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Aktienpicking in Asien

Von Dr. Oliver Everling | 6.Mai 2015

Kann durch Stock Picking, die gezielte Auswahl einzelner Aktien, eine überdurchschnittliche Rendite erzielt werden? Viele Wissenschaftler verneinen diese Frage: Fondsmanager würde es nicht gelingen, ein überlegenes Rendite-Risiko-Profil zu erreichen – der Investor stünde sich besser, einfach nur „den Index“, den Gesamtmarkt zu kaufen.

Manche wissenschaftliche Untersuchungen stehen daher in Gegensatz zu den Anlageergebnissen einzelner Fonds, wie sie zum Beispiel von Comgest vorgestellt werden. Emil Wolter, Portfolio Manager bei Comgest, gibt in Frankfurt am Main einen Einblick in die Anlagestrategie und die Kriterien, nach denen Fonds von Comgest geführt werden. Der Fokus liegt in seiner Präsentation auf Aktien aus Asien (ohne Japan). Seine Ausführungen werden von den Analystinnen Caroline Maes und Jasmine Kang mit zahlreichen Fakten unterstützt.

Konsistente Wertschöpfung, niedriges Risiko und hohe Visibilität, stetige Top-Performance, hervorragende Selbstfinanzierungskraft und Vertrauen in das Seniormanagement qualifizieren eine „quality growth company“ nach der Definition von Wolter, für den dynamisches internes Wachstum, starker Franchise, niedrige Sensitiviät für Wirtschaftszyklen, hoher Prozentsatz wiederkehrender Umsätze und höchst profittables Geschäftsmodell wichtig sind.

Maes erläutert das Beispiel der Taiwan Seminconductor Manufactoring Company Ltd. (tsmc), deren Wert nach jahrelangem Research sich bestätigte. Kang erläutert die Kriterien für Investitionen in China: Hier gehe es um die Frage nach steigender Produktivität. Vorhandene Kapazitäten müssten besser genutzt werden. Arbeitskräfte seien effizienter einzusetzen, wie auch die natürlichen und finanziellen Ressourcen besser zu nutzen sind.

Kang nennt Zhengzhou Yutong Bus als ein Beispiel für ein Unternehmen, das in einem schwierigen Markt erstaunliche Erfolge zeige. Es gilt als der größte Busproduzent in Asien. Nach 10 Jahren sei es gelungen, das Unternehmen zu privatisieren. Ein Managementkonsortium repräsentiert 2000 Mitarbeiter, die 2013 die Kontrolle übernehmen konnten und heute 43 % der Aktien halten. Der Return on Equity (ROE) lang über 10 Jahre bei 25 %, berichtet Kang.

Kang erläutert, warum Zhengzhou Yutong Bus auch bei einem insgesamt schwach wachsendem Markt ein interessantes Investment ist. Das Unternehmen habe Kostenvorteile, die es seinen Wettbewerbern Marktanteile abnehmen lässt. Wolter räumt ein, dass das Unternehmen nicht in einer Boombranche positioniert sei. Kang sieht die Verbesserungen in der Infrastruktur in China, sei es mit Blick auf Bahn oder den Individualverkehr, bemerkt bei Zhengzhou Yutong Bus aber die Fähigkeit von den veränderten Marktbedingungen zu profitieren.

Arbeitsintensive Unternehmen würden möglicherweise unter dem neuen Hukou-System leiden. DIe Position dieser Unternehmen war gegenüber den Arbeitern unter den Bedingungen des alten Systems möglicherweise stärker. Das neue Hukou-System erlaube es aber viel mehr Menschen, auch das Komfortniveau der Städte zu erreichen. Kang glaubt daher, dass insbesondere auch Konsumwerte durch die neue Politik profitieren werden, denn das neue System lasse es zu, das Leben von Millionen Menschen signifikant zu verbessern.

Sozioökonomische Faktoren würden in China darauf hindeuten, dass eine Reform des Gesundheitswesens notwendig werde. Eine Reihe von Krankheiten, wie beispielsweise Diabetes, seien heute in China verbreitet wie noch nie zuvor. Die schnell alternde Bevölkerung in Kombination mit höhere Kaufkraft werde auch pharmazeutische Unternehmen interessanter machen.

Kang warnt vor den Überkapazitäten im Immobiliensektor, die Nachfrage bleibe in manchen Immobilienmarktsegmenten deutlich hinter dem Angebot zurück. Kang relativiert die Sorgen um das rasche Wachstum der Gesamtverschuldung in China: 2014 sei „Social Financing“ um 5,5 % gefallen, während das Bruttoinlandsprodukt um 7 % gestiegen sei. Die Abwertung von Währungen der Entwicklungsländer bei gleichzeitiger Aufwertung der chinesischen Währung Renminbi sei eine Sorge, aber der Export Chinas beschleunige sich dennoch.

„Wir haben in China im letzten Jahr mehr Qualitätsunternehmen mit zwar geringerem Wachstum, aber dennoch hervoragenden Perspektiven gefunden als in den zehn Jahren zuvor“, sagt Wolter. Die absoluten Bewertungen seien immer noch unterdurchschnittlich, aber eben auch die relativen Bewertungen. Wolter glaubt nicht, dass es zu einer außergewöhnlichen Abwertung des Renminbi kommen wird, zu viele Faktoren würden eher für eine Aufwertung sprechen. Viele chinesische Unternehmen seien im Wettbewerb ihren ausländischen Konkurrenten selbst dann noch überlegen, wenn die Währung der Volksrepulik China noch weiter aufgewertet würde.

Themen: Fondsrating | Kein Kommentar »

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