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Vorbilder für verantwortliche Finanzentscheidungen fehlen

Von Dr. Oliver Everling | 31.August 2011

Mit der aktuellen Finanzkrise wird das Vertrauen der Sparer in die Banken ins Wanken gebracht. Auf selbstverantwortliche Finanzentscheidungen sind aber die wenigsten vorbereitet, klare Rollenvorbilder gibt es weder für Bürger noch für Verkäufer oder Berater. Die Fachgruppe Finanzpsychologie des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) hat sich auf ihrem Treffen am 26. August 2011 im Haus von FCM Finanz Coaching mit dem notwendigen Identitätswechsel vom passiven Sparer zum aktiven Finanzentscheider beschäftigt (www.fcm-coaching.de).

„Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. – Die Glaubenssätze der Großeltern haben sich seit Generationen bewährt und helfen uns doch angesichts der aktuellen Finanzkrise kaum weiter. Kein Wunder,” sagt Monika Müller, Leiterin der Fachgruppe und Inhaberin von FCM Finanz Coaching, “dass die Deutschen lieber zum Zahnarzt gehen als zur Bank. Wer heute Finanzentscheidungen trifft, muss sich auf neue Bedingungen und Herausforderungen einstellen, sich informieren und emanzipieren – und nicht zuletzt Verantwortung übernehmen. Der Bürger ist damit anscheinend überfordert.”

„Viele Menschen haben von Kindheit an gelernt, Sparer zu sein, aber nicht wie man nach wohlüberlegten, sinnvollen Regeln spart, investiert oder Kredite aufnimmt. Emanzipierte Finanzentscheidungen können die Bürger erst treffen, wenn sie die finanzwirtschaftlichen Prozesse durchschauen und sich mit ihren Entscheidungen wohl fühlen“, so die Leiterin der Fachgruppe weiter.

Die Wahl der Methode für die Auseinandersetzung mit einem komplexen Thema: Das Konzept der World Cafés kommt aus dem Umkreis der Open Space Technology, einer Methode zur Strukturierung von Besprechungen und Konferenzen. Charakteristisch sind die inhaltliche und formale Offenheit und der kreative Umgang mit komplexen Fragestellungen wie z.B. der des Identitätswechsels zum Finanzentscheider. World Café kann in kurzer Zeit eine große Vielfalt von konkreten Ideen und Handlungsoptionen produzieren. Es sichert Dynamik und Methodik der offenen Diskussion und sorgt dafür, dass sämtliche vorhandenen Erfahrungs- und Wissensressourcen genutzt werden.

Die Diskussion war nach dem Bericht von Müller geleitet durch Fragen wie: Wo kommen die notwendigen Kompetenzen her und wie bildet sich eine neue Identität im Umgang mit Geld, wenn Vorbilder fehlen? Was macht einen Finanzentscheider aus und wie unterscheidet er sich vom Sparer? Welches Bedürfnis erfüllt das Konzept des Sparens?

Der wichtigste Ansatz: Identität ist ein Schlüsselbegriff in der Herausbildung des selbstverantwortlichen Finanzentscheiders. Sie entsteht in den frühen Lebensjahren und verändert sich im auch noch im Erwachsenenalter vor allem dadurch, dass wir uns an Vorbildern orientieren und deren Verhalten imitieren. Die Kenntnis der verschiedenen Rollen im Ringen um eine gute Finanzenscheidung ist zentral.

“Deshalb wird auf dem nächsten Treffen der Fachgruppe am 25. November 2011 in Wiesbaden diese Spur weiter verfolgt und finanzpsychologisch vertieft werden”, kündigt Müller an. Thema der Sitzung: Wo hört Beratung auf und wo beginnt der Verkauf? – Mehr Klarheit durch das richtige Rollenverständnis bei Finanzentscheidungen.

Themen: Risikoprofiling | Kein Kommentar »

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