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Aktiv in Emerging Markets investieren

Von Dr. Oliver Everling | 12.September 2013

Die Streuung der Erträge in den Emerging Markets spricht für Chancen durch eine geschickte Einzelwertauswahl, insbesondere für langfristige Investoren. Thomas Melendez, MFS Investment Officer und Institutional Equity Portfolio Manager für MFS´ globale Aktienportfolios, erläutert die Anlagephilosophie von MFS Investment Management in den Schwellenländern. „Die Länderzugehörigkeit verliert an Bedeutung. Die Sekotrentwicklung und die relative Bewertung müssen berücksichtig, wie auch internationale Branchentrends nicht vernachlässigt werden dürfen“, sagt Melendez. Ziel sei für ihn als Fondsmanager, erfolgreiche und und geführte Unternehmen zu finden, die angemessen bewertet seien.

Melendez ist sich der gesamtwirtschaftlichen Risiken bewusst: Er blick auf Risiken aus dme Aufsichtsrecht und der Politik, Währungsrisiko (hier u.a. Fremdwährungsreserven, Leistungsbilanzsaldo, Schuldenstandquote), Corporate Governance, Liquidität und umlaufendes Volumen. Politische Stabilität müsse an Aspekten wie Legitimität und Popularität der Regierung, Demographie und Sozialindikatoren, Stabilität staatlicher Institutionen, weltpolitischen Faktoren sowie innen- und außenpolitischer Stabilität gemessen werden. Langfristige Solvenz müsse sich in Bezug auf Staats- und Auslandsverschuldung, Fiskalpolitik, Unabhängigkeit der Notenbank und Geldpolitik, Entwicklung des Außenhandels und der Auslandsinvestitionen, Diversifikation und Struktur der WIrtschaft sowie internationale Wettbewerbsfähigkeit und Wachstumspotenzial beurteilen lassen.

Melendez fokussiert gesamtwirtschaftliche Faktoren mit direkten und indirekten Auswirkungen auf die Erträge und gibt die Währungsentwicklung als Beispiel: Die kurzfristige Liquidität werde durch die Fremdwährungsreserven, den Zugang zu den internationalne Kapitalmärkten, den Kreditedarf sowie den Leistungsbilanzsaldo determiniert.

Seit 5 Jahren diskutiere man die Frage nach einem „soft landing“ für China. Ob und wann es dazu komme, beantworte sich schon aus der Tatsache, dass man jahrelang dasselbe diskutiere. „Eine stehende Uhr geht zweimal am Tag richtig“, scherzt Melendez mit Blick auf Prognosen, die eine erneute Eintrübung voraussagen.

Melendez skizziert die große Bedeutung von Pensionsfonds, deren Anlagevolumen sich weltweit binnen 5 Jahren um grob 70 % erhöht habe. Pensionskassen würden besonderen regulatorischen Restriktionen unterliegen, so dass viele an bestimmte Assetklassen oder Regionen gebunden seien. Dies treibe die Kapitalkosten für Unternehmen in vielen Ländern deutlich nach unten. „Früher mussten Unternehmen in Emerging Markets 12 oder 14 % Zinsen zahlen. Sinkt die Zinslast, ist diess ein kraftvolles Werkzeug für ihren künftigen Erfolg“, glaubt Melendez. Die bisher niedrige Allokation von Pensionskapital in diese Assetklasse lasse daher auf überdurchschnittliche Gewinne hoffen.

„Ich sehe größere Mehrwertchancen durch Einzelwertauswahl an den Emerging Markets“, gibt sich Melendez zuversichtlich, „allerdings gibt es mehr Chancen durch eine langfristige Perspektive.“ Betrachtet man Länder- und Branchenfaktoren in den Emerging Markets, zeigt sich die abnehmende Bedeutung der Länderzugehörigkeit. „Verfolgt man die Linie aus den Standardabweichungen der jeweiligen Länderfaktoren Industrieländer und Emerging Markets, zeigt sich deutlich eine Annäherung an den Länderfaktor der Industrieländer“, analysiert Melendez.

Mit einer „naiven“ Allokation profitiere man möglicherweise nicht vom Wachstum, macht Melendez anhand der fragewürdigen Untergewichtung des Gesundheitswesens und der zyklischen Konsumgüter sowie der Übergewichtung der Telekommunikation und des Finanzsektors im Vergleich von MSCI Emerging Markets gegenüber dem MSCI World klar. „Die interessanteren Sektoren sind nicht mehr so günstig bewertet,“ warnt Melendez, „wichtig sind die relativen Sektorbewertungen.“

Gefragt nach Exchange Traded Funds (ETFs) antwortet Melendez als überzeugter aktiver Manager: „ETFs bilden lediglich einen Index ab. Dieser enthält immer auch Unternehmen, an denen man lieber nicht beteiligt sein will.“ ETFs würden teilweise ihre eigene Hausse produzieren, wenn immer mehr Geld in ETFs abwandere. Passive ETF-Anleger sind außerdem beim Management der Unternehmen beliebt, da sie von den Managern der Indexfonds keinen Besuch und keine Nachfragen fürchten müssen. Anders Melendez: „Wir fliegen zweimal im Jahr oder auch mehr bis nach Australien, wenn es sein muss, um nicht nur mit den Managern der Unternehmen zu sprechen, sondern uns vor Ort auch Läden oder Werkstätten anzusehen, wo die Produkte gekauft oder verwendet werden.“

Die wesentlichen Einsichten von Melendez für die Wahl der richtigen Anlagestrategie: Die Streuung der Erträge an den Emerging Markets spricht für Chancen  durch eine kluge Einzelwertauswahl, insbesondere für langfristige Investoren. Die Länderzugehörigkeit verliert an Bedeutung. Wichtig sind Sektorenentwicklung und relative Bewertung. „Aber um die Risiken zu steuern und Ideen zu entwickeln,“ so das Fazit von Melendez, „muss man die  gesamtwirtschaftlichen Faktoren kennen.“

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