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Risikoanalysen von Staatsanleihen

Von Dr. Oliver Everling | 9.Mai 2012

„Aufsichtsrechtlich darf es das Thema meines Vortrags eigentlich gar nicht geben. Staatsanleihen sind mit keinem Eigenkapital zu unterlegen. Das Risiko sollte demnach eigentlich gleich Null sein. Auch Staatsanleihen von Griechenland brauchen die Banken nicht mit Eigenkapital zu unterlegen“, sagt Stefan Bielmeier, Head of Research der DZ BANK AG, in Frankfurt am Main beim 2. DVFA-Symposium Risikomanagement der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management. Bielmeier sprach zum Thema „Risikoanalysen von Staatsanleihen“. In seinem Vortrag ging es um die geringe Marktliquidität, was ein großes Problem geworden sei, da sie die Effizienz der Finanzmärkte deutlich verringere. Die EZB gebe vor, so Bielmeier, mit ihrem Securities Markets Program (SMP) die Marktliquidität stützen zu wollen; in vielen Fällen wirkten die Programme aber kontropoduktiv.

Die EZB flutet Märkte mit Liquidität und senkt Renditen, aber die EZB könne jederzeit den Rückwärtsgang einlegen, warnt Bielmeier. Bund-Spreads der „EWU-Peripherie-Staaten“ zeigen das Bonitätsspread-Risiko allerorten, zeigt Bielmeier anhand der Renditeaufschläge gegenüber Bund 10 J.-Staatsanleihen auf. „Das Bonitätsrisiko ist am Markt und an den Zahlen ablesbar.“ Differenzierung gebe es selbst bei Top-Bonitäten. Die Spreads von Frankreich, Spanien usw. gehen deutlich auseinander.

Zur „Dicken Berta“ weist Bielmeier auf die Spreadverengungen seit Januar 2012. EZB-Tender sorgen für Nachfrage und Bielmeier fragt, „aber wie lange noch?“ Die Griechenlandrettung II zeige, auch die Industriestaaten könnten pleite gehen. „Wann kommt Portugal?“ Sicherstellung der Staatsfinanzierung, Finanzierung des Schuldenschnitts und der Kuponzahlung sowie die Rekapitalisierung der griechischen Geschäftsbanken seien die fraglichen Kernpunkte.

Der Ratingtrend dokumentiere, die Welt differenziere heute stärker zwischen den staatlichen Emittenten. Die Laufzeiten der Anleihen seien so lange, dass man statistisch kaum nachvollziehen könne, wie sich die Anleihen während der Laufzeit verhalten würden. Anhand der Schuldensituation im Spiegel Maastrichts zeigt Bielmeier deutlich: „Die Vergangenheit wird uns noch lange beschäftigen.“

93 % der japanischen Staatsanleihen seien in japanischen Händen, davon wiederum die Hälfte staatlich kontrolliert. Daher könne sich Japan eine Verschuldung von 200 % noch leisten. Aber auch Japan könne in Probleme kommen. Mit der Staatsschuldenkrise in Europa habe sich der Erkenntnisstand verändert. Der Konjunkturausblick für Europa lasse geringes Wachstum im Kern und Rezession in der Peripherie erwarten. „Deutschland ist der starke Profiteur der Eurokrise“, macht Bielmeier klar. Wenn der Euro zusammenbreche, hoffe man mit deutschen Staatsanleihen auf eine feste Währung.

Themen: Anleiherating, Länderrating | Kein Kommentar »

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