Schwedische Covered Bonds in S&P’s Kategorie 1

Von Dr. Oliver Everling | 17.Juni 2010

Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat die Kategorisierung schwedischer Covered Bonds in ihrer seit Dezember 2009 neu angewandten Ratingmethodologie geändert. Ab sofort stehen die gedeckten Anleihen aus Schweden in Kategorie 1 und erhalten somit in diesem Schritt der Methodologie die bestmögliche Einstufung. Bisher waren die Bonds in Kategorie 2 eingestuft. Über diese Veränderungen berichtet die DZ BANK in ihrer Research-Publikation „Covered Bonds Biweekly“.

In der Begründung der neuen Einstufung verweist S&P vor allem auf die Verabschiedung der Novelle des schwedischen Covered-Bond-Gesetzes am 1. Juni 2010. Als wichtigste Änderung der bisherigen Gesetzesfassung wird dem Insolvenzverwalter im Insolvenzfall des Covered-Bond-Emittenten im Interesse der Gläubiger von Covered Bonds die Möglichkeit eingeräumt, aktiv das Management von Liquiditäts-, Zins- und Währungsrisiken vorzunehmen, um hierüber im Idealfall eine Insolvenzeröffnung der Deckungsmasse zu verhindern.

S&P vertritt die Auffassung, dass die Änderungen zusammen mit der aus Sicht der Agentur hohen systematischen Relevanz schwedischer Covered Bonds die Möglichkeiten der Refinanzierung für schwedische Emittenten derart gestiegen sind, dass von nun an eine Einstufung in Kategorie 1 gerechtfertigt sei. Der Ratingansatz von S&P ist fünfstufig aufgebaut, die aktuellen Änderungen hinsichtlich der Einstufung der schwedischen Covered Bonds betrifft den ersten Ratingschritt.

In der ersten Stufe der Ratingmethodologie, erläutert Sebastian Sachs vom DZ BANK Research, werden verschiedene Risikotypen (Asset-Liability-Mismatch, Ausfallrisiko der Aktiva, operationelle Risiken, Derivatekontrahenten-Risiken) von Covered-Bond-Programmen bestimmt, berechnet und anschließend in Abhängigkeit des Berechnungsergebnisses insgesamt fünf Kategorien zugeordnet (Zero, low, moderate, high, not applicable). Auf der ersten Stufe determinieren diese Kategorien vorerst und allein im Hinblick auf die Risikokategorien den maximal möglichen Ratingunterschied zwischen Covered Bonds und dem Emittentenrating (unbegrenzt, 5-7 Stufen, 4-6 Stufen, 3-5 Stufen).

Aktuell stehen noch sämtliche von S&P gerateten schwedischen Covered-Bond-Programme auf CreditWatch negative, der Einstufung, auf die sie bei Einführung der neuen Methodologie am 16. Dezember 2009 gesetzt wurden. Sachs: „Da die neue Kategorisierung ab sofort angewandt wird, dürfte es unproblematisch sein, dass alle Programme ihre S&P-Bestnote von AAA behalten.“

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Kartenhaus Weltfinanzsystem

Von Dr. Oliver Everling | 17.Juni 2010

Zur Entwicklung der öffentlichen Diskussion um die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise passt der Titel „Das Kartenhaus Weltfinanzsystem“ von Prof. Dr. Wolfgang Eichhorn und Dr. Dirk Solte. Das Taschenbuch erschien bei Fischer (http://www.fischerverlage.de/, ISBN 978-3-596-18503-0) für 9,95 € (D). Schon die preispolitische Positionierung des Buches macht deutlich, dass es den Autoren nicht in erster Linie um die Bedienung eines Fachpublikums geht, sondern um eine breitere Leserschaft, die in einer leicht verständlichen Sprache und mit vielen Analogien und Metaphern angesprochen werden kann.

Formal gliedert sich das Buch in drei Teile, nämlich Rückblick, Analyse und Ausblick. Der „Rückblick“ wird von den Autoren genutzt, um den Leser an Grundbegriffe der Geldtheorie heranzuführen sowie Bedeutung und Zusammenhänge von Geld, Kredit, Bank, Zins, Inflation und Markt aufzuzeigen. Wie schon viele Autoren vor ihnen führen auch Eichhorn und Sollte den Laien an das immer wieder faszinierende Phänomen der Geldschöpfung heran. Im Unterschied zu früheren Darstellungen bedienen sie sich jedoch des Begriffs des „Schwellgeldes“.

Wer in dieser Wortwahl einen Dysphemismus vermutet, wird im Verlauf der weiteren Lektüre bestätigt: Die Autoren warnen vor den Wirkungen von Leerverkäufen. „Wir halten fest: Im Prinzip ist jeder Leerverkauf ein Kredit und umgekehrt jeder Kredit ein Leerverkauf. … Schwellgeld ist im Prinzip ein Leerverkauf, das heißt ein Vertrag folgenden Inhalts: Ich bekomme etwas und verspreche, dass ich dafür zu einem späteren Zeitpunkt (oder zu späteren Zeitpunkten) genau bestimmte Sachen liefere“ (Seite 126).

„So wichtig auch die bislang politisch eingeschlagenen Schritte sein mögen, besonders hilfreich wäre eine möglichst global zwischen den Staaten abgestimmte Abgabe auf alle Leerverkäufe, also alle Formen von Kredit – eine Schwellengeldsteuer …“ (Seite 165 f.). Die Autoren vermögen zwar aufzuzeigen, wie eine solche Steuer die Geschäftstätigkeiten von Banken zu belasten oder zu ersticken vermag, jedoch bleibt fraglich, wie dadurch z.B. die im Geleitwort von Klaus Wiegandt von der Stiftung Forum für Verantwortung angesprochenen Ziele des nachhaltigen Wirtschaftens beflügelt werden. Wer Kredit braucht, ist oft eher in einer ökonomisch schwächeren Position. Mit jeder Kreditaufnahme sind ohnehin bereits Transaktionskosten verbunden. Es bleibt unklar, warum eine weitere Belastung mit zusätzlichen Steuern zu positiven Effekten führen soll.

Obwohl den Autoren in weiten Teilen ihres Buches eine scharfsinnige Analyse gelingt, sind ihre Schlussfolgerungen teils kurios. So begeistern sie sich beispielsweise für den Gedanken, dass die Schwellgeldsteuer „nach dem Prinzip der Steuergerechtigkeit und Fairness über die Festlegung der Abgabenhöhe entsprechend der ökonomischen Leistungsfähigkeit der Emittenten (gemäß Rating) gestaltbar sein“ würde: „Ein besseres Rating sollte zu höherer Steuerpflicht führen.“

Ein Rating hat aber gar nichts mit der Besteuerung nach der Leistungsfähigkeit zu tun, denn dieses Gerechtigkeitsprinzip des Steuerrechts bezieht sich auf das für Konsumzwecke zur Verfügung stehende Einkommen. Ein gutes Rating mit einer Besteuerung abzustrafen, würde die volkswirtschaftlichen Marktmechanismen für eine effiziente Allokation der Ressource Kapital glatt ins Gegenteil verkehren: Wer sich um seine gute Bonität bemüht und diese in einem guten Rating dokumentiert bekommt, wird belastet, wer dagegen schonungslos spekuliert, schlechte Noten kassiert und das Geld seiner Gläubiger riskiert, wird durch Steuerersparnis belohnt.

Bei dem von den Autoren erdachten Szenario eines „Weltkonkurses“ (Seite 190) wird nicht ausreichend bedacht, dass jedem Schuldner ein Gläubiger gegenüber steht, es sich also bei der Staatsverschuldung letztlich um eine heikle Verteilungsfrage dreht. Wer eigentlich die „Profiteure der Globalisierung“, die „Spielgewinner“ sind (Seite 196), wird von den Autoren nicht zu Ende verfolgt. Sie erkennen zwar Banken und institutionelle Investoren: Der Leser erfährt aber nicht, dass möglicherweise der Leser selbst „hinter“ diesen Investoren steht, da er mit seinen Pensionsansprüchen, Spareinlagen und Investmentfonds diesen Finanzintermediären den Auftrag gibt, eine sichere Rente und für seine Ersparnisse eine möglichst gute Performance zu erwirtschaften.

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Gold zwischen Inflation und Deflation

Von Dr. Oliver Everling | 10.Juni 2010

Zwischen „Inflation und Deflation“ ist die aktuelle Situation auf den Goldmärkten zu charakterisieren. Der Markt schwanke zwischen Angst vor Deflation und Inflation, sagt Michael Blumenroth, Global Markets – Leiter Edelmetallhandel Deutschland von der Deutschen Bank (http://www.db.com/) auf dem Deutschen Gold-Investment Kongress 2010 in Frankfurt am Main (http://www.goldkongress2010.de/). Der Fundamentale Wert einiger Währungen wird zunehmend in Frage gestellt. Ein längerfristig niedriges Zinsniveau begünstigt den Goldpreis zusätzlich.

Investoren kaufen zunehmend Gold, um Wohlstand zu erhalten, auch vor dem Hintergrund einer schwachen Performance anderer Assetklassen, berichtet Blumenroth. Die aktuelle Situation auf den Goldmärkten sei durch veränderte Erwartungen gekennzeichnet. „Die Kollegen vom Research haben wir ins Bullenlager bekommen“, so Blumenroth wörtlich.

Das Hedging bei den Produzenten finde kaum noch statt. Während Zentralbanken früher die Bestände von Gold auflösten (zum Beispiel Bank of England), gehören sie heute wieder zu den Käufern, beobachtet Blumenroth. Von bemerkenswerter Entwicklung seien auch die ETFs auf Gold, denn der größte horte schon heute mehr Gold als die Schweizer Nationalbank. Die Investmentnachfrage hat den konjunkturellen Einbruch voll abgefangen.

Blumenroth zeigt die Einflussfaktoren auf Plain-Vanilla-Optionsscheine auf: Goldpreis, Volatilität, Gold Lease Rate und Restlaufzeit. Strukturierte Produkte eröffnen im Vergleich zum Direktinvestment noch weitere Möglichkeiten, sowohl als Diskont- als auch als Bonuszertifikate.

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Scope Investment Conference

Von Dr. Oliver Everling | 9.Juni 2010

Die Ratingagentur Scope (http://www.scope-group.com/) führt in Kürze die wichtigsten Marktteilnehmer aus den Bereichen der Produktanbieter und der Institutionellen Immobilieninvestoren unter dem Dach der in dieser Form einmaligen Scope Investment Conference „Institutionelle Immobilienfonds“ zusammen. Am 14. und 15. Juni 2010 treffen sich im Hotel „Frankfurter Hof“ in Frankfurt am Main Entscheider von rund 100 Adressen – Fondsanbieter, Asset Manager und Institutionelle Investoren – um über die neuesten Investmenttrends und Weichenstellungen für die Branche zu diskutieren sowie Anlagebedürfnisse und -möglichkeiten abzugleichen.

Auf hochkarätig besetzten Foren werden Bedeutung und Auswahl der Immobilien-Investments in den Portfolios der Großinvestoren, die Anforderungen Institutioneller Adressen an das Management ihrer Immobilienanlagen und die Entwicklung der Produktgruppe insgesamt diskutiert. Aktuelle Themen wie die Bewertung von Immobilien werden in Vorträgen, auf Podien und in „Elefantenrunden“ beleuchtet. Unter anderem führt Andreas Quint von Jones Lang LaSalle durch die globalen Immobilienmärkte. Tim Andreas Lasys, Commerz Real AG, Peter Holtgreve, WestInvest / Deka Immobilien, Ferdinand von Sydow, IVG, sowie Dr. Georg Allendorf, RREEF, berichten von Investitionsstrategien der Anbieter.

Uwe Wewel, BMF, erläutert kommende regulatorische Neuerungen. Schlaglichter auf die finanz- und gesamtwirtschaftliche Situation im Jahr 2010 werfen die Keynote Speakers Dr. Thilo Sarrazin, Deutsche Bundesbank, sowie Prof. Dr. Lothar Späth, Ministerpräsident a.D. Institutionelle Immobilienfonds haben in den vergangenen Monaten immer mehr an Bedeutung zugenommen. Während Offene Immobilien-Publikumsfonds durch Mittelabflüsse und wiederholte Aussetzung der Anteilscheinrücknahme Schlagzeilen machten, prosperiert die Assetklasse der Spezialfonds.

Das gesamte, in Deutschland durch Investmentfonds verwaltete Vermögen liegt überwiegend in Spezialfonds (761 Mrd. Euro); Publikumsfonds folgen erst an zweiter Stelle. Die Produkte richten sich an kleine Investorenkreise, auf deren besondere Anlagebedürfnisse sie zugeschnitten sind. Die Scope Investment Conference versteht sich als Plattform für diese Assetklasse und als weiterer Schritt in Richtung eines umfassenden Marktüberblicks.

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Kontroverse Diskussion vor dem Goldkongress

Von Dr. Oliver Everling | 8.Juni 2010

Vor dem „Deutschen Gold-Investment Kongress 2010″ in Frankfurt am Main spitzt sich die Kontroverse zu. Anspruch der Veranstaltung (http://www.goldkongress2010.de/): „Die Zukunft des Finanzsystems nach der Krise.“ Gold, das Geld der Zukunft? Am 10. Juni 2010 werden im Steigenberger Airporthotel mit Andreas Scholz, TV-Wirtschaftsjournalist, ehem. Deutschlandchef BLOOMBERG TV und Reporter bei G10-/G20-Meetings sowie nationalen und internationalen Banken- und Wirtschaftskonferenzen, u. a. die Top-Referenten Prof.Dr.Dr.h.c. mult. Otmar Issing, Mitglied des Direktoriums und Chefvolkswirt der EUROPÄISCHEN ZENTRALBANK a.D. sowie der DEUTSCHEN BUNDESBANK a.D., Berater der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, Prof.Dr. Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der BARCLAYS CAPITAL, Honorarprofessor der Frankfurt School of Finance & Management, Stefan Riße, Direktor und Chefstratege CMC-MARKETS, Martina Gruber, Geschäftsführerin DEUTSCHE BÖRSE COMMODITIES GMBH, Herbert Wüstefeld, Chief Client Manager Deutschland, Österreich ROYAL BANK OF SCOTLAND, und Michael Blumenroth, Global Markets – Leiter Edelmetallhandel Deutschland DEUTSCHE BANK, diskutieren.

Die anhaltende Unsicherheit um die Zukunft des Euro und die Angst vor einer möglichen Inflation treibt derzeit Anleger scharenweise in Sachwerte. So haben Anbieter von Gold- oder Immobilienanlagen derzeit Hochkonjunktur und viele Wertpapierverkäufer raten zur Kapitalanlage in Fremdwährungen wie US-Dollar oder Schweizer Franken. Doch die Flucht in Sachwerte und Fremdwährungen schützt nicht vor Verlusten, warnen vor dem Goldrausch die Finanzexperten von Berater-Lotse.de, dem Online-Portal für Finanz-, Steuer- und Rechtsexperten.

So gelte Gold zwar als beliebte „Krisenwährung“, wenn das Vertrauen in die Währungen der großen Industrienationen schwindet. Doch der Preis des Edelmetalls werde allein durch Angebot und Nachfrage bestimmt und unterliege starken Schwankungen. „Lässt der Ansturm auf Gold wieder nach, kann auch der Preis schnell wieder einbrechen. Dazu kommt, dass Gold in US-Dollar gehandelt und damit vom Wechselkurs der US-Währung beeinflusst wird. Generell sind die Devisenkursschwankungen bei der Anlage in Fremdwährungen kaum vorher abschätzbar, so dass hier im Falle einer Euro-Erholung Verluste zu verbuchen sind.“

Auf keinen Fall, so mahnen die Experten von Berater-Lotse.de, sollte bisher kurzfristig angelegtes Geld in Gold-, Fremdwährungs- oder Immobilienanlagen umgeschichtet werden. Denn aufgrund der starken Preisschwankungen bei Gold, den unkalkulierbaren Schwankungen am Devisenmark und im Fall von Immobilienanlagen den hohen Kaufnebenkosten sowie der oft langwierigen Prozedur beim Verkauf seien solche Anlageformen nur für langfristige Anlageziele geeignet. Ob sie unter dieser Prämisse in den Vermögensmix passen, sollten Anleger mit einem provisionsunabhängigen und auf Honorarbasis arbeitenden Berater klären, dessen Empfehlungen frei von jeglichen Verkaufsinteressen sind.

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Deutsche Unternehmen verbessern Zahlungsmoral

Von Dr. Oliver Everling | 8.Juni 2010

Die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen hat sich abermals verbessert (http://www.dnbgermany.de/). Darüber berichtet D&B Deutschland (früher Dun & Bradstreet), ein Unternehmen der Bisnode Gruppe, das zum weltweiten D&B Netzwerk gehört, dem Weltmarktführer für Wirtschaftsinformationen und Firmenbewertungen. Der im Auftrag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX erstellte D&B-Zahlungsindex stieg im Mai zum elften Mal in Folge.

„Die großen wirtschaftlichen Turbulenzen in Europa haben derzeit keinen Einfluss auf die Liquidität der deutschen Unternehmen“, sagte D&B-Geschäftsführer Thomas Dold am Dienstag in Darmstadt. „Hervorzuheben sind vor allem die Verbesserungen im Handwerk und dem Baugewerbe. Hier hatte das Wetter endlich ein Einsehen und nun können die Unternehmen dort mit Hochdruck, die Aufträge und Projekte abarbeiten, die durch den harten Winter verschoben werden mussten.“

Der D&B-Zahlungsindex legte im Mai auf 81,79 (April: 81,32) Punkte zu. Höher stand der Indikator zuletzt vor mehr als zwei Jahren. Seit dem Tiefpunkt des Zahlungsindex im Mai 2009 verbesserte sich die Lage deutlich. Von den in Deutschland rund 4,5 Millionen aktiven Unternehmen zahlten im Mai der Studie zufolge knapp 150.000 mehr ihre Rechnungen wie vereinbart als vor einem Jahr. Der Index sagt aus, dass im Mai fast 82 Prozent der Unternehmen die Rechnungen pünktlich bezahlten. Der Indikator wird seit Anfang des vergangenen Jahres auf Monatsbasis veröffentlicht und fiel von Januar bis Mai deutlich – seit Juni 2009 erholt er sich allerdings wieder.

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Marktchancen und Risiken von Biosimilars

Von Dr. Oliver Everling | 8.Juni 2010

Der Fachbegriff Biosimilar bezeichnet einen biotechnologisch erzeugten, proteinbasierten „Nachahmer“-Arzneistoff, der nach Ablauf der Patentzeit eines Originalwirkstoffs zugelassen wird. Die Entwicklung eines solchen Wirkstoffs dauert oft länger als die Planung der Mondlandlung oder des Baus der höchsten Gebäudes der Welt, vergleicht Falk Ebmann den Zeitraum von der Idee bis zur Umsetzung.

Falk Ebmann, MD, PhD, Scientific secretariat der“Biosimilar“ Working Party der European Medicines Agency (Europäische Arzneimittelagentur), sprach auf der 3. DVFA Life Science Conference in Frankfurt am Main (http://www.dvfa.de/). Der Europäischen Arzneimittelagentur obliegt die Erhaltung und Förderung der öffentlichen Gesundheit in der Europäischen Union (EU), indem sie eine laufende Bewertung und Überwachung aller Human- und Tierarzneimittel koordiniert. Bei ihrer Arbeit bedient sie sich der wissenschaftlichen Ressourcen aus den nationalen Arzneimittelbehörden der 30 Mitgliedstaaten der Europäischen Union und EWR-Staaten.

Die Prinzipien zur Anerkennung von Biosimilars sind komplex, da die Wirkstoffe dieser neuartigen Biotechnologie-Erzeugnisse einer aufwendigen Prüfung bedürfen: Sollen auch solche Medikamente als „Biosimilar“ bezeichnet werden können, die einen noch stärkeren therapeutischen Effekt haben als der Originalwirkstoff? Als Biosimilar werden nur solche Wirkstoffe bezeichnet, die eine ähnliche, nicht aber eine wesentlich stärkere oder schwächere Wirkung haben. Unterschiedlichkeit, Komplexität und Endpunkte sind die Dimensionen, mit denen bioidentische und bioähnliche Produkte eingeordnet werden können.

Ebmann zeigt die Schwierigkeiten auf, mit denen sich der Gesetzgeber auseinandersetzen muss. Die EU müsse sich mit der neuen Rechtslage in den USA auseinandersetzen, zum Beispiel werden in den USA nun 12 Jahre Exklusivität gewährt. Begriffe wie „highly similar“ seinen unbestimmt, so dass es auf das künftige Verhalten der Food and Drug Administration (FDA) ankomme. Anders als die klassischen, molekülstruktur-definierten Arzneistoffe sind Biosimilars nicht völlig identisch zum Originalwirkstoff und erfordern deshalb aufwendigere Zulassungsverfahren und Überwachungsmaßnahmen als die klassischen Generika.

Dr. Michael Mack, Vorstand der mehrheitlich zur STADA Arzneimittel AG gehörigen BIOCEUTICALS Arzneimittel AG (http://www.stada.de/), erläutert die Bedeutung der Erfahrung bezüglich des regulatorischen Umfeldes für die erfolgreiche Einführung neuer Produkte. In den letzten 10 Jahren seien eine Vielzahl von Aspekten von Biosimilars in die Diskussion gekommen. So würden heute Produkte als Biosimilars bezeichnet, die früher so nicht gesehen wurden. Mack fühlt sich bei der Diskussion um Biosimilars an die frühen Tage der Diskussion um Generika erinnert.

Mack erläutert die regulatorische Strategie: Das Konzept der Biosimilarität war nicht von vornherein klar, sondern Gegenstand extensiver Diskussionen auf europäischer und internationaler Ebene. Daher sei ein aktiver Beitrag geleistet worden, um selbst bei noch fehlenden Leitlinien zur Markteinführung zu gelangen. Mack zeigt am Beispiel auf, dass es namhaften Wettbewerbern dagegen nicht gelang, den Markt zu erreichen.

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Professionalisierung durch Debitorenrating

Von Dr. Oliver Everling | 8.Juni 2010

Um Krisenfestigkeit zu erreichen, genügt Unternehmen längst nicht mehr nur ein gute Hausbankbeziehung, denn auch die Hausbank selbst kann in Schwierigkeiten geraten, die ihr aufgrund der ihr gegebenen knappen Eigenmittel nicht jederzeit beliebige Substitutionen und Prolongationen von Kredite für ihre Kunden erlauben. Je größer das Unternehmen, desto mehr kommt es darauf an, selbst die Zahlungsströme auch qualitativ zu steuern und mit einem eigenen Liquiditätsmanagement dafür zu sorgen, dass die Zahlungsfähigkeit jederzeit gewährleistet bleibt, heißt es im Vorwort zum Buch „Debitorenrating“ aus dem Gabler-Verlag (ISBN 978-3-8349-2070-6, http://www.gabler.de).

Jedes Finanzmanagement muss sich auf ein leistungsfähiges Debitorenmanagement stützen, dessen wichtigste Säule ein verlässliches Ratingsystem ist, mit dem ausfallgefährdete Forderungen rechtzeitig identifiziert werden können. Nur wenn drohende Forderungs-ausfälle rechtzeitig erkannt und die Kumulation von Abschreibungen abgewendet werden können, kann sich das Unternehmen gegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung schützen. Im Kern geht es bei jedem Ratingsystem um die Einschätzung künftiger, mehr oder weniger unsicherer Zahlungen. Die Ungewissheit der Zukunft ist die zentrale Her-ausforderung des Finanzmanagements. Mit anspruchsvollen Ratingsystemen lassen sich die Wahrscheinlichkeiten für Forderungsausfälle eingrenzen.

Die Finanzkrise hat das Bewusstsein für die Bedeutung der Liquidität im Unternehmen ebenso gestärkt wie die Einsicht, dass auf externe Ratings selbst führender Agenturen nicht blindlings vertraut werden kann. Sich einseitig auf eine Bezugsquelle von Ratings zu verlassen, kann sich als schwerwiegender Fehler erweisen, da auch Ratingagenturen zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangen können. Ratings sind zudem keine Handlungsempfehlungen, so dass auch äußerst verlässliche Ratings einer Weiterverarbeitung be-dürfen, um in konkreten Entscheidungen über den Bestand von Kundenverbindungen zu münden.

Das vorliegende Buch skizziert die Handlungsoptionen aus Sicht des Finanzmanagements von Unternehmen, indem das Wesen und die Bedeutung von Ratings diskutiert, die hauptsächlichen Anwendungsbereiche ausformuliert und die Prozesse vorgestellt werden, mit denen Daten aus Geschäftsbeziehungen verarbeitet und dem Debitorenmanagement verfügbar gemacht werden. Die Kriterien und Maßstäbe, nach denen Ratings erteilt wer-den, kommen ebenso zur Sprache wie die Methoden, um nach verschiedenen Prüfsteinen die richtigen Aktionen einzuleiten.

Welche Kunden oder Lieferanten sind verlässliche Geschäftspartner, wenn es um die voll-ständige und rechtzeitige Begleichung von Rechnungen geht? Schon heute wird von den namhaften Kreditauskunfteien übereinstimmend eine Verschlechterung der Zahlungsmoral von Unternehmen berichtet. Zahlungsziele werden extensiver als bisher in Anspruch genommen und überschritten.

Das neue Buch „Debitorenrating“ aus dem Gabler-Verlag liefert erstmals einen Überblick über maßgebliche Ansätze des Debitorenratings und dessen Implementierung in der Unternehmenspraxis. Durch Debitorenrating werden die Risiken klassifiziert und transparent gemacht. Mit einfachen Daumenregeln lässt sich jedoch kein professionelles Debitorenmanagement aufbauen, vielmehr müssen Maßstäbe und Kriterien des Debitorenratings systematisch in Arbeitsabläufe und Prozesse innerhalb der Organisationsstruktur von Unternehmen integriert werden.

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AAA-Rating aus sprachkritischer Sicht

Von Dr. Oliver Everling | 8.Juni 2010

Nach Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2007 fehlte nicht viel, um das „AAA-Rating“ auf die Vorschlagsliste für das „Unwort des Jahres“ zu bringen, heißt es im Vorwort zum Buch „Debitorenrating“ aus dem Gabler-Verlag (ISBN 978-3-8349-2070-6, http://www.gabler.de).

Der sprachkritische Begriff „Unwort“ bezeichnet ein „unschönes“, aber auch ein „unerwünschtes“ Wort. Die Gesellschaft für Deutsche Sprache kürte auf dem Höhepunkt der Finanzkrise für 2008 die „notleidenden Banken“ zum Unwort des Jahres, denn dieses stelle das Verhältnis von Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise auf den Kopf. Während die Volkswirtschaften in ärgste Bedrängnis geraten seien und die Steuerzahler Milliardenkredite mittragen müssten, würden die Banken, durch deren Finanzpolitik die Krise verursacht worden sei, zu Opfern stilisiert.

Die insbesondere für strukturierte Finanzierungen in den USA inflationär vergebene Bestnote AAA hielt nicht, was sie versprach: Eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit, dass der Gläubiger eines mit AAA beurteilten Finanzinstruments alle zwingend fälligen Zahlungen stets vollständig und rechtzeitig erhalten wird, steht im Widerspruch zur Unverkäuflichkeit eines solchen Titels. Wenn Zahlungen als absolut sicher gelten, kann es doch keinen Grund geben, für diesen sicheren Zahlungsstrom keinen Interessenten zu finden.

Da die US-Agenturen speziell bei vermögensgedeckten Wertpapieren daran scheiterten, die Marktentwicklungen insbesondere im US-amerikanischen Immobilienmarkt richtig einzuschätzen, und Fragwürdigkeiten in ihrer Arbeitsweise zu Tage traten, wurde der europäische Gesetzgeber tätig, um Ratingagenturen einer besseren Kontrolle zu unter-werfen. Die Verordnung über Ratingagenturen der Europäischen Union und das Ausführungsgesetz dazu in Deutschland sind die Konsequenzen.

Mit dem Wort „Rating“ verbindet sich die Erwartung einer Klassifizierung, die Risiken vergleichbar und kommunizierbar macht. Das Schulnotenprinzip erlaubt die relative Interpretation von Risiken. Mit den ausufernden Herabstufungen im Bereich der strukturierten Finanzierungen wurde der universelle Anspruch der Bestnote in Frage gestellt. Die er-kannten Fehler führten zu einer Vielzahl von Maßnahmen, nicht nur bei den betroffenen US-Agenturen selbst, sondern auch bei den Aufsichtsbehörden, die sich auf eine umfassende Einsichtnahme und Überwachung des Ratingwesens einstellen. Ziel dieser Maßnahmen ist es, das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit von Ratings wiederherzustellen und den Nutzen von Ratings an den Finanzmärkten zu sichern.

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Neusser Appell für bessere Ratingkommunikation

Von Dr. Oliver Everling | 2.Juni 2010

„Die Maschine dominiert die Kreditentscheidung“ ist heute der Eindruck vieler Mittelständler. Diese Aussage war Startpunkt einer engagierten Diskussion zwischen Unternehmern, Wirtschaftsförderern, Steuerberatern und Unternehmensberatern zum Thema „Kommunikation mit Kreditinstituten“. Eingeladen hatte Kurt-Herbert Derichs, Geschäftsführer des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) im Rhein-Kreis Neuss in Kooperation mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Rhein-Kreis Neuss.

Unter der Moderation des Neusser UnternehmerBeraters Carl-Dietrich Sander – selber ehemaliger Bankvorstand – erarbeitete die Gruppe klare Elemente für einen konstruktiveren Austausch zwischen Kreditgebern und Kunden. Als „Neusser Appell für eine bessere Rating-Kommunikation“ wird eine Reihe von Aufforderungen an Kreditinstitute und Mittelständler gerichtet.

Banken und Sparkassen sollten ihre Firmenkunden unaufgefordert informieren über die Ratingnote auf der hauseigenen Ratingskala, die Bedeutung dieser Note auf der Skala für die Kreditwilligkeit der Bank oder Sparkasse, die hinter der Note liegende Ausfallwahrscheinlichkeit, damit der Firmenkunde die Ratingnoten seiner verschiedenen Kreditgeber vergleichen kann, die im Ratingsystem genutzten Kennzahlen und zu beantwortenden Fragen, damit der Firmenkunde umfassende Informationen für eine angemessene Bewertung zur Verfügung stellen kann, sowie die Sicht des Kreditinstituts auf die Stärken und Schwächen des Unternehmens als Ergebnis des Ratingprozesses, damit der Kunde diese Impulse in seine weiteren Entscheidungen einfließen lassen kann.

Diese Information sollte dem Firmenkunden idealer Weise auch in einer schriftlich knapp zusammengefassten Form übergeben werden. Für Mittelständler enthält der „Neusser Appell“ Hinweise, vor jeder Kreditanfrage (Kreditverlängerung, Krediterhöhung) die Kreditinstitute anzusprechen und zu klären, welche Informationen und Unterlagen diese für eine Entscheidung benötigen werden, diese Informationen und Unterlagen komplett zur Verfügung zu stellen und dabei die wichtigsten Entwicklungen z.B. im Jahresabschluss und der Betriebswirtschaftlichen Auswertung ergänzend aus Unternehmenssicht zu erläutern. Ferner sind in den Gesprächen mit den Banken und Sparkassen für deren Fragen offen sein und transparente Antworten zu geben.

Auf dieser Basis – so war die Gruppe überzeugt – ließen sich viele „Unebenheiten“ in der Kommunikation, die heute vielfach auch unter dem Begriff „Kreditklemme“ diskutiert werden, reduzieren und sogar von vorne herein vermeiden (http://www.neusser-rating-appell.de/).

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