Marktentwicklung im Fokus: Warnung vor übermäßigem Optimismus

Von Dr. Oliver Everling | 25.Januar 2024

In den vergangenen Wochen erlebten die Finanzmärkte eine Phase der Risikofreude, wobei eine optimistische Grundstimmung vorherrschte. Dr. Eduard Baitinger, Leiter Asset Allocation der FERI AG, mahnt jedoch zur Vorsicht und betont, dass trotz des aktuellen Aufschwungs noch immer viel Überschwang im Spiel ist. In seinen Worten: „Diese optimistische Grundstimmung dürfte erst einmal andauern. Dabei ist allerdings Vorsicht geboten, denn aktuell ist noch immer viel Überschwang im Spiel.“

Die Erwartungen an bis zu sechs Leitzinssenkungen seitens der Fed in diesem Jahr werfen ebenfalls Fragen auf. Baitinger warnt davor, diese Spekulationen als realistisch anzusehen: „Diese Erwartungen könnten sich jedoch als unrealistisch herausstellen.“ Die Inflationsraten, die weiterhin deutlich über dem Ziel von 2% liegen, und potenzielle neue Risiken, wie Störungen im globalen Frachtverkehr, könnten die Inflation weiter anheizen. Ein realistischeres Bild der Marktentwicklung werde sich erst zeigen, wenn die aktuelle Euphorie nachlasse, so Baitinger.

Ein besonderes Augenmerk legt Baitinger auf den US-Technologiesektor, der von einem verstärkten Hype um Künstliche Intelligenz (KI) profitiert. Die Indizes mit hohem KI-Anteil erreichten zwischenzeitlich neue Allzeithochs. Der Ausgang der Wahlen in Taiwan wirkte sich ebenfalls positiv aus, da eine chinakritische Partei den Präsidenten stellt, ohne die absolute Mehrheit im Parlament zu besitzen. Baitinger erklärt: „Der Hype um Künstliche Intelligenz hat zuletzt wieder zugenommen und den US-Technologiesektor beflügelt.“ Taiwanesische und globale Halbleiterwerte gehörten daher zu den Gewinnern der Stunde.

Jedoch sind Rezessionsrisiken nach wie vor präsent. Die Erwartung eines „Soft Landings“ der US-Wirtschaft bei gleichzeitig rückläufiger Inflation hält Baitinger für empirisch unwahrscheinlich. Stattdessen sieht er die Möglichkeit, dass rezessive Tendenzen sich verstärken und das Investmentumfeld im Verlauf von 2024 trüben werden. Sein Ratschlag für professionelle Investoren lautet, die Asset Allocation defensiver zu gestalten, Anleihen zu übergewichten und auf der Aktienseite den Fokus auf konjunkturunabhängige Sektoren und Unternehmen mit qualitativ hochwertigen Bilanzen zu legen.

Dr. Eduard Baitinger, seit 2015 Leiter Asset Allocation der FERI AG, bringt durch seine fundierten Einsichten Licht in die aktuellen Marktbedingungen und weist auf mögliche Fallstricke hin. Seine Warnungen vor übermäßigem Optimismus und seine Empfehlungen zur defensiven Positionierung in unsicheren Zeiten unterstreichen seine Expertise in der Finanzbranche.

Themen: Ratings | Kein Kommentar »

Rotchinesische Revolutionäre

Von Dr. Oliver Everling | 22.Januar 2024

„Temu und Shein: Die Revolution der chinesischen Onlinehändler“, titelt heute ODDO BHF in einer Finanzkommunikation. In den USA war 2023 Temu, eine chinesische E-Commerce-App, die am häufigsten heruntergeladene App für iPhones. Hinter der App steht der chinesische E-Commerce-Gigant Pinduoduo (PDD). „Temu ist vor etwas über einem Jahr gestartet und hat sich weltweit schnell zu einem Konkurrenten von Amazon entwickelt“, führt Yanxiu Gu, Spezialistin für chinesische Aktien bei ODDO BHF Asset Management in einem aktuellen Marktkommentar aus.

Der chinesische Online-Händler Shein kam 2022 in der Fast-Fashion-Branche in den USA auf einen Marktanteil von 40% und lag somit vor Zara (27%) und H&M (17%). Ende November 2023 hat Shein in den USA den Antrag für einen Börsengang eingereicht und strebt eine Bewertung von 90 Milliarden USD an. Diese Ausbreitung auf das internationale Geschäft habe strategische Gründe, so Gu: „Auch wenn China mit über 800 Millionen Käufern der weltweit größte E-Commerce-Markt ist, wird sich das Wachstum der einheimischen Branche von 22% pro Jahr zwischen 2014 und 2021 auf etwa 7,5% in 2025 verlangsamen.“ Die chinesischen Internetgiganten wie Alibaba, Tencent, ByteDance und PDD expandieren ins Ausland, um zusätzliches Wachstum zu generieren und die Verlangsamung im Inland auszugleichen. Sie ringen auf westlichen Märkten wie auch in Südostasien um Vorherrschaft. Da die Konsumenten weltweit aufgrund der Inflation den Gürtel enger schnallen, können Unternehmen mit Fokus auf einem optimalen Preis-Leistungs-Verhältnis wie Shein und Temu (PDD) der Expertin zufolge in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten Marktanteile hinzugewinnen.

Shein und Temu bieten Kleidung, Haushaltswaren und elektronische Geräte zu bemerkenswert niedrigen Preisen an. Der schnelle Warenumschlag, eine große Auswahl und personalisierte Empfehlungen sorgen für hohe Kundenbindung und ein „Shoppen wie ein Milliardär“-Kundenerlebnis, wie der Werbeslogan von Temu zum Super Bowl suggeriert. „Die Apps zeichnen sich durch einen großen Suchtfaktor aus“, erklärt die Aktienspezialistin von ODDO BHF. „Shein setzt KI ein, um neue Trends schnell zu identifizieren, und kann Artikel innerhalb von weniger als einer Woche entwerfen, produzieren und auf den Markt bringen. Dieser Prozess dauert bei Zara etwa drei Wochen.“ Temu hingegen locke Nutzer mit interaktiven Spielen, um Online-Shopping zum sozialen Event aufzuwerten. So beträgt die durchschnittliche Nutzungszeit bei Temu 18 Minuten, bei Amazon nur 10 Minuten. Influencer und Kunden – einige davon gesponsert – posten „Shein Haul“- oder „Temu Haul“-Videos auf Plattformen wie YouTube und TikTok, zeigen darin ihre Einkäufe und steigern dadurch die Attraktivität der Marke.

„PDD hat sich anfangs strategisch auf Lower-Tier-Städte in China konzentriert und damit einen sehr preissensiblen Markt erobert. Dieser Ansatz hat es PDD ermöglicht, erfolgreich gegen Giganten wie Alibaba und Jd.com zu bestehen“, erklärt Yanxiu Gu. Die gute Nachricht für PDD sei, dass es einen Trend hin zu bezahlbaren Waren und weg von Premiummarken gebe. Er erhielt zusätzlichen Schub durch die Auswirkungen von Corona-Einschränkungen und eine schleppende wirtschaftliche Erholung. Die Umsätze von PDD verdoppelten sich binnen eines Jahres fast und der Aktienkurs von PDD legte 2023 um 80% zu. Damit hat PDD den früheren Marktführer Alibaba bei der Marktbewertung überholt.

Viele Anleger haben Zweifel, ob die Niedrigpreisstrategie von Temu und Shein dauerhaft durchzuhalten ist und befürchten, dass jede Preiserhöhung das Kernmarkenversprechen aushöhlen würde. „Es kann sein, dass westliche Konsumenten toleranter gegenüber Preisschwankungen sind als chinesische Konsumenten. Dies wäre für Shein und Temu von Vorteil“, schätzt die Aktienspezialistin von ODDO BHF. Preisanstiege um 30% würden wohl bei hohen und sehr hohen Preisen nicht akzeptiert werden, bei einem Kleid für 15 USD mache der Preisunterschied lediglich zwei Kaffees aus. „Unwahrscheinlich, dass dies junge Kunden wirklich vom Kauf abhalten würde.“

Anleger sollen Gu zufolge die politischen Risiken im Blick behalten. Alibaba etwa musste 2021 nach einer kartellrechtlichen Untersuchung eine hohe Strafe zahlen, weswegen internationale Anleger vorsichtig geworden sind. Bisher scheinen die beiden Unternehmen aber dem chinesische Narrativ „Wohlstand für alle“ zuträglich zu sein und sind damit in einer sicheren Position. Shein hat durch die Verlagerung des Hauptsitzes nach Singapur und den Fokus auf globale Märkte die Verbindungen zu China minimiert. „Die Expansion chinesischer E-Commerce-Giganten in internationale Märkte markiert eine spannende neue Ära. Ihr nachhaltiger Erfolg wird jedoch von deren Fähigkeit abhängen, geschickt durch das komplexe politische Umfeld zu navigieren“, fasst Yanxiu Gu zusammen.

Themen: Aktienrating | Kein Kommentar »

Die Bedeutung des Ratings: Deutsche Bildung zahlt erste Unternehmensanleihe für Bildung zurück

Von Dr. Oliver Everling | 17.Januar 2024

Bildung als langfristige Kapitalanlage – eine innovative Idee, die vor zehn Jahren von der Deutsche Bildung AG mit der Emission der ersten Unternehmensanleihe für Bildung umgesetzt wurde. Die aktuelle Nachricht, dass die Deutsche Bildung die Anleihe fristgerecht und vollständig zurückgezahlt hat, wirft ein Schlaglicht auf die Bedeutung des Ratings im Kontext von Bildungsanleihen.

Die von der Deutsche Bildung Studienfonds II GmbH & Co. KG emittierte Inhaberschuldverschreibung über 10 Mio. Euro wurde nach zehnjähriger Laufzeit am 16.12.2023 fällig. Diese Anleihe, in zwei Tranchen zu je 5 Mio. Euro in den Jahren 2013 und 2014 ausgegeben, ermöglichte es dem Studienfonds, rund 1.000 Studierende in Deutschland finanziell und inhaltlich zu unterstützen. Das innovative Finanzierungsmodell basiert darauf, dass Absolvent:innen befristet einen vereinbarten Anteil ihres Einkommens zurückzahlen, ohne dabei einer fixen Schuldenlast ausgesetzt zu sein.

Die Rückzahlung der Anleihe ist nicht nur ein Erfolg für die Deutsche Bildung, sondern auch für die Vielfalt an Investoren, die sich vor einem Jahrzehnt für diese Bildungsanleihe begeisterten. Unter ihnen finden sich Stiftungen, Kirchen, Spezial- und Investmentfonds sowie Privatpersonen. Die Tatsache, dass die Anleihe über ihre gesamte Laufzeit ein stabiles Investment blieb und nur gering korreliert war, zeigt die Resilienz und den Erfolg dieses innovativen Finanzierungsansatzes.

Das Rating spielt dabei eine entscheidende Rolle. Die Tatsache, dass die Anleihe von einer breiten Palette von Investoren gezeichnet wurde, deutet darauf hin, dass das Finanzinstrument in der Bewertung als solide und attraktiv eingestuft wurde. Diese Einschätzung wird durch die Aussage von Dr. Erik Spickschen, dem Sprecher des Vorstands der Deutsche Bildung AG, unterstrichen, der betont, dass die Anleihe in einem wechselhaften Umfeld ein stabiles Investment geblieben ist.

Die Anleihe ermöglichte nicht nur die Finanzierung von Bildung, sondern trug auch dazu bei, dass Bildung als langfristige Kapitalanlage wahrgenommen wird. Anja Hofmann, Vorstand der Deutsche Bildung AG, hebt hervor, dass die solide Investorenbasis der Deutsche Bildung auch in einem herausfordernden Umfeld für die Finanzierung des Studiums ihrer Kund:innen sorgt. Das Prinzip eines umgekehrten Generationenvertrags ermöglicht es, auch in Zeiten steigender Zinsen und hoher Inflation die Studienfinanzierung sicherzustellen.

Die Rückzahlung der ersten Unternehmensanleihe für Bildung ist somit nicht nur ein Erfolg für die Deutsche Bildung, sondern auch ein Leuchtfeuer für innovative Finanzierungsmodelle im Bildungsbereich. Das von Investoren wahrgenommene explizite oder implizite Rating spielt eine zentrale Rolle, indem es Investoren Vertrauen gibt und den Weg für nachhaltige und sinnvolle Investitionen in die Bildungsinfrastruktur ebnet. Es zeigt, dass Bildung nicht nur eine gesellschaftliche Verantwortung ist, sondern auch eine rentable und zukunftsweisende Kapitalanlage sein kann.

Themen: Anleiherating | Kein Kommentar »

Taiwans politische Landschaft nach den Wahlen: Analyse von Carlos Casanova, Senior Economist bei UBP

Von Dr. Oliver Everling | 15.Januar 2024

Die Demokratische Fortschrittspartei (DPP) in Taiwan hat bei den Wahlen am 14. Januar zum dritten Mal in Folge die meisten Stimmen erhalten. Dies markiert einen historischen Moment, da es das erste Mal ist, dass eine politische Partei in Taiwan eine dritte Amtszeit erreicht. Trotzdem war der Sieg der DPP kein überwältigender Triumph, da sie im Vergleich zu den vorherigen Wahlen im Jahr 2020 Sitze verloren hat.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Zustimmung zur DPP vor der letzten Wahl gering war. Die damaligen Proteste in Hongkong spielten eine entscheidende Rolle, indem sie viele Wähler dazu bewegten, der DPP ihre Stimme zu geben. Carlos Casanova, Senior Economist Asien bei der Union Bancaire Privée (UBP), hebt diese historische Kontextualisierung hervor, um die politische Dynamik zu verstehen.

Die kommenden politischen Ereignisse könnten von Peking beeinflusst werden, insbesondere im Vorfeld des Nationalen Volkskongresses im März und der Amtseinführung von Lai Ching-te im Mai. Casanova geht jedoch nicht davon aus, dass die geopolitischen Risiken in dieser Region übermäßig eskalieren werden. Er betont, dass Präsident Xi wahrscheinlich vermeiden wird, im Vorfeld der US-Wahlen 2024 in den Mittelpunkt zu rücken.

Interessanterweise könnte eine Minderheitsregierung in Taiwan positive Aspekte für Peking haben, so Casanova. Eine solche Situation könnte dazu führen, dass politische Differenzen zwischen verschiedenen Fraktionen ausgenutzt werden, um Zugeständnisse zu erlangen. Dies könnte zu einer gewissen Stabilität beitragen und die Möglichkeit bieten, politische Beziehungen zu gestalten.

Die DPP sieht sich in der aktuellen Legislaturperiode mit der Herausforderung einer fehlenden Mehrheit konfrontiert und wird gezwungen sein, Bündnisse einzugehen, um ausreichend Sitze zu erhalten. Diese Situation erinnert an die Jahre 2000 bis 2008 unter Chen Shui-bian. In dieser Zeit spielte der Sprecher der Kuomintang (KMT), Wang Jin-pyng, eine entscheidende Rolle als Vermittler zwischen den verschiedenen Parteien. Dadurch konnten mehr Gesetze verabschiedet werden als unter dem früheren KMT-Präsidenten Ma Ying-jeou von 2008 bis 2016, als die KMT eine Mehrheit hatte.

Das Fehlen eines solchen Vermittlers stellt nach Casanova das Hauptrisiko dar, und zwar auf wirtschaftlicher Ebene. Der UBP-Experte erwartet keine wesentlichen Änderungen in der derzeitigen Wirtschaftspolitik. Insbesondere wird es für Taiwan eine Herausforderung sein, sich von der starken Abhängigkeit von der Halbleiterherstellung zu diversifizieren. Gleichzeitig wird die „Neue Süd-Politik“ der DPP voraussichtlich die Direktinvestitionen in Südostasien fördern und die Lohnzurückhaltung im Inland weiter vorantreiben. Diese wirtschaftlichen Aspekte könnten in den kommenden Jahren die Schlagzeilen in Taiwans politischer und wirtschaftlicher Landschaft dominieren.

Themen: Länderrating | Kein Kommentar »

Aufbruch ins Neue Jahr: Die Thomsen Group und der Appell zum Handeln

Von Dr. Oliver Everling | 9.Januar 2024

Das Jahr 2023 ist Geschichte, und die Thomsen Group startet mit einem eindringlichen Neujahrsbrief ins Jahr 2024. Der Brief zitiert eingangs Mahatma Gandhi: „Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun“. Dieser Leitsatz, vor 85 Jahren ausgesprochen, erweist sich als zeitlos und findet im Januar 2024 eine besondere Relevanz.

Der Brief reflektiert das vergangene Jahr, das von politischer Unruhe und globalen Herausforderungen geprägt war. Die republikanischen Abgeordneten zeigten im Januar Handlungsunfähigkeit, und chaotische Ereignisse um ihren Vorsitzenden führten zu einem beispiellosen Schritt in der US-Geschichte. Gleichzeitig zögerte der deutsche Kanzler bei der Entscheidung über Panzerlieferungen an die Ukraine, was zu einer zurückhaltenden Offensive gegen den russischen Aggressor führte.

In einem beunruhigenden Szenario blockierten die US-Republikaner später im Jahr die dringend benötigte Finanzhilfe für die größte werdende Demokratie Europas. Dieses Versäumnis könnte die Freiheit in der Region bedrohen, während Wladimir Putin möglicherweise von der westlichen Zögerlichkeit profitiert. Der Brief wirft eine kritische Frage auf: „Und wir uns bald die Augen, was das für unsere Freiheit bedeutet?“

Der Brief erinnert an den Februar, in dem die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller auf dem Weltmarktführer-Gipfeltreffen von ihren Verhören durch den rumänischen Geheimdienst berichtete. Ein Appell gegen Ungleichheit und ein Imperativ des Handelns gegen Unrechtsregime werden damit im Gedächtnis behalten.

Der 7. Oktober markiert einen weiteren kritischen Moment, an dem die Hamas Israel angriff und Menschen brutal in den Gaza-Streifen verschleppte. Die Solidarität mit Jüdinnen und Juden in Deutschland wurde zum Ausdruck gebracht, und die Gesellschaft steht vor einer Zerreißprobe angesichts von Straf- und Gewalttaten im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt.

Die historische Verantwortung Deutschlands für die Judenverfolgung während des Zweiten Weltkriegs wird betont. Im Jahr 2024 werden Entscheider in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft aufgefordert, sich den drängenden Herausforderungen zu stellen. Der Brief hebt Krieg, Klimawandel, KI, globale Ungleichheit und Migration hervor und betont die Notwendigkeit, die Geschäftsmodelle an die neue Weltordnung der Multioptionalität anzupassen.

Kritik am übermäßigen Schimpfen und Jammern im Jahr 2023 wird laut. Die Thomsen Group ruft dazu auf, sich auf unternehmerische Tugenden und Selbstbestimmtheit zu besinnen: „Mehr Machen statt Klagen!“

Der Brief schließt mit einem konkreten Vorhaben: Die Thomsen Group wird mit ihren führenden Köpfen als Mitherausgeber des Buches „Quality Economy“ einen Gegenentwurf zur bisherigen Wirtschaft präsentieren, um einen Beitrag zur Entwicklung notwendiger Lösungen zu leisten. In einer Zeit, die von Unsicherheit geprägt ist, setzen sie ein Zeichen für aktives Handeln und eine positive Gestaltung der Zukunft.

Themen: Ratings | Kein Kommentar »

Vertrauensvolle Führung: Die DFV Deutsche Familienversicherung AG mit Vater-Tochter-Duo an der Spitze

Von Dr. Oliver Everling | 9.Januar 2024

Die DFV Deutsche Familienversicherung AG (DFV) hat kürzlich Viktoria Knoll zur Generalbevollmächtigten für die Bereiche Marketing, Personal und Produktentwicklung ernannt, wodurch sie als Chief Commercial Officer (CCO)/Chief HR Officer (CHRO) ab sofort Mitglied der Geschäftsleitung ist. Dieser Schritt wirft ein besonderes Licht auf die Bedeutung von Vertrauen seitens der Aktionäre, insbesondere wenn Vater und Tochter gleichzeitig Schlüsselpositionen im Unternehmen besetzen.

Die Entscheidung, Viktoria Knoll in die Geschäftsleitung aufzunehmen, wurde von Dr. Stefan M. Knoll, dem Vorsitzenden des Vorstands und gleichzeitig Vater von Viktoria, mit Freude und Dankbarkeit bekannt gegeben. Der CEO betonte die Fortsetzung der Verjüngung an der Unternehmensspitze und lobte die exzellente Ausbildung sowie die überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft seiner Tochter.

Viktoria Knoll, die am 1. April 2022 in das Unternehmen eingetreten ist, hat sich bereits als Head of Marketing profiliert. Unter ihrer Führung wurde die Marketingabteilung personell und inhaltlich umfassend umgestaltet. Ihr Fokus liegt auf der strategischen Ausrichtung des Marketings, insbesondere im Bereich Social Media, der Weiterentwicklung digitaler Vermarktungsfähigkeiten, der Implementierung von KI-gestütztem Marketing und der Steuerung der TV-Werbung der Deutschen Familienversicherung.

Die Erweiterung ihrer Verantwortungsbereiche um Personal und Produktentwicklung zeigt das Vertrauen des Unternehmens in ihre Fähigkeiten und ihre vielseitige Qualifikation. Viktoria Knoll, eine staatlich geprüfte Kommunikationswirtin mit einem Bachelor of Science in Betriebswirtschaftslehre von der Humboldt Universität Berlin und einem Master of Science in Digital Marketing Strategy vom Trinity College Dublin, bringt umfassende Berufserfahrung in Werbeagenturen mit eigener Etat- und Führungsverantwortung mit.

Die Integration von Familienmitgliedern in Führungspositionen birgt Chancen, aber auch Herausforderungen. Ein besonderes Augenmerk der Aktionäre sollte daher auf transparenter Kommunikation und klaren Leistungsnachweisen liegen. Die Tatsache, dass Viktoria Knoll bereits vor ihrem Eintritt bei der DFV Deutsche Familienversicherung AG erfolgreich bei der Digitalagentur DEPT in Berlin tätig war, unterstreicht ihre Unabhängigkeit und Erfahrung außerhalb des elterlichen Unternehmens.

In einer Zeit, in der die Bedeutung von Diversität und Inklusion in Unternehmen zunehmend anerkannt wird, stellt die Ernennung von Viktoria Knoll nicht nur einen Schritt in Richtung Verjüngung der Unternehmensführung dar, sondern zeigt auch, dass eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Familienmitgliedern in Führungspositionen möglich ist, sofern klare Strukturen und Transparenz gewährleistet sind. Das Vertrauen der Aktionäre spielt dabei eine entscheidende Rolle, und es wird interessant sein zu beobachten, wie sich die DFV Deutsche Familienversicherung AG unter der gemeinsamen Führung von Vater und Tochter weiterentwickeln wird.

Themen: Aktienrating | Kein Kommentar »

Industrie nochmals mit realem Umsatzminus

Von Dr. Oliver Everling | 8.Januar 2024

Die anhaltende Schwäche der deutschen Wirtschaft schlägt sich in zurückhaltenden Prognosen für viele Wirtschaftsbereiche und Branchen für das Jahr 2024 nieder. Axel D. Angermann analysiert als Chef-Volkswirt der FERI Gruppe die konjunkturellen, geldpolitischen und strukturellen Entwicklungen aller für die Asset Allocation wesentlichen Märkte: Eine kraftlose Weltwirtschaft, steigende Zinsen und zunehmend sichtbare Standortnachteile lassen die Wirtschaft in Deutschland auch im kommenden Jahr auf der Stelle treten.

„Die Industrie befindet sich bereits seit 2018 in einem Abwärtstrend. Die Produktionszahlen liegen aktuell noch immer um rund 6 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2019. Zwar besteht Hoffnung, dass im zweiten Halbjahr ein verbessertes weltwirtschaftliches Umfeld wieder einen Zuwachs der Industrieproduktion ermöglicht. Insgesamt dürfte die Produktion im Jahr 2024 aber wieder um etwa 2 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2023 liegen“, so die Erwartung von Axel D. Angermann.

Die Chemiebranche kann sich dabei nach dem drastischen Rückgang der vergangenen Jahre auf niedrigem Niveau stabilisieren. Mit deutlichem Gegenwind muss die Autoindustrie rechnen, so die Warnung des Chef-Volkswirten: „Der Wegfall staatlicher Förderungsmaßnahmen für den Kauf von Elektrofahrzeugen und starke internationale Konkurrenz mit wachsenden Marktanteilen für chinesische Hersteller lassen für das Jahr eine um etwa 3,6 Prozent geringere Produktion erwarten als im Jahr 2023. Negativ sind auch die Aussichten für den Maschinenbau, der unter der allgemeinen Investitionsschwäche leidet. Stabilere Erwartungen hinsichtlich der Rahmenbedingungen, mit denen Unternehmen mittelfristig planen können, wären hier ein wesentlicher Faktor für eine Verbesserung der Perspektiven, sind aber aus heutiger Sicht eher Wunsch als beobachtbare Realität.“

Bei ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren trat die Ampel-Regierung mit dem Versprechen an, pro Jahr 400.000 neue Wohneinheiten schaffen zu wollen. „Dieses Ziel ist in weite Ferne gerückt. Tatsächlich ist die Bauproduktion in den beiden zurückliegenden Jahren jeweils um 4 bzw. 3,5 Prozent geschrumpft, und ein Ende der Talfahrt ist noch nicht in Sicht. Das gilt insbesondere für Bauträger und Projektentwickler, deren Geschäft unter gestiegenen Zinsen und hohen Baukosten massiv leidet. Abhilfe könnten hier die Vereinfachung von Bauvorschriften, eine umfassende Entbürokratisierung und die massive Förderung seriellen Bauens schaffen. Dass das Minus im Baugewerbe insgesamt nicht noch höher ausfällt, liegt an einer guten Auftragslage für Vorhaben innerhalb des Bestands und an der positiven Entwicklung des Tiefbaus. Die langfristigen Perspektiven hängen hier allerdings wesentlich von der zuverlässigen Finanzierung der Straßen- und Schienenbauprojekte ab.“

Mit der sinkenden Inflation verbindet sich die Erwartung eines moderaten Zuwachses des privaten Konsums im Jahr 2024. Vor diesem Hintergrund sollte sich der Umsatz des Einzelhandels nach dem deutlichen Minus im Jahr 2023 zumindest stabilisieren, heißt es aus dem Hause der FERI. „Reisebüros und -veranstalter haben im Jahr 2023 stark zugelegt und dürften 2024 ebenfalls gut abschneiden. Auch nachdem die Tourismusbranche 2023 ein preisbereinigtes Umsatzplus von 14 Prozent erzielen konnte, liegen die Umsätze noch immer um mehr als 10 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2019. Damit sind weitere Aufholeffekte möglich, auch wenn sich die Dynamik des Wachstums spürbar abschwächen sollte. Mit Umsatzrückgängen ist dagegen im Gastgewerbe zu rechnen, weil der Wegfall der Mehrwertsteuerbegünstigung zu höheren Preisen und sinkender Nachfrage führen wird.“

Positiv bleibt die Umsatzentwicklung im IT-Sektor und damit verbundenen Branchen: „Der Umsatz mit Dienstleistungen der Informationstechnologie ist inzwischen ein Drittel höher als vor der Pandemie, für die Datenverarbeitung und Webportale beträgt das Plus 19 Prozent. Auch im Jahr 2024 dürften beide Sektoren vom anhaltenden Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung profitieren. Es gilt aber weiterhin das bereits im vergangenen Jahr Gesagte: Um die Potenziale dieser Sektoren voll ausschöpfen zu können, braucht es mehr Impulse auch aus dem politischen Bereich. Mehr Engagement von Kommunen und Ländern in der Digitalisierung von Verwaltungsabläufen und Bürgerdienstleistungen wären hier hilfreich.“

Themen: Branchenrating | Kein Kommentar »

FMA warnt vor betrügerischen Finanzdienstleistern: Anstieg der unseriösen Anbieter um 26,2% im Jahr 2023

Von Dr. Oliver Everling | 3.Januar 2024

Die österreichische Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) hat einen alarmierenden Anstieg unerlaubt tätiger Finanzdienstleister auf dem österreichischen Finanzmarkt im Jahr 2023 festgestellt. Im Vergleich zu 2022, in dem die FMA 84 Investoren-Warnungen veröffentlichte, stieg die Zahl im abgelaufenen Jahr auf 106 – ein besorgniserregendes Plus von 26,2%. Besonders beunruhigend ist, dass der Großteil dieser unseriösen Anbieter über das Internet aus dem Ausland agiert, für behördliche Maßnahmen schwer greifbar ist und Indizien für betrügerische Machenschaften vorliegen.

Die betrügerischen Aktivitäten konzentrieren sich vor allem auf webbasierte Handelsplattformen, die angeblich verschiedene Finanzinstrumente anbieten. Die FMA warnt jedoch davor, dass viele dieser Plattformen lediglich durch manipulierte Software einen falschen Eindruck von Handel und Veranlagung vermitteln. Einmal getätigte Einzahlungen werden veruntreut, und vermeintliche Gewinne werden nie ausgezahlt.

Besonders perfide sind die Methoden einiger unseriöser Anbieter, die mit gefälschten Empfehlungen oder Geheimtipps von Prominenten werben. In den vergangenen Monaten wurde vermehrt behauptet, dass bekannte Persönlichkeiten wie Armin Wolf, Armin Assinger, DJ Ötzi, Alexander van der Bellen, Mirjam Weichselbraun, Christoph Grissemann oder Barbara Karlich in diese betrügerischen Finanzdienstleistungen investiert hätten. Diese Behauptungen sind jedoch frei erfunden und werden ohne Zustimmung der Prominenten als Köder missbraucht.

Die unseriösen Anbieter nutzen gefälschte Social-Media-Beiträge und Artikel, um falsche Informationen über angebliche Auftritte oder Interviews der Prominenten zu verbreiten. Dadurch sollen potenzielle Anleger dazu verleitet werden, auf der Plattform einzusteigen. Dabei werden geringfügige „Test-Investitionen“ mit hohen Gewinnversprechen und geringem Risiko empfohlen. Nach anfänglichen Scheingewinnen wird dann zu höheren Investments gedrängt. Sobald Anleger weitere Einzahlungen verweigern oder Auszahlungen fordern, brechen die Kontakte zu den Plattformbetreibern abrupt ab. Die betrogenen Anleger warten vergeblich auf die Auszahlung der angeblich erzielten Gewinne.

Die FMA empfiehlt allen, die ein Investment bei einem unbekannten Anbieter in Erwägung ziehen, zuerst die Unternehmensdatenbank auf der FMA-Website zu konsultieren, um zu prüfen, ob der Anbieter überhaupt berechtigt ist, Finanzdienstleistungen anzubieten. Zusätzlich sollte eine Internetrecherche durchgeführt werden, um festzustellen, ob bereits Investoren-Warnungen veröffentlicht wurden, sei es von der FMA, anderen Behörden oder spezialisierten Verbraucherschützern wie der „Watchlist Internet“. Generell gilt die Regel: Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist in der Regel auch nicht wahr. Potenzielle Investoren sollten daher äußerst vorsichtig sein und auf Warnungen der FMA sowie anderer seriöser Quellen achten, um sich vor betrügerischen Machenschaften zu schützen.

Themen: Ratings | Kein Kommentar »

Risiko „Trump“ macht die Schwachstellen in der Weltwirtschaft sichtbar

Von Dr. Oliver Everling | 2.Januar 2024

Die Möglichkeit, dass der 45. Präsident der Vereinigten Staaten, Donald J. Trump, noch einmal ins Weiße Haus einzieht, ist in diesem Jahr der größte Unsicherheitsfaktor für Anleger. Norman Villamin, Group Chief Strategist bei der Union Bancaire Privée (UBP), skizziert, worauf sich Anleger dann einstellen müssten: „Wie schon 2017 würde er fiskalpolitische Instrumente nutzen, um Unterstützer zu belohnen und die Opposition zu bestrafen. Die Ausweitung des Haushaltsdefizits würde sich dieses Mal jedoch auf einem im historischen Vergleich bereits hohen Ausgangsniveau vollziehen.“ Das Haushaltsdefizit der USA ist derzeit bereits bei 2 Billionen US-Dollar, so hoch wie 8% des BIP.

Auch bei den steuerlichen und aufsichtsrechtlichen Belastungen sind Verschiebungen zu erwarten: Der traditionelle Energiesektor bekäme Rückenwind, wie schon während der letzten Amtszeit von Donald Trump. Derweil müssten sich die Big Tech-Konzerne darauf einstellen, stärker kontrolliert zu werden, das war schon in Trumps erster Amtszeit bezüglich der Opposition zu beobachten. Wahrscheinlich wären auch weitere Einschränkungen im Bereich des Kapitalverkehrs und des geistigen Eigentums sowie eine Ausweitung der bereits 2021 eingeführten Beschränkungen.

Ein solcher politischer Kurs hätte sowohl wirtschaftliche als auch geopolitische Konsequenzen. Wirtschaftlich könnte eine ungezügelte Ausgabenpolitik die Inflation in den USA und weltweit erneut anheizen und die Fed ihrer Möglichkeiten berauben, konjunktursteuernde Impulse zu setzen und die Inflation im Zaum zu halten. Geopolitisch wäre mit neuerlichen Spannungen zwischen den USA und Europa, wie auch schon während Trumps erster Amtszeit, zu rechnen. Dies hätte auch Auswirkungen auf den Ukraine-Krieg. „Wenn im pazifischen Raum Handels- und Kapitalverkehrsbeschränkungen der USA rasch verschärft werden, sind Vergeltungsmaßnahmen seitens der chinesischen Regierung vorprogrammiert“, so Villamin. Der seit dem Handelskrieg von 2018–2019 noch schwelende Konflikt könne dann wieder aufflammen.

Für Anleger wäre mit einer neuerlichen Präsidentschaft von Donald Trump unter anderem das Risiko verbunden, dass die Schwachstellen in der Weltwirtschaft offen zutage treten. „So könnte sie als Katalysator für inflationäre Tendenzen und eine Aufweichung der Haushaltsdisziplin wirken. Die Unsicherheit könnte weiter steigen“, vermutet Villamin. Auf politischer Ebene könnte sich damit die Herausbildung einer neuen Weltordnung beschleunigen, mit dem Aufstieg des «Globalen Südens» und einer Verlagerung der Macht von den bisher tonangebenden Ländern hin zu Schwellenländern in Europa und dem Nahen Osten. „Gold könnte angesichts solcher destabilisierender Entwicklungen ein Comeback als langfristiger Anker für den Vermögenserhalt in Anlegerportfolios feiern“, so der Chefstratege der UBP.

Themen: Aktienrating, Anleiherating, Länderrating | Kein Kommentar »

Die CRA-Verordnung und die Förderung des Wettbewerbs im Rating

Von Dr. Oliver Everling | 22.Dezember 2023

Die Credit Rating Agency (CRA) Regulation, eine Regelung zur Regulierung von Ratingagenturen in der Europäischen Union (EU), verfolgt unter anderem das Ziel, den Wettbewerb in den Märkten für Kreditbeurteilungen zu erhöhen. Ein zentraler Ansatzpunkt hierbei ist die Ermutigung von Emittenten oder damit verbundenen Dritten, kleinere Ratingagenturen zu nutzen.

Gemäß Artikel 8d der CRA-Verordnung sind Emittenten oder damit verbundene Dritte, die beabsichtigen, zwei oder mehr Kreditbewertungsagenturen für die Bewertung einer Emission oder Einrichtung zu beauftragen, dazu aufgefordert, zumindest eine Agentur mit nicht mehr als 10% des Gesamtmarktanteils in der EU zu berücksichtigen. Durch diese Regel sollte der Marktanteil der kleineren Agenturen quasi automatisch steigen.

Entscheidet sich ein Emittent oder damit verbundener Dritter trotzdem dafür, keine Agentur mit weniger als 10% Gesamtmarktanteil zu beauftragen, verlangt die CRA-Verordnung (Artikel 8d), dass diese Entscheidung dokumentiert wird. Die Einhaltung der Pflichten nach Artikel 8d wird auf nationaler Ebene von den zuständigen sektoralen Aufsichtsbehörden überwacht und durchgesetzt.

Um Emittenten oder damit verbundene Dritte bei dieser Bewertung zu unterstützen, sieht Artikel 8d der CRA-Verordnung vor, dass die European Securities and Markets Authority (ESMA) jährlich eine Liste der registrierten Ratingagenturen sowie die Arten von Ratings veröffentlicht. Diese Liste enthält auch eine Berechnung der Umsätze der Ratingagenturen aus Kreditbewertungsaktivitäten und Nebendienstleistungen auf Gruppenebene.

Die Gesamtmarktanteile jeder registrierten Kreditbewertungsagentur werden gemäß Artikel 8d(3) der CRA-Verordnung anhand des Jahresumsatzes aus Kreditbewertungsaktivitäten und Nebendienstleistungen auf Gruppenebene in der EU berechnet. Für die Berechnung der Gesamtmarktanteile für das Jahr 2022 wurden die geprüften Finanzberichte der Kreditbewertungsagenturen herangezogen.

Die Marktanteile nach Ratingkategorien, die in Abschnitt 9 aufgeführt sind, basieren auf dem Anteil der Instrumente, für die eine von EU-registrierten Kreditbewertungsagenturen ausgestellte Bewertung vorliegt.

Die Tabelle der ESMA gibt eine Liste aller in der EU registrierten Kreditbewertungsagenturen gemäß der CRA-Verordnung wieder. In diesem Zusammenhang operieren derzeit mehrere Gruppen von Kreditbewertungsagenturen in der EU. Für jede Agentur oder Gruppe von Agenturen stellt die ESMA den jeweils anwendbaren Gesamtmarktanteil bereit. Um Informationen zur Entwicklung des Marktes bereitzustellen, gibt die ESMA auch Auskunft über die jährliche Veränderung des Marktanteils jeder Agentur.

In diesem Jahr führte die Abmeldung von zwei Kreditbewertungsagenturen zu Veränderungen am Marktanteil. Die beiden abgemeldeten Agenturen waren Qivalio SAS (ehemals Spread Research) und Scope Hamburg GmbH (ehemals Euler Hermes Rating GmbH).

Abschließend gibt die ESMA einen Überblick über die Gesamtmarktanteile der einzelnen Agenturen, wobei S&P Global Ratings Europe Limited den größten Anteil mit 48,63 % hält. Die Marktanteile anderer Agenturen variieren, wobei einige einen Anstieg und andere einen Rückgang verzeichnen. Auf S&P Global Ratings Europe Limited folgt Moody’s Investor Services mit 31,45 %. Fitch Ratings Ireland Limited konnte seinen Marktanteil auf 10,26 % steigern (im Vorjahr 10,05 %), wie auch die nächstgrößte, aber schon unter der kritischen 10-%-Marke liegende DBRS Ratings GmbH auf 1,81 % kam (im Vorjahr 1,31 %), während die genannten anderen Ratingagenturen Marktanteile verloren. 16 weitere Ratingagenturen spielten eine untergeordnete Rolle.

Die Veröffentlichung dieser Informationen und die daraus resultierenden Maßnahmen sollen sicherstellen, dass der Kreditbewertungsmarkt in der EU transparent bleibt und Wettbewerb sowie Vielfalt gefördert werden.

Themen: Ratings | Kein Kommentar »

« Voriger Beitrag Folgender Beitrag »