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Von Quantity zu Quality, von Attention zu Action
Von Dr. Oliver Everling | 19.Oktober 2025
Die Transformation von der Quantity Economy zur Quality Economy ist eng mit dem Wandel von der Attention Economy zur Action Economy verbunden. Beide Bewegungen markieren einen Paradigmenwechsel – weg von der bloßen Anhäufung von Gütern oder Klicks hin zu einer Ökonomie der Wirkung, der Beteiligung und des Sinns. In der Quantity Economy zählte, wie viel produziert, konsumiert und gemessen werden konnte; Effizienz und Skalierung waren die Triebkräfte. Die Quality Economy dagegen richtet sich auf Tiefe, Nachhaltigkeit und Resonanz. Qualität wird nicht mehr allein durch äußere Kennzahlen bestimmt, sondern durch den erlebten Wert und die Wirkung im Kontext von Gemeinschaft, Umwelt und Kultur.
Aoshi Chen beschreibt diesen Übergang als eine Bewegung, die über das bloße Konsumieren hinausführt. In seiner Arbeit Blickfang (2025) erkennt er in der Gestaltungskraft der Natur ein Vorbild für menschliche Kreativität und Organisation. Er sieht in natürlichen Prozessen wie der Bildung von Kristallen oder den Prinzipien von Yin und Yang ein Modell für ausgewogene Dynamik – ein Gleichgewicht aus Wandel und Struktur, aus Entfaltung und Begrenzung. Diese Denkweise überträgt er auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Systeme: Wachstum soll nicht mehr durch Quantität entstehen, sondern durch lebendige, qualitative Entwicklung.
In diesem Zusammenhang steht Chens Begriff der Action Economy. Gemeinsam mit Dr. Everling formuliert er, dass die Zeit der reinen Aufmerksamkeit vorüber ist. „Die Attention Economy fragte: Wer schaut zu? Die Action Economy fragt: Wer macht mit?“ (Chen & Everling, 2025). Hier entsteht Wert nicht aus Sichtbarkeit, sondern aus Handlung, Beteiligung und Wirkung. Während die Attention Economy darauf beruhte, menschliche Aufmerksamkeit als knappes Gut zu monetarisieren, verlagert die Action Economy den Fokus auf die Energie, die entsteht, wenn Menschen gemeinsam etwas tun, gestalten und umsetzen.
Damit ist die Action Economy das operative Pendant zur Quality Economy. Beide fordern eine Neuausrichtung der Wertschöpfung: Qualität entsteht nicht passiv durch Konsum, sondern aktiv durch Mitgestaltung. Chens „Action Economy Manifest“ bringt dies auf den Punkt: „Nicht die Aufmerksamkeit zählt, sondern die Wirkung. Nicht das Zuschauen, sondern das Mitwirken.“ Diese Haltung transformiert ökonomische Beziehungen in ko-kreative Prozesse, in denen Technologie, Kultur und Natur in Resonanz treten.
So wie die Quality Economy das Streben nach Sinn über das Streben nach Menge stellt, ersetzt die Action Economy das Spektakel der Sichtbarkeit durch das Erleben der Wirksamkeit. In beiden Fällen geht es um eine Rückbindung an natürliche Prinzipien des Wachstums: Inspiration führt zu Initiative, Initiative zu Handlung, Handlung zu Austausch – und daraus entsteht nachhaltiger Wert. Chens Werk zeigt, dass diese neue Epoche nicht durch Beschleunigung, sondern durch Bewusstheit geprägt sein wird – durch eine Ökonomie, die nicht nur zählt, was messbar ist, sondern wertschätzt, was wirkt.
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