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Titanic am Frankfurter Flughafen

Von Dr. Oliver Everling | 30.März 2010

Die BILD-Zeitung läutete schon bei manchem Projekt die Totenglocken: Unter der Überschrift „Sinkt das Riesenschiff? AIRRAIL-CENTER Am Flughafen gibt der Boden nach“ berichtete die BILD-Zeitung (http://www.bild.de/) in der Woche, wie dem ursprünglich für „nur“ 660 Mio. € geplanten Bau neben dem finanziellen Fiasko nun auch ein technisches droht, dass alle bisherigen Probleme in den Schatten stellt. Das „AIRRAIL CENTER FRANKFURT“, mit einem Volumen von inzwischen rund 920 Mio. eines der größten und spektakulärsten Gewerbeimmobilien-Projekte Europas, sollte sich auf dem 660 m langen Dach des ICE-Fernbahnhofes als Gemeinschaftsprojekt der IVG Immobilien AG und der Fraport AG auftürmen (http://www.airrail.de/).

BILD: „Nun der nächste Schlag. Das Airrail-Center senkt sich ab. Um bis zu 2,6 Zentimeter. Aber nicht überall gleich stark.“ Am tiefsten grabe ich das Gebäude an Bug und Heck in den Grund, denn dort türmen sich die Beton-Geschosse. „Bricht der Prestigebau aus Beton, Chrom und Glas gar auseinander? Halten die filigranen Stützen das Gewicht von 400.000 Tonnen nicht aus?“

Der Flughafen Frankfurt (FRA) ist eines der größten Luftverkehrsdrehkreuze in Europa und zweitgrößter europäischer Fracht-Flughafen. Für viele Reisende aus aller Welt ist er erster Eindruck und für Weiterreisende Aushängeschild für Deutschland. Im Anflug auf den Frankfurter Flughafen ist schon heute der Bau neben Autobahn und über Schienennetz unübersehbar. Geschickt greift die BILD-Zeitung nun die schiffsähnliche Anmutung des Baus auf, um Ängste zu wecken: Eine kaum auszumalende Katastrophe für tausende von Arbeitsplätzen und Reisende täglich.

Im AIRRAIL CENTER FRANKFURT sollten eigentlich auf 140.000 m² Mietfläche, verteilt auf 9 Geschosse, zahlreiche Synergien unter einem Dach geschaffen werden: 94.500 m² Büroflächen, zwei Hotels der Hilton-Gruppe, Einzelhandels- und Gastronomie-Mix und 13.000 m² landschaftlich gestaltete Atrien. Aktuell seien rund zwei Drittel vermietet. Im Frühjahr 2010 sollten die ersten Mieter, darunter Unternehmen wie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG, ihren neuen Unternehmenssitz im AIRRAIL beziehen – das war die Planung.

Das Projekt Airrail am Frankfurt Airport ist die größte IVG-Projektentwicklung; sie führte schon 2009 zu einem nochmaligen Bewertungsverlust von fast 150 Mio. €. Die Risikovorsorge für Projekte wurde bei der IVG im letzten Jahr nochmals verstärkt. Die negativen Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Investment- und Mietmärkte belasteten 2009 ohnehin schon das Developmentgeschäft. Auf die veränderte Marktsituation musste die IVG durch entsprechende Wertberichtigungen und Maßnahmen zur Risikovorsorge bereits reagieren, so dass sich die Spielräume weiter verengten. Dies betrifft 2009 mit -149,4 Mio. € insbesondere das Projekt Airrail. Die Aufwendungen für Projektentwicklungen entfielen bei der IVG ganz überwiegend auf das Projekt Airrail in Frankfurt a. M. mit 209,5 Mio. € (2008: 173,0Mio. €).

Die bisher verbuchten Verluste resultieren aus den im Materialaufwand ausgewiesenen unrealisierten Wertänderungen, auf im Geschäftsjahr vorgenommene Wertberichtigungen auf den Nettoveräußerungswert im Segment „Development“ der Gesellschaft, betreffend im Wesentlichen mit 149,4 Mio. € (2008: 67,9 Mio. €) das Projekt Airrail am Frankfurter Flughafen. Eine Vorsorge für das Auseinanderbrechen kann darin ebenso wenig enthalten sein wie die möglichen Veränderungen von Mieterpräferenzen, doch an andere Standorte zu gehen.

Schon vor der Finanzkrise wurde die IVG-Anleihe als eine Spekulation auf Rating und Zinsstruktur präsentiert (http://www.faz.net/). Bei der IVG fehlt es an Ratings anerkannter Agenturen, mit denen sich die finanziellen Auswirkungen der Havarie am Flughafen abschätzen ließen. Auch die noch ausgezeichneten Fondsratings bei der IVG geraten unter Druck, wenn das Emissionshaus schwächeln sollte.

Themen: Fondsrating, Immobilienrating, Unternehmensrating | Kein Kommentar »

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