Absolute Insight European Equity Market Neutral Fund

Von Dr. Oliver Everling | 3.Juni 2008

TELOS hat den Fonds Absolute Insight European Equity Market Neutral Fund geratet. Der Fonds erfüllt sehr hohe Qualitätsstandards und erhält die Bewertung „AA+“ auf einer Skala von A bis AAA (höchste Qualitätsstandards). Das Fondsrating von TELOS beurteilt auf qualitative Weise die Stringenz des Investmentprozesses, die Person des Fondsmanagers und sein Team sowie das Qualitätsmanagement innerhalb des Prozesses vor dem Hintergrund der Einhaltung ethischer Grundsätze wie Fondsklarheit und -wahrheit. Die Performanceergebnisse des Fonds dienen zur Beurteilung der Konsistenz des Investmentprozesses.

Der Absolute Insight European Equity Market Neutral Fund ist ein innovativer, aktiv gemanagter und in Europa investierender Aktienfonds. Das Ziel der Fondsmanager besteht darin, durch das gleichzeitige Eingehen von Long- und Short-Positionen (pair trade) eine möglichst marktneutrale Ausrichtung zu erreichen. Dadurch soll unabhängig von der jeweiligen Marktphase ein positiver absoluter Ertrag erzielt werden. Die Fondsmanager sind also bestrebt, ein Portfolio mit einem niedrigen Beta (zwischen -0.15 und +0.15) und einem hohen Alpha zu generieren.

Ziel ist es, einen jährlichen Mehrreturn gegenüber dem Geldmarkt von mindestens 4% nach Kosten zu erzielen. Der Fonds ist in verschiedenen Anteilsklassen erhältlich, u.a. einer in Euro gelisteten. Innerhalb der Anteilsklassen werden Wechselkursrisiken in der Regel gehedged.

Die Portfoliokonstruktion erfolgt bottom-up. Ausgangspunkt des Investmentprozesses ist ein monatliches quantitatives Screening des Anlageuniversums durch die Analysten. Das Screening soll dazu beitragen, fehlbewertete Aktien zu identifizieren und dadurch neue Anlageideen für potentielle Long-/Short-Positionen aufzudecken. Werte, die den Analysten und Portfoliomanagern auf Basis des Screenings als interessant erscheinen, werden einer umfassenden fundamentalen Analyse und Bewertung unterzogen. Dabei werden Kennzahlen wie KGV, Dividendenrendite oder der Cash-Flow-Return-On-Investment betrachtet sowie Treffen mit Unternehmensvertretern abgehalten. Für jedes Unternehmen, das als potentielle Investmentmöglichkeit klassifiziert wird, erstellen die Analysten einen Research-Report. Für Aktien, die auf Basis der Analyse als geeignete Long-/Short-Investments eingestuft werden und bei denen sich die Analysten bei ihren Einschätzung sehr sicher sind, wird eine Gegenposition gesucht. Diese Gegenposition kann eine andere Aktie derselben Branche, ein Index oder aber Cash sein. Die Gewichtung im Portfolio erfolgt auf Basis des Risikos der einzelnen Positionen sowie auf Basis der Wahrscheinlichkeit, welche die Analysten der Richtigkeit ihrer Einschätzung beimessen.

Sofern eine bessere Wertentwicklung als die des Vergleichindexes erreicht wird, fällt für den Betrag, um welchen der Fonds die Benchmark outperformed, eine Performancefee von 10% an (High-Water- Mark vorhanden). Im ersten Jahr seit der Auflegung haben die Fondsmanager ihr internes Investmentziel übertroffen.

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Von der Immobilien- zur Konsumentenkreditkrise

Von Dr. Oliver Everling | 3.Juni 2008

Fred Fegel, Managing Director von Intrum Justitia Deutschland, Schwerzenbach, sieht durch die US-Kreditkrise eher mildere Auswirkungen auf Deutschland als auf die USA. Er stimmt darin mit Dr. Gertrud Traud überein, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, Frankfurt am Main. Beide sprachen auf der IBF-Veranstaltung zur Frage „Droht nach der Immobilienkreditkrise jetzt eine Konsumentenkreditkrise?“ bei Bloomberg TV. Fegel weist aber darauf hin, dass grundsätzlich eine Art Teufelskreis daraus ergeben kann, dass Banken durch die Krise gezwungen seien, ihre Kreditbereitschaft zurückzufahren. Die Verknappung könne dann zu Konsum- und Investitionseinschränkungen führen, die weitere Liquiditätseinengungen zur Folge habe.

„Den Konsum stabilisieren – den Erfolg sichern!“ So das Fazit von Fegel. Durch besseres Verständnis der Prozesse könnten Insolvenzen vermieden und in der Folge Kunden am (Wirtschafts-) Leben teilnehmen. Die Ankurbelung des Verbrauchs beginne in jeder Bilanz. Bisher habe man sich so verhalten, als ob man unendlich viele Ressourcen habe. Es sei einfach „nur tiefer gebohrt“ worden. Nun müsse man sich auf die neue Situation einstellen.

Guido Merz, Head of Retail and Business Banking bei Oliver Wyman in Frankfurt am Main, berichtet über seine neue Studie, die die Aussichten für europäische Länder sowie Fähigkeiten der Banken analysiere. Kreditverluste in Europa werden demnach weiter zunehmen. Trotzdem sei es unwahrscheinlich, dass sie US-Größenordnungen erreichen (weder in aggregierten Verlusten, noch in Prozent für eines der Länder). Manche Länder würden stärker betroffen sein und die Hauptlast tragen, warnt Merz. Kreditvergabestandards würden deutlich variieren, auch der ökonomische Ausblick sei unterschiedlich. Die lange Solvenzperiode führte nach Merz dazu, dass die Optimierung der Kreditprozesse eine niedrige Priorität hatte.

In der Methode von Oliver Wyman werden der makroökonomische Ausblick mit der Anfälligkeit des Kreditrisikos für ökonomische Veränderungen verbunden. Strategien in Ländern mit rapide sich verschlechternder Kreditumgebung sollten sich auf Wetterfestigkeit fokussieren und das Underwriting an den neuen Risikoappetit anpassen, sagt Merz. Es müsse sichergestellt werden, dass Banken in Ländern mit rapide sich verschlechternder Kreditumgebung schwierige Marktverhältnisse durch ausreichendes Kapital und Liquidität sowie Minimierung der Verluste „abwettern“ könnten. Das Ausschöpfen von Ergebnismöglichkeiten in grundsätzlich attraktiven Marktsegmenten durch sich zurückziehende Anbieter biete sich parallel dazu an.

„Aggressivität der Kreditstrategie“ und „Risiko sich deutlich verschlechternder Makroökonomie“ sind die beiden Achsen des analytischen Modells, in das alle von Oliver Wyman analysierten Länder eingeordnet und damit Anfälligkeiten analysiert werden können. Der Einsatz von Scoring ist generell hoch in Westeuropa, aber die Art der Verwendung unterscheidet sich dramatisch zwischen Geographien und Banken.

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Eigen- statt Kundeninteresse

Von Dr. Oliver Everling | 3.Juni 2008

In seinem Beitrag „Nichts dazu gelernt“ beschäftigt sich Carsten Lootze aus der Redaktion von „Euro am Sonntag“ aus dem Axel Springer Finanzen Verlag GmbH in München mit den Lehren, die die führenden Ratingagenturen aus ihrer Rolle in der Kreditkrise gezogen haben. „Eigen- statt Kundeninteresse steht offenbar im Mittelpunkt der bisherigen [Ä]nderungen“, schreibt Lootze. Schließlich erzeugen neue Komitees und Beiräte bei den Marktführern kaum zusätzliche Kosten, da sie ohnehin Hunderte von Analysten und Beratern beschäftigen. Anders bei kleinen Wettbewerbern: Sie können sich in der Regel keine zusätzlichen Mitarbeiter leisten. Bereits jetzt kontrollieren die drei Platzhirsche fast den gesamten Markt.

Statt mit Reformen sorgen die Bonitätswächter nach Recherchen von Lootze mit neuen Skandalen für Aufsehen. Moody’s hat wegen eines Computerfehlers Anleihen auf Indizes für Kreditderivate zu gut bewertet. Internen Unterlagen zufolge haben leitende Mitarbeiter diesen Fehler bereits Anfang 2007 entdeckt. Doch statt die Noten der betroffenen Wertpapiere herabzustufen, weichte das Unternehmen die Bewertungsregeln auf und verschwieg die Panne, berichtet „Euro am Sonntag“.

Zudem sollen S&P, Moody’s und Fitch Analysten auf Wunsch ihrer Kunden ausgetauscht haben, heißt es im Artikel von Lootze. Offenbar waren die Kunden – Banken und andere Emittenten von Wertpapieren – unzufrieden damit gewesen, wie die Analysten ihre Anleihen und Derivate bewertet hatten. Doch das ist schlecht für das Geschäft, denn diese Emittenten sind die wichtigsten Auftraggeber der Ratingagenturen, so Lootze. Moody’s und Fitch bestreiten die Vorwürfe. „Wir tauschen Analysten nicht aus, weil Emittenten darum bitten“, sagt Moody’s-Sprecher Anthony Mirenda.

Eine gewisse Narrenfreiheit genießen die Ratingagenturen wegen ihrer Marktmacht. Reiner Back: „Die meisten Marktteilnehmer sind auf Ratings angewiesen.“ So steht in den Anlagerichtlinien vieler institutioneller Investoren, dass sie nur Papiere mit bestimmten Ratings kaufen dürfen. Zwar gibt es auch andere Maßzahlen für die Schuldnerqualitäten von Emittenten, zum Beispiel Credit Spreads (siehe Investor-Info). Diese gelten aber nur als kurzfristige Stimmungsmesser. Daher kommen die Initiatoren von Anleihen und Kreditderivaten nicht umhin, ihre Papiere mit Bonitätsnoten zu versehen.

Das könnten sie theoretisch auch selbst machen – allerdings fehlt es den meisten Instituten dafür an Zeit, Geld und Personal. „Ohne Prüfstempel von Moody’s, S&P und Fitch können sie ihre Produkte daher nicht verkaufen“, schreibt Lootze, und zitiert die Finanzprofessorin Christina Bannier von der Frankfurt School of Finance & Management: „Diese enorme Macht ist verantwortlich dafür, dass die Ratingagenturen keinen großen Reformeifer zeigen“, sagt Professorin Bannier.

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Ratingskala oder Rating-Skala

Von Dr. Oliver Everling | 3.Juni 2008

In den Nachschlagewerken von Duden und Wahrig ist das Wort „Ratingagentur“ ohne Bindestrich zu finden, stellt Stephan Dové fest, Leiter Korrektorat der Neue Zürcher Zeitung (NZZ) und Mitglied des Rats für deutsche Rechtschreibung. Im amtlichen Regelwerk wird in der Einleitung zur Verwendung des Bindestrichs dies erwähnt, zitiert Dové: „Der Bindestrich bietet dem Schreibenden die Möglichkeit, anstelle der sonst bei Zusammensetzungen und Ableitungen üblichen Zusammenschreibung die einzelnen Bestandteile als solche zu kennzeichnen, sie gegeneinander abzusetzen und sie dadurch für den Lesenden hervorzuheben.“

Die Autoren und die Redaktionen haben so auch die Freiheit, ein aus einer fremden Sprache entlehntes Wort, das mit einem deutschen Wort zusammengesetzt wird, als solches zu kennzeichnen, wenn dies noch als fremdes Wort empfunden wird, erläutert Dové die Praxis der NZZ. „Wir haben bis heute nicht festgelegt, dass wir bei Ratingagentur oder beispielsweise auch bei Nettoertrag nur die zusammengeschriebene Form in unserem Blatt schreiben wollen. Aus diesem Grunde kann der Redaktor die Form wählen, die ihm zusagt bzw. die ihm üblich erscheint.“

Beim Begriff „Rating“ haben sich in den letzten Jahren entscheidende Veränderungen ergeben. Schon zur Anfertigung einer Doktorarbeit an der Universität zu Köln am Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Besondere der Banken von Prof. Dr. Hans E. Büschgen wurde im Rahmen der Dissertation über „Credit Rating durch internationale Agenturen“ der Frage nach der Rechtschreibung nachgegangen. Die Duden-Redaktion war schon damals, Ende der 1980er Jahre, der Meinung, dass das Wort „Rating“ in der deutschen Sprache so verbreitet sei, dass es wie „Management“ oder „Computer“ zwar wie im Englischen ausgesprochen werde, sonst aber wie ein deutsches Wort gebräuchlich sei. Die Verwendung von Ratings und Ratingskalen reicht in der Soziologie und in der Psychologie z. B. weit in die 1960er Jahre zurück.

Anders als damals haben sich der rechtliche Status von Ratings und die Verbreitung maßgeblich verändert: Aufgrund der Mindestanforderungen an das Risikomanagement der Kreditinstitute sind Banken verpflichtet, jeden Kreditnehmer einem Rating zuzuführen. Auch die Eidgenössische Bankenkommission macht darüber hinaus von Ratings Gebrauch, um danach die Angemessenheit der Eigenmittelausstattung der von ihr beaufsichtigten Kreditinstitute zu beurteilen.

Inzwischen haben Ratings auch im Marketing von Fondsgesellschaften und Versicherungen Einzug gehalten. So wird mit Fondsratings ebenso aktiv geworben wie mit Versicherungsratings. Ebenso sind Zertifikateratings, Nachhaltigkeitsratings usw. zu nennen. In Herausgeberwerken zum Existenzgründerrating, Nachfolgerating, Bankenrating usw. verwenden die Autoren einheitlich die Zusammenschreibweise.

Es gibt kaum noch einen längeren Fachtext in deutscher Sprache, in dem die Binde-Strich-Schreib-Weise für Wortzusammensetzungen mit dem Wort „Rating“ konsequent durchgehalten würde. Meist wird inkonsequent mal von Rating-Analyst, dann aber von Ratingberater usw. gesprochen. Viele Texte würden nur noch von Bindestrichen überhäuft, wenn man nicht Ratingkriterium, Ratingsystem, Ratingansatz, Ratingagentur, Ratingergebnis, Ratingurteil, Ratingsymbol, Ratingdefinition, Ratingbegriff usw. schreiben würde. Da die Gesetzgeber im gesamten deutschsprachigen Raum Ratings zwingend verlangen, ist es höchste Zeit, die Empfindung als „fremdes Wort“ abzuschütteln, um die Akzeptanz zu erhöhen.

„Grundsätzlich neigen wir bei der NZZ bei solchen Zusammensetzungen mehr als andere Zeitungen dazu, den Bindestrich zu verwenden. Das kann auch von Ressort zu Ressort unterschiedlich sein“, sagt Dové. „Während Nettoertrag normalerweise ohne Bindstrich geschrieben wird, will das Ressort Wirtschaft, dass die Art des Ertrags sofort ersichtlich wird: Netto-Ertrag.“

Kürzlich sei auf Wunsch der Redaktion beschlossen worden, dass Zusammensetzungen mit Pop nur noch mit Bindestrich geschrieben werden (Pop-Idol, Pop-Ikone, Pop-Konzert und nicht Popidol, Popikone, Popkonzert, wie Duden und Wahrig in ihren Büchern auflisten). „Und zurzeit wird auch im Zusammenhang mit der Euro 08 ein weiterer Wunsch besprochen, ob wir künftig ebenfalls grundsätzlich Zusammensetzungen mit Fan nur noch mit Bindestrich schreiben wollen. Auch dies wäre entgegen den Wörterlisten von Duden und Wahrig, kann aber durchaus als Lesehilfe angesehen werden: Fan-Gemeinde statt Fangemeinde; Fan-Zone statt Fanzone usw. Die Schreibweise Rating-Agentur ist also ebenso korrekt wie Ratingagentur.“

Dové weiter: „Ich weise immer wieder darauf hin, dass wir in Texten mit der Verwendung von Bindestrichen sorgfältig umgehen sollen. Dass zu diesem Thema die Meinungen auch innerhalb der Redaktion verschieden sind, sei noch erwähnt. Für unser Haus haben wir eine Regelung aufgestellt, die den Schreibenden und den Redigierenden genügend Freiheit erlaubt: Zusammensetzungen mit mehr als drei Wörtern sind zu kuppeln, wenn sie unübersichtlich sind. Zusammensetzungen mit fremdsprachigen Ausdrücken, die noch nicht als eingedeutschte Fremdwörter gelten, erhalten ebenfalls einen Bindestrich: Stagiaire-Abkommen, Collégien-Ausweis, Victory-Zeichen, Handicap-Rennen, Cup-Final.“

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Projektgruppe Ethisch-Ökologisches Rating

Von Dr. Oliver Everling | 3.Juni 2008

„Hohe Kapitalrenditen gibt es nur auf Kosten anderer“ und „Die meisten, die das Börsenspiel mitspielen, verlieren.“ Solche für manchen Teilnehmer überraschende Sätze fielen beim jüngsten Frankfurter Symposion der Projektgruppe Ethisch-Ökologisches Rating über das Thema „Sustainability als Gestaltungsprinzip für die Rahmenordnungen von Finanz- und Gütermärkten.“ Hinter dem etwas drögen Programmtitel verbirgt sich relativ Brisantes. Ausgehend von den Horrormeldungen über entfesselten Kapitalismus, grenzenlose Globalisierung und ihre Folgen, um den Globus vagabundierendes Kapital und moralfreien Shareholder-Value arbeitet die Gruppe aus Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen seit 15 Jahren an einem Konzept der Nachhaltigkeit im Finanzwesen.

Nach Meinung der Konferenz müssen dringend die Gesetze gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) und gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) geändert werden: Wer Kosten auf die Allgemeinheit abwälzt, Fachbegriff „externalisiert,“ verstößt gegen das Nachhaltigkeitsziel – dem müssen beide Gesetze vorbeugen. Gefordert wird eine doppelte Generalklausel für alle einschlägigen Regelungen auf nationaler und internationaler Ebene: Wettbewerb soll nur dann als schutzwürdig gelten, wenn er ökologisch, sozial und kulturell nachhaltig ist.

Vor allem gilt das aber, so die vom Symposion verabschiedete Abschlusserklärung, für die internationalen Finanzmärkte. Dringend geboten seien Transparenz und Risiko-Kontrolle. Das Finanzkapital müsse wieder in die alte Sozialbindung zurückgeführt werden, aus der es zum Nachteil vieler befreit worden sei. Das gehe nur durch harte Kontrollen. Einige der Forderungen im einzelnen:

Kontrolle und Offenlegung der Risiken für alle großen Akteure am Finanzmarkt, auch Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften, sowie Einrichtung einer wirksamen internationalen Aufsicht; Eingrenzung der grenzenlosen Geldschöpfungsmöglichkeiten: Hinreichende Eigenkapitalunterlegung; von Krediten selbst an erstklassige Staaten, von Firmenübernahmen und dem Kauf von Derivaten; Verhinderung von Geschäften außerhalb der Bilanz durch strengere Bilanzierungsregeln, bzw. strikte Unterwerfung derselben unter die Bankaufsicht; Einführung einer Transaktionssteuer für spekulative Kurzzeit-Kapitaltransfers; persönliche Haftung der Finanzakteure; Entmythologisierung der von der Finanzmarktindustrie behaupteten Renditechancen. Vor allem kleine Investorinnen und Investoren verlieren an den Finanzmärkten mehr Geld als sie gewinnen.

Oben auf dem Forderungskatalog der Konferenz steht die Forderung, ins Aktiengesetz eine Nachhaltigkeitsverpflichtung hineinzuschreiben, mit welcher die Gesellschafter „zur gleichrangigen Berücksichtigung der Produktivkräfte Arbeit und Natur verpflichtet“ werden, die „zusammen mit dem Kapital“ die Wertschöpfung hervorbringen. Zudem seien „Aktionäre und Arbeitnehmer gleich zu behandeln.“ Vorstände müssten auf nachhaltiges Wirtschaften verpflichtet werden. Die Kapitaleigner seien aufzurufen, bei Geldanlagen ethisch-ökologische Maßstäbe anzulegen und die nichtfinanziellen Leistungen der Unternehmen ebenso hoch zu bewerten wie die finanziellen, fordern Prof. em. Dr. Johannes Hoffmann und Prof. em. Dr. Gerhard Scherhorn aus der Projektgruppe Ethisch-Ökologisches Rating. Das nachhaltige Wachstum entwickelter Volkswirtschaften werde linear sein, hohe Kapitalrendite werde zur Ausnahme. Und nicht zuletzt wurde betont, dass es für Deutschlands Glaubwürdigkeit im Antikorruptionskampf notwendig sei, dass der Bundestag endlich die UN-Konvention gegen Korruption ratifiziert und dafür die Strafvorschrift zur Abgeordnetenbestechung erweitert.

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Real Vienna 2008 mit neuer Rekordbilanz

Von Dr. Oliver Everling | 3.Juni 2008

Mit einem Plus von 31 % auf der Ausstellerseite gegenüber dem Vorjahr ging die Real Vienna 2008 nach drei Messetagen (27. – 29.05.) mit einer beeindruckenden Rekordbilanz zu Ende. Seit der Premiere im Jahre 2006 hat sich die Anzahl der Aussteller um 65% gesteigert und jene der Participants um 78% – 2006 belief sich die Anzahl der Aussteller bei 98, in diesem Jahr waren es 326. Laut Matthias Limbeck, themenverantwortlicher Geschäftsführer bei Veranstalter Reed Exhibitions Messe Wien, hat sich die Real Vienna als Plattform für Gewerbeimmobilien und Investment in Zentral-, Ost- und Südosteuropa nachhaltig etabliert.

„Das Konzept und die Marschrichtung sind richtig. Nach wie vor bestehe große Nachfrage an Industrie- und Gewerbeimmobilien sowie an Residential, Individual und integrierten Gesamtprojekten“, sagte Limbeck. Ein elementarer Erfolgsfaktor ist Wiens tragende Rolle als geographisch zentral gelegene Drehscheibe zwischen den etablierten und neuen EU-Ländern sowie den daran angrenzenden Regionen.

Insgesamt präsentierten sich bei der Real Vienna 2008 insgesamt 326 Aussteller aus 27 Ländern. Zwei Drittel waren aus dem Ausland in die Messe Wien gekommen, wobei Russland mit 37 Ausstellern das Ranking nach Herkunftsländern anführte, gefolgt von Polen, Tschechien, Rumänien und der Ukraine. Von den Participants war jeder zweite aus dem Ausland angereist, allen voran aus den Schwerpunktländern des CEE/SEE-Raumes. Deutschland stellte das größte ausländische Kontingent, dann folgten durchweg ost- und südosteuropäische Staaten als Herkunftsländer: Tschechien, Russland, Ungarn, Rumänien, Polen, die Slowakei, Serbien, die Ukraine, Bulgarien und Kroatien. Damit werden die Kernländer der Real Vienna in der für die Branche relevanten Tiefe abgebildet.

„Real Vienna mobilisiert die Entscheider der Branche“, berichtet Karl-Heinz Goedeckemeyer, Certified Real Estate Investment Analyst (CREA). Die Participants der Real Vienna sind großteils die Entscheider der Branche, ist einer vom unabhängigen Linzer market-Institut durchgeführten Fachbesucherbefragung zu entnehmen. Diese besagt, dass rund 92 % der Participants in ihrem Unternehmen eine ausschlaggebende, mitentscheidende oder beratende Position inne hätten. Ebenfalls aus der Befragung erfährt man, dass zwei Drittel der Participants der Real Vienna zwei oder sogar drei Messetage widmen.

Allen Zweiflern zum Trotz ist die Stimmung im nach wie vor Markt gut. Wie die Besucherbefragung bestätigt, boomt die Branche vor allem in Mittel-, Ost- und Südosteuropa: Fast neun von zehn Befragten zeigten sich mit der aktuellen Situation sehr zufrieden und schätzen auch die Entwicklung in absehbarer Zukunft als sehr positiv ein. Die Vorbereitungsarbeiten zur vierten Ausgabe der Real Vienna im nächsten Jahr stehen somit unter günstigen Vorzeichen. Der Termin steht bereits fest: 5. bis 7. Mai 2009.

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Markteinschätzung durch Privatanleger

Von Dr. Oliver Everling | 2.Juni 2008

Gemeinsam mit dem Wirtschaftsmagazin Capital und dem Nachrichtensender n-tv wird die Bad Homburger Feri Rating & Research AG ab sofort viermal im Jahr Anleger online nach ihrer Meinung zu den kurzfristigen Entwicklungen der internationalen Kapitalmärkte befragen. Diese Erhebungen werden jeweils durch Fragen zur aktuellen Konjunktur- und Marktlage ergänzt. Die Ergebnisse werden zu Beginn eines jeden Quartals (Juli, Oktober, Januar und April) im „Feri Privatanleger Monitor “ veröffentlicht. Diese Publikation wird den Umfrageteilnehmern kostenlos zur Verfügung gestellt.

„Ziel der Umfrage ist es, ein möglichst aktuelles und zeitnahes Stimmungsbild der Privatanleger zu ermitteln, um so zu einem besseren Verständnis des deutschen Kapitalmarktes beizutragen“, erläutert Dr. Tobias Schmidt, Leiter Kapitalmärkte & Fonds bei Feri Rating & Research. „Wir führen derartige Umfragen seit dem Sommer 2006 in größeren Zeitabständen unter meist sehr erfahrenen Fondsanlegern durch. Mit unseren Medienpartnern Capital und n-tv soll nun die Basis der befragten Anleger erweitert und die Frequenz der Umfragen erhöht werden.“

Die kurzfristige Entwicklung der Kapitalmärkte wird mitunter stark von den Stimmungen und Stimmungsschwankungen der Investoren beeinflusst. Jochen Dietrich, Redaktionsleiter n-tv Wirtschaftsmagazine, betont daher, dass vor allem die Veränderungen der Einschätzungen von großem Interesse seien. „Dabei interessiert uns natürlich auch, welche spezifischen Marktpräferenzen die Nutzer der n-tv Wirtschaftsinformationen haben.“

„Die Umfrage richtet sich in erster Linie an erfahrene und kritische Anleger, die sich aktiv über die Entwicklungen der Märkte informieren und sich eine eigene Meinung über deren Perspektiven bilden – und genau die spricht Capital mit seinem Monatsheft und der Wochenpublikation Capital Investor an“, sagt Paul Prandl, stellvertretender Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins Capital. So besitzen 87 Prozent der Capital-Abonnenten ein Wertpapierdepot, 66 Prozent verfügen im Schnitt über elf bis zwanzig Jahre an Börsenerfahrung und stufen sich im Bereich Geldanlage als Fortgeschrittene ein. „Das macht es sehr spannend, diese kompetente Zielgruppe regelmäßig nach ihrer aktuellen Einschätzung zu befragen.“

„Die Fokussierung auf diese Gruppe erlaubt relativ komplexe Fragen, die man einem breiteren Personenkreis kaum mit der Aussicht auf verwertbare Antworten stellen könnte“, ergänzt Dr. Schmidt. „Sobald wir über eine ausreichende Datenbasis verfügen, werden wir prüfen, ob sich auf Grundlage dieser Daten aussagekräftige Stimmungsindikatoren entwickeln lassen.“

Anleger, die an den Umfragen teilnehmen möchten, können sich seit dem 01. Juni 2008 im Internet unter http://frr.feri.de, www.n-tv.de oder www.capital.de informieren und anmelden. Dort ist auch eine Ausgabe des „Feri Privatanleger Monitor“ zum Download verfügbar.

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Nichts dazu gelernt

Von Dr. Oliver Everling | 1.Juni 2008

„Nichts dazu gelernt“ – so tituliert Carsten Lootze seinen Artikel in „Euro am Sonntag“ vom 01.06.2008, Seite 26f. Die Zeitung erscheint im Axel Springer Finanzen Verlag (www.finanzen.net). „Es gibt heute zwei Supermächte auf der Welt. Es gibt die USA und Moody’s Bond Rating Service. Die Vereinigten Staaten können durch Bombenabwürfe zerstören, Moody’s indem es Anleihen herabstuft.“ So beschrieb der US-Autor und Pulitzer-Preisträger John L. Friedman die Rolle der Ratingagentur Moody’s 1996.

Die Finanzkrise zeigt nach Recherchen von Lootze, wie unangefochten die Macht von Moody’s sowie seinen Konkurrenten Standard & Poor’s (S&P) und Fitch Ratings ist. „Diese Unternehmen haben Kreditderivate im Wert von mehreren Hundert Milliarden US-Dollar falsch bewertet. Sie gelten daher als Auslöser der Finanzkrise.“ Dennoch stützen sich Investoren bei Anleihen und Kreditderivaten nach wie vor auf ihre Urteile. Das sichert Moody’s und Co. das Milliardengeschäft.

„Derzeit gibt es keine Alternative zu den Ratingnoten“, zitiert Lootze zum Beispiel Reiner Back. Er leitet des Portfoliomanagement Renten und Devisen beim Vermögensverwalter Meag. Angesichts dieser Alternativlosigkeit komme bei S&P, Moody’s und Fitch Gelassenheit auf: Im Februar hatten die Agenturen weitgehende Reformen angekündigt, um ihr Image aufzupolieren. Inzwischen haben sie einige Pläne verworfen, andere kommen nur zögernd voran. „Stattdessen erregen sie mit neuen Skandalen Aufsehen“, heißt es im Bericht der „Euro am Sonntag“. 

Mehr Klarheit für Investoren lautete das Motto der Agenturen Anfang dieses Jahres. Damit ist es nun nicht mehr weit her, stellt Lootze fest. Moody’s wollte für Kreditderivate eine spezielle Notenskala einführen. Denn viele Investoren hatten nicht verstanden, dass ein strukturierter Kredit (Asset Backed Security, ABS) mit der Bestnote Aaa riskanter ist als eine Aaa-Staatsanleihe. Inzwischen sind die Pläne vom Tisch, das Unternehmen behält das gewohnte Buchstabenschema bei. „Damit reagieren wir auf die Wünsche des Marktes“, sagt Moody’s-Chef Raymond W. McDaniel Junior.

Uwe Burkert sieht einen anderen Grund dafür, dass Moody’s, S&P und Fitch an ihren bekannten Schemata festhalten. „Für die neuen Noten gäbe es noch keine Historie, um zu zeigen, dass sie verlässlich sind“, sagt der Leiter für Kreditforschung bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Aber diese verlässlichen Datenreihen sei das wichtigste Verkaufsargument der Agenturen.

Finanzprofessorin Christina Bannier von der Frankfurt School of Finance & Management wundert es nicht, dass die Reformen auch ansonsten nur langsam vorangehen: „Drastische [Ä]nderungen wären ja ein Eingeständnis gewesen, dass die Ratingagenturen vorher Fehler gemacht hätten.“

S&P hatte im Februar ebenfalls weit reichende [Ä]nderungspläne verkündet. Das Unternehmen wollte einen externen, unabhängigen Gutachter beauftragen, der die Ratings regelmäßig überprüft. Inzwischen hat S&P bekannt gegeben, berichtet „Euro am Sonntag“, dass es frühestens Ende 2009 so weit sei. Auch das versprochene Nutzerhandbuch mit detaillierten Bewertungskriterien lässt auf sich warten. Dafür hat die Agentur zusätzliche Analysten eingestellt. Und sie hat ein Komitee eigerichtet, das die Risiken der Ratings einschätzen soll.

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Kreditklemme durch Finanzkrise?

Von Dr. Oliver Everling | 1.Juni 2008

„Seit ein paar Wochen verfolgen wir eine kontroverse Debatte, ob die Finanzkrise nun eine Kreditklemme verursacht oder nicht. Der Befund ist durchaus widersprüchlich“, schreibt Prof. Dr. Diethard B. Simmert im Editorial der „S-Firmenberatung“, Ausgabe Mail 2008. „So wird einerseits bspw. vom DSGV und von vielen Sparkassen mit Hinweis auf das aktuelle Kreditgeschäft sowie Kreditzusagen festgestellt, dass von einer Einschränkung der Kreditvergabe – die hier dann vor allem den Mittelstand treffen würde – überhaupt nicht die Rede sein kann!“

Zu einem völlig anderen Ergebnis kommt der aktuelle „Bank Lending Survey“ der EZB. Hiernach kam es in den ersten drei Monaten zu einem restriktiveren Kreditangebotsverhalten der befragten Banken. Per Saldo wurden die Standards für Unternehmenskredite über alle Unternehmenstypen und Fristen hinweg verschärft, die Margen aller erfragten Kreditarten für risikoreiche Ausleihungen wurden spürbar ausgeweitet. Simmert: „Und für das zweite Quartal 2008 werden weitere Verschärfungen der Kreditstandards erwartet. Erste Anzeichen dafür wurden auch schon präsentiert: So hat die Unternehmensberatung Roland Berger gerade 800 Mittelständler nach ihren Erfahrungen in der Kreditaufnahme befragt. 35 Prozent rechnen mit großen Auswirkungen auf die Firmen, 68 Prozent erwarten Schwierigkeiten bei der Kreditvergabe und 52 Prozent kalkulieren mit steigenden Finanzierungskosten.“

Was kann man, fragt Simmert, dazu sagen? Eine „Kreditklemme“ sei keineswegs zu konstatieren, urteilt der Experte, allenfalls eine beginnende Kreditenge, die natürlich mit Blick auf die anhaltende Finanzmarktkrise nicht völlig überraschend ist. Zum anderen, über eine „Kreditklemme“ habe man bereits vor einigen Jahren gesprochen. Damals konstatierte die Deutsche Bundesbank, dass es zwar keine generelle Kreditklemme gegeben hat, sondern nur eine stark restriktive Kreditvergabepolitik ( insbesondere gegenüber dem Mittelstand ) der privaten Geschäftsbanken, die allerdings im Wesentlichen von Sparkassen und Genossenschaftsbanken kompensiert wurde.

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Nachhaltigkeit in der Medienbranche

Von Dr. Oliver Everling | 30.Mai 2008

Die Medien berichten täglich über die globalen Herausforderungen wie zum Beispiel den Klimawandel und nehmen ökologische und soziale Verfehlungen anderer Unternehmen gern in den kritischen Fokus. Wie aber steht es mit der unternehme-rischen Verantwortung der Medienkonzerne selbst? oekom research hat die Aktivitäten der 24 weltweit bedeutendsten börsennotierten Medienunternehmen unter die Lupe genommen.

Das Engagement in der Medienbranche stellt sich sehr differenziert dar: Während die Vorreiter ihr Engagement weiter ausbauen und das Thema durchaus ernst nehmen, ignoriert ein kleiner Teil der untersuchten Unternehmen seine Verantwortung im Umwelt- und Sozialbereich noch immer weitgehend. Die beste Gesamtwertung auf einer Notenskala von A+ (beste Note) bis D- (schlechteste Note) vergab oekom research an den britischen Fernsehsender ITV und den britische Wissenschaftsverlag Reed Elsevier mit einem B-, gefolgt von dem deutschen Axel Springer Verlag mit einem C+. Die Bertelsmann-Gruppe belegt einen Platz im Mittelfeld. Die deutschen Fernsehsender ProSiebenSAT.1 und Premiere landen mit einem D- aufgrund mangelnden Engagements auf den hinteren Plätzen.

„Die Tendenz, dass viele Medienunternehmen mittlerweile eine breitere Produktpalette anbieten und sich von einem klar definierten Kerngeschäft verabschieden, führt dazu, die Anforderungen an die Unternehmen wachsen. Sie sind gefordert, die Verantwortung für ihre Inhalte nicht nur für ihr Hauptmedium wahrzunehmen, sondern dies auch hinsichtlich neu erschlossener Medienangebote zu leisten“, schildert Ellen Mayer, branchenverantwortliche Analystin bei oekom research, die aktuelle Herausforderung der Medienbranche.

Die Analystin sieht drei Bereiche, die derzeit eine Schlüsselrolle für eine verantwortungsvolle Unternehmenspolitik in der Medienbranche spielen: Medieninhalte, Standards für freie Mitarbeiter sowie die Verminderung der Umweltauswirkungen bei Produktion und digitaler Übertragung.

Was die Medieninhalte betrifft, so verwischen die Grenzen zunehmend – zwischen realen Dokumentationen und fiktiven Beiträgen, zwischen bezahlten Produktbeschreibungen und unabhängigen redaktionellen Artikeln und damit auch zwischen unseriöser und vertrauenswürdiger Berichterstattung. „Verantwortungsvoll ist in diesem Fall, wenn Formate und Inhalte in den Medien klar gekennzeichnet werden“, erklärt Mayer. Ergänzend fordert sie Aktivitäten, die das Urteilsvermögen zur Einordnung von Medieninhalten in der Bevölkerung schulen. Beispiele für positive Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen sind PIN-Sperren, Web-Filter und Aufklärungskampagnen für Eltern, wie sie zum Beispiel ITV, British Sky Broadcasting oder Time Warner verwenden.

Die Qualität der Beiträge hängt auch von der Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab, beispielsweise was Unternehmenskultur und journalistische Leitlinien betrifft. Um maximale Flexibilität zu erreichen und Kosten zu sparen, arbeiten Medienunternehmen heute jedoch mit eine großen Zahl freier Mitarbeiter. „Gute Ausbildungskonzepte aber auch die Einhaltung von Sozialstandards für freie Mitarbeiter und Zulieferer werden für die unternehmerische Verantwortung in der Medienbranche immer wichtiger“, so Mayer.

Die Einsparung von Ressourcen sowie die Vermeidung von Abfällen thematisiert der Großteil der untersuchten Unternehmen, wenn auch in unterschiedlicher Konsequenz und Maßnahmenbreite. Die meisten Unternehmen mit Verlagssparte bemühen sich außerdem intensiv um ökologische Papierbeschaffung, so etwa Axel Springer oder Pearson. Kritisch dagegen sehen die Analysten die überwiegend passive Haltung der Medienunternehmen gegenüber der Tatsache, dass bei der Produktion von CDs oder DVDs giftige Chemikalien verwendet werden. Die Studie zeigt, dass bei den untersuchten Unternehmen nicht einmal Leitlinien bestehen, die Herstellung der Datenträger möglichst umweltgerecht zu gestalten. Die Medienunternehmen beschränken sich hier weitgehend auf den Verweis, dass nicht sie, sondern die Hersteller für die Produktion der Datenträger verantwortlich seien.

„Insgesamt muss die Medienbranche ein stärkeres Bewusstsein entwickeln, dass sie über die direkten Auswirkungen ihrer Geschäftsfelder hinaus auch Verantwortung entlang der Zuliefererkette trägt. Da sind andere Industriezweige schon viel weiter“, resümiert die Analystin.

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