Bankinternes Rating für Westag & Getalit belanglos

Von Dr. Oliver Everling | 1.September 2009

Für die Westag & Getalit AG spricht nach Darstellung von Bernhard Wenninger, Vorstandsvorsitzender, ein nachhaltiges, solides Geschäftsmodell, ein breit aufgestelltes Produktportfolio mit drei Sparten, die in unterschiedlichen Märkten agieren sowie hoch moderen Fertigungsanlagen und Logistik. 65 Mio. € seien hier in den Jahren 2005 bis 2008 investiert worden. Wenninger verlässt sich auf eine stark motivierte Westag-Mannschaft mit einer durchschnittlichen Betriebszugehörigkeit von 15 Jahren.

Wenninger unterstreicht die stabile Bilanz seiner Gesellschaft. Die Eigenkapitalquote erreiche komfortable 70 %. Der Buchwert je Aktie sei über 16 €. Die Gesellschaft aus Rheda-Wiedenbrück weist keine Bankverbindlichkeiten aus.

Im Fehlen von Bankverbindlichkeiten will Wenninger ein gutes Zeichen verstanden wissen. Das Geld von Banken werde wirklich nicht benötigt. Vor diesem Hintergrund befasse man sich auch nicht mit den bankinternen Ratings. Daher stünden die Kriterien der Banken, mit denen diese ihre internen Ratings berechnen, nicht im Blick. Wenninger misst vielmehr den Ratings der Kreditversicherer Bedeutung bei: Hier schneide die Westag & Getalit AG gut ab.

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CFC Trendsetter für HGB statt IFRS

Von Dr. Oliver Everling | 1.September 2009

Die CFC Industriebeteiligungen GmbH & Co. KGaA will mit ihrer Umstellung auf HGB-Bilanzierungen einen Branchentrend setzen. Wie sich am Beispiel der CFC Industriebeteiligungen GmbH & Co. KGaA zeigen lässt, führt die Bilanzierung nach IFRS zu irreführenden Berichten, zeigt Marcus Linnepe, CEO der CFC Industriebeteiligungen GmbH & Co. KGaA, Dortmund (http://www.cfc.eu.com/).

Die CFC Industriebeteiligungen GmbH & Co. KGaA ist eine börsennotierte Beteiligungsgesellschaft, die sich auf den Erwerb und die Sanierung von mittelständischen Unternehmen spezialisiert hat. Seit dem Börsengang im Jahre 2006 baut CFC ihr Portfolio beständig aus und will durch strategische Zukäufe werthaltige Synergien zwischen einzelnen Portfoliounternehmen schaffen.

Die International Financial Reporting Standards (IFRS) sind internationale Rechnungslegungsvorschriften für Unternehmen, die vom International Accounting Standards Board (IASB) herausgegeben werden. Sie sollen losgelöst von nationalen Rechtsvorschriften die Aufstellung international vergleichbarer Jahres- und Konzernabschlüsse regeln. Die IFRS werden von zahlreichen Ländern zumindest für kapitalmarktorientierte Unternehmen vorgeschrieben.

Im Jahr der Akquisition werden hohe stille Reserven aufgedeckt. In den folgenden Jahren wird das Unternehmen saniert und nach 3 Jahren wieder verkauft, gibt Linnepe ein Beispiel. „Wir kaufen ein Unternehmen mit horrenden Verlusten, sonst würden wir es nicht kaufen“. In der Sekunde, in der das Unternehmen gekauft wird, werten sich die Vermögensgegenstände auf. Die Wirtschaftsprüfer prüfen die Werte von Maschinen usw., so dass die Wirtschaftsprüfer einen Wert ermitteln, der nach IFRS einen Gewinn darstellt.

Das sei kein „true and fair view“, da man nicht wisse, ob man das Unternehmen „gedreht“ werden könne. Laufend werden dann anschließend Verluste ausgewiesen. Nach HGB dagegen passiere gar nichts. „Ich möchte an operativen Ergebnissen gemessen werden“, sagt Linnepe. „Ich hätte Ihnen nach IFRS auch Gewinne präsentieren können“, erläurtert Linnepe den Fehlbetrag seiner Gesellschaft. Mit „lucky buys“ hätte man schnell durch weitere Zukäufe und Aufdeckung der „lucky buys“ auch positive Ergebnisse zeigen können.

Es sei ihm lieber, einmal richtig aufzuräumen und dann aussagefähigere Ergebnisse zu zeigen. Die derzeitige Marklage erlaubt hoch interessante und günstige Akquisitionen. Linnepe nennt den Marktzusammenbruch in Spanien als Beispiel: Inzwischen könne wieder in Europa attraktiv produziert werden, wenn Kosten und Risiken zu Ende gedacht würden. Wer sich aus China beliefern lasse, habe mit Gewährleistungen ein ganz anderes Thema als bei Produktion in Europa.

Die zukünftige Bilanzierung nach HGB statt IFRS werde einen Trend in der Branche setzen, prognostiziert Linnepe. Das Sanierungsvorgehen ist auf nachhaltigen Erfolg ausgerichtet und in seiner Art einzigartig am Markt.

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Briten brechen Provisionstabu

Von Dr. Oliver Everling | 31.August 2009

Wer sich von Finanzvermittlern vermeintlich kostenlos beraten lässt, bezahlt am Ende oftmals teuer dafür. Weil die Berater ihre Existenz über die Provisionen der Produktanbieter finanzieren, werden gerne Produkte mit besonders hohen Provisionen abgeschlossen – und das häufig zum Schaden des Kunden. „Die Besitzer von unflexiblen Versicherungssparplänen, unrentablen Beteiligungsmodellen und Lehman-Zertifikaten können davon ein Lied singen“, berichtet Dietmar Vogelsang vom Institut DV&P GmbH.

Diese Intransparenz könnte sich jedoch für Finanzanbieter als fatal erweisen, wenn die derzeit von der britischen Finanzaufsicht angestellten Überlegungen Realität werden und als Vorbild für eine Reform des deutschen Finanzmarktes dienen. Darauf weisen die Finanzfachleute von Berater-Lotse.de, dem Online-Portal für die Suche von unabhängigen Experten, hin. In einer aktuellen Stellungnahme fordert die britische Finanzbehörde FSA, dass als Konsequenz aus der Finanzkrise Provisionszahlungen von Produktgebern ab 2012 verboten werden sollen. Stattdessen sollen Kunden ein Beratungshonorar zahlen, das unabhängig von einem Abschluss zu kalkulieren ist.

Die Experten von Berater-Lotse.de betrachten dies als radikalen Schritt, „der jedoch in die richtige Richtung geht“, so Dietmar Vogelsang. Wenn Finanzberater nicht mehr am Abschluss, sondern nur noch an der strategischen Beratung verdienen, werden sich mittelfristig nur noch diejenigen am Markt halten können, die in der Beratungsqualität ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Auch auf die Qualität der in Deutschland erhältlichen Finanzprodukte hätte nach Ansicht von Berater-Lotse.de eine solche Regelung positive Wirkung: Der Erfolg einzelner Anbieter hänge nicht mehr von der Vertriebsmacht und der Höhe der gezahlten Provision, sondern in erster Linie von der Produktqualität ab.

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WestLB platziert erste Benchmark-Emission

Von Dr. Oliver Everling | 29.August 2009

Die WestLB hat heute eine unbesicherte Anleihe im Benchmark-Volumen begeben. Die Emission im Umfang von 750 Mio € hat eine Laufzeit von 3 Jahren. Mit ca. 150 verschiedenen institutionellen und privaten Anlegern wurde eine breit gestreute Platzierung erreicht. Der Preis wurde mit „mid swaps +130 Basispunkte“ am unteren Ende der avisierten Spanne festgelegt. Neben der WestLB waren Commerzbank, Deutsche Bank, DZ Bank und LBBW im Syndikat vertreten.

Mit dieser Transaktion nutzt die WestLB das günstige Marktumfeld. „Die Anleihe ist die erste unbesicherte Emission (senior unsecured) der Bank im Benchmark-Format seit Wegfall von Anstaltslast und Gewährträgerhaftung im Juli 2005.“, erläuterte Klemens Breuer, für den Bereich Kapitalmarktgeschäft zuständiges Vorstandsmitglied der WestLB, die Bedeutung der Platzierung.

Mit einem Emissionsvolumen von über 13,5 Mrd € im unbesicherten Bereich hat die WestLB ihr Fundingziel 2009 bereits jetzt übertroffen. Mit dieser Benchmark-Anleihe diversifiziert die WestLB ihre Investorenbasis weiter. Insbesondere der hohe Anteil kleinteiliger, internationaler Orders trägt zu der hohen Qualität der Transaktion bei. „Dies belegt das Vertrauen der Investoren in die WestLB“, führte Klemens Breuer weiter aus.

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Neues Buch im Rating von getAbstract

Von Dr. Oliver Everling | 29.August 2009

Die nach eigenen Angaben „weltgrößte Bibliothek von Buchzusammenfassungen“ getAbstract empfiehlt eine Neuerscheinung aus dem Rosenberger Fachverlag als „hervorragenden Businesstitel“: Rainer Langens Buch „Finanzierungschancen trotz Bankenkrise – Was mittelständische Unternehmer jetzt beachten sollten.“ 135 Seiten, gebunden, 27,80 €, ISBN 978-3-931085-74-2. „Nach der Lektüre wissen Sie warum Banker nicht an jeder Unternehmenspleite schuld sind, wie Sie in schwierigen Zeiten an Kredite kommen und welche Chancen in der Krise liegen“, schreibt „getAbstract“ (http://www.getabstract.com/).

„Die ausgebrannten Bankenkasinos sind neu eingerichtet, die Kugel rollt,“ heißt es bei getAbstract, „und es wird wieder kräftig gewettet: Mit Aktien, Derivaten und Devisen. Finanzkrise? Die liegt hinter uns, meinen einige Investmentbanker und freuen sich schon auf ihre Boni am Jahresende. Rainer Langen ist da nicht so euphorisch. Vielen Mittelständlern stehe der freie Fall noch bevor, denn der Kreditmarkt sei trotz historisch niedriger Leitzinsen ausgetrocknet. Mögen sich Politiker und Top-Banker noch so sehr darüber streiten, ob es nun eine Kreditklemme gibt oder nicht. Fakt ist: Für mittelständische Unternehmen wird es eng, wenn bestehende Kreditlinien auslaufen und Neuverhandlungen anstehen.

Das sei zwar grausam, aber Rainer Langen hüte sich davor, die Schuld einfach den Bankberatern zuzuschieben. Er bemühe sich, heißt es bei getAbstract, Verständnis für die Entscheidungssituation der Kreditinstitute zu wecken und führt den Leser kenntnisreich durch den Dschungel verschiedener Banken, Finanzierungsmöglichkeiten und Förderprogramme. getAbstract empfiehlt das Buch allen mittelständischen Unternehmern, die handeln möchten, bevor der Insolvenzverwalter an die Tür klopft. Gesamt-Rating: 9 (bester Wert: 10).

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Ozelots Anlageerfolg mit Ziegeln

Von Dr. Oliver Everling | 27.August 2009

Mit der Renko-Strategie handelt die Ozelot GmbH das Währungspaar EUR/USD. Das Wort „Renko“ leitet sich vom japanischen Wort „Renga“ ab. Renga bedeutet so viel wie „Ziegelstein“ und trifft damit den Eindruck, den man von dieser Chart-Darstellung eines Kursverlaufs gewinnt, sehr genau: „Die Renko Charts“, berichtet Herr Victor Ruoss, Trading Manager, Ozelot GmbH, „ergeben sich aus einer Aneinanderreihung ausgefüllter, roter oder unausgefüllter, grüner Kästchen.“ Rot steht für einen fallenden, grün für einen steigenden Kurs. Die Kästchen bezeichnet man daher auch als „Bricks“.

Die Ozelot GmbH versteht sich als eine unabhängige Vermögensverwaltungsgesellschaft aus Lachen in der Schweiz, welche sich auf den Handel mit Währungspaaren (Forex) spezialisiert hat. Die Gesellschaft ist Mitglied der Schweizerischen Regulierungs Organisation SRO PolyReg und arbeitet aktiv als Introducing Broker eng mit der dänischen Saxo Bank A/S zusammen. Ozelot bietet als Investment-Vehikel neben Managed Accounts bei Saxo Bank A/S ebenfalls sogenannte UMA’s (Unit Managed Accounts) über die deutsche Finexo an.

„Die Bricks haben stets die gleiche Größe“, erläutert Ruoss, der mit seiner Frau die Firma gründete. „Ein neuer Brick kommt nur dann hinzu, wenn sich die Kurse um einen bestimmten Mindestbetrag verändert haben.“ Durch die Chartkonstruktion seien Trends gut sichtbar und Trendwenden können schon rein optisch identifiziert werden, ist sich Ruoss sicher. „Kaufsignale erkennt man durch den Wechsel von ausgefüllten zu unausgefüllten Bricks.“ Analog erfolgt ein Verkaufssignal in umgekehrter Reihenfolge, nämlich als ein Wechsel von unausgefüllten zu ausgefüllten Bricks. Im Ergebnis wird eine Art Ratchet-Effekt erreicht.

Finanzielle „Visitenkarte“ der Ozelot GmbH sind die Performance-Zahlen ihrer Ozelot Multi Forex Strategy von 1. 6. 2006 bis 31. 7. 2009. Diese erbrachte Renditen (YTD) von rund 24 %, 37 % und in dem Jahr des Börsendesasters 2008 eine YTD von 72 %. In den ersten acht Monaten 2009 wurden 19 % erreicht. Ruoss berichtet über „Performance in jedem Finanzmarktumfeld“. Neben dem „Managed Forex Account“ bietet Ozelot als Anlagegefäß auch einen Fonds an, das „Ozelot Forx Fund Seg. Portfolio“.

Aus dem Blickwinkel der Finanzmarkttheorie sprechen gegen die Renko-Strategie die verschiedenen Thesen über die Informationseffizienz der Finanzmärkte. Theoretische Annahmen über unendliche Reaktionsgeschwindigkeit, Rationalverhalten aller Marktteilnehmer, Informationstransparenz und Transaktionskostenlosigkeit führen zu Marktmodellierungen, die im Widerspruch zum Anlageerfolg der Renko-Strategie führen. Ruoss erläutert, dass eine erfolgreich abgeschlossene Strategie jeweils erst im nächsten Monat wieder begonnen werde. Damit werde erreicht, dass die meist zu Monatsbeginn eintreffenden, neuen Fundamentaldaten ihre Wirkung auf die Kursentwicklung entfalten und somit ihren kurstechnischen Niederschlag finden können.

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Zahlungsmoral laut D&B stabil

Von Dr. Oliver Everling | 27.August 2009

Im 2. Quartal 2009 hat die Wirtschaftkrise deutliche Spuren bei der Zahlungsmoral deutscher Unternehmen hinterlassen, belegt eine Studie des Wirtschaftsinformationsdienstes D&B Deutschland. Nur noch 78,4 Prozent der Unternehmen in Deutschland zahlten ihre Rechnungen innerhalb des vereinbarten Zahlungsziels. Das entspricht einem Rückgang von 1,13 Prozentpunkten gegenüber dem ersten Quartal 2009.

„Mit diesen Zahlen und ihrer Entwicklung präsentiert sich jedoch die deutsche Wirtschaft in Zeiten der Wirtschaftskrise bei der Zahlungsmoral durchaus stabil“, konstatiert Thomas Dold, Geschäftsführer bei D&B Deutschland. „Derzeit mehren sich die Zeichen für eine Erholung der Zahlungsmoral. Es bleibt weiterhin abzuwarten, wie sehr sich die restriktive Vergabepolitik der Banken bei Krediten auf die Liquidität der Unternehmen und deren Cashflow auswirken wird.“

Die durchschnittliche Verzugszeit bei Unternehmen, die nicht vereinbarungsgemäß zahlten, lag bei 9,7 Tagen. Damit mussten Gläubiger im 2. Quartal dieses Jahres länger auf ihr Geld warten im Vergleich zum vorangegangenen (9,1 Tage). Auch wenn Kreditversicherer ihre Limite kürzen oder Banken die Vergabe von Krediten an zusätzliche und umfangreichere Sicherheiten und Auflagen knüpfen, verfügten deutsche Firmen im 2. Quartal 2009 weiterhin über ausreichend liquide Mittel, um ihre Rechnungen zu begleichen. Die im Rahmen des D&B DunTrade® Programms ausgewerteten 600 Millionen deutschen Rechnungen bescheinigen dem Großteil der Unternehmen in Deutschland weiterhin eine gute Zahlungsmoral.

Im Hinblick auf einzelne Branchen war der Maschinenbau die einzige Sparte, die im Vergleich zum vorherigen Quartal aktuell eine bessere Zahlungsmoral aufweisen konnte (0,17 Prozent plus). Der derzeitige Auftragseinbruch im Maschinenbau hat sich bislang nicht negativ auf die Zahlungsmoral ausgewirkt. Abgesehen vom Maschinenbau gab es bei den anderen untersuchten Branchen zum Teil herbe Einbußen bei der Zahlungsmoral. Auch die Top-3-Branchen mit der besten Zahlungsmoral waren davon betroffen. Während die Pharmaunternehmen (92,79 Prozent) mit kleineren Verlusten weiterhin die beste Zahlungsmoral verzeichnen konnten, gab es Verluste bei den Banken mit dem drittstärksten Minus im Branchenvergleich (-2,11 Prozent im Vergleich zu Q1/2009). Dennoch zeigen die Finanzinstitute die zweitbeste Zahlungsmoral. Der Maschinenbau (82,49 Prozent) verdrängte den Groß- und Einzelhandel (81,54 Prozent) von Platz 3. Am stärksten sank die Zahlungsmoral im Bereich Transport und Logistik (-6,1 Prozent), zurückzuführen auf den Rückgang des Welthandels. Die meisten ernsthaften Beanstandungen bei der Zahlungsmoral verzeichnete D&B bei Unternehmen aus dem Baugewerbe sowie bei Verlagen und Druckereien.

Auch im Vergleich der Bundesländer ist das Zahlungsverhalten der Unternehmen vom ersten zum zweiten Quartal 2009 gesunken. In keinem Bundesland konnte der Schnitt der Unternehmen mit pünktlicheren Zahlungen aufwarten. Berlin ist weiterhin mit Abstand (71,88 Prozent) das Schlusslicht aller Bundesländer. Die Top-3-Bundesländer bleiben unverändert: Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen. Am schnellsten an ihr Geld kommen Gläubiger bei Unternehmen aus Bremen.

Die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen zeigt sich trotz der ständigen Schlagzeilen und Nachrichten über Rezession, Wirtschaftskrise, Insolvenzen und Arbeitslosigkeit erstaunlich robust – anders als beispielsweise Unternehmen in der Schweiz. Dort zahlen die Firmen ihre Rechnungen mittlerweile 21,9 Tage nach Ziel (Q1/2008: 14,8 Tage). Dennoch wird es Deutschland als Exportweltmeister vor allem in den Branchen mit einer sehr hohen weltweiten Verflechtung, wie beispielsweise Maschinenbau, Chemie oder Automobilhersteller, in den kommenden Monaten weiterhin schwer haben. Außerdem ist laut D&B Prognose in Deutschland mit einem Anstieg an Insolvenzen von zirka 17 Prozent zu rechnen. Diesen geht unter anderem die fortwährende Liquiditätskrise von zahlreichen Firmen voraus, begründet im unzuverlässigen Zahlungsverhalten der Kunden. Damit steigt die Gefahr von Forderungsausfällen.

Viele Volkswirte deuten die aktuell positive Entwicklung mehrerer Wirtschaftsindikatoren, wie den Anstieg der Auftragseingänge, positiv und erwarten für das zweite Halbjahr eine leichte Besserung der wirtschaftlichen Entwicklung. Das wird sich absehbar auch in einer schon begonnen positiven Entwicklung der Zahlungsmoral ablesen lassen, prognostiziert D&B und warnt davor, den Erfolgsmeldungen der Bundesregierung zu schnell Glauben zu schenken: „Es bleibt jedoch abzuwarten, wie und ob politische Weichenstellungen und Konjunkturprogramme an dieser Stelle helfen können, trotz strengerer Prüfungen der Kreditwürdigkeit auf Seiten der Banken Unternehmen ausreichend mit notwendigem Kapital zu versorgen.“

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Kämpferin mit Herz und Verstand

Von Dr. Oliver Everling | 26.August 2009

Wer die Autobiografie „Kämpfen mit Herz und Verstand – Mein Leben“ (ISBN 978-3-7716-4429-1, http://www.fackeltraeger-verlag.de/) von Dr. Ursula Engelen-Kefer liest, dem wird klar, dass diese Frau 2006 nur nach einer gescheiterten Kampfkandidatur aus dem DGB-Bundesvorstand ausscheiden konnte. Es handelt sich um eine Kämpferin, die kein bequemes Ende kennt. In ihrem Buch findet der Leser die Triebfedern des unermüdlichen Einsatzes einer Frau nachgezeichnet, die ihr Leben dem Kampf für mehr soziale Gerechtigkeit widmet. An den lauteren Absichten dieser Politikerin, die am 27. September 2009 für die SPD im Bundeswahlkreis 217 für Ingolstadt, Eichstätt & Neuburg-Schrobenhausen kandidiert (http://www.engelen-kefer.net/), bestehen kein Zweifel.

Das Buch der Volkswirtin, die nicht nur mit einem renommierten Journalisten verheiratet ist, sondern auch selbst als Journalistin tätig war, ist schon allein als unterhaltsames Buch eine Empfehlung: Autobiografien sind gelegentlich von der mangelnden schriftstellerischen Begabung ihrer Autoren gezeichnet oder dadurch, dass die persönliche „Handschrift“ aufgrund der Mitwirkung eine Ghostwriters völlig verloren geht. Ganz anders bei diesem Buch von Engelen-Kefer, das von Anfang an in kurzen Sätzen und prägnanten Aussagen glaubwürdig zur Sache geht.

Engelen-Kefer gelingt es, Aussagen zu ihrem Privatleben nicht auszusparen, ohne dabei exhibitionistisch zu wirken, und politisch zielorientiert zu schreiben, ohne ihre Autobiografie zum bloßen Wahlkampfmaterial zu machen. Anekdoten, wie die von den schläfrigen Industriebossen in Japan oder von ihrem Ehemann unter falschem Terroristenverdacht in den 1970er Jahren, fehlen ebenso wenig wie klare programmatische Aussagen für die Zukunft.

In den Gewerkschaften musste Engelen-Kefer immer wieder „anecken“: Ihr sozialpolitisches Engagement für die weniger Privilegierten wurde von den Spitzenfunktionären mit Skzepsis gesehen, denn sie waren in erster Linie den Mitgliedern der eigenen Gewerkschaft verpflichtet. Engelen-Kefer musste sich des Öfteren aus den eigenen Reihen den Satz anhören: „Der DGB ist keine Organisation für die Entrechteten, Mühseligen und Beladenen.“

„Einigkeit bei den Gewerkschaften“, beklagt Engelen-Kefer, „gibt es eher in der Ablehnung des Sozialabbaus als in der Gestaltung der Zukunft des Sozialstaates.“ Dies habe ihre Arbeit sehr erschwert, insbesondere auch unter Schröders „Durchmarschstrategie“. Ein „böses Erwachen“, einen „Schock“ gab es für die Gewerkschaften, als Oskar Lafontaine 1999 zurücktrat. „Als Sozial- und Arbeitsmarktpolitikerin“, schreibt Engelen-Kefer, „hatte ich meistens mit Lafontaines Unterstützung rechnen können.“

Mit Oskar Lafontaine seien auch die ihr seit Jahren gut bekannten Staatssekretäre gegangen, Heiner Flassbeck und Claus Noé, „beides verlässliche Ansprechpartner“. Die rot-grüne Koalistaion sei danach in der Lage gewesen, ohne Störfeuer von Lafontaine und seinen Experten mit einer stromlinienförmigen Mannschaft die öffentliche Sparpolitik zu forcieren, beklagt Engelen-Kefer: „Den anschließenden drastischen Sozialabbau durch Rot-Grün verfolgte ich oft mit geballter Faust in der Tasche.“

„Ein Buch zur richtigen Zeit“, überschreibt Engelen-Kefer ihren Epilog und fragt: „Was ist nach dem Zusammenbruch der Bankensysteme und dem schwersten Konjunktureinbruch der 1930er Jahre für die Marktreformer von gestern auf einmal alles möglich? Jetzt werden sogar die politischen Weichen für die gesetzliche Begrenzung von Managergehältern gestellt. Es gibt grünes Licht für Eingriffe des Staates in geschäftspolitische Entscheidungen bei gestürzten Banken und Unternehmen – und sogar für den Eigentumserwerb bei privaten Banken, wie dies im Fall der Commerzbank vorexerziert wurde.“ Für Engelen-Kefer eröffnet sich durch die Krise die Chance, endlich auch Tabus der sozialen Marktwirtschaft zu brechen: „Selbst Verstaatlichungen werden nicht mehr ausgeschlossen.“

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Liste anerkannter Agenturen und Mapping

Von Dr. Oliver Everling | 26.August 2009

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) veröffentlichte eine neue Liste der für die bankaufsichtliche Risikogewichtung anerkannten Ratingagenturen samt Mapping am 14. August 2009. Für die bankaufsichtliche Risikogewichtung anerkannte Ratingagenturen nach §§ 52 und 53 SolvV sind demnach folgende Agenturen maßgeblich: Creditreform Rating AG [CRAG] (für das Marktsegment „Andere Forderungen“ nach § 52 Abs. 2 Satz 6 Nr. 3 SolvV), DBRS (für alle Marktsegmente nach § 52 Abs. 2 Satz 6 SolvV), Fitch Ratings (für alle Marktsegmente nach § 52 Abs. 2 Satz 6 SolvV), Japan Credit Rating Agency Ltd. [JRCA] (für das Marktsegment „Andere Forderungen“ nach § 52 Abs. 2 Satz 6 Nr. 3 SolvV), The McGraw-Hill Companies unter der Marke „Standard & Poor’s Ratings Services“ [S&P](für alle Marktsegmente nach § 52 Abs. 2 Satz 6 SolvV) und Moody’s Investors Service (für alle Marktsegmente nach § 52 Abs. 2 Satz 6 SolvV).

Zur Verwendungsfähigkeit unbeauftragter Bonitätsbeurteilungen werden nur vier Agenturen genannt. Die unbeauftragten Bonitätsbeurteilungen folgender anerkannter Ratingagenturen sind nach § 46 Satz 2 und 3 SolvV sowie § 237 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 SolvV verwendungsfähig DBRS, Fitch Ratings, The McGraw-Hill Companies unter der Marke „Standard & Poor’s Ratings Services“ (S&P) sowie Moody’s Investors Service. Außerdem wurde die Zuordnung der Bonitätsbeurteilungskategorien zu aufsichtlichen Bonitätsstufen nach § 54 SolvV veröffentlicht.

Bei der Zuordnung der Bonitätsbeurteilungskategorien zu aufsichtlichen Bonitätsstufen nach § 54 SolvV sind bei Bonitätsbeurteilungen für Investmentanteile nach dem Kreditrisiko-Standardansatz (KSA) ohne Verbriefungen verschiedene Besonderheiten zu beachten.

Nur die „Ratings“ für Investmentanteile, die Fitch Ratings als „Fund Credit Ratings“ für Rentenfonds und Geldmarktfonds erstellt, sind Bonitätsbeurteilungen im Sinne der SolvV und dürfen für Zwecke der Risikogewichtung für KSA-Positionen der KSA-Forderungsklasse Investmentanteile verwendet werden. Nur die Ratings für Investmentanteile, die Moody’s als „Managed Funds Credit Quality Ratings“ für Rentenfonds und Geldmarktfonds erstellt, sind Bonitätsbeurteilungen im Sinne der SolvV und dürfen für Zwecke der Risikogewichtung für KSA-Positionen der KSA-Forderungsklasse Investmentanteile verwendet werden. Ferner sind nur die Ratings für Investmentanteile, die McGraw-Hill unter dem Namen „Standard & Poor’s Ratings Services“ als „Fund Credit Quality Ratings“ für Rentenfonds und „Principal Stability Fund Ratings“ für Geldmarktfonds erstellt, Bonitätsbeurteilungen im Sinne der SolvV und dürfen für Zwecke der Risikogewichtung für KSA-Positionen der KSA-Forderungsklasse Investmentanteile verwendet werden.

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Schildbürgerstreich beim CESR

Von Dr. Oliver Everling | 26.August 2009

In Artikel 11 „General and periodic disclosures“ der EU Verordnung für Ratingagenturen wird verlangt, dass anerkannte Ratingagenturen die von ihnen erteilten Ratings in ein Zentralregister melden müssen. Die Lobbyisten der US-Agenturen sorgen nun dafür, dass das Zentralregister zu einem für sie kostenlosen Marketinginstrument zu ihren Gunsten umfunktioniert und das CESR zum Werbeboten der Amerikaner degradiert wird. Dem Ziel, das Vertrauen in Agenturen und ihre Ratings durch mehr Transparenz wiederherzustellen, wird die geplante Umsetzung schon deshalb nicht gerecht, da nicht mehr Transparenz geschaffen wird.

Zurzeit wird die Gesetzesformulierung von den Beamten so ausgelegt, dass sie lediglich die ohnehin schon jahrelang öffentlich verfügbaren Berichte allenfalls leicht modifiziert einsammeln und de facto ohne jede Einzelfallkontrolle publizieren. Die von CESR anzufertigenden Berichte können natürlich nur als Zusammenfassungen verstanden werden („summary information“). Daraus wird nun aber gefolgert, dass die Ratingagenturen selbst diese Zusammenfassungen anfertigen, so dass niemand die Möglichkeit erhalten soll, die Primärdaten zu kontrollieren. Dies ist den US-Agenturen besonders wichtig, da nur die Überprüfung im Einzelfall Schwächen ihrer Ratingsysteme offenzulegen vermag.

Im Falle von Insolvenzen werden Daten von den US-Agenturen mit dem Argument gelöscht, dass der Emittent nicht mehr am Markt präsent und damit irrelevant sei. Gerade aber die Schadenfälle machen die unterschiedliche Qualität der Analysen der Ratingagenturen deutlich und sind für z.B. die Wissenschaft u.a. wertvolle Fallbeispiele, um systematischen Fehlern nachzugehen. Wie z.B. am Fall FlowTex bewiesen werden kann, werden unbequeme Informationen aus den Datenbanken gelöscht, wie auch politisch gewollte Einflussnahmen im Sinne der US-Regierung umgesetzt werden, wie z.B. im Zusammenhang mit der Bush-Politik gegenüber den Ländern der „Achse des Bösens“.

Der Aufwand der Berichterstattung nach den von CESR ventilierten Standards spielt den US-Agenturen zu, da diese die Berichtsformate ohnehin schon verwenden, während sich kleinere Agenturen erst einen Mitarbeiterstab leisten müssten, um die Anforderungen richtig zu verstehen und umzusetzen. So genannte Event-Studien sind nur möglich, wenn lückenlos Ratinghistorien vorhanden sind. Bleibt die Auswahl der der Öffentlichkeit präsentierten Ratinghistorien jedoch allein in der Hand der Ratingagenturen, ändert sich nichts am Status Quo, was vom Gesetzgeber nicht gewollt sein konnte.

Würden dagegen alle erteilten Ratings ins Zentralregister eingemeldet, würde damit jede rückwirkende Manipulation verhindert und eine objektive Vergleichsbasis geschaffen: Wer hat wann für wen welches Rating nach welcher Skala mit welchem Ausblick erteilt. Das Zentralregister könnte den KSA-Banken die notwendigen Ratings für die Kalkulation der Eigenmittelunterlegung in rechtsverbindlicher Form liefern. Bei eventuellen Rechtsstreitigkeiten über Zeitpunkt usw. eines Ratings würde der Zentralspeicher maßgebend sein können.

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