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Strittige Methoden von Okkerse

Von Dr. Oliver Everling | 23.April 2008

„Was ist das Schönste was ein Anleger sich wünschen kann? Dass es möglich wäre, die Zukunft vorherzusagen“, sagt Prof. Dr. Jaap Koelewijn von der Nivra Nyenrode University in den Niederlanden. „Es wäre fantastisch, wenn man auf Grund von alten Jahresberichten etwas Vernünftiges über das kommende Jahr vorhersagen könnte. Verschiedene internationale Wissenschaftler haben versucht dies zu erreichen.“

Wie zum Beispiel der amerikanische Ökonom Altman oder der Holländer Bilderbeek. Mit Hilfe von Diskriminanzanalysen schätzten sie die Wahrscheinlichkeit der möglichen Insolvenz. „Man buchte gute Resultate, wenn man außerordentlich große Datenmengen zur Verfügung hatte. Eine Bedingung, die nur durch sehr wenige Kreditraters und selbst von den meisten Banken kaum erfüllt wird“, warnt Koelewijn.

Nun bietet Willem Okkerse, Geschäftsführer des OK Rating Instituts (www.ok-score.nl) einen anderen Weg an. Er beurteilt Unternehmen auf Grund ihrer Fähigkeit, mit ihren Vermögen umzugehen. Er ist der Meinung, dass Unternehmen im Stande sein sollten, mit ihren Geld Mehrwert zu schöpfen. „Leider gibt es auch Unternehmen, die Fremdvermögen anziehen, ohne dass man hiermit Erfolg hat. Bei dem einen Unternehmen ist fremdes Vermögen kein Problem, bei anderen ist dies gerade ein Vorbote des nahenden Unheils.“ Leider sei Okkerse nicht bereit, uns zu erzählen, wie dies funktionieren soll, kritisiert der Wissenschaftler aus den Niederlanden.

Koelewijn ist der Meinung, dass er mit derartigen Vorhersagen nichts anfangen kann, erläutert Fritz Witt, Geschäftsführer der URA Rating Agency B.V., den Stand der Diskussion in den Niederlanden. Koelewijn habe einige Zeit mit milder Skepsis diese Resultate zur Kenntnis genommen. „Der erste Eindruck war eigentlich ganz erfreulich. Aber irgendwie stimmt hier etwas nicht. Okkerse weigert sich, sich an die normalen Spielregeln internationaler Wissenschaftler zu halten.“ Es gehe Koelewijn nicht so sehr darum, dass Okkerse sein Modell geheim hält, sondern dass er sich weigert, sein Modell an einer „normalen Prüfung“ zu unterwerfen.

Seine mangelnde Bereitschaft, das Modell zu publizieren, kostete Okkerse bereits seinen angestrebten Doktortitel, denn eigentlich sollte es Kern seiner Dissertation werden. Okkerse zog es aber vor, mit dem Modell selbst Geld zu verdienen. Okkerse arbeitet nun mit eigenwilligen Methoden, um die erstaunlichen Ergebnisse seines Ratings zu untermauern. So lässt er Prognosen versiegeln und unter notarieller Aufsicht einschließen, um sie Jahre später wieder hervorholen und mit den eingetretenen Entwicklungen vergleichen zu lassen. Okkerse wählt einen langen Weg. Bleibt er bei guter Gesundheit, winken ihm nach Jahren möglicherweise reiche Früchte, wenn sich sein Ansatz nach allen empirischen Erkenntnissen bestätigt haben sollten – auch ohne Offenlegung seines Modells.

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