Differenzierungspotential für eine Beteiligungsgesellschaft beim Erwerb von Familienunternehmen durch eine nachhaltige Unternehmensstrategie mit klarem ESG-Bezug

Von Dr. Oliver Everling | 2.Februar 2025

Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.

Nachhaltige Unternehmensstrategien sind ein Schlüssel für Beteiligungsgesellschaften, um sich beim Erwerb von Familienunternehmen zu differenzieren und langfristigen Erfolg zu sichern. Johannes Schmidt betont, dass „gerade Unternehmerfamilien sehr werteorientiert agieren und diese Agenda auch beim Verkauf ihres Unternehmens treu bleiben wollen.“ Dies bedeutet, dass Familienunternehmen nicht nur an finanziellen Aspekten interessiert sind, sondern auch an der Nachhaltigkeit und den Werten, die potenzielle Erwerber mitbringen.

Eine Beteiligungsgesellschaft, die auf den Ansatz „Kaufen, Halten und Entwickeln“ setzt, kann hierbei erhebliche Vorteile erzielen. Dieser Ansatz betont nicht nur die Langfristigkeit des Investitionsansatzes, sondern auch die aktive Weiterentwicklung der Portfoliounternehmen. Schmidt erklärt, dass „die Formulierung und Implementierung einer klaren ESG-Strategie eine entscheidende Rolle spielt, um das Unternehmen ‚fit für die Zukunft‘ zu machen.“ ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) werden immer wichtiger, da sie die nachhaltige Entwicklung und die langfristige Wertschöpfung sicherstellen.

Unternehmerfamilien achten besonders darauf, dass die Unternehmensidentität, die Standorte und die Sicherheit der Mitarbeitenden erhalten bleiben. Diese Werteorientierung beeinflusst ihre Entscheidung für einen Erwerber stark. Beteiligungsgesellschaften, die diese Werte teilen und fördern, können sich von anderen potenziellen Käufern abheben. Eine klare ESG-Strategie zeigt nicht nur das Engagement für nachhaltiges Handeln, sondern unterstützt auch die positive Wahrnehmung bei Mitarbeitenden, Kunden und der Gesellschaft.

Im Beispiel der INDUS Holding AG zeigt Schmidt, wie ein nachhaltiger Investitionsansatz konkret umgesetzt wird. INDUS verfolgt den Ansatz „Kaufen, Halten und Entwickeln“, bei dem der Erwerb von Unternehmen langfristig und ohne die Absicht eines Wiederverkaufs erfolgt. „Der langfristige Erfolg des Unternehmens steht stets über kurzfristigen Gewinnen,“ erläutert Schmidt. Diese Strategie ermöglicht es, die erworbenen Unternehmen nachhaltig zu entwickeln und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Ein zentrales Element der ESG-Strategie von INDUS ist die regelmäßige Durchführung von Materialitätsanalysen, um die für die Stakeholder wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen zu identifizieren. Diese Themen werden in sechs Handlungsfeldern gebündelt: Schutz der Umwelt, faire Arbeit, soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte, ehrliche Wirtschaft und Gesellschafterbegleitung. Diese klare Struktur ermöglicht es, gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung zu entwickeln und umzusetzen.

Schmidt hebt hervor, dass „die nachhaltige Unternehmensstrategie erhebliches Differenzierungspotential im Kreis der potenziellen Bieter bietet.“ Familienunternehmer suchen oft nach einer nachhaltigen Zukunft für ihr Unternehmen und legen daher großen Wert auf die Nachhaltigkeitsstrategie des Erwerbers. Eine solche Strategie kann den entscheidenden Ausschlag für die Entscheidung des Verkäufers zugunsten eines bestimmten Erwerbers geben.

Beispiele aus der Praxis von INDUS zeigen, wie nachhaltiges Handeln umgesetzt wird. So hat das Portfoliounternehmen BETEK ein neues Zink-Recycling-Verfahren für Wolframcarbid entwickelt, das nicht nur die CO2-Emissionen reduziert, sondern auch die Versorgungssicherheit erhöht und Kosten spart. Ein anderes Projekt fördert die Implementierung von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Steigerung der Nachhaltigkeitsleistung. Diese Projekte illustrieren, wie konkrete Maßnahmen zur Förderung der Nachhaltigkeit beitragen können.

Schmidt betont zudem die Bedeutung der Kommunikation: „Eine klare und umfassende Kommunikation spielt eine entscheidende Rolle bei der Implementierung einer Nachhaltigkeitsstrategie.“ Die verschiedenen Stakeholder müssen über die relevanten Kanäle informiert werden, um die Nachhaltigkeitsbemühungen des Unternehmens transparent zu machen. Dies umfasst die Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten, die Organisation von Roadshows und die Zusammenarbeit mit Rating-Agenturen.

Zusammenfassend zeigt der Beitrag von Johannes Schmidt, dass eine Beteiligungsgesellschaft, die eine nachhaltige Unternehmensstrategie verfolgt, nicht nur zur positiven Entwicklung der erworbenen Unternehmen beiträgt, sondern auch im Akquisitionsprozess erhebliche Vorteile erzielen kann. Familienunternehmer, die ihre Unternehmen in gute Hände geben wollen, bevorzugen Käufer, die ihre Werte teilen und sich langfristig für die nachhaltige Entwicklung engagieren. Eine klar formulierte und gelebte ESG-Strategie ist dabei ein entscheidender Faktor für den Erfolg.

Dr. Johannes Schmidt studierte Mathematik an der TH Darmstadt und wurde dort zum Dr. -Ing. im Fachbereich Mechanik promoviert. Er ist seit Januar 2006 als Vorstand für die INDUS Holding AG tätig; im Juli 2018 übernahm er den Vorstandsvorsitz. Während seiner Tätigkeit bei INDUS hat er eine Vielzahl von Akquisitionen von Familienunternehmen begleitet. Vor seiner Tätigkeit bei INDUS war Dr. Schmidt Alleingeschäftsführer bei der ebm-papst Landshut GmbH. Seine Karriere startete Dr. Schmidt bei der Richard Bergner GmbH, einem Hersteller von Elektroarmaturen aus Schwabach. Zunächst übernahm er hier Entwicklungsaufgaben und stieg dann im Rahmen seiner 12-jährigen Tätigkeit zum Geschäftsführer auf.

Themen: Ratings | Kommentare deaktiviert für Differenzierungspotential für eine Beteiligungsgesellschaft beim Erwerb von Familienunternehmen durch eine nachhaltige Unternehmensstrategie mit klarem ESG-Bezug

Nachhaltige familiäre Unternehmensnachfolgen – als Alternative zum Unternehmensverkauf

Von Dr. Oliver Everling | 1.Februar 2025

Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.

Die Bedeutung nachhaltiger familiärer Unternehmensnachfolgen hat in den letzten Jahren zugenommen. Dies liegt daran, dass nichtfinanzielle Angaben, wie ESG-Aspekte (Environmental, Social, Governance), für Investoren genauso relevant geworden sind wie finanzielle Angaben. Während finanzielle Angaben häufig eher bestätigenden Charakter haben, können Investoren aus nichtfinanziellen Angaben Rückschlüsse auf die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells ziehen. Die Integration von ESG-Kriterien in der Unternehmensnachfolge ist daher unverzichtbar. Durch die Anwendung von Methoden zur korrekten Berücksichtigung von ESG-Aspekten können Unternehmen nicht nur ihren ethischen und ökologischen Verpflichtungen nachkommen, sondern auch neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen. Dazu zählen die Sicherung der Unternehmenszukunft, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, die Verbesserung des Markenimages, die Mitarbeiterbindung, die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben, die Innovationsförderung und die Mitwirkung bei einer verantwortungsvolleren und nachhaltigeren Wirtschaft. Für die nachfolgenden Generationen ist das Nachhaltigkeitsthema und die damit verbundenen Ziele wichtiger als für die älteren Generationen. Daher berücksichtigen die Nachfolger bei der Nachfolgeplanung eher ESG-Aspekte.

Nachhaltigkeit ist inzwischen nicht nur ein Trend, sondern ein wesentlicher Bestandteil der Geschäftsprozesse geworden. Unternehmen, die sich frühzeitig mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen, können sich von Wettbewerbern differenzieren. Kunden und Geschäftspartner bevorzugen zunehmend Unternehmen, die umweltfreundliche Praktiken anwenden und sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst sind. Durch effizientere Ressourcennutzung und Abfallreduktion können zudem Kosten gesenkt werden. Nachhaltige Praktiken wie Energieeinsparung und Recycling tragen zur Reduktion von Betriebskosten bei und verbessern das Markenimage. Ein nachhaltiges Unternehmensimage stärkt das Vertrauen und die Loyalität der Kunden und verbessert das Ansehen und die Marktposition eines Unternehmens. Zudem sind nachhaltige Unternehmen oft attraktivere Arbeitgeber, was zu höherer Motivation und geringerer Fluktuation führt.

Die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten spielt auch bei der Finanzierung von Unternehmensübernahmen oder von Investitionen eine zunehmend wichtige Rolle. Banken und Investoren legen immer mehr Wert auf Nachhaltigkeitskriterien. Unternehmen, die nachweislich nachhaltig handeln, haben bessere Chancen, Kapital von Investoren und Finanzinstituten zu erhalten. Die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards wird zunehmend gesetzlich gefordert. Unternehmen, die proaktiv handeln, sind besser auf zukünftige Regulierungen vorbereitet und vermeiden mögliche Strafen und rechtliche Probleme. Nachhaltigkeit fördert zudem Innovationen. Unternehmen, die in nachhaltige Innovationen investieren, haben die Chance zur Erschließung neuer Märkte und zur Sicherung ihres langfristigen Wachstums.

Für eine erfolgreiche familiäre Unternehmensnachfolge ist eine langfristige Vorbereitung entscheidend. Diese muss neben finanziellen und erbrechtlichen Aspekten auch die zukünftige Unternehmensstrategie berücksichtigen, einschließlich der angestrebten Ausrichtung zu mehr Nachhaltigkeit. Ein erfolgreicher Übergang erfordert die Sicherstellung der Unternehmenskontinuität durch qualifizierte Nachfolger, die finanzielle Absicherung der ausscheidenden Generation sowie die gerechte Verteilung des Vermögens unter den Erben, um Streitigkeiten zu vermeiden. Ein besonderer Fokus liegt auf der Sicherstellung der Liquidität, da die Unternehmensnachfolge mit finanziellen Belastungen verbunden sein kann, die die Existenz des Unternehmens gefährden könnten.

Die Herausforderungen bei der Suche nach passenden Nachfolgern sind eine konstante und häufig erwähnte Hürde bei einer Unternehmensnachfolge. Etwa 125.000 Inhaber kleiner und mittlerer Unternehmen planen bis Ende 2027, ihr Unternehmen aufzugeben und es einem Nachfolger zu überlassen. Etwa 48.500 Firmen treten jedoch jedes Jahr ohne Nachfolgeregelung aus dem Markt aus. „Die Suche nach Nachfolgern ist bereits heute intensiv und wird sich weiter verstärken“, betonen Karl A. Niggemann und Sema Eroglu in ihrem Werk. Unternehmen müssen daher frühzeitig mit der Nachfolgeplanung beginnen und sich dabei auch mit den ESG-Risiken auseinandersetzen, um langfristigen Erfolg und Stabilität zu gewährleisten.

Karl A. Niggemann ist einer der renommiertesten Experten auf dem Gebiet des Kaufs und Verkaufs von Unternehmensanteilen und der Unternehmensnachfolge. Mit mehr als 60 Jahren Berufserfahrung im Bank- und Beratungsbereich, davon einer 12-jährigen Tätigkeit als Vorsitzender des Vorstandes einer Genossenschaftsbank und anschließend einer 45-jährigen Tätigkeit als Geschäftsführer der IfW Niggemann & Partner GmbH, verfügt er über umfangreiches Wissen und eine Fülle von Erfahrungen.

Sema Eroglu hat ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der Universität Siegen absolviert und ist als Junior-Beraterin seit 2019 für IfW tätig. Sie unterstützt bei der Beratung zum Kauf und Verkauf von Unternehmen, erarbeitet Finanz- und Unternehmensanalysen und führt Markt- und Wettbewerbsrecherchen durch. Ferner wirkt sie bei der Erstellung von Unternehmenspräsentationen und der Ermittlung von Unternehmenswerten mit. Darüber hinaus ist sie in die Erarbeitung von Finanzierungsmodellen eingebunden.

Themen: Nachfolgerating, Nachhaltigkeitsrating | Kommentare deaktiviert für Nachhaltige familiäre Unternehmensnachfolgen – als Alternative zum Unternehmensverkauf

Green Bridge Metals: Ein aufstrebendes Explorationsunternehmen mit Potenzial

Von Dr. Oliver Everling | 30.Januar 2025

Green Bridge Metals Corporation ist ein kanadisches Explorationsunternehmen, das sich auf den Erwerb und die Entwicklung von mineralhaltigen Vorkommen spezialisiert hat, die für die Produktion von Batteriemetallen von Bedeutung sind. Das Unternehmen konzentriert sich insbesondere auf das Chrome-Puddy-Projekt in der Thunder Bay Mining Division in Ontario, Kanada. Dieses Gebiet umfasst eine Nickel-Magnetit-Mineralisierung in großen Mengen sowie eine frühere Chromit-Mine, die in einer serpentinitisierten ultramafischen Intrusion eingebettet ist. Ziel der Exploration sind sowohl großvolumige Nickelvorkommen als auch hochgradige magmatische Sulfidvorkommen mit Nickel, Kupfer und Platingruppenelementen.

Das Unternehmen ist an der kanadischen Börse unter dem Kürzel GRBM gelistet und bietet Investoren die Möglichkeit, sich an einem vielversprechenden Rohstoffprojekt zu beteiligen. Geleitet wird Green Bridge Metals von David Suda, einem erfahrenen Kapitalmarktexperten mit umfangreichen Kenntnissen in den Bereichen Marketing, Unternehmensstrategie, Kapitalbeschaffung und Nachhaltigkeit. Zudem verfügt Christopher Gulka, CFO des Unternehmens, über mehr als 30 Jahre Erfahrung im Bereich der Unternehmensfinanzierung und hat zahlreiche Positionen als Finanzvorstand und Direktor in verschiedenen öffentlichen Unternehmen innegehabt.

Obwohl Green Bridge Metals an der Börse notiert ist und Investoren an seiner Entwicklung teilhaben können, verfügt das Unternehmen nicht über ein Credit Rating einer der großen Ratingagenturen wie Moody’s, S&P oder Fitch. Dies liegt vor allem daran, dass es sich um ein Explorationsunternehmen handelt, das sich noch in einer frühen Phase der Rohstoffentwicklung befindet. Unternehmen dieser Art haben in der Regel keine stabilen Einnahmen, da sie sich primär auf die Erkundung und Bewertung von Mineralvorkommen konzentrieren. Da es noch keinen produzierenden Betrieb gibt, fehlen feste Cashflows, die für eine Bonitätsbewertung notwendig wären. Ratingagenturen bewerten hauptsächlich Unternehmen mit einer soliden finanziellen Historie, etablierten Einnahmequellen und einer gesicherten langfristigen wirtschaftlichen Perspektive – Kriterien, die Green Bridge Metals aufgrund seines Explorationscharakters derzeit nicht erfüllt.

Trotz des fehlenden Credit Ratings kann Green Bridge Metals für Aktionäre eine interessante Geldanlage sein. Explorationsunternehmen bieten oft erhebliches Wachstumspotenzial, insbesondere wenn neue Rohstoffvorkommen entdeckt oder bestehende Ressourcen erfolgreich nachgewiesen werden. Da die Nachfrage nach Batteriemetallen aufgrund der globalen Energiewende und des steigenden Bedarfs an Elektromobilität kontinuierlich wächst, könnten Investitionen in Green Bridge Metals langfristig hohe Renditen erzielen. Insbesondere strategische Investoren und institutionelle Anleger, die auf den Rohstoffsektor spezialisiert sind, könnten das Unternehmen als attraktive Gelegenheit betrachten.

Allerdings sollten potenzielle Investoren das mit Explorationsunternehmen verbundene Risiko nicht unterschätzen. Da keine garantierten Erträge bestehen und der Unternehmenserfolg stark von Faktoren wie Bohrergebnissen, Metallpreisen, regulatorischen Genehmigungen und zukünftigen Investitionen abhängt, ist die Volatilität von Aktien solcher Firmen in der Regel hoch. Anleger sollten sich daher bewusst sein, dass es sich um eine spekulative Investition handelt, die mit einem höheren Risiko verbunden ist als bei etablierten Minenbetreibern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Green Bridge Metals als Explorationsunternehmen kein Credit Rating besitzt, da es noch keine stabilen Cashflows und keinen operativen Bergbaubetrieb hat. Dennoch stellt das Unternehmen für risikobewusste Investoren eine potenziell lukrative Anlagemöglichkeit dar, insbesondere im Hinblick auf die steigende Bedeutung von Batteriemetallen in der modernen Industrie.

Themen: Aktienrating | Kommentare deaktiviert für Green Bridge Metals: Ein aufstrebendes Explorationsunternehmen mit Potenzial

Konfliktlösung im ESG-getriebenen M&A-Prozess

Von Dr. Oliver Everling | 30.Januar 2025

Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.

Mergers & Acquisitions (M&A) können aus vielen Gründen scheitern, und eine der entscheidenden Herausforderungen liegt darin, potenzielle Konflikte entlang des gesamten Prozesses zu bewältigen. Marina von Achten, eine erfahrene Mediatorin, hebt in ihrer Arbeit besonders die Rolle von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in M&A-Transaktionen hervor. In der Tat birgt jede Phase einer solchen Transaktion – von den strategischen Unternehmensentscheidungen über die Verhandlungen bis hin zur Integration – erhebliches Konfliktpotential.

Innerhalb eines Unternehmens beginnt der Konflikt oft bei der Frage, ob eine geplante M&A-Transaktion der ESG-Strategie entspricht. „Es sind zunächst interne Entscheidungen auf operativer und Gesellschafterebene von solchen Entscheidungen zwischen den eigentlichen Vertragsparteien zu unterscheiden,“ betont von Achten. Dies bedeutet, dass Einigung auf verschiedenen Ebenen – Geschäftsführung, Aufsichtsrat, Gesellschafter – notwendig ist. Eine besondere Schwierigkeit ergibt sich aus der Unsicherheit, die mit der Erfüllung der noch jungen ESG-Standards verbunden ist.

Konflikte darüber, ob die Transaktion richtig ist und wie sie aussehen soll, sind oft Sachkonflikte, bei denen es um unterschiedliche Vorstellungen zur Wirkung der Transaktion auf die ESG-Bewertung geht. Aber auch Beziehungskonflikte spielen eine Rolle, da langjährige Kollegen oft um die beste Lösung ringen, wobei persönliche Differenzen die Sachdebatten überlagern. „Wenn man sich die Komplexität der Entscheidungsprozesse bewusst macht, wird einem klar, welche offenkundigen Vorteile das Transaktionsversprechen aufzeigen muss,“ so von Achten.

Während der Vertragsverhandlungen sind Verteilungskonflikte häufig, besonders wenn es um Kaufpreise und ESG-bezogene Garantien geht. Ein weiteres Problem ist die mangelnde Standardisierung dieser Garantien, was die Definition objektiver, messbarer Werte erschwert. Diese Unsicherheit kann dazu führen, dass Deals an den ESG-Bedingungen scheitern.

Nach dem Vertragsabschluss verlagert sich der Fokus auf die Integration des Zielunternehmens. Hier treten wieder Sach- und Beziehungskonflikte auf, wenn es um die Neugestaltung der Arbeitsbeziehungen und die Anpassung der Unternehmenskulturen geht. „Bei einer unterschiedlichen Unternehmensphilosophie geht es um das Nachjustieren von Unternehmenswerten,“ erläutert von Achten.

Ein weiterer Konfliktherd sind Verträge mit Dritten, die oft change-of-control-Klauseln enthalten und neu verhandelt werden müssen. Diese Klauseln geben den Vertragspartnern erheblichen Einfluss, was die Verhandlungsposition des verkaufenden Unternehmens schwächt.

Zur Konfliktlösung empfiehlt von Achten verschiedene Methoden, abhängig von der Art des Konflikts. Mediation ist besonders flexibel und pragmatisch, weil sie nicht nur rechtliche Fragen in den Vordergrund stellt, sondern auch ökonomische und strategische Überlegungen. „Die Mediation hat hier den großen Vorteil, dass nicht rechtliche Fragen im Vordergrund stehen müssen, sondern ökonomische und strategische Überlegungen Vorrang vor dem Recht haben können,“ so von Achten.

Bei der Mediation behalten die Parteien die Entscheidung in der Hand, während der Mediator als neutraler Moderator fungiert. Diese Methode ist besonders geeignet, wenn die Konfliktparteien ihre Interessen offenlegen und kreative Lösungen entwickeln müssen. Im professionellen Kontext müssen auch Emotionen berücksichtigt werden, da sie eine wesentliche Rolle in der Konfliktbewältigung spielen. „Zeigt die andere Seite Angst, ist dies ein Hinweis, dass das Bedürfnis nach Sicherheit nicht erfüllt wird,“ erklärt von Achten.

Insgesamt unterstreicht Marina von Achten die Bedeutung einer strukturierten, empathischen und flexiblen Herangehensweise an Konfliktlösung in ESG-getriebenen M&A-Prozessen. Ihre umfassende Erfahrung und ihre Fähigkeit, wirtschaftliche, rechtliche und menschliche Faktoren zu integrieren, machen ihre Ansätze besonders wertvoll in diesen komplexen und dynamischen Situationen.

Marina von Achten ist Mediatorin in komplexen Entscheidungsprozessen. Hier führt sie das strukturierte Denken der Rechtsanwältin, ihre Verhandlungsexpertise bei M&A-Transaktionen und ihre persönliche Erfahrung als Gründerin und Gesellschafterin im Familienunternehmen zusammen. Nach mehreren Jahren als Rechtsanwältin im Bereich Mergers & Acquisitions bei der Sozietät Shearman & Sterling (heute A&O Shearman) in Düsseldorf und New York bildete sie sich zur Wirtschaftsmediatorin weiter (IKOM-Institut/Frankfurt und PON/Harvard Law School). Sie ist Mitglied des Bundesverband Mediation. Frau von Achten ist in mehreren Unternehmensbeiräten tätig.

Themen: Ratings | Kommentare deaktiviert für Konfliktlösung im ESG-getriebenen M&A-Prozess

Pflegeheime im Vergleich: Wer bietet die beste Qualität?

Von Dr. Oliver Everling | 29.Januar 2025

Die Avivre Consult GmbH aus Bad Homburg hat eine aktuelle Analyse der 40 größten Pflegeheimbetreiber in Deutschland vorgelegt. Die Untersuchung basiert auf 72.065 Datensätzen von mehr als 2.000 Pflegeeinrichtungen und wertet die Einzel- und Gesamtbewertungen aller erfassten Betreiber aus. In die Analyse wurden 20 private, 10 frei-gemeinnützige und 10 kommunale Träger einbezogen, um ein umfassendes Bild der unterschiedlichen Betreibersektoren zu zeichnen.

Im Gesamtranking der Pflegeheimbetreiber belegen die ersten zehn Plätze fünf kommunale, vier gemeinnützige und ein privater Betreiber. Neben der Gesamtbewertung enthält die Analyse detaillierte Ergebnisse für die drei Betreibergruppen sowie eine regionale Auswertung nach Bundesländern. Darüber hinaus wird ein Vergleich zu den Vorjahresergebnissen gezogen, um Entwicklungen und Veränderungen innerhalb der Branche nachvollziehen zu können.

Der Report bietet eine tiefgehende Betrachtung der vom Medizinischen Dienst bewerteten 35 Aspekte, die in über 400 Tabellen und Grafiken anschaulich aufbereitet sind. Auf etwa 230 Seiten liefert die Analyse umfangreiche Informationen zu Qualitätsaspekten der Pflegeheime, strukturellen Unterschieden zwischen den Trägergruppen sowie regionalen Besonderheiten.

Themen: Pflegeheimrating | Kommentare deaktiviert für Pflegeheime im Vergleich: Wer bietet die beste Qualität?

Quantmade gewinnt Future Fundstars Award

Von Dr. Oliver Everling | 29.Januar 2025

Dr. Michael Geke, Gründer von Quantmade aus Meerbusch bei Düsseldorf, hat sich im Finale der sechsten Staffel des Wettbewerbs Future Fundstars in Mannheim gegen drei hochkarätige Mitbewerber durchgesetzt und den ersten Platz erreicht. Mit seinem innovativen Ansatz für KI-gestützte, datengetriebene Investmentstrategien konnte er die Jury überzeugen und sich das begehrte Investment von bis zu drei Millionen Euro sichern.

Die Jury, bestehend unter anderem aus Sascha Hinkel (Deka), Tobias Schäfer (Berenberg), Volker Schilling (Greiff AG) und Oliver Morath (SQUAD Fonds), lobte insbesondere die innovative und systematische Herangehensweise von Geke an die Entwicklung von sogenannten Quant-gesteuerten Aktienportfolios. Die Technologie von Quantmade basiert auf KI-gestützten stochastischen Prognosemodellen und erzielte seit 2021 eine Rendite von fast 40 Prozent bei einem maximalen Rückgang von lediglich 3,9 Prozent über den gesamten Zeitraum der letzten vier Jahre. „Unsere Technologie zeigt besondere Fähigkeiten bei der Senkung von Risiken beziehungsweise zur Vermeidung von Schwankungen durch eine fast treppenförmige Performance-Entwicklung“, erklärte Geke.

Mit dem Erfolg bei Future Fundstars erhielt Quantmade nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch die Anerkennung der Experten für seinen datengetriebenen Investmentansatz. „Der Gewinn von Future Fundstars ist eine fantastische Bestätigung unserer Arbeit bei Quantmade und zeigt, dass wir mit unseren Strategien zur Senkung von Schwankungen und Risiken in Portfolios bei Investoren einen Nerv treffen“, so Geke weiter.

Bisher konnten Anleger und Investoren die Strategien von Quantmade über verwaltete Depots bei Vermögensverwaltern nutzen. Doch nun steht die Auflage des ersten eigenen Quantmade-Fonds an, der im April starten wird.

Der Wettbewerb Future Fundstars, initiiert von Fundview in Kooperation mit NFS Netfonds und azemos vermögensmanagement, hat sich zum Ziel gesetzt, herausragende Fonds-Boutiquen und Investment-Talente zu identifizieren. Im Finale präsentierten die Kandidaten ihre Strategien in einem Live-Pitch vor einer hochkarätigen Fachjury. Dabei sollen zukunftsweisende Investmentansätze gefördert werden, die die Finanzbranche innovativ vorantreiben – so die Hoffnung der Initiatoren. Der Erfolg von Quantmade unterstreicht den wachsenden Trend zu KI-gestützten quantitativen Investmentstrategien, die präzise Marktanalysen mit effektiven Risikomanagementtools kombinieren.

Themen: Fondsrating | Kommentare deaktiviert für Quantmade gewinnt Future Fundstars Award

China im Jahr der hölzernen Schlange: Überraschungen für die Märkte?

Von Dr. Oliver Everling | 29.Januar 2025

Am 29. Januar 2025 feiert China das Neujahrsfest, das dieses Mal im Zeichen der hölzernen Schlange steht. Diese Kombination „steht für Weisheit, Innovation und Sinn für Kompromisse“, erklärt Jean-Louis Nakamura, Leiter Conviction Equities bei Vontobel. „Qualitäten, die 2025 angesichts der möglichen Turbulenzen nach dem Amtsantritt von Donald Trump sehr gefragt sein dürften.“ Viele Experten erwarten für die Schwellenmärkte eine herausfordernde Zeit, da Faktoren wie ein starker Dollar, höhere Zölle, eine geringere Handelsintensität und ein möglicher Abwärtsdruck auf die Rohstoffpreise belasten könnten. Dennoch weist Nakamura darauf hin: „In der Praxis könnte das Jahr 2025 ein Jahr voller Überraschungen werden, in dem die schlimmsten Vorhersagen nicht eintreten, während sich gute Chancen ergeben könnten.“

Ein entscheidender Faktor für die Widerstandsfähigkeit vieler Schwellenländer ist ihre reduzierte Abhängigkeit vom internationalen Handel. „Der Anteil Chinas an den US-Importen ist auf knapp über 10 % gesunken und liegt damit deutlich unter dem Anteil Europas“, so Nakamura. „Viele Exporte wurden auf andere Märkte umgelenkt, darunter in großem Umfang auf andere Schwellenländer.“ Auch die von der neuen US-Regierung angedachten Zölle könnten weniger dramatische Auswirkungen haben als befürchtet: „Die Einführung neuer Zölle wird wahrscheinlich schrittweise erfolgen und sich höchstwahrscheinlich in Grenzen halten.“ Zudem könnten Währungsanpassungen helfen: „Ihre Auswirkungen würden daher zumindest in den nächsten Monaten durch eine Lockerung der USD/RMB-Parität leicht aufgefangen werden können.“

China bleibt zwar mit seiner strukturellen Deflation konfrontiert, wird aber Maßnahmen ergreifen, um Konsum und Investitionen zu stimulieren. „Zwar gibt es keinen ‚großen Plan‘, um die chinesische Wirtschaft aus der Deflation herauszuholen, mit der sie seit mehreren Jahren zu kämpfen hat“, räumt Nakamura ein. Doch er geht davon aus, dass „neue Maßnahmen darauf abzielen, das BIP-Wachstum früher als im letzten Jahr nahe 5 % zu halten.“ Dies könnte eine begrenzte, aber dennoch spürbare Belebung des lokalen Aktienmarkts mit sich bringen: „Dies könnte dem lokalen Aktienmarkt etwas Farbe verleihen, wenn auch in geringerem Umfang und mit einer noch kürzeren Lebensdauer als die letztjährige Rallye.“

Besonders einige Unternehmen, die auf den Binnenmarkt ausgerichtet sind, könnten profitieren. „Tatsächlich dürften einige lokale Unternehmen, die eher auf das Inland ausgerichtet sind, positiv auf wirtschaftspolitische Anreize reagieren, wie beispielsweise Konsumgüterunternehmen“, prognostiziert Nakamura. Darüber hinaus könnte sich der ungewöhnlich lange Abwärtszyklus an den Aktienmärkten seinem Ende nähern, was Industrieunternehmen zugutekäme: „Während die Solarbranche immer noch unter Überkapazitäten leidet, könnte sich die Nachfrage nach Batterien stabilisieren und Baumaschinen könnten, obwohl sie sehr volatil sind, positiv überraschen.“

Ein besonders spannendes Feld bleibt die technologische Entwicklung in China. Die jüngsten Fortschritte haben gezeigt, dass „chinesische Unternehmen kosteneffiziente KI-Lösungen in größerem Umfang und auf wesentlich kostengünstigere Weise als ihre westlichen Gegenspieler einführen könnten.“ Zudem sind chinesische Chiphersteller weniger von US-Beschränkungen betroffen und haben die Möglichkeit, ihre eigenen Innovationen zu entwickeln. Nakamura sieht darin eine potenzielle Überraschung für den Markt: „In einem Markt, der auf das Schlimmste gefasst ist, könnte diese Nachricht dem heimischen Aktienmarkt leicht zu einer viel besseren Performance verhelfen als erwartet.“

Trotz der geopolitischen Unsicherheiten und der wirtschaftlichen Herausforderungen bietet das Jahr 2025 also durchaus Chancen – insbesondere für jene, die über den Tellerrand der negativen Prognosen hinausblicken.

Themen: Aktienrating | Kommentare deaktiviert für China im Jahr der hölzernen Schlange: Überraschungen für die Märkte?

Moody’s hebt Argentiniens Kreditrating an: Ein Schritt in Richtung Stabilität

Von Dr. Oliver Everling | 26.Januar 2025

Am 24. Januar 2025 gab Moody’s bekannt, dass das langfristige Auslands- und Inlandskreditrating der argentinischen Regierung von „Ca“ auf „Caa3″ angehoben wurde. Zudem wurde der Ausblick von „stabil“ auf „positiv“ geändert. Diese Entscheidung spiegelt laut Moody’s eine bedeutende Verbesserung der makroökonomischen Stabilität des Landes wider, die auf entschlossene Reformen der neuen Regierung zurückzuführen ist.

„Die Heraufstufung auf Caa3 spiegelt unsere Einschätzung wider, dass die entschlossene Politik der Regierung die wirtschaftlichen Ungleichgewichte angeht und die äußeren Finanzflüsse stabilisiert hat, wodurch das Risiko eines Zahlungsausfalls verringert wurde“, erklärte Moody’s in der offiziellen Pressemitteilung.

Seit der Amtsübernahme von Präsident Javier Milei im Dezember 2023 hat die Regierung deutliche Fortschritte gemacht. Eine drastische Anpassung der Fiskalpolitik, darunter Ausgabenkürzungen in Höhe von fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), führte zu einer Reduktion des Haushaltsdefizits. Die Zentralregierung konnte dadurch bis Ende 2024 sogar einen kleinen Überschuss von 0,1 % des BIP erzielen, verglichen mit einem Defizit von 4,4 % im Vorjahr.

Laut Moody’s hat sich auch die Inflationsrate durch eine strikte Geldpolitik signifikant verringert: Von einem Höchststand von 25,5 % im Dezember 2023 fiel die monatliche Inflation auf 2,4 % im November 2024. Gleichzeitig verzeichnete Argentinien Verbesserungen bei den internationalen Reserven, die unter anderem durch Steueramnestien gesteigert wurden, wodurch rund 20 Milliarden US-Dollar an zuvor im Ausland gehaltenen Vermögenswerten ins Land gebracht wurden.

Moody’s betonte jedoch auch die verbleibenden Risiken. „Während Argentinien in die nächste Phase des makroökonomischen Anpassungsprogramms übergeht, könnten die geplante Abschaffung von Kapital- und Wechselkurskontrollen sowie externe Schocks die bisherigen Fortschritte gefährden“, hieß es weiter. Dennoch sieht Moody’s Potenzial für eine weitere Aufwertung, insbesondere wenn sich die internationalen Reserven weiter stabilisieren und langfristige ausländische Direktinvestitionen (FDI) die Zahlungsbilanz stärken.

Themen: Länderrating | Kommentare deaktiviert für Moody’s hebt Argentiniens Kreditrating an: Ein Schritt in Richtung Stabilität

Aus einem Guss – Wie sich ESG Due Diligence und ESG Value Creation miteinander verknüpfen lassen

Von Dr. Oliver Everling | 25.Januar 2025

Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.

Die Integration von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in den Due-Diligence-Prozess und die darauf aufbauende ESG Value Creation sind entscheidende Faktoren für den Erfolg moderner M&A-Transaktionen. Olivier Weddrien, Thomas Fotteler und Matthias Bönning zeigen in ihrem Beitrag auf, wie sich ESG Due Diligence und ESG Value Creation systematisch verknüpfen lassen, um sowohl Risiken zu minimieren als auch Wertsteigerungspotenziale zu maximieren.

Die Dekarbonisierung der Wirtschaft ist ein zentraler Treiber für Veränderungen im Unternehmenssektor. Unternehmen, die bereits weit in ihrer nachhaltigen Transformation fortgeschritten sind, können Bewertungsprämien erzielen. ESG-bezogene Treiber wie Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, Ressourceneffizienz und die Kreislaufwirtschaft werden immer wichtiger für den langfristigen Erfolg. Die EU-Taxonomie und der European Green Deal setzen ambitionierte Ziele für die Reduktion der Treibhausgasemissionen und die Förderung eines klimaneutralen Kontinents bis 2050. Diese politischen und regulatorischen Vorgaben haben direkte Auswirkungen auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung und die Kreditvergabekriterien von Finanzinstituten.

Neben den regulatorischen Anforderungen treiben auch Stakeholder wie Kunden, Mitarbeiter und Kapitalgeber die Auseinandersetzung mit ESG-Themen voran. Kunden fordern nachhaltige Produkte und Dienstleistungen, Mitarbeiter bevorzugen Unternehmen mit hohen Nachhaltigkeitsstandards und Investoren lenken ihre Kapitalströme in nachhaltige Unternehmen. Die zunehmende Zahl klimaschutzbezogener Klagen gegen Unternehmen und das Risiko von „stranded assets“ verdeutlichen die Notwendigkeit, ESG-Risiken frühzeitig zu identifizieren und zu managen.

Die ESG Due Diligence hat sich von einem rein risikoorientierten Ansatz zu einem strategischen Instrument entwickelt, das wertsteigernde Maßnahmen nach der Übernahme eines M&A-Targets identifiziert. Weddrien, Fotteler und Bönning betonen, dass eine systematische ESG Due Diligence die Grundlage für eine erfolgreiche ESG Value Creation bildet. Eine nachhaltige Investitionsstrategie und überdurchschnittliche ESG-Leistungen stärken die Reputation und senken Risiken, was zu einem besseren Zugang zu institutionellem Kapital führt.

Ein strukturiertes Vorgehen bei der ESG Due Diligence umfasst die Überprüfung des CO2-Fußabdrucks, der Dekarbonisierungspläne und der Klimawandelrisiken des Zielunternehmens. Dabei ist es wichtig, ein Kern-Set an Due-Diligence-Faktoren zu definieren, die auf das Geschäftsmodell des Zielunternehmens ausgerichtet sind. Dies ermöglicht eine fokussierte und effektive Prüfung, die sowohl Risiken aufdeckt als auch Wertsteigerungspotenziale identifiziert.

Die E3 Holding, als Transformationsinvestor, setzt auf eine ESG-orientierte Investitionsstrategie, die Unternehmen nachhaltiger und resilienter machen soll. „Unsere ESG Due Diligence fokussieren wir auf themenspezifische Wirkungsschwerpunkte, die sich an den Sustainable Development Goals orientieren,“ so die Autoren. Dabei werden sowohl potenzielle Verstöße gegen Ausschlusskriterien als auch Red-Flag-Sachverhalte und bestehende Nachhaltigkeitsaktivitäten geprüft. Durch die Ableitung konkreter Maßnahmen zur Verbesserung der ESG-Performance kann die E3 Holding nach der Übernahme sofort mit der ESG Value Creation beginnen.

Die systematische Erhebung von über 40 Kennzahlen und Indikatoren ermöglicht es der E3 Holding, Fortschritte und Zielerreichungen zu messen. Diese KPIs sind ein elementarer Bestandteil der Business Reviews und unterstützen die langfristige Reduktion der Treibhausgasemissionen. Das Operating Framework der E3 Holding integriert Value Added-Management, digitale Transformation und ESG als gleichberechtigte Werttreiber, die von spezialisierten Partnern unterstützt werden.

Ein effektives ESG Reporting und Monitoring ist entscheidend für die Erfolgskontrolle der eingeleiteten Maßnahmen. E3 legt großen Wert auf die Einhaltung guter Unternehmensführungspraktiken und überprüft regelmäßig die Einhaltung eines Supplier Code of Conduct. Durch die systematische Begleitung der Gruppenunternehmen nach der Übernahme stellt die E3 Holding sicher, dass die ESG-Initiativen erfolgreich umgesetzt werden.

Weddrien, Fotteler und Bönning schließen mit der Feststellung, dass eine erfolgreiche Integration von ESG Due Diligence und ESG Value Creation nicht nur Risiken minimiert, sondern auch erhebliche Wertsteigerungspotenziale eröffnet. „Unserer Erwartung nach wird es nicht mehr lange dauern, bis die heutigen Best-Practice-Ansätze bei ESG Due Diligence und ESG Value Creation zum Marktstandard werden,“ so die Autoren. Damit wird die nachhaltige Transformation der Wirtschaft entscheidend vorangetrieben und Unternehmen können langfristig erfolgreich und wettbewerbsfähig bleiben.

Olivier Weddrien ist Gründer und Geschäftsführer der Industrieholding E3. Vorherige Tätigkeiten hatte er unter anderem bei The Cranemere Group Limited und DZ Equity Partner. Die E3 Holding wurde 2021 von den Industrie- und Private Equity-Managern Olivier Weddrien, Wolfgang Kuhn, Jürgen Geißinger und Klaus-Joachim Krauth gemeinsam mit der Kreissparkasse Biberach gegründet. Die E3 Gruppe beschäftigt mehrere Hundert Mitarbeitende an verschiedenen Standorten in Deutschland und Schweden und investiert in die Bereiche Cyber Security Services/Digitalisierung, Präzisionsproduktionstechnik, Reinraumtechnik und Lebensmittel.

Thomas Fotteler verfügt über mehr als 25 Jahre Berufserfahrung im Finanzbereich. Er war unter anderem Partner und Geschäftsführer der Halder Beteiligungsberatung GmbH und Head of Leveraged Finance der Investkreditbank in Deutschland. Davor arbeitete er im Leveraged-Finance-Bereich der BNP Paribas in Deutschland und Frankreich. Gegenwärtig ist er Head of Investment bei E3 sowie Geschäftsführender Gesellschafter der NOWASTE GmbH, einem Hersteller nachhaltiger Mehrwegbecher.

Matthias Bönning ist seit 2021 Geschäftsführer der fors.earth capital GmbH. Dort begleitet er vorwiegend Finanzdienstleister und Beteiligungsunternehmen bei ihrer strategischen ESG-Positionierung und deren Implementierung im Investmentprozess. Als Head of Research und Vorstandsmitglied der oekom research AG sowie als Managing Director in der Funktion als Global Head of ESG Ratings bei Institutional Shareholder Services Inc. (ISS) hat er langjährige Erfahrung im Bereich Sustainable Finance und in der Nachhaltigkeitsbewertung von Unternehmen gesammelt.

Themen: Ratings | Kommentare deaktiviert für Aus einem Guss – Wie sich ESG Due Diligence und ESG Value Creation miteinander verknüpfen lassen

Zwischen Amüsement und Sorge: Volkswirte über Trumps Wirtschaftspolitik

Von Dr. Oliver Everling | 24.Januar 2025

Wenn die Meinungen von Donald Trump keine reale Möglichkeit praktischer Einflussnahme mit sich brächten, könnten Volkswirte sie wohl mit einem Schmunzeln quittieren. Doch der Ernst der Lage, den seine Ansätze mit sich bringen, lässt den Humor schnell verschwinden. Carsten Mumm, Chefvolkswirt der Privatbank DONNER & REUSCHEL, sieht in Trumps Wirtschaftspolitik zahlreiche Widersprüche, die die US-Wirtschaft vor erhebliche Herausforderungen stellen könnten.

Trump setzt seit seiner Amtsübernahme auf klare und unverblümte Ansagen. Ausländische Unternehmen, die Waren in die USA exportieren, sollen gezwungen werden, im Inland zu produzieren, andernfalls drohen Strafzölle. Die OPEC wird aufgefordert, für niedrigere Ölpreise zu sorgen. Besonders hartnäckig kritisiert Trump jedoch die US-Notenbank Fed und deren Präsidenten Jerome Powell. Er behauptet, besser zu wissen, auf welchem Niveau die Leitzinsen liegen sollten, und fordert energisch Zinssenkungen.

Diese Forderungen stehen allerdings in deutlichem Widerspruch zu den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Fed wird bei ihrer nächsten Zinssitzung kaum auf Trumps Ansinnen eingehen. Die Markterwartung deutet auf eine abwartende Haltung hin, da sowohl das Wirtschaftswachstum als auch der Inflationsdruck weiterhin hoch sind. Die Inflationsrate lag zuletzt bei 2,9 Prozent und damit deutlich über dem Zielwert von 2 Prozent. Sollte Trumps Wirtschaftspolitik das Wachstum weiter ankurbeln, könnte die Inflation auf hohem Niveau verharren, was Zinssenkungen weiterhin unwahrscheinlich macht.

Auch die Entwicklungen am Markt schaffen Fakten, die Trumps Vorhaben nicht unterstützen. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen sind seit Sommer 2024 um etwa 100 Basispunkte gestiegen und nähern sich der Marke von 5 Prozent jährlich. Gleichzeitig liegen 30-jährige Hypothekenzinsen aktuell bei über 7 Prozent jährlich. Neben den gestiegenen Inflationserwartungen tragen auch Befürchtungen über die wachsenden US-Staatsschulden aufgrund geplanter Steuersenkungen zu diesen Entwicklungen bei. Das hohe Zinsniveau wirkt bremsend auf die Wirtschaft und dürfte nicht in Trumps Interesse sein.

Die gestiegenen Verbraucherpreise, die wesentlich zur Wahlniederlage der Demokraten im letzten Jahr beitrugen, könnten bei anhaltender oder steigender Inflation auch Trumps politische Position schwächen. Die Forderung, die Wirtschaft zu stimulieren und gleichzeitig Inflation und Zinsen niedrig zu halten, offenbart ein grundlegendes Dilemma. „Gleichzeitig die Wirtschaft anzukurbeln und dabei Inflation und Zinsen niedrig zu halten, wird nicht funktionieren“, erklärt Mumm. Trump wird gezwungen sein, Prioritäten zu setzen, um eine Überhitzung der US-Wirtschaft zu vermeiden. Andernfalls könnten die wirtschaftlichen Folgen seiner Politik schneller sichtbar werden, als ihm lieb ist.

Themen: Aktienrating, Anleiherating, Branchenrating, Länderrating | Kommentare deaktiviert für Zwischen Amüsement und Sorge: Volkswirte über Trumps Wirtschaftspolitik

« Voriger Beitrag Folgender Beitrag »