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Kunstmarkt am Wendepunkt: Wie Art Rating den neuen Aufschwung messbar macht
Von Dr. Oliver Everling | 21.Oktober 2025
Der Kunstmarkt scheint nach einer langen Durststrecke langsam wieder Tritt zu fassen. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 war die Branche in einen anhaltenden Abwärtstrend geraten, der sich bis 2024 fortgesetzt hatte. Erst in diesem Frühjahr sprach WFA-Vorstand Rüdiger K. Weng von einem „sich abzeichnenden Bottoming-out“, also einem Auslaufen der Talfahrt. Nun deuten zahlreiche Frühindikatoren darauf hin, dass sich die Stimmung spürbar aufhellt.
„Seit dem Ende der Sommerpause zeigen verschiedene Frühindikatoren im europäischen Kunstmarkt erstmals seit 2022 wieder nach oben“, so Weng. Auktionen wie jene des Hauses Kornfeld in Bern erzielten Ergebnisse über den Prognosen, während auch Messen wie die „Frieze“ in London ein deutlich gestiegenes Interesse verzeichneten. Selbst kleinere Auktionshäuser meldeten im Herbst überraschend starke Resultate. All dies sind Signale, die auch für das Art Rating von besonderem Interesse sind, denn es bewertet nicht nur einzelne Werke, sondern vor allem die Marktstabilität und das Vertrauen in Kunst als Anlageklasse.
Weng beschreibt den Aufwärtstrend detailliert: „Bei unserem Tochterunternehmen in der Schweiz hat sich die Anzahl der Anfragen zum Kauf von Kunstwerken gegenüber dem Vorjahr merklich vergrößert, wie auch der Traffic auf der Webseite sich seit der Sommerpause gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um mehr als 30 % erhöht hat. Das zieht erfahrungsgemäß sukzessive auch höhere Umsätze nach sich.“ Ein solches Marktverhalten ist für Art-Rating-Systeme ein klarer Hinweis auf ein sich verbesserndes Investitionsklima – denn Ratingmodelle erfassen genau solche Frühindikatoren, um die Attraktivität von Kunst als Vermögenswert zu bewerten.
Auch makroökonomische Faktoren spielen eine Rolle. Der Luxusgüterkonzern LVMH überraschte im Oktober mit einem kräftigen Wachstumsschub, was laut Weng eine Signalwirkung für den Kunstmarkt entfaltet: „Der Kunstmarkt gilt als Teil des Luxusgütermarktes, verhält sich in seinen Trends aber volatiler als dieser.“ Hier zeigt sich die Relevanz von Art Ratings, die helfen, diese Volatilität einzuordnen und die relative Stabilität einzelner Marktsegmente oder Künstlerpositionen messbar zu machen.
Weng bleibt trotz der positiven Entwicklung vorsichtig optimistisch: „Momentan zeigen fast alle Frühindikatoren, die ich beobachte, nach oben. (…) Ich glaube allerdings nicht an eine so dynamische Erholung wie wir sie im Jahr 2009 nach dem Ende der Finanzkrise gesehen haben.“ Gerade diese Einschätzung verdeutlicht den Nutzen von Kunstratings, die auf objektive Daten und historische Vergleichswerte zurückgreifen, um überzogene Erwartungen zu dämpfen und realistische Perspektiven aufzuzeigen.
Mit der geplanten Verstärkung der WFA und neuen Investitionen in Unternehmensbeteiligungen bereitet sich das Unternehmen auf ein neues Marktumfeld vor. Sollte sich die Nachfrage weiter beleben, würde die WFA „mit ihrem umfangreichen Lagerbestand von einer anziehenden Nachfrage besonders stark profitieren“, so Weng. Für Art Rating bedeutet das: ein wachsender Markt mit höherem Handelsvolumen liefert auch mehr Bewertungsdaten und Vergleichswerte, wodurch Ratings an Aussagekraft gewinnen.
Die Rückkäufe eigener Aktien und die geplante Dividendenerhöhung sind ebenfalls Ausdruck eines neu erwachten Vertrauens. Art Rating kann solche Signale aufgreifen und in die Bewertung des Marktvertrauens einfließen lassen – ein Faktor, der über den reinen Kunstwert hinausgeht. Der Kunstmarkt steht damit an einem möglichen Wendepunkt, an dem die Verbindung von Daten, Marktstimmung und künstlerischem Wert – wie sie das Art Rating ermöglicht – zu einem entscheidenden Instrument für Sammler, Investoren und Institutionen werden könnte.
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