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Zahlungsverzögerungen in Polen 

Von Dr. Oliver Everling | 20.Januar 2017

Unternehmen in Polen warten im Schnitt 51 Tage länger auf ihr Geld als mit dem Kunden vereinbart, berichtet der Kreditversicherer Coface. Das sind zehn Tage mehr als deutsche Unternehmen. Zwei Drittel der Unternehmen berichten von Überziehungen bis zu 60 Tage, fast ein Viertel von drei und mehr Monaten. Insgesamt haben rund 80 Prozent Verzögerungen beim Geldeingang erlebt. Dies sind Ergebnisse der ersten Coface-Untersuchung zu den Zahlungserfahrungen polnischer Unternehmen vom Dezember letzten Jahres.

„Nicht nur der Lieferantenkredit ist mittlerweile Standard in Polen, leider sind es auch die Zahlungsverzögerungen“, erklärt Grzegorz Sielewicz, Coface-Economist für Mittel-und Osteuropa. „Die Mehrzahl der polnischen Unternehmen erleidet verspätete Zahlungseingänge. Am längsten müssen Unternehmen in der Transport- und in der Baubranche auf ihr Geld warten. In der Logistik sind es 84 Tage, am Bau 113 Tage Verspätung. Der Einzelhandel hingegen muss im Schnitt nur 19,3 Tage warten. Über alle Branchen betrachtet beträgt die Verzögerung im Durchschnitt 51,5 Tage.“

Die Unternehmen in Polen sind sich des Ausfallrisikos durchaus bewusst. Die meisten der befragten Unternehmen wenden Regeln im Forderungsmanagement an. Am weitesten verbreitet sind Informationen über die Finanzsituation der Geschäftspartner, die Beobachtung des Zahlungsverhaltens, Kreditversicherungen und Inkasso. So haben 39 Prozent eine Kreditversicherung zur Absicherung des Forderungsausfallrisikos, 14 Prozent verkaufen ihre Forderung an eine Factoringgesellschaft. Und gut ein Drittel (36%) lässt ausstehende Forderungen einziehen.

Nach Erfahrungswerten von Coface steigt das Risiko mit zunehmender Verzögerungsdauer. 80 Prozent der Forderungen werden nicht mehr vollständig beglichen, wenn die Frist um mehr als sechs Monate überschritten wurde. Vier Prozent der polnischen Unternehmen haben solche Forderungen in ihren Büchern. Noch kritischer wird es, wenn diese Forderungen einen größeren Teil des Umsatzes ausmachen. Jedes fünfte Unternehmen gab an, dass solch lange ausstehenden Forderungen mehr als zehn Prozent ihres Umsatzes betreffen.

Themen: Debitorenrating, Mittelstandsrating | Kein Kommentar »

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