Europas Kleinbanken und die Zukunft der Regulierung: Eine notwendige Balance zwischen Innovation und Sicherheit

Von Dr. Oliver Everling | 18.März 2024

In Europa, mit einer besonderen Konzentration in Deutschland, formen rund 2000 Kleinbanken das Rückgrat des lokalen Bankwesens. Diese Zahl, darunter 1200 deutsche Institute, unterstreicht die Diversität und Bedeutung des Sektors für die europäische Wirtschaft. Während einer Diskussionsrunde u.a. mit Anne Fröhling, Head of Division, Division Institutional & Sectoral Oversight bei der Europäischen Zentralbank (EZB), wurde die Rolle der Kleinbanken sowie die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in der Bankenregulierung thematisiert. Darum und um weitere Themen geht es auf der Handelsblatt Jahrestagung Bankenaufsicht 2024.

In den letzten zehn Jahren stellten Funding-Risiken für diese Institute kein großes Problem dar, eine Tatsache, die die relative Stabilität des Sektors unterstreicht. Karolin Schriever, geschäftsführendes Vorstandsmitglied im Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV), plädierte in diesem Kontext für eine Regulierungspause, um die Banken nicht mit weiteren bürokratischen Lasten zu überfrachten.

Die Diskussion hob auch die Stärken des deutschen Bankensektors hervor, insbesondere die Rolle von Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die einen wesentlichen Beitrag zur finanziellen Vielfalt und zur lokalen Wirtschaft leisten. Prof. Dr. Hermann Schulte-Mattler brachte jedoch eine bemerkenswerte Herausforderung zur Sprache: Die schiere Menge an Bankenregulierungen in Deutschland, deren Lektüre bei normaler Lesegeschwindigkeit mindestens 25 Jahre in Anspruch nehmen würde. Dies verdeutlicht die Komplexität und den Umfang der regulatorischen Anforderungen, mit denen Banken konfrontiert sind.

Karolin Schriever betonte die Unentbehrlichkeit Künstlicher Intelligenz (KI) für die Bewältigung dieser regulatorischen Herausforderungen. KI-Technologien bieten die Möglichkeit, große Mengen an regulatorischen Daten effizient zu verarbeiten und Compliance-Prozesse zu optimieren.

Das Thema „Proportionalität“ in der Bankenaufsicht wurde ebenfalls diskutiert. Sabine Curt, Bankdirektorin (Regulatorik) bei der Volksbank Mittelhessen, und Prof. Dr. Schulte-Mattler erörterten, ob eine eigenkapitalstarke Bank wie die Volksbank Mittelhessen tatsächlich von einer derart dichten Regulierung profitiert oder ob diese eher eine unnötige Belastung darstellt.

Diese Gespräche zeigen, dass eine Balance zwischen notwendiger Regulierung zur Sicherstellung der Finanzstabilität und der Vermeidung unnötiger bürokratischer Hürden, die Innovation und Wachstum bremsen könnten, von entscheidender Bedeutung ist. Die zukünftige Gestaltung der Bankenaufsicht in Europa und speziell in Deutschland wird diese Aspekte berücksichtigen müssen, um eine gesunde Entwicklung des Bankensektors zu fördern und gleichzeitig die Sicherheit und Integrität des Finanzsystems zu gewährleisten.

Anne Fröhling hebt hervor, dass die Zugehörigkeit zu Bankengruppen und deren Anschluss an Institutssicherungssysteme wesentliche Vorteile für weniger bedeutende Institute (LSIs) mit sich bringt. Dieses Konzept der Sicherungssysteme, eine wichtige Säule des europäischen Bankenwesens, bietet nicht nur eine finanzielle Rückversicherung für die beteiligten Banken, sondern stärkt auch das Vertrauen der Verbraucher und Anleger in die Stabilität dieser Institute.

Institutssicherungssysteme dienen dazu, die Einlagen der Kunden zu schützen und die Solvenz der Mitgliedsbanken zu sichern, indem sie im Fall von finanziellen Schwierigkeiten eines Mitglieds unterstützend eingreifen. Diese Systeme sind insbesondere für kleinere Banken von Bedeutung, da sie ein Sicherheitsnetz bieten, das die Risiken eines Bankzusammenbruchs minimiert und so zur allgemeinen Finanzstabilität beiträgt.

Durch die Teilnahme an solchen Systemen profitieren LSIs von einem erhöhten Vertrauensbonus bei den Kunden und einer stärkeren Verhandlungsposition auf den Finanzmärkten. Zudem ermöglichen diese Sicherungssysteme kleineren Instituten, von den Erfahrungen und Best Practices innerhalb der Bankengruppe zu profitieren, was wiederum das Risikomanagement und die Geschäftsstrategien der einzelnen Banken verbessern kann.

In diesem Zusammenhang unterstreicht Fröhlings Aussage die Bedeutung der kollektiven Sicherheitsmechanismen und die Rolle, die sie bei der Aufrechterhaltung eines robusten und widerstandsfähigen Bankensektors spielen. Es verdeutlicht auch die Notwendigkeit einer angemessenen Regulierung und Aufsicht dieser Systeme, um ihre Effektivität und ihren Schutzbeitrag zum gesamten Finanzsystem zu gewährleisten.

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Zukunftsfähigkeit der deutschen Banken: Neue Herausforderungen und Aufsichtsstrategien

Von Dr. Oliver Everling | 18.März 2024

Karlheinz Walch, Zentralbereichsleiter der Bankenaufsicht bei der Deutschen Bundesbank, thematisierte in seinem Vortrag auf der Handelsblatt Jahrestagung Bankenaufsicht 2024 entscheidende Fragestellungen rund um die Stabilität und Resilienz des deutschen Bankensektors in turbulenten Zeiten. Sein Fokus lag dabei auf den aktuellen Risiken im Bankensektor und den spezifischen Aufsichtszielen für das Jahr 2024.

Ein zentraler Diskussionspunkt war die Situation der Kredite für Gewerbeimmobilien in den USA, die unter hohen Belastungen stehen. Walch erörterte die Parallelen zur Entwicklung in Deutschland, wo ebenfalls ein Anstieg notleidender Kredite (Non-Performing Loans, NPLs) zu verzeichnen ist. Diese Entwicklung wirft Fragen nach der zukünftigen Belastbarkeit des deutschen Bankensektors auf und ob die Situation in den USA einen Vorgeschmack auf mögliche Entwicklungen in Deutschland gibt.

Die durch die Zinswende entstandenen finanziellen Entlastungen deutscher Banken betrachtete Walch als unerwarteten Gewinn („Windfall Profit“), der nicht für höhere Ausschüttungen verwendet werden sollte. Stattdessen sollten diese Mittel zur Stärkung der internen Reserven und zur Vorbereitung auf mögliche zukünftige Krisen eingesetzt werden.

Für die Deutsche Bundesbank sind Stresstests ein wichtiges Instrument, um die Resilienz der Banken zu bewerten. Walch hob hervor, dass im Jahr 2024 erstmals ein Cyber-Resilienztest bei den weniger bedeutenden Instituten (LSIs) durchgeführt wird, was die Bedeutung der Cybersicherheit unterstreicht.

Die mittelfristige Perspektive der Bankenaufsicht konzentriert sich auf die Herausforderungen der digitalen Transformation, des Klimawandels sowie der ökologischen Transformation und Governance. Diese Themen stellen langfristige Risiken dar, die eine angepasste Aufsichtsstrategie erfordern.

Walch kündigte an, dass die Aufsichtsintensität zukünftig noch stärker institutsspezifisch ausgerichtet sein wird. Eine im Zuge der Kompetenzbündelung durchgeführte Reorganisation der Bundesbank soll für einige Institute neue Ansprechpartner mit sich bringen. Durch die Bildung von Kompetenzzentren werde zudem die Schlagkraft der Aufsicht gestärkt, um den vielfältigen und sich schnell ändernden Herausforderungen effektiv begegnen zu können.

Diese strategische Neuausrichtung unterstreicht die Entschlossenheit der Deutschen Bundesbank, den deutschen Bankensektor resilienter gegenüber zukünftigen Herausforderungen zu machen und gleichzeitig die Aufsichtsarbeit zu modernisieren und zu spezialisieren.

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Risikomanagement im Fokus: Sigrid Kozmiensky und Prof. Dr. Hermann Schulte-Mattler über die Zukunft der Bankenbranche

Von Dr. Oliver Everling | 18.März 2024

Im Rahmen einer spannenden Diskussion auf einer Fachkonferenz teilte Sigrid Kozmiensky, Mitglied des Vorstands der ING Deutschland und verantwortlich für das Risikomanagement, ihre Einsichten zusammen mit Prof. Dr. Hermann Schulte-Mattler, einem renommierten Professor für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt auf Finanzwirtschaft, Controlling sowie Nachhaltigkeitsrisiken und Künstliche Intelligenz.

Die Konversation drehte sich um die Rückkehr des Risikomanagements ins Zentrum des Interesses der Banken, angetrieben durch die nie dagewesenen Amplituden von Zins- und Inflationssteigerungen. Diese Entwicklung führt zu einem erhöhten Maß an Unsicherheit in der Branche. Kozmiensky und Schulte-Mattler identifizierten die „vier Ds“ des Risikomanagements – Deglobalisierung, Dekarbonisierung, Digitalisierung und Demographie – als Schlüsselbegriffe, die die aktuellen Herausforderungen zusammenfassen.

„Es gibt keine Risiken, die man nicht managen kann,“ betonte Kozmiensky, und hob hervor, dass eine vorausschauende Ausrichtung und das „Denken in Szenarien“ essentiell für ein effektives Risikomanagement sind. Ein holistischer Ansatz ist demnach unerlässlich, um transformative Risiken angemessen zu bewältigen und langfristige Strategien mit agiler, interdisziplinärer Anpassung zu kombinieren.

Beide Experten stimmten überein, dass die Analyse von Umwelt- und geopolitischen Risiken bis zum Ende ihrer Wirkungsketten gedacht werden muss. Agilität, so Kozmiensky, erfordert zudem eine exzellente Datenlandschaft, um nicht nur den Banken, sondern auch den Kunden mehr Schnelligkeit und Effizienz zu bieten.

Ein interessanter Vergleich wurde hinsichtlich der Datenverfügbarkeit angestellt: In den Niederlanden seien öffentliche Register eine wertvolle Informationsquelle, die in Deutschland so nicht vorhanden sei.

Cyber-Risiken, so Kozmiensky, seien schon immer ein zentraler Bestandteil der Risikoüberlegungen der ING als digitaler Bank gewesen. Mit dem Digital Operational Resilience Act (DORA) sei nun ein zuverlässiger Standard etabliert worden, auch wenn der Zeitdruck dabei hoch bleibe.

In der Diskussion wurde deutlich, dass die Bankenbranche an einem Wendepunkt steht, an dem schnelles und vorausschauendes Handeln sowie die Integration neuer Standards und Technologien entscheidend für die Zukunftsfähigkeit der Institute sind. Die Expertenrunde betonte die Notwendigkeit, über bestehende Grenzen hinauszudenken und den Fokus auf eine umfassende Risikobewertung zu legen, um die Branche erfolgreich durch die turbulenten Zeiten zu navigieren.

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Neue Risikomanagementstandards stärken Europas Banken: Ergebnisse und Herausforderungen nach der finalen Umsetzung von Basel III

Von Dr. Oliver Everling | 18.März 2024

Prof. Dr. Claudia M. Buch, die Vorsitzende des Aufsichtsgremiums der Europäischen Zentralbank, betonte in ihrer Rede auf der Jahrestagung Bankenaufsicht 2024 die Bedeutung der jüngsten EBA-Stresstests für das europäische Bankensystem. Die Tests offenbarten nicht nur eine Zunahme der Kapitalquoten, sondern auch eine generell hohe Resilienz der Banken gegenüber wirtschaftlichen Schocks.

Ein besonderer Fokus lag auf der Gewerbeimmobilienfinanzierung, einem Bereich mit signifikantem Refinanzierungsrisiko aufgrund seiner hohen Zinssensitivität. Buch hob hervor, dass die EZB in enger Zusammenarbeit mit den betroffenen Banken steht, um potenzielle Risiken zu mindern. Trotz eines heterogenen Preisrückgangs im Gewerbeimmobiliensektor sei eine generelle Überbewertung schwierig einzuschätzen, da der Markt stark von lokalen Gegebenheiten beeinflusst wird.

„Wir befinden uns in einem neuen makroökonomischen Umfeld, das von sogenannten Polykrisen geprägt ist“, erklärte Buch und unterstrich die Notwendigkeit, gegenüber den vielfältigen und simultan auftretenden Krisen wachsam zu sein. Sie wies darauf hin, dass große Schocks bisher nicht vollständig in den Bankbilanzen sichtbar wurden, teilweise wegen wirksamer geld- und fiskalpolitischer Gegenmaßnahmen.

Ein weiterer kritischer Punkt in Buchs Rede waren die gestiegenen Cyberrisiken. Obwohl diese bisher nicht zu großen Ausfällen geführt haben, sei die Tatsache alarmierend, dass rund 90 % der Banken mit veralteten IT-Systemen arbeiten. Sie forderte die Banken auf, klare Kapitalplanungen vorzunehmen und sicherzustellen, dass ihre interne Governance und Risikosteuerung auch unter verschiedenen Szenarien robust bleiben.

Das Wachstum der Schattenbanken und die damit verbundenen Liquiditätsrisiken wurden ebenfalls angesprochen. Buch betonte, dass der Nicht-Bankensektor nicht außerhalb der rechtlichen Ordnung agiere und dass von ihm ausgehende Risiken systemisch bewertet werden müssen.

Abschließend sprach Buch über die Notwendigkeit schnelleren Handelns der Aufsichtsbehörden, insbesondere im Umgang mit Klimarisiken, wo sie eine schnellere Eskalation der Maßnahmen ankündigte. Diese Proaktivität mag nicht überall auf Zustimmung stoßen, doch ist sie entscheidend, um die Stabilität des Finanzsystems in einem sich rasch wandelnden Risikoumfeld zu gewährleisten.

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José Manuel Campa spricht über die Stärkung der Eigenkapitalstandards in der EU auf der Jahrestagung Bankenaufsicht 2024

Von Dr. Oliver Everling | 18.März 2024

José Manuel Campa, Vorsitzender der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA), erörterte in seiner vielbeachteten Rede auf der Jahrestagung Bankenaufsicht 2024 die letzten Schritte zur Implementierung von Basel III in der Europäischen Union und betonte die Bedeutung verstärkter Eigenkapitalstandards für die Stabilität des Bankensektors.

Mit einem beeindruckenden Hintergrund in Recht und Wirtschaft von der Universität Oviedo und einem Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften von der Harvard University, bringt Campa eine reiche Erfahrung in das Feld der Bankenregulierung ein. Vor seiner aktuellen Rolle lehrte er Finanzen an der New York University und der IESE Business School und beriet zahlreiche internationale Organisationen, darunter die Weltbank, den Internationalen Währungsfonds (IWF), die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und die Europäische Kommission.

In seiner Rolle als ehemaliger Staatssekretär für Wirtschaft der spanischen Regierung und zuletzt als Direktor für Regulierungsangelegenheiten der Santander Bank, skizzierte Campa die Herausforderungen und Chancen, die sich aus der finalen Phase der Basel III-Implementierung ergeben. „Die Stärkung der Eigenkapitalstandards ist entscheidend, um die Resilienz des Bankensektors gegenüber Schocks zu verbessern und die Unterstützung der Banken für die Wirtschaft in Krisenzeiten sicherzustellen“, erklärte Campa.

Die Umsetzung von Basel III stellt einen Meilenstein in der Bankenregulierung dar, zielt darauf ab, die Qualität und Quantität des Bankenkapitals zu erhöhen, das Risikomanagement zu verbessern und die Transparenz und Offenlegung von Banken zu fördern. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, das Vertrauen in das Finanzsystem zu stärken und eine Wiederholung der Finanzkrise von 2008 zu verhindern.

Während seiner Rede sprach Campa auch die Herausforderungen an, die mit der Umsetzung der Regelungen verbunden sind, insbesondere in Bezug auf die Anpassungsfähigkeit der Banken und die potenziellen Auswirkungen auf ihre Geschäftsmodelle. Es sei wichtig, dass wir einen ausgewogenen Ansatz verfolgen, der sowohl die Sicherheit als auch die Effizienz des Bankensystems gewährleistet, betonte er.

Die Zahl der Cyber-Angriffe auf das Bankensystem habe zugenommen, aber der Einfluss auf das Bankensystem sei nicht größer geworden. Ein gr0ßer Teil der Angriffe komme von „offiziellen“ Stellen.

Campa schloss seine Rede mit einem Aufruf an die Banken, die neuen Standards als Chance zu sehen, ihre Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln und sich auf nachhaltiges Wachstum vorzubereiten. Die Einhaltung dieser Standards werde nicht nur die Resilienz der Banken stärken, sondern kann auch als Katalysator für Innovation und für die Vollendung der Bankenunion in Europa dienen, so Campa.

Die Jahrestagung Bankenaufsicht 2024 bot eine Plattform für führende Experten aus der Finanzbranche, um die neuesten Entwicklungen und Trends in der Bankenaufsicht zu diskutieren und auszutauschen. Campas Einblicke in die finalen Phasen der Basel III-Implementierung waren ein Höhepunkt der Konferenz und unterstrichen die anhaltenden Bemühungen um ein stabileres und sichereres globales Finanzsystem.

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Michael Speth von der DZ BANK auf der Jahrestagung Bankenaufsicht 2024: Von Cybercrime bis Zinswende – Neue Prioritäten im Risikomanagement

Von Dr. Oliver Everling | 18.März 2024

Michael Speth, Vorstandsmitglied der DZ BANK, nutzte die Plattform der „Jahrestagung Bankenaufsicht 2024″, um über die vielfältigen Herausforderungen im Risikomanagement zu sprechen, die von Cybercrime bis zur Zinswende reichen. Speth hob hervor, dass die Schnelligkeit in der Datenlieferung zu einem dauerhaften Stressfaktor im „täglichen Doing“ geworden sei. Er betonte, dass sich das Ordnungssystem für operationale Risiken, Kreditrisiken und weitere Risikokategorien zwar nicht verändert habe, aber die Priorität einzelner Risiken sich verschoben habe. Insbesondere das Reputationsrisiko nehme einen neuen Stellenwert ein.

Die globale Wirtschaftslage, so Speth, sei durch ein stärkeres Ineinandergreifen verschiedener Risiken gekennzeichnet, darunter Zinsen und Energiepreise, die zusätzlich in sozialen Medien ihre Abbildung finden. „Ad-hoc-Berichte“ seien mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme. Krisensituationen hätten sich paradoxerweise als Innovationsmotoren herausgestellt, wobei die größten Engpässe in den Bereichen Daten und Personal lägen. Er erwähnte speziell die durch die Sanktionen gegen Russland erforderliche manuelle Bearbeitung, die das Personal unter erheblichen Stress gesetzt habe.

Die jüngsten Entwicklungen im Risikomanagement erfordern laut Speth auch Anpassungen in der Bankenaufsicht. Er kritisierte die Lücke zwischen Theorie und Praxis in der Bankenaufsicht und argumentierte, dass mehr Regulierung nicht zwangsläufig mehr Sicherheit schaffe, insbesondere wenn die Überprüfungen rein regelbasiert und formal erfolgen. Das Kreditrisikomanagement sei vielfältiger und facettenreicher geworden, mit einer stärkeren Betonung des Portfoliorisikomanagements und der Einbeziehung von ESG-Aspekten. Speth hob hervor, dass die Betrachtung der Branche mindestens ebenso wichtig sei wie die des einzelnen Unternehmens und plädierte für eine bessere Integration dieser Ansätze.

Die ESG-Bewertungsscores stehen bei der DZ Bank neben dem Kreditrisikorating, was die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeitsaspekten unterstreicht. Allerdings warnte Speth, dass die EU-Regulatorik die Rolle der Banken als Begleiter im Transformationsprozess gefährden könnte. Er bemängelte speziell die Aussagekraft der Green-Asset-Ratio.

Diese Perspektiven von Speth auf der „Jahrestagung Bankenaufsicht 2024″ bieten einen umfassenden Einblick in die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im Risikomanagement und die Notwendigkeit, regulatorische Rahmenbedingungen anzupassen, um sowohl Sicherheit als auch Innovationsfähigkeit im Bankensektor zu gewährleisten.

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Energieversorgung wird zur Dauerbelastung für den Standort Deutschland

Von Dr. Oliver Everling | 18.März 2024

Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF SE, kommentiert wöchentlich was die Märkte bewegt. In seinem aktuellen CIO View beschreibt er, warum der Zustand der Stromversorgung zu einem Standortrisiko für Unternehmen in Deutschland geworden ist und welche Branchen er aus diesem Grund derzeit meidet: „Zu teuer, zu störanfällig, zu ineffizient – die Kritik am Zustand der Stromversorgung reißt nicht ab. Nun reiht sich auch der Bundesrechnungshof in die Reihe jener Stimmen ein, die vor dem schlechten Zustand des Stromnetzes warnen…“

„Zu einem besonderen Problem für die Wirtschaft ist die Kombination aus nachlassender Versorgungssicherheit und einem gleichzeitigen Anstieg der Strompreise geworden“, sagt Prof. Dr. Jan Viebig, „Deutschland liegt international in der Spitzengruppe, wenn es um Strompreise geht. Einer Analyse des Verbands der bayerischen Wirtschaft in Zusammenarbeit mit dem Prognos-Institut vom Oktober 2023 zufolge lag der Industriestrompreis in den USA und China bei jeweils 8,4 Cent pro kWh, in Frankreich bei 11,3 Cent, in Deutschland dagegen bei 20,3 Cent.“

Aufschlussreich sei auch eine aktuelle Analyse der Stromkosten des Instituts der deutschen Wirtschaft, in der die Stromkosten beispielhafter Unternehmen aus vier ausgewählten Branchen betrachtet und international verglichen werden. Demzufolge lagen die Stromkosten im für Deutschland wichtigen Fahrzeugbau bei 19 Cent pro kWh, in Spanien bei 13 Cent, in den USA bei 7 Cent und in China bei 9 Cent pro kWh. In anderen (energieintensiven) Branchen sind die Kosten niedriger, klaffen aber ähnlich weit auseinander wie im Fahrzeugbau.

„Das Angebot an Strom wird möglicherweise zu knapp – vor allem zu bestimmten Zeiten droht er nicht mehr immer in ausreichender Menge dorthin zu fließen, wo er benötigt wird.“ Prof. Dr. Jan Viebig führt weiter aus: „Gleichzeitig wird die Nachfrage nach Strom steigen. Dies ist zum Teil politisch gewollt, beispielsweise durch die Förderung von E-Mobilität und Wärmepumpen. Zum Teil ist dies wirtschaftlich bedingt, etwa durch die Digitalisierung, die verstärkte Nutzung von Künstlicher Intelligenz und die Notwendigkeit, weitere Rechenzentren zu bauen.“

Die Wirtschaftsverbände schlagen Alarm und sehen die Gefahr, dass energieintensive Unternehmen den Standort Deutschland verlassen. Viele Branchen sind ja schon in den vergangenen Jahrzehnten nicht zuletzt wegen der hohen Energiekosten abgewandert, argumentiert Prof. Dr. Jan Viebig: „die Verarbeitung von Stahl, Eisen und Aluminium beispielsweise. Auch haben weitere Unternehmen angekündigt, künftig im Ausland zu investieren, wo sie die Versorgung mit Energie zuverlässiger und kostengünstiger gesichert sehen. Eine Umfrage der DIHK im Sommer 2023 kam zum Ergebnis, dass fast ein Drittel der deutschen Industrieunternehmen die Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland oder die Einschränkung der Produktion im Inland plant oder schon realisiert. Dies sei eine Verdopplung gegenüber einer Umfrage ein Jahr zuvor“.

„Nun lässt sich die Standortentscheidung eines Unternehmens nie auf einen isolierten Faktor reduzieren. Die Bürokratie in Deutschland, die Nähe zu wichtigen Kunden im Ausland, die Verfügbarkeit gut ausgebildeter Fachkräfte – auch Faktoren wie diese fließen in die Überlegungen ein. Doch eine effiziente Stromversorgung zu günstigen Preisen zählt zu jenen Standortfaktoren, die Politiker gestalten können. Und in diesem Punkt fällt Deutschland im internationalen Wettbewerb zurück“, so Prof. Dr. Jan Viebig.

Dies führe dazu, dass „wir als Investoren dieses Standortrisiko verstärkt in unsere Investmentüberlegungen einbeziehen. Wir meiden Unternehmen, die energieintensiv sind und auf eine gute Stromversorgung am Standort Deutschland angewiesen sind. Das sind zum einen die deutschen Energieversorger selbst und zum anderen Unternehmen aus Branchen, die einen hohen Energieverbrauch haben, beispielsweise die Grundstoffchemie, die Papierverarbeitung und damit viele Verpackungshersteller, aber auch metallverarbeitende Industrien. Glücklicherweise finden sich an den Aktienmärkten viele andere Unternehmen, die bei angemessener Bewertung eine attraktive Eigenkapitalrendite und ein überzeugendes Geschäftsmodell bieten.“

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Handelsblatt Jahrestagung Bankenaufsicht 2024 eröffnet

Von Dr. Oliver Everling | 18.März 2024

Prof. Dr. Hermann Schulte-Mattler darf sich seit Jahren über „sein“ Thema „Bankenaufsicht“ freuen, denn „wo sonst gibt es so viele Neuerungen wie in der Bankenaufsicht?“ So führt er in die „Handelsblatt Jahrestagung Bankenaufsicht 2024″ ein. Nun kommen geopolitische und makroökonomische Probleme zu den ohnehin schon bestehenden Herausforderungen der Bankenaufsicht hinzu.

Die Begeisterung von Prof. Dr. Hermann Schulte-Mattler für das Thema Bankenaufsicht ist durchaus berechtigt, angesichts der ständigen Entwicklung und Einführung neuer Vorschriften in diesem Sektor. Die Bankenaufsicht ist tatsächlich ein Bereich, in dem Innovationen und regulatorische Updates häufig sind. Dies spiegelt die dynamische Natur des Sektors wider sowie dessen Bedarf, sich an veränderte Finanzlandschaften und Risikoprofile anzupassen.

Die Handelsblatt Jahrestagung Bankenaufsicht 2024 ist eine Veranstaltung, die sich intensiv mit aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im Bankensektor auseinandersetzt, darunter die Integration von ESG-Kriterien im Risikomanagement, die Bewältigung von Marktpreis- und Liquiditätsrisiken, und die Umsetzung neuer Regeln aus CRD6 und CRR3. Es werden auch spezifische Themen wie der Digital Operational Resilience Act (DORA) und die digitale Transformation behandelt.

Zu den Referenten gehören Experten aus verschiedenen Bereichen des Finanzwesens, die ihre Einblicke und Erfahrungen teilen. Die Diskussionsrunden und Vorträge decken eine breite Palette von Themen ab, wie die Auswirkungen geopolitischer Unsicherheiten auf die Banken und die Aufsicht, die Anforderungen an Banken unter Berücksichtigung von kleineren und weniger komplexen Instituten (LSIs), und die Herausforderungen und Chancen, die sich aus der digitalen Transformation ergeben.

Die Veranstaltung bietet zudem die Gelegenheit zum Austausch mit den Sprechern und zur Vernetzung mit Fachkollegen. Es ist eine Plattform, auf der Teilnehmer aktuelle Trends und Entwicklungen diskutieren und sich über bewährte Verfahren austauschen können.

Die Komplexität im Bankensektor erhöht sich weiterhin, da nun geopolitische und makroökonomische Herausforderungen zu den bereits bestehenden regulatorischen Herausforderungen hinzukommen. Diese neuen Herausforderungen umfassen die Navigation von Unsicherheiten, die mit internationalen Konflikten, Wirtschaftssanktionen, schwankenden Marktbedingungen und den breiteren Implikationen globaler wirtschaftlicher Verschiebungen wie Inflationsdruck und Wirtschaftsabschwung verbunden sind.

Die Bankenaufsicht muss sich weiterentwickeln, um diese zusätzlichen Komplexitätsebenen anzugehen und sicherzustellen, dass Finanzinstitute resilient, transparent und angemessen kapitalisiert bleiben angesichts traditioneller und neu auftretender Risiken. Dazu gehört die Anpassung regulatorischer Rahmenwerke, um geopolitische Risiken zu berücksichtigen, die Verbesserung von Stresstest- und Risikobewertungsmethoden sowie die Gewährleistung, dass Banken Strategien zur effektiven Bewältigung makroökonomischer Schwankungen haben.

Ein weiterer Innovationsbereich ist die Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-(ESG-)Kriterien in die Bankenaufsicht. Regulatoren konzentrieren sich zunehmend darauf, wie Finanzinstitute zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung beitragen und die mit dem Klimawandel und sozialer Ungleichheit verbundenen Risiken managen können.

Der Fokus von Prof. Dr. Schulte-Mattler auf die Bankenaufsicht schneidet somit einige der drängendsten Themen an, die den Finanzsektor heute beschäftigen. Dies erfordert einen zukunftsorientierten Ansatz zur Regulierung, der Stabilität, Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit ausbalanciert. Die sich entwickelnde Natur dieser Herausforderungen unterstreicht die Bedeutung kontinuierlichen Lernens, Anpassungsfähigkeit und Innovation im Bereich der Bankenaufsicht.

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Frauen trauen deutscher Rente nicht

Von Dr. Oliver Everling | 27.Februar 2024

Im Vorfeld des Internationalen Frauentags am 8. März hat die Anlageplattform Mintos eine repräsentative Umfrage in Deutschland durchgeführt, um die unterschiedlichen Bedürfnisse und Einstellungen von Männern und Frauen beim Vermögensaufbau zu beleuchten.

Die Umfrage zeigt, dass Frauen im Vergleich zu Männern seltener und in geringeren Summen investieren. 61 Prozent der befragten Frauen gaben an, derzeit nicht aktiv zu investieren, während es bei den Männern 43 Prozent sind. Auch bei den investierten Beträgen liegen Frauen hinter den Männern zurück: 48 Prozent der investierenden Frauen haben in den letzten zwölf Monaten weniger als 5.000 Euro angelegt, verglichen mit 40 Prozent der Männer. Nur 23 Prozent der Frauen haben 10.000 Euro oder mehr investiert, im Vergleich zu 36 Prozent der Männer.

Ein interessanter Punkt ist, dass Frauen sich die Möglichkeit wünschen, kleine Geldbeträge zu investieren. 43 Prozent der Frauen gaben an, dass dies sie dazu verleiten könnte, mit dem Investieren zu beginnen. Zudem zeigt sich, dass Frauen im Allgemeinen weniger Risiko eingehen. 48 Prozent der Frauen vermeiden grundsätzlich Risiken bei der Geldanlage, im Vergleich zu 41 Prozent der Männer.

Börsengehandelte Fonds (ETFs) sind bei Frauen beliebter als bei Männern. Obwohl Männer deutsche Aktien häufiger bevorzugen (40 Prozent), setzen Frauen mit 31 Prozent stärker auf ETFs. Auch beim Vertrauen in das deutsche Rentensystem zeigt sich ein Unterschied: Nur 38 Prozent der Frauen haben Vertrauen, während es bei den Männern 49 Prozent sind.

Frauen fühlen sich unsicherer in Bezug auf ihr Finanzwissen. Nur 38 Prozent halten sich selbst bei Geldanlagen für sachkundig, verglichen mit 55 Prozent der Männer. Diese Unsicherheit erstreckt sich auch auf konkrete Investmentprodukte, wie ETFs und Anleihen.

Trotz dieser Unterschiede haben Frauen und Männer gemeinsame Präferenzen bei der Geldanlage. Beide Geschlechter legen Wert auf Sicherheit, Zuverlässigkeit, geringe Kosten und Transparenz bei der Wahl des Geldanlage-Anbieters. Weibliche Anleger betonen zudem die Bedeutung von Verständlichkeit und Benutzerfreundlichkeit von Apps und Anlageplattformen (31 Prozent gegenüber 24 Prozent der Männer).

Martins Sulte, CEO von Mintos, ordnet die Ergebnisse sozioökonomischer Einflüsse zu. Unterschiede im Einkommensniveau, im Beschäftigungsstatus und in der finanziellen Verantwortung könnten zur beobachteten Kluft beitragen. Das Misstrauen der Frauen gegenüber dem Rentensystem unterstreicht die Notwendigkeit privater Geldanlagen. Sulte betont, dass Informationsvermittlung und Aufklärung die Unsicherheit der Frauen in der Geldanlage gezielt mindern könnten.

Mintos reagiert auf diese Erkenntnisse, indem sie auf einfache und verständliche Finanzinstrumente setzt. Die Plattform bietet Investitionen in ETF-Portfolios, Teilschuldverschreibungen und Kreditverbriefungen an, mit einem Fokus auf Zugänglichkeit für jedermann durch eine Mindestanlage von 50 Euro und ohne Gebühren.

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US-Wirtschaft sticht hervor

Von Dr. Oliver Everling | 21.Februar 2024

Der Schweizer Privatbank UBP zufolge dürfte das Wachstum in den Industrieländern dieses Jahr 1,3% betragen. Es gebe aber je nach Land große Unterschiede. Deutschland habe Mühe, sich aus der Rezession zu befreien, während Spanien (1,5%) innerhalb der EU-Länder (0,6%) am besten abschneiden sollte. Japan dürfte um 0,8% wachsen. „Einmal mehr dürften die USA 2024 ein höheres Wachstum als die anderen Industrienationen verzeichnen“, bringt es Michaël Lok, UBP Group CIO und Co-CEO UBP Asset Management, auf den Punkt. Dem aktuellen Marktbericht der UBP zufolge dürfte die US-Wirtschaft 2024 um 2,2% wachsen. Mehrere Faktoren wirken sich positiv aus. Zum einen die widerstandsfähige Nachfrage im Inland, die auf den Konsum, die große Anzahl neu geschaffener Arbeitsstellen, Investitionen in neue Technologien sowie die Verlagerung von Industriestandorten zurückzuführen ist. Darüber hinaus ist der Häusermarkt dank der Senkung der langfristigen Zinsen wieder erstarkt.

„Die gute Wirtschaftsleistung ist kein Zufall innerhalb des Zyklus, sondern das Ergebnis von Fundamentaldaten, die von einer nachhaltigeren Wachstumsbasis als in Europa und Japan profitieren“, schreibt Michaël Lok. Vier Faktoren unterscheiden die US-Wirtschaft in Bezug auf Stärke und Beständigkeit von den anderen: Zuwanderung und Arbeitskräfte, Förderung von Technologie, Unterstützung für Innovationen, viel verfügbares Privatkapital sowie öffentliche Subventionsprogramme in strategischen Bereichen (Technologie, Verteidigung und Medikamente). Aus historischer Perspektive seien diese Faktoren dynamischer als in Europa. Auch seien die Investitionsraten in den USA proportional zum BIP 1,5- bis 2-Mal höher als in Europa, besonders in den Bereichen neue Technologien sowie Forschung & Entwicklung. „Sie verschaffen den USA wichtige Wettbewerbsvorteile gegenüber den anderen Industrieländern, die es ihnen erlauben, es mit China aufzunehmen, das sich in strategischen technologischen Sektoren positioniert hat. Die US-Wirtschaft verfügt über eine starke Wachstumsbasis, weist eine hohe Produktivität aus und ist in der Lage, sich schneller als Europa zu erholen.“

Lok geht davon aus, dass die geldpolitische Wende das Szenario einer sanften Landung und einer Normalisierung in den USA bestätigen wird, während diese Entwicklungen in den anderen Industrieländern mehr Zeit beanspruchen werden. „Die Inflation dürfte in den USA bis Jahresende auf 2,3% sinken. Die Kern- und Gesamtinflationsraten sollten Ende des ersten Halbjahres in Richtung 2,5% konvergieren und so die Erwartungen im Hinblick auf die Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed bestätigen. Diese Entwicklungen dürften allerdings graduell vor sich gehen. Die Gesamtinflation sollte sich zwischen Februar und Mai knapp unter 3% zurückbilden. Dies erklärt die abwartende Haltung der Fed an ihrer Januarsitzung. Die Zinssenkungen lassen sich mit einem Szenario einer rückläufigen Teuerung vereinbaren, aber Zinsreduktionen durch die Fed um 100 Basispunkte in 2024 machen durchaus Sinn“, so der CIO von UBP.

Trotz der jüngst kräftigen Rallys sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen, hält die UBP angesichts der im Januar veröffentlichten robusten makroökonomischen US-Zahlen an ihrem Engagement in risikoreichen Werten fest. Der Konsens gehe nun von einer weichen Landung aus. Möglicherweise könnte die US-Wirtschaft sogar überhitzen. Dies könnte den jüngsten Zinsrückgang verlangsamen und kurzfristig für eine Pause in der Anleihen-Rally sorgen. Noch wirke sich das Marktumfeld günstig auf die Aktienmarktentwicklung aus, denn die Unternehmen könnten von einer überraschend gesunderen Wirtschaftslage profitieren. „Wir sind weiterhin von US-Technologie und US-Software sowie japanischen Aktien überzeugt“, führt Michaël Lok aus. Aufgrund der beschränkten Visibilität in Bezug auf die Entwicklung der Unternehmensgewinne bleibe man bei einer Basis-Allokation in Europa und in den Schwellenländern. Die Aktienquote belässt die UBP unverändert. „Wir werden sie erst im Fall einer Aktienkorrektur erhöhen. Bis dahin werden wir uns in Geduld üben“, so Lok.

Auch im festverzinslichen Segment nehme man keine Änderung in der Allokation vor. „Investment-Grade-Anleihen mit mittlerer Laufzeit und hochverzinsliche Papiere mit kurzer Laufzeit überzeugen uns am meisten. Wir führen unsere Engagements weiter, ist doch das Carry noch ausreichend attraktiv, um eine Stabilisierung der Zinsen aufzufangen, falls die US-Wirtschaft weiterhin resilient bleibt.“ Gold verzeichnete 2023 eine Seitwärtsphase, obwohl die geopolitischen Risiken stiegen (Zentralbankkäufe in Schwellenländern, US-Wahlen) und sich die Haushaltsdefizite in den Industrieländern ausweiteten. Grund dafür könnte in erster Linie die Stärke der US-Wirtschaft sein, was die Fed veranlassen könnte, ihre erste Zinssenkung in 2024 zu verschieben sowie ihre Bilanz abzubauen. Lok: „Jegliches Zeichen einer nachlassenden Inflation und einer Pause im Zinsstraffungszyklus der Fed könnten eine Aufwertung beim Gold triggern.“

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