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Zwischen Fachkräftemangel, Home Office und Generation Z – Zukunftsstrategien für den Finanzsektor

Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2025

Auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2025 stand im Rahmen eines Thesen-Talks die Frage im Mittelpunkt, wie Banken und Finanzdienstleister eine zukunftsfähige Strategie entwickeln können. Der Druck ist hoch: Der Fachkräftemangel verschärft sich, Home-Office und hybride Arbeitsmodelle sind nicht mehr wegzudenken, und die Generation Z bringt neue Erwartungen an Arbeitgeber mit. Drei Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Bereichen beleuchteten die Herausforderungen und Chancen.

Eva Glanzer, Chief People Officer bei Taxfix, steuert die Personal- und Führungsstrategie des schnell wachsenden FinTechs. Sie betonte, wie wichtig es sei, Talente nicht nur zu gewinnen, sondern auch langfristig zu binden – mit modernen Arbeitswelten, klarer Arbeitgebermarke und agiler Kultur. Ihre Erfahrung aus hochdynamischen Digitalunternehmen macht sie zu einer wichtigen Stimme, wenn es um den Wandel von Führung und Arbeitsorganisation geht.

Carsten Graf, CEO der PSD Bank Braunschweig, zeigte, dass auch regionale Institute neue Wege gehen können, die eine Flut von Bewerbungen einbrachten. Mit der Einführung der Vier-Tage-Woche setzte die Bank ein starkes Zeichen für moderne Arbeitsbedingungen. Der Erfolg spricht für sich: vakante Stellen konnten schneller besetzt werden, während zugleich die Mitarbeiterbindung gestärkt wurde. Dabei verfolgt die Bank bewusst einen anderen Ansatz als viele Digitalunternehmen: Während die PSD Bank Braunschweig am Freitag geschlossen bleibt, weil an diesem Tag erfahrungsgemäß kaum Kunden eine umfassende und komplexe Beratung suchen, legt man den Fokus auf gebündelte Beratungsqualität an den anderen vier Tagen.

Fabian Platzen, General Manager Deutschland beim FinTech iwoca, brachte die Perspektive der Unternehmensfinanzierung ein. Iwoca ist spezialisiert auf digitale Kreditlösungen für KMU und Selbstständige sowie auf Embedded-Finance-Modelle für Plattformen. Platzen, der über zwei Jahrzehnte Erfahrung in Banken und FinTechs mitbringt, betonte dagegen die Bedeutung ständiger Erreichbarkeit. Für ihn ist es selbstverständlich, dass iwoca auch freitags Kundenanfragen bedienen kann, um jederzeit die Flexibilität zu bieten, die gerade kleinere Unternehmen dringend benötigen. Dieser Unterschied verdeutlicht die Spannbreite zwischen regional verwurzelten Banken mit einem klaren Fokus auf persönliche Beratung und digital agierenden FinTechs, die mit durchgehender Verfügbarkeit punkten.

Die Diskussion zeigte, dass der Weg zu einer zukunftsfähigen Strategie weder über reine Kostensenkung noch über technologische Innovation allein führt. Entscheidend ist vielmehr ein Zusammenspiel von moderner Führung, flexiblen Strukturen, gelebter Unternehmenskultur und digitalen Lösungen. Der Finanzsektor steht damit vor der Aufgabe, Arbeitsmodelle neu zu denken, die Erwartungen junger Generationen zu erfüllen und zugleich das Geschäft auf stabile, digitale Beine zu stellen.

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