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Wirtschaftliche Selbstverteidigung

Von Dr. Oliver Everling | 24.Juli 2012

Ein origineller Buchtitel wie „Wirtschaftliche Selbstverteidigung“ passt zu einem profiilierten Wirtschaftsjournalisten: Wer im Internet nach diesen Stichworten sucht, landet an erster Stelle auf der Homepage von Roland Klaus. Roland Klaus arbeitet als freier Journalist und Analyst und ist aktiver Investor und an der Börse bestens bekannt. Für den amerikanischen Finanzsender CNBC und den deutschen Nachrichtenkanal N24 berichtete er von 2004 bis 2009 von der Frankfurter Börse.

Das Buch aus dem Wiley-VCH-Verlag wendet sich an praktisch jedermann: „Schützen Sie sich und Ihre Familie vor Eurokrise, Inflation und Staatsverarmung“, so der Untertitel des 2011 erschienen Werkes (ISBN 978-3-527-50627-9).

Im ersten Teil liefert Klaus eine prägnante Bestandsaufnahme und Ausblick. Ein zentrales, leider bis heute gültiges Bild ist die „fortgesetzte Notfallbeatmung“. Klaus liefert einen Schlüssel zum Verständnis: Fiat Money – das Geld aus dem Nichts. Dann thematisiert er das unbekannte Wesen „Inflation“, den Blindflug der Notenbanken und bermekt,dass dei Staatsgläubigkeit soeben erst wirklich zu wanken beginnt.

Die Konstruktionsfehler der Eurozone, die USA als Gefangene in der Schuldenspirale sowie die nächste große Blase führen Klaus zur Antwort auf die Frage, warum Staatsanleihen nicht so sicher sind, wie sie scheinen. Vor diesem Hintergrund sind Finanzkrisen und Währungsreformen sowie glückliche Schwellenmärkte mit ihren Demografie zu betrachten.

Klaus kristallisiert fünf Optionen für die nächsten Jahre heraus. Option 1: Konsolidierung der Haushalte – der Weg in die Deflation und in soziale Unruhen. Option 2: Kurzfristige Linderung – der spendable Onkel macht die Taschen auf. Option 3: Hohes Wirtschaftswachstum sorgt für steigende   Staatseinnahmen – vermutlich nur in der Theorie. Option 4: Staatspleiten – alles zurück auf Los. Und Option 5: Inflation bringt die Schulden zum Schmelzen – der Ritt auf der Rasierklinge.

Nachdem sich der Leser mit den wahrscheinlichsten Szenarien vertraut machen konnte, bietet Klaus einen „Kurs in Sachen wirtschaftlicher Selbstverteidigung“ und räumt nach ein paar wichtigen Regeln zu Beginn mit dem Wunschdenken auf, man könne sich mühelos der Probleme entziehen: „Geldanlage ist Arbeit“, schreibt Klaus, und fordert dazu auf, eine Bestandsaufnahme zu machen.

Dazu gehört das Risikoprofiling: „Was für ein Risiko-Typ sind Sie?“ Klaus hält einige unumustrittene Faustregeln für den Vermögensaufbau parat: „Schaffen Sie ausreichende Rücklagen! Verlassen Sie sich auf Ihren gesunden Menschenverstand! Sich auf eigene Füße stellen: selbst vorsorgen, aber bitte nicht mit Lebensversicherungen“, warnt Klaus, noch bevor die Ratingagenturen 2012 errechneten, dass die Lebensversicherungen durchschnittlich eine Rendite versprechen, die sie im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld selbst nicht erwirtschaften können.

Klaus skiziert die sozialen Sicherungssysteme in Deutschland und den „Sprengsatz Lebensversicherung“. Während viele glauben, man müsse das niedrige Zinsniveau durch exzessive Kreditaufnahme nutzen, rät Klaus umgekehrt dazu, die persönliche Verschuldung abzubauen.

Die richtigen Anlageformen geht Klaus systematisch durch: Geldwerte versus Sachwerte, Aktien, Immobilien, Rohstoffe. Für das Deflations-Szenario sind Bargeld, Anleihen und Wandelanleihen vorzusehen. „Auf die Mischung kommt es an. Streuen Sie Ihre Investments –   nicht nur ein Land, nicht nur eine Bank.“

Klaus weiß sein Thema in einen umfassenderen Kontext zu stellen: Die Wahl des Vermögensmittelpunkts und die Rolle des Heimatmarktes, Schweiz, Singapur, die Absicherung der internationalen Investments und die Wahl des richtigen Lebensmittelpunkt. Wer schon ans Auswandern als eine Lösung gedacht hat, erhält eine Anleitung, wie man die Länder bewerten kann.

„Nichts überstürzen,“ fasst Klaus zusammen, „aber Augen offen halten.“ Klaus lenkt abschließend die Aufmerksamkeit auf die wichtigste Kraft, um Werte zu schaffen, nämlich die eigene Schaffenskraft und die der nächsten Generation: „Investieren Sie in Bildung. Überprüfen Sie Ihre eigene berufliche Situation.“ Und: „Setzen Sie für Ihre Kinder auf Privatschulen!“

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