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Tencent versus Facebook

Von Dr. Oliver Everling | 9.April 2018

Daten sind das neue Öl, ist allenthalben zu lesen. Letzten Monat wurde bekannt gemacht, dass Facebook einem Leck zum Opfer fiel. Jason Pidcock, Fondsmanager des Jupiter Asia Pacific Income SICAV bei Jupiter Asset Management, sieht darin ein Datenleck, „das mit der unerlaubten Datensammlung von 50 Millionen Nutzern im Ausmaß so katastrophal ist wie damals das Ölleck von BP.“

Es ist nicht das erste Mal, so Pidcock, das der US-Internetkonzern durch Datenmissbrauch im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. „Während Technologieunternehmen in den westlichen Ländern wegen dieser Affäre nun unter Druck sind,“ beobachtet Pidcock, „ergibt sich für Asien ein positiveres Bild. Dies gilt vor allem für den Liebling asiatischer Softwaretechnologie: Tencent.“

Seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten 2017 wurden immer wieder Vorwürfe gegen Facebook wegen Datenmissbrauchs laut. „Nach den jüngsten Enthüllungen,“ so Pidcock, „wonach sich die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica unerlaubt Zugang zu den Daten von Millionen Facebook-Nutzern verschafft hat, musste die Aktie nun jedoch ihren stärksten Kursverlust seit vier Jahren hinnehmen. Der Einbruch scheint die Technologiemärkte auf breiter Front verängstigt zu haben, zumindest kurzfristig.“

Ein anderes, freundlicheres Bild zeige sich indessen in Asien, wo der Internetriese Tencent weiter gute Fortschritte macht. Er gelte häufig als der chinesische Facebook-Rivale schlechthin und sei das wertvollste Unternehmen der Region. „Tencent hat vor Kurzem Ergebnisse vorgelegt,“ berichtet Pidcock, „die alle Analystenerwartungen übertrafen. Dabei lag der Nettogewinn, der im vierten Quartal erwirtschaftet wurde, mit 20,8 Milliarden Yuan (rund 2,7 Milliarden Euro) noch über der höchsten Schätzung von 18,05 Milliarden Yuan. Die Dividende ist zwar weiterhin niedrig, doch entspricht die Gesamtjahresausschüttung von 0,88 Hongkong-Dollar je Aktie immerhin einer jährlichen Steigerung von 44,3 Prozent. Der Aktienkurs sank dennoch, was auf die Investitionsvorgaben der Geschäftsleitung sowie den Großaktionär Naspers zurückzuführen ist.“

Dieser hatte entschieden, seine Tencent-Beteiligung zu verringern. In fundamentaler Hinsicht sieht Pidock das Unternehmen unverändert solide. Die Brokerhäuser seien daher generell bei ihrer positiven Einschätzung geblieben, wobei einige ihr Kursziel für Tencent sogar erhöht hätten. „So haben etwa die Analysten von HSBC ihr 12-Monats-Kursziel von 454 auf 527 Hongkong-Dollar nach oben korrigiert, während die Credit Suisse den Kurs weiter bei 540 Hongkong-Dollar sieht.“

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