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UniCredit Bank auf der Handelsblatt Jahrestagung: ESG-Risikomanagement in der Praxis

Von Dr. Oliver Everling | 19.März 2024

Mireille Khazaka, Chief Sustainable Finance Officer CRO der HypoVereinsbank, Member of UniCredit Bank AG, UniCredit Bank GmbH, gab auf der Handelsblatt Jahrestagung Bankenaufsicht 2024 tiefgehende Einblicke in die praktische Umsetzung von ESG im Risikomanagement. Ihre Präsentation, „ESG im Risiko Management – Erfahrungen aus der Praxis“, beleuchtete die Herausforderungen und Lösungsansätze in der Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) in das Risikomanagement von Banken.

Khazaka eröffnete ihre Ausführungen mit der Betonung, dass die Berücksichtigung von Klimarisiken im Risikomanagement unausweichlich ist, um die Belastbarkeit der Banken zu stärken. Sie führte aus, wie UniCredit ESG-Faktoren in das Risikomanagement integriert, von der Messung und Steuerung von Klimarisiken bis hin zur Anpassung an die regulatorischen Anforderungen. Dabei wies sie auf die Kluft zwischen den regulatorischen Vorgaben und der praktischen Umsetzung hin und betonte die Notwendigkeit einer Balance.

Besondere Aufmerksamkeit widmete Khazaka den Herausforderungen, die sich aus der Langfristigkeit von Klimarisiken ergeben, und den daraus resultierenden Interessenkonflikten. Sie argumentierte, dass der sogenannte „Kodak-Effekt“ – der Wandel durch technologische Innovation und das Scheitern von Unternehmen, sich anzupassen – ein Beleg dafür sei, dass Veränderung eine Konstante darstellt, deren Management jedoch in der Realität schwierig sein kann.

Ein zentrales Thema ihres Vortrags war die Bedeutung des Humanfaktors im Prozess des organisatorischen Wandels. Khazaka zog Parallelen zwischen natürlichen Prozessen und der organisatorischen Transformation: So wie Bäume im Herbst ihre Blätter abwerfen, um Energie zu sparen und im Frühling erneut auszutreiben, müssen Organisationen lernen, sich den wechselnden Bedingungen anzupassen und dabei ihre Wurzeln – Kultur, Bildung und Bindung – zu stärken. Sie betonte, dass Bildung in Zeiten kontinuierlichen Wandels essenziell ist und eine Kultur des Lernens aus Fehlern („Fehlerkultur“) und klare Führung („Tone from the top“) unabdingbar sind.

Khazaka skizzierte die mangelnde Harmonisierung der ESG-Standards in Europa. Es gebe in Europa noch keine Harmonisierung, was die ESG bedeute, G bedeutet in Deutschland was anderes als in Österreich oder in Italien.

Sie beschrieb die praktische Anwendung von Fragebögen, Scoring und Gewichtungen zur Erstellung einer ESG-Scorekarte. Bei einer Einstufung des Transition Risk Scores als gelb oder rot erfolgt ein „Deep-dive“, eine tiefgehende Analyse zur Festlegung der Engagement-Strategie.

Abschließend rief Khazaka zu einer umfassenden Anerkennung der Notwendigkeit von Anpassung und Entwicklung auf, um durch schwierige Zeiten zu navigieren. Die Betonung lag auf der Wichtigkeit einer stabilen Unternehmenskultur, die durch Bildung und Bindung gestärkt wird, um den Herausforderungen der ESG-Integration erfolgreich zu begegnen. Ihre Ausführungen auf der Handelsblatt Jahrestagung Bankenaufsicht 2024 boten wertvolle Einblicke in die komplexe, aber unabdingbare Integration von ESG-Faktoren in das Risikomanagement der Finanzindustrie.

Themen: Bankenrating, Nachhaltigkeitsrating | Kein Kommentar »

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