbau, weshalb sie eine wesentliche Rolle in den Portfolios unserer Multi-Asset-Fonds spielen. Allerdings sind vergangene Wertentwicklungen kein zuverlässiger Indikator für die Zukunft. Dies gilt auch heute in einem Umfeld, in dem die Märkte wieder eine höhere Volatilität aufgrund der zunehmenden geopolitischen Risiken aufweisen.
Die Idee des Aktienratings bezieht sich auf die Bewertung von Aktien basierend auf verschiedenen finanziellen und wirtschaftlichen Kriterien, um deren Qualität, finanzielle Stabilität und zukünftiges Wachstumspotenzial einzuschätzen. Solche Bewertungen können auf Faktoren wie Ertragskraft, Kapitalrendite, Umsatzwachstum, Marktstellung, Managementqualität und finanzieller Gesundheit basieren. Ratings helfen Investoren, Aktien zu identifizieren, die voraussichtlich langfristig Wert generieren und deren Erträge die Kapitalkosten übertreffen.
Prof. Jan Viebig hebt hervor, dass langfristige Investments in Aktien, die kontinuierlich Wert für ihre Aktionäre schaffen, überdurchschnittliche Renditen liefern. Ein gutes Aktienrating würde solche Aktien identifizieren, die über lange Zeiträume hinweg stabile und wachsende Kapitalrenditen aufweisen. Diese Aktien sind in der Lage, die Kapitalkosten zu übertreffen, was auf eine solide finanzielle Basis und gutes Management hinweist.
Durch das Investieren in hoch bewertete Aktien kann das Verlustrisiko minimiert werden, insbesondere bei langfristigen Anlagen. Viebig betont, dass die Anlagestrategie, die sich auf solide, bewährte Aktien konzentriert, weniger volatil und damit sicherer ist als spekulative oder kurzfristige Anlageansätze. Ein gutes Aktienrating unterstützt Investoren dabei, solche zuverlässigen Anlagen zu erkennen und zu wählen.
Viebig spricht auch die Bedeutung der globalen Diversifikation an, die dazu beiträgt, Risiken zu streuen und die Abhängigkeit von einzelnen Märkten zu verringern. Aktienratings können hierbei helfen, indem sie es ermöglichen, die besten Aktien über verschiedene Märkte und Regionen hinweg zu identifizieren, wodurch ein diversifiziertes Portfolio aufgebaut wird, das in verschiedenen wirtschaftlichen Umfeldern bestehen kann.
Insgesamt spielt das Aktienrating eine zentrale Rolle in der Anlagestrategie, wie sie von Prof. Viebig vertreten wird, da es ermöglicht, fundierte Entscheidungen zu treffen, die nicht auf kurzfristigen Marktchancen basieren, sondern auf langfristigem, nachhaltigem Wachstum.
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Finanzcoaching als erfolgreiche Synergie von Zahl, Geld und Mensch
Von Dr. Oliver Everling | 25.Mai 2024
Ein neues Fachbuch steht kurz vor seiner Veröffentlichung: „Finanzcoaching in der Praxis: Die erfolgreiche Synergie von Zahl, Geld und Mensch“. Dieses Werk, das im Juni 2024 als Teil der „essentials“-Reihe von Springer erscheint, bietet auf 45 Seiten eine detaillierte Einführung in die Welt des Finanzcoachings.
Die Autorin, eine renommierte Expertin auf diesem Gebiet, stellt die neuesten internationalen Forschungsergebnisse vor. Sie beleuchtet die entscheidende Rolle der Psychologie und des Coachings bei finanziellen Entscheidungen und hinterfragt, ob rationale Überlegungen, intuitive Einsichten oder emotionale Empfindungen den Ausschlag für gute Finanzentscheidungen geben.
Monika Müller ist eine führende Expertin im Bereich des Finanzcoachings und bekannt für ihr tiefgehendes Fachwissen und ihre praxisorientierte Herangehensweise. Mit langjähriger Erfahrung in der Finanzbranche und fundierten Kenntnissen in Psychologie und Coaching hat sie sich einen Namen als Pionierin in der Verbindung dieser Disziplinen gemacht. Monika Müller ist nicht nur eine gefragte Referentin auf Konferenzen, sondern auch eine engagierte Autorin, die ihre Erkenntnisse und Erfahrungen in zahlreichen Publikationen teilt.
Ihr neuestes Werk, „Finanzcoaching in der Praxis: Die erfolgreiche Synergie von Zahl, Geld und Mensch„, spiegelt ihre Leidenschaft für die Thematik wider und bietet wertvolle Einsichten für Fachleute und Interessierte gleichermaßen. Durch ihre Arbeit trägt sie maßgeblich dazu bei, das Verständnis und die Anwendung von Finanzcoaching zu fördern und weiterzuentwickeln.
Das Buch geht über theoretische Diskussionen hinaus und bietet praktische Einblicke in den Beruf des Finanzcoaches. Es deckt alle relevanten Aspekte ab, von der Diagnostik, die individuelle Risikobereitschaft und biografische Einflüsse berücksichtigt, bis hin zur Unterstützung bei der Überwindung ungünstiger Entscheidungsmuster und der Entwicklung neuer, erfolgreicher Strategien.
Sechs erfahrene Finanzcoaches kommen in diesem Grundlagenwerk zu Wort und beschreiben ihren persönlichen Weg zum Finanzcoach sowie die individuelle Umsetzung in der Praxis. Diese Einblicke erweitern das Verständnis der Leser für Finanzcoaching und bieten wertvolle Impulse für die eigene berufliche Zukunftsplanung.
Mit einem klaren Fokus auf die zugrundeliegenden Kernkompetenzen des Finanzcoachings erweitert dieses Buch das Verständnis für diese wichtige Disziplin. Es bietet Fachleuten die Möglichkeit, die gewonnenen Erkenntnisse sowohl als Ausgangspunkt für weitere Forschung zu nutzen als auch direkt in die eigene berufliche Praxis zu integrieren.
„Finanzcoaching in der Praxis“ ist eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich für die Synergie von Zahl, Geld und Mensch interessieren und ihr Wissen in diesem Bereich vertiefen möchten. Das Buch wird ab Juni 2024 als Softcover erhältlich sein.
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Der KI-Standort Deutschland: Chancen und Entwicklungen im Rheinischen Revier
Von Dr. Oliver Everling | 23.Mai 2024
Roland Bloch von der ECO Association of the Internet Industry moderierte auf der Expo eine Podiumsdiskussion über den KI-Standort Deutschland. Themen waren nachhaltige Rechenzentren und Entwicklungen im Rheinischen Revier, mit Teilnehmern wie Sascha Solbach, Bürgermeister der Stadt Bedburg, Michael Frenzel von der Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH und Gerd J. Simon, Analyst und Autor der „Machbarkeitsstudie – Dateninfrastrukturen im Rheinischen Revier“.
Gerd J. Simon berichtete, wie Prof. Pinkwart den Anstoß gab, um die Attraktivität des Standorts in NRW zu prüfen. Anfangs schien es, als würde ein Rechenzentrum nur wenig Arbeitsplätze schaffen. Besonders während der Corona-Zeit, die durch erzwungene Technologieerfahrungen geprägt war, gab es einen Schub.
Margarethenhöhe und andere Reviere hatten bereits Erfahrung gesammelt. Simon verwies auf Dubai, wo man es vormacht: „15 Minuten statt 30 Minuten“, als er das Leben und Arbeiten in einem Hyperscale-Rechenzentrum mit Digitalpakt beschrieb.
Michael Frenzel sprach über die politische Entscheidung, aus der Braunkohle auszusteigen, und wie dies zehntausende Familien betrifft und die Landschaft in Deutschland verändert, da dadurch u.a. auch der zweitgrößte Binnensee in Deutschland entsteht.
Sascha Solbach, Bürgermeister von Bedburg, betonte die Offenheit seiner Bürger für neue Technologien und erwähnte, dass hier einer der größten Windparks in Deutschland steht. Er erzählte: „Eine der kuriosesten Ansiedlungsgeschichten begann mit einer Verschwiegenheitserklärung. Vor mir stand ein Entwicklungsteam von Microsoft.“ Diese Veränderung der Industrie- und Jobstruktur sei eine große Chance. 1,2 Millionen Menschen werden von einem Konzern auf eigene Rechnung weitergebildet, und ein 18 Hektar großes Hyperscale-Zentrum entsteht.
Gerd J. Simon skizzierte Dubai als eine der internationalsten Städte der Welt, die aus der Wüste entstanden ist, und verwies darauf, dass über 60 Millionen Menschen vom Rheinischen Revier aus erreichbar seien. Er sagte: „Noch heißt es Amsterdam am Rhein, vielleicht irgendwann mal Amsterdam im Rhein. Aufgrund der Höhenlage des Rheinischen Reviers kann das hier nicht passieren.“
Michael Frenzel erläuterte, wie „Brown Field“ dazu zwingt, Ansiedlungen schneller vorzunehmen, als die Kraftwerke abgeschaltet werden. Er betonte: „Wir sind an den Backbone-Trassen, wir haben die höchste Dichte an Umspannwerken, der Standort hat enorm viel Potenzial.“
Gerd J. Simon schilderte die Bedeutung der sozialen Beziehungen: „Im Rheinischen Revier ist man sofort im Gespräch, wenn man ein Kölsch trinkt. Völkerverständigung pur beim Rheinischen Karneval.“
Sascha Solbach berichtete von der „Verkündung des Neuen Testaments“, als Microsoft seine Entscheidung verkündete. Seitdem gehe es nur noch darum, die vielen Anfragen zu sortieren. Er sagte: „Die Hyperscaler hatte keiner auf der Rechnung“, und sieht eine Wiederholung der Geschichte der Industrialisierung in seiner Region. Solbach erklärte: „Man sieht jetzt, dass wirklich was passiert. Die Kraftwerke zu Wasserstoffkraftwerken umgebaut, die Grundlast ist da. Wir haben mutige Kommunen und eine mutige Unternehmerschaft.“ Bedburg habe den zweitgrößten Windpark in NRW.
Michael Frenzel sprach von einer irreführenden Studie, die behauptete, die Internetwirtschaft brauche keine Flächen. „Man war drauf und dran, diesen Zug komplett zu verpassen. Wenn ein großer Pinguin springt, springt ein anderer großer hinterher. Springt ein kleiner, kommen nur kleine hinterher. Die psychische Stimmung herumzudrehen, hier ist ein neuer Zug, das war eigentlich das, was Gegenstand der neuen Studie war.“
Sascha Solbach unterstrich die Bedeutung, nicht an irgendwelchen Fördertöpfen zu hängen. Gerd J. Simon skizzierte die vielen Dienste und Leistungen, die mit einer neuen Ansiedlung einhergehen müssen, zum Leben, Arbeiten, Shopping und Entertainment.
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