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AAA-Rating für eine Bank ohne Eigentümer

Von Dr. Oliver Everling | 5.September 2013

Eine der zwanzig größten Banken in Deutschland, eine Anstalt des öffentlichen Rechts, macht in der Finanz- und Schuldenkrise keinerlei Schlagzeilen: Gegründet 11. Mai 1949 und mit einer Bilanzsumme 2012 bei 79,2 Mrd. € gehen ihre 250 Mitarbeiter ihrem Auftrag nach: der Förderung der Agrarwirtschaft und des ländlichen Raums. Die Bank ist Refinanzierungsinstitut mit dem Vorteil, dass ihre langfristige Verbindlichkeiten der Bank mit AAA bzw. Aaa, also der jeweils höchsten Bonitätseinstufung, beurteilt werden.

„Die Landwirtschaftliche Rentenbank hat die Besonderheit, dass wir gar keinen Eigentümer haben“, macht Dr. Christian Bock von der Landwirtschaftlichen Retenbank klar. Aufsicht und Entlastung des  Vorstands werden durch einen 18 Vertreter umfassenden Verwaltungsrat aus Ministerien, Verbänden u.a. ausgeübt. Die Geschäftsführung umfasst drei Personen. Mit Imke Ettori im Vorstand neben Hans Bernhardt und Dr. Horst Reinhardt braucht die Landwirtschaftliche Rentenbank keine Diskussion um Frauenquoten zu „fürchten“.

Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz prüft, ob die Bank ihrem Förderauftrag gerecht wird. Die Prüfung der Geschäftstätigkeit erfolgt u.a. auch durch den Bundesrechnungshof und als Bank gemäß Gesetz über das Kreditwesen (KWG) unterliegt die Rentenbank vollständig der Bankenaufsicht. Die Anstaltsversammlung aus 28 Vertretern, die durch die Bundesländer ernannt werden, entscheidet über die Gewinnverwendung und tritt einmal im Jahr zusammen.

Die gesamten Mittel dürfen weder von privaten Sparern entgegengenommen noch öffentlichen Haushalten entnommen werden. Bock erläutert die globale Mittelherkunft über die internationalen Kapitalmärkte. Die Mittelaufnahme dient der Kreditausreichung an die Hausbanken, so diese mit Krediten der deutschen Agrarwirtschaft zur Verfügung stehen können. Die Landwirtschaftliche Rentenbank arbeitet mit ca. 850 Banken in Deutschland dafür zusammen.

Programmkredite bilden den Schwerpunkt des Fördergeschäfts, daneben sind das Auftragsgeschäft sowie die Förderung der Agrarwirtschaft und des ländlichen Raums durch die Rehwinkel-Stiftung, die Gewinnverwendung für den Agrarbereich sowie die Weiterbildung zu nennen. Die Programmkredite zielen auf Landwirtschaft, Aquakultur und Fischwirtschaft, Agrar- und Ernährungswirtschaft, Erneuerbare Energien und die ländliche Entwicklung (Private und Kommunen).

Die Rentenbank konnte 2012 ca. 75,9 Mio. € Rentenbank-Mittel zur Zinsverbilligung einsetzen. Die Zinsverbilligung wird durch den Refinanzierungsvorteil und eigene Erträge ermöglicht. Schlanke und einfache Vergabe kommen der Agrarwirtschaft zugute. Die Darlehenszusage erfolge in der Regel taggleich, berichtet Bock und hebt die hohe Zusage- und Rechtssicherheit sowohl für die Banken als auch für die Kreditnehmer hervor. Die maximalen Sollzinssätze für Endkreditnehmer rangieren – je nach Preisklasse bzw. Rating – zwischen effektiven 1,26 % bis zu 3,19 % (Stand 15. 7. 2013). „Die Zinssätze ändern sich 10 bis 15 mal im Jahr, je nach Kapitalmarktentwicklung.“

Das Neugeschäft mit Programmkrediten erreichte 2012 mit 6,5 Mrd. € ein neues Rekordniveau. „Seit der Finanzmarktkrise nehmen die Banken unsere Programmkredite immer stärker in Anspruch. Unser Geschäftsmodell hat sich in der Finanzkrise sehr bewährt“, unterstreicht Bock.

„Wir schauen uns auch sehr genau die Hausbanken an“, deutet Bock an. „Wenn die Hausbank ausfällt, würden wir den Kunden direkt haben. Gott sei Dank passiert das nicht häufig.“ Bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank hat sich ein eigenes Bankenrating bewährt, mit der die Bonität von Banken – unter Berücksichtigung externer Ratings unabhängiger Agenturen (CRAs) – laufend überwacht werden kann.

„Die Rentenbank ist über Jahre in der Lage, einen ordentlichen Ertrag darzustellen. Dadurch konnten wir auch in den vergangenen Jahren unser Eigenkapital stärken. Inzwischen haben wir fast 4 Mrd. €, ausgehend von den rund 135 Mio. €, die von den Bauern ursprünglich mal einbezahlt wurden. Darauf sind wir ganz stolz“, fügt Bock hinzu.

Die Landwirtschaftliche Rentenbank ist eine etablierte internationale Emittentin mit besten Credit Ratings. Die mittel- und langfristige Refinanzierung 2013 bemisst Bock mit bis dato 6,4 Mrd. €, für das Gesamtjahr 2013 sind rund 10 Mrd. € geplant. Die wichtigste Währung ist der US$, obwohl das Kreditgeschäft in € abgewickelt wird. Der Eurokapitalmarkt hat für uns im Moment nicht eine so große Bedeutung, denn nur 16 % wurden in € aufgenommen. „Trotzdem haben wir keinerlei Währungsrisiken in der Bilanz, denn die aufgenommenen Mittel werden sofort in € umgetauscht und die Rückzahlung abgesichert.“

„Der Anreiz von Banken, unsere Wertpapiere zu kaufen, ist sehr hoch“, berichtet Bock, „auch Zentralbanken,  z.B. aus China, legen ihre Währungsreserven gerne in Papieren der Rentenbank an.“ Die Käufer der Papiere seien weltweit verteilt. Mittel werden weltweit aufgenommen, „aus Deutschland kommen gerade einmal 7 %“, macht Bock den Nutzen der Landwirtschaftlichen Rentenbank klar.

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