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Ackermann warnt vor Fesseln

Von Dr. Oliver Everling | 27.Juni 2011

In Rom sei er bei den Weltbankberatungen nur virtuell dabei, über die Kommunikationstechnologien, führt Dr. Josef Ackermann, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Bank AG, in seine Keynote-Rede zu aktuellen Themen der Bankenbranche ein. So gab es anlässlich des 40jährigen Jubiläums von Thomson Reuters in Frankfurt am Main Irritationen, ob Ackermann persönlich dabei sein würde.

Ackermann befasst sich in seiner Rede mit der weltweiten Verschiebung der wirtschaftlichen Gewichtung. “In der letzten Woche war ich in China, zuvor in Russland, ich kann die Dynamik in diesen Ländern nur bestätigen”, sagt Ackermann. Ohne gravierende Sparmaßnahmen der Industrieländer würden sich die Schulden in nur zehn Jahren um rund ein Drittel erhöhen, umgekehrt in Schwellenländern reduzieren.

Die Schwellenländer seien deshalb so attraktiv. Das Bankenwachstum werde drei- bis viermal so hoch sein als in den Industrieländern. Von der Dynamik her seien die Schwellenländer attraktiver. So sei auch die Deutsche Bank positioniert. Die Deutsche Bank sei beispielsweise bei rund 40 IPOs in China mit dabei.

Die einheimischen Akteure würden in den Schwellenländern immer stärker. Es sei nur eine Frage der Zeit, dass diese Banken auch weltweit stärker auftreten würden. Eigenkapital sei für Investoren und Gläubiger ein Qualitätsmerkmal. Hohe Eigenkapitalbildung sei nicht einfach zu erreichen. Aufgrund tendenziell niedriger Rentabilität und gleichzeitig niedriger Wachstumsraten der Volkswirtschaften sei es für Banken in Europa besonders schwierig: Verbraucherschutz, Beiträge zur Einlagensicherung usw. seien eine erhebliche Mehrbelastung im internationalen Vergleich.

Ein Teil des Ergebnisrückgangs würde von den Aktionären zu tragen sein, allerdings dürfen diese auch mit einer niedrigeren Volatilität rechnen. “Wir gelten als systemisch relevant und halte zugleich noch mehr Eigenkapital vor”, sagt Ackermann mit Blick auf die Positionierung der Deutschen Bank, “daraus sollten wir Nutzen ziehen können.”

Die nicht systemisch relevanten Banken (Nicht-SIFIS, systemically important financial institutions) würden bald mit den führenden Banken gleichziehen müssen, prognostiziert Ackermann, “das sei möglicherweise so auch gewollt.”

Ackermann bekennt sich zum Universalbankensystem, das einer einseitigen Abhängigkeit vom Investmentbanking entgegentrete. Banken sieht aber eine gefährliche Mischung aus der kumulativen Wirkung aller Regulierungsmaßnahmen. “Wir legen Fesseln an, die im globalem Maßstab von großem Nachteil sind.” Heute würden viele, wie der russische Präsident, Chancen sehen, ein globales Finanzzentrum aufzubauen. Die Regeln, nach denen diese arbeiten, seien jedoch unterschiedlich, auch in den USA, betont Ackermann.

“Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende!” Ackermann zitiert den griechischen Philosophen Demokrit (460 – 371 v.Chr.).

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