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Westbalkan in der EU

Von Dr. Oliver Everling | 15.Mai 2018

Auf der EU-Westbalkan-Konferenz am 17. Mai in Sofia wird die EU ihre Absicht bekräftigen, die Westbalkan-Länder in die EU aufzunehmen. Davon geht der Kreditversicherer Coface aus. Einen Grund für die Mitgliedschaft sehen die Coface-Volkswirte unter anderem in der Zielsetzung, die russische und chinesische Präsenz in der Region auszubalancieren.

Der Beitritt der Westbalkanländer in die EU sieht Coface aus mehreren Gründen als sehr wahrscheinlich: die strategisch wichtige geografische Lage, die Gefahr, dass Konflikte zischen Nachbarländern übergreifen, sowie ein Gegengewicht zum Einfluss Russlands und Chinas in der Region. Serbien und Montenegro könnten als die am weitesten entwickelten Länder die ersten neuen Mitglieder werden. Probleme sieht Coface, wie auch Transparency International und die Weltbank, in erheblichen Governance-Mängeln, besonders in der Korruption.

Für die Länder des westlichen Balkans (Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Montenegro, Serbien) ist die EU der größte Handelspartner. „83 Prozent der Exporte und 67 Prozent der Importe werden mit EU-Ländern abgewickelt. aus. Seit 2008 ist das Warenhandelsvolumen auch wegen der Stabilisierungsabkommen um 80 Prozent gestiegen“, schreiben die Analysten von Coface. „Das hohe Handelsbilanzdefizit beruht auf der engen Produktionsbasis der Länder mit eher geringwertigen Gütern. Das Defizit wird weitgehend finanziert durch die Geldzuflüsse von im Ausland lebenden Bürger der Länder und ausländische Direktinvestitionen, zumeist aus Westeuropa. Da der Euro in der Region intensiv genutzt wird, sind die Länder zugleich stark abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung und Geldpolitik in der EU.“

Das durchschnittliche Pro-Kopf-BIP der Westbalkan-Länder beträgt gerade einmal ein Viertel der EU 15 und die Hälfte der elf mittel- und osteuropäischen Mitglieder. Die Angleichung, die nach den Balkankriegen eingesetzt hatte, wurde von der Finanz- und Wirtschaftskrise nach 2008 wieder gestoppt. Hier zeigte sich nach Ansicht der Coface die noch schwache Wettbewerbsfähigkeit. Derzeit beträgt die Arbeitslosigkeit 16,2 Prozent und bezogen auf die jüngeren Menschen 37,6 Prozent.

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