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Zwischen Fed und Realwirtschaft: Ein Blick auf die Ansichten von Axel D. Angermann und Carsten Mumm

Von Dr. Oliver Everling | 4.Oktober 2023

In der Welt der Finanzen und Wirtschaft herrscht oft Unsicherheit, und verschiedene Experten haben unterschiedliche Meinungen darüber, wie sich bestimmte wirtschaftliche Entwicklungen interpretieren lassen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Ansichten von zwei renommierten Chefvolkswirten, nämlich Axel D. Angermann von der FERI Gruppe und Carsten Mumm von der Privatbank DONNER & REUSCHEL, bezüglich der aktuellen Lage in den USA.

Axel D. Angermann hebt in seiner Analyse die bemerkenswerte Diskrepanz zwischen den geldpolitischen Maßnahmen der Federal Reserve (Fed) und den Auswirkungen auf die Realwirtschaft in den USA hervor. Trotz der seit 18 Monaten anhaltenden Zinserhöhungen und einer außerordentlich starken geldpolitischen Straffung scheint die Realwirtschaft in den USA davon kaum beeindruckt zu sein. In der Theorie sollten höhere Leitzinsen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage dämpfen und den Unternehmen den Spielraum für Preiserhöhungen nehmen, was wiederum zu einer Senkung der Inflationsrate auf das angestrebte Ziel von 2 Prozent führen sollte.

Allerdings, so Angermann, sind diese Zusammenhänge in der Praxis bisher nur teilweise nachvollziehbar. Viele Beobachter argumentieren, dass die aktuellen Umstände von früheren Wirtschaftszyklen abweichen und dass „dieses Mal alles anders ist“. Dies könnte dazu führen, dass die Fed in der Lage ist, die Inflation auf 2 Prozent zurückzuführen, ohne größere Auswirkungen auf die Realwirtschaft zu verursachen. Die jüngsten Prognosen der Fed scheinen diese These zu unterstützen, obwohl der Blick auf den zukünftigen Zinspfad der Fed eine erhebliche Unsicherheit innerhalb des Offenmarktausschusses zeigt.

Axel D. Angermann betont jedoch, dass ökonomische Wirkungsmechanismen nicht einfach außer Kraft gesetzt werden. Obwohl die geldpolitische Straffung vorerst nicht zu einer signifikanten Verschlechterung der Realwirtschaft geführt hat, gibt es Gründe dafür. Überschussersparnisse der Haushalte aus der Pandemiezeit stützen vorerst den Konsum, der Inflation Reduction Act fördert zusätzliche Ausrüstungsinvestitionen, und angebotsseitige Engpässe am Häusermarkt verhindern vorerst stärkere Preisrückgänge. Auch der Anstieg der Kreditzinsen deutet darauf hin, dass eine verringerte Kreditnachfrage die Konsumdynamik beeinträchtigen wird.

Die entscheidende Frage bleibt jedoch, selbst wenn es vorerst gelingt, eine Rezession zu vermeiden, ob die Inflation tatsächlich auf das angestrebte 2 Prozent-Ziel sinken wird. In einem anhaltend engen Arbeitsmarkt und anhaltend hoher gesamtwirtschaftlicher Nachfrage sprechen viele Faktoren dafür, dass die Lohnsteigerungen wieder anziehen und Unternehmen weiterhin Preise erhöhen können. In dieser Situation müsste die Fed entweder ihr Inflationsziel aufgeben oder die Zinsen weiter erhöhen, was mit erheblichen realwirtschaftlichen Auswirkungen verbunden wäre.

Angermann zieht Parallelen zur Geschichte und betont, dass auch dieses Mal „nicht alles anders sein“ wird. Ökonomische Grundprinzipien werden voraussichtlich nicht neu überdacht werden müssen.

Insgesamt verdeutlichen die Ansichten von Angermann und Mumm die Unsicherheit und Komplexität der aktuellen wirtschaftlichen Situation. Während Angermann darauf hinweist, dass ökonomische Grundprinzipien nach wie vor relevant sind, betont Mumm die Notwendigkeit einer datenabhängigen geldpolitischen Ausrichtung. Investoren und Wirtschaftsbeobachter werden weiterhin gespannt auf die Entwicklungen an den Finanzmärkten und in der US-Wirtschaft achten und die Analysen und Prognosen von Experten wie Angermann und Mumm genau verfolgen.

Themen: Aktienrating | Kein Kommentar »

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