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Verlässliche Prognose vom Politiker

Von Dr. Oliver Everling | 25.Dezember 2012

„Politiker stehen nicht in dem Ruf, verlässliche Prognosen abzugeben.“ Das schreibt der bekannte FDP-Politiker Frank Schäffler, Mitglied des Deutschen Bundestages, selbstkritisch in seinem Geleitwort „Finanzdienstleister der nächsten Generation“. Die Politik seit Ausbruch der Finanzkrise, die in der von den USA ausgehenden Subprime-Krise wurzelte, über Bankenrettungen bis zu Rettungsschirmen für ganze Staaten reichte, lasse aber eine sichere Prognose zu, so Schäffler: Finanzdienstleister der Zukunft werden sich veränderten Rahmenbedingungen gegenübersehen, sich an sowohl (aufsichts-) rechtlich, als auch wirtschaftlich veränderten Eckpunkten ihre Strategien ausrichten müssen.

„Die Finanzkrise machte Versäumnisse der Bankenaufsicht offenkundig, wie auch das obsolete Geschäftsmodell von Staatsbanken deutlich. Die internationale Koordination der Aufsicht über Finanzdienstleister stand ebenso in der Kritik wie das wenig ursachenbezogene (Re-) Agieren der Politik. Für diese Kritik bedarf es nicht erst des Blickes über die Grenzen in den Süden Europas, sondern auch in Deutschland werden Ursachen und Wirkungen verdreht,“ schreibt Schäffler, „wenn in immer mehr staatlichen Eingriffen in den Finanzsektor, in einem immer enger geschnürten Korsett oder gar in der Verstaatlichung von Banken Heilmittel gesucht werden.“

Schäffler skizziert, wie die Finanzkrise von den USA ungebremst nach Europa hinüberschwappte. Er spricht offen die Tatsache an, dass sich die staatliche  Finanzdienstleistungsaufsicht als hilflos erwies, trotz weitreichender Befugnisse ihrer Aufgabe nachzukommen, die Stabilität des Finanzwesens zu garantieren. Eine Vielzahl von Gesetzeswerken wurde daher zusätzlich zu der lange bereits überbordenden Regulierung des Finanzsektors auf den Weg gebracht, um den historisch einmaligen Herausforderungen aus der Krise zu begegnen.

„Die aus den politischen Wertungen folgenden Regulierungen von Finanzdienstleistern treffen diese in einer Situation,“ macht Schäffler klar, „in der sie ohnehin schon vor bisher ungekannte Herausforderungen gestellt werden. Die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien hinterlassen im Bankwesen heute deutlichere Spuren als je zuvor.“ Damit spricht er das zentrale Thema des Buches aus dem Frankfurt School Verlag an (Finanzdienstleister der nächsten Generation – Die neue digitale Macht der Kunden, herausgegeben von Dr. Oliver Everling und Robert Lempka, 1. Auflage Frankfurt am Main 2013, Frankfurt School Verlag, 462 Seiten, ISBN 978-3-940913-62-3).

Banken befinden sich heute inmitten einer digitalen Revolution, da nun auch die Verbindung zum Kunden zu einer rein digitalen zu werden droht. „Wenn fast jeder Teenager oder Twen ein Smartphone mit sich trägt, könnte sich die Wahrnehmung von Finanzdienstleistungen auf Apps reduzieren – mit vorhersehbaren Folgen für die Kunde-Bank-Beziehung“, warnt Schäffler. „Inzwischen ist eine neue Generation von Bankkunden herangewachsen, für die Internet und Social Media Selbstverständlichkeiten sind.“

Einst mächtige Bankhäuser würden ins Wanken gebracht, so Schäffler, da sie gleich mehrfach unter Druck gebracht würden: „Interner Rationalisierungszwang, externer Druck durch Regulierung, zugleich Wegbrechen alter Ertragsfelder und Erosion von Marktpositionen zugunsten neuer Wettbewerber sind nur einige Schlagworte aus einer Fülle von Aspekten, mit denen sich die Konkurrenzsituation neu darstellt.“

Schäffler kommt natürlich auch auf sein Sorgenkind der Euro-Politik zu sprechen: „Die derzeitige Geldschwemme zur Bewältigung der Krise führt zu einer Niedrigzinsphase, die jüngst auch noch den Ruf nach Reregulierung der Sollzinsen von Banken ertönen lässt, um Banken zu zwingen, niedrige Zinsen auch an ihre Kunden weiterzugeben. Dies würde einen Rückfall in längst überwundene Zeiten bedeuten.“

Gut gemeinte Eingriffe in die Preisbildung des Marktes können nach Feststellung von Schäffler kaum auf Dauer zur volkswirtschaftlich sinnvollen Allokation von Ressourcen führen. Er verweist dagegen auf die teils recht innovativen Geschäftsmodelle, die in dem Buch des Frankfurt School Verlags präsentiert werden, denn diese „zeigen einen marktwirtschaftlicheren Weg auf, Kunden optimal zu günstigsten Konditionen zu bedienen: Indem neue Wettbewerber mit technologiebedingt völlig veränderten Kostenstrukturen in den Markt eintreten, wird nicht nur die Konkurrenz um die Gunst des Kunden erhöht, sondern auch der in der Nachfrage konkretisierte Bedarf besser befriedigt.“

Themen: Länderrating | Kein Kommentar »

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