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Wasserstoff bringt Energie ins Portfolio

Von Dr. Oliver Everling | 11.Januar 2022

Wasserstoff könnte das Versprechen einer klimaneutralen, leicht verfügbaren und breit einsetzbaren „grünen Energie“ einlösen und damit der Schlüssel zur erfolgreichen Dekarbonisierung der Wirtschaft sein. Damit die energetische Jahrhundert-Transformation gelingt, muss jedoch zunächst eine zukunftsfähige Wasserstoff-Infrastruktur aufgebaut werden. Das sind die zentralen Ergebnisse der Studie „Wasserstoff als Energiequelle der Zukunft – Grundlagen, Konzepte und mögliche Anwendungsbereiche“, die das FERI Cognitive Finance Institute gemeinsam mit dem Labor für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften an der Hochschule RheinMain veröffentlicht hat.

Dabei behandelt die Studie die zentralen naturwissenschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen sowie geopolitischen Fragen rund um das Thema und gibt eine Einordnung bezüglich des Potenzials für Investoren. „Wasserstoff wird in den Industrieländern zunehmend eine systemische Rolle einnehmen und birgt enorme Chancen auch für Deutschland. Da massive Investitionen und starkes Wachstum in diesem Bereich zu erwarten sind, ist Wasserstoff eines der spannendsten Kapitalmarktthemen der Zukunft“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute.

Aufgrund der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten sei Wasserstoff der ideale Energieträger für eine klimaneutrale Wirtschaft: „Wasserstoff kann als Zwischenspeicher für den aus Sonne und Windkraft erzeugten Strom eingesetzt werden und in Verbindung mit der Brennstoffzelle den Verkehr dekarbonisieren. Langfristiges Ziel ist die Umstellung auf den klimaneutralen Grünen Wasserstoff, der vollständig unter Einsatz erneuerbarer Energien gewonnen wird“, erläutert Prof. Dr. Birgit Scheppat, Professorin für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie an der Hochschule RheinMain und Mit-Autorin der Studie. Obwohl die etablierten Verfahren zur Wasserstoffproduktion nicht ohne fossile Brennstoffe auskämen und deshalb Treibhausgase in Form von Kohlendioxid und Methan verursachten, solle darauf vorerst nicht verzichtet werden. Bis grüne Technologien und Kapazitäten den steigenden Wasserstoffbedarf decken könnten, würden für eine Übergangszeit alle heute vorhandenen Wasserstoffquellen benötigt, so die Studie.

Der strategische Rahmen für die Energiewende unter Einsatz von Wasserstoff sei international bereits abgesteckt. So habe die EU mit der „Hydrogen Roadmap Europe“ den Weg für die großtechnische Nutzung von Wasserstoff vorgezeichnet. Leuchtturmprojekte in Städten wie Rotterdam, Hamburg, Bordeaux oder Marseille seien erste Ansätze, um einen langfristigen Rollout der Technologie in Europa zu ermöglichen. In Deutschland solle die „Nationale Wasserstoffstrategie“ der Bundesregierung Grünen Wasserstoff gegenüber den noch günstigeren fossilen Energieträgern wirtschaftlicher machen. Länder wie Deutschland seien allerdings nicht in der Lage, ihre Grundversorgung mit klimaneutraler Elektrizität vollständig aus heimischen regenerativen Energiequellen sicher zu stellen und daher für längere Zeit auf umfangreiche Importe angewiesen. Als Energielieferanten kämen wind- und sonnenreiche Länder in Nordafrika und dem Mittleren Osten in Frage. Dabei bestehe jedoch das Risiko, dass ein globaler Verteilungswettkampf um grüne Energie den „Kampf ums Öl“ ablösen könnte. Ob und wie stark dieser Faktor die europäische Wasserstoff-Strategie beeinträchtigen werde, sei derzeit laut Studie noch nicht abzusehen.

Das Jahrhundertprojekt einer Dekarbonisierung der Weltwirtschaft bringe eine Vielzahl attraktiver Investmentthemen mit sich. Neben spezialisierten Herstellern von Elektrolyseuren und Brennstoffzellen zählten Anlagenbauer, Unternehmen im Bereich Solarenergie und Windkraft, Betreiber von Gasnetzen oder Tankerflotten, technische Systemintegratoren sowie Anbieter neuartiger Mobilitätskonzepte zu möglichen Gewinnern. „Die aufkommende Wasserstoffindustrie bietet vielfältige und attraktive Anlagethemen. Dabei sollten Investoren jedoch stets die politischen Rahmenbedingungen im Blick behalten und auch das Risiko von ‚Hype Cycles‘, also temporärer euphorischer Überschätzung zukünftiger Wachstumsaussichten, berücksichtigen“, ergänzt Dr. Heinz-Werner Rapp.

Themen: Aktienrating, Technologierating | Kein Kommentar »

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