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Altersvorsorge und Vermögensverwaltung

Von Dr. Oliver Everling | 7.März 2017

Über Altersvorsorge und Vermögensverwaltung spricht auf dem Finanzplatztag der WM Gruppe Friedrich Merz, Chairman von BlackRock Deutschland. Der Finanzplatztag wird mit Unterstützung der IHK Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main zum zehnten Mal zum zentralen Treffpunkt der Finanzbranche.

Merz eröffnet seinen Vortrag mit einem alarmierenden Hinweis darauf, dass in Deutschland eine Verteilungsdebatte so geführt werde, dass sie auf eine Zerstörung der Marktwirtschaft von innen hinauslaufe. Die Bedrohung dieser Zerstörung aus dem Inneren sei inzwischen größer als die von außen.

Innerhalb der Gruppe der Reichen weltweit gebe es eine erhebliche Fluktuation. Die „globale Oberklasse“ sei ebenfalls von „erheblicher Fluktuation“ gekennzeichnet, so die Wort von Merz. Nach einer Statistik gebe es mehr Abstiege als Aufstiege.

Merz kommt auf die Besonderheiten in Deutschland zu sprechen. Ein beträchtlicher Teil könne erst langsam aufholen. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung habe Schwierigkeiten aufzuholen.

Im Langzeitvergleich seien die Arbeitseinkommen von 1991 bis 2015 um 180 % gestiegen. Die Einkommen aus Vermögen stiegen um 194 %, unterstreicht Merz, was eine Abschaffung der Abgeltungsteuer nicht rechtfertige.

Als „arm“ gelte, wer weniger als 60 % des Medianeinkommens verdiene. Verdoppelt sich das Einkommen in Deutschland, bleibt die Armutsquote gleich hoch. Umgekehrtes gelte aber auch, da bei einer Halbierung des Einkommens die Armutsquote eben auch dieselbe, was schon deshalb irreführend sei, da dann vermutlich wirklich ein Armutsproblem in Deutschland existiere.

Mehr als ein Drittel der Haushalte zahlen gar keine Einkommensteuer, die obersten 10 % zahlen aber die Hälfte des gesamten Aufkommens. Netto und Brutto, vor und nach Steuern, das werde nicht unterschieden. Außerdem würden die verfassungsrechtlich geschützten Ansprüche auf Altersvorsorge nicht mit berücksichtigt. Rechnet man diese mit ein, sind die meisten Deutschen schon heute Millionäre.

Merz lässt keinen Zweifel an der gesetzlichen Rentenversicherung. Diese bleibe die Grundlage. In große Schwierigkeiten sei die zweite Säule geraten, namentlich die betriebliche Altersvorsorge. Die große Fage sei, was mit der dritten Säule geschehe. Am 6. Dezember 2016 veröffentlichte das Deutsche Aktieninstitut „die wohl beste Studie zum Thema“, sagt Merz. Hier könne das gesamte Problem gesehen werden.

„Wir brauchen keine neue Debatte über Einkommensverteilung und Reichtum, sondern über die dritte Säule“, meint Merz und sieht Digitalisierung und Demografie als die beiden Haupteinflussfaktoren der Zukunft. Kapitalgedeckte System könnten daher gar nicht früh genug eingeführt werden.

Die Telekom-Aktie sei ein schwerer Fehler gewesen, da die Bevölkerung nach diesen Erfahrungen wesentlich mehr Skepsis gegenüber der Aktie entwickelt habe. „Dies müssen wir gemeinsam korrigieren“, ruft Merz auf. Die Zahl der jüngeren Aktionäre – bis 39 Jahren – steigt, während sonst der Anteil der Aktionäre in der Bevölkerung sinke.

Am Beispiel der Aufgabe des Rauchens rechnet Merz vor, wie leicht mit Aktien ein Vermögen aufgebaut werden kann, wer nur regelmäßig etwas spart. Merz fügt eine Reihe weiterer Beispiele hinzu, wie schon bei geringer Anstrengung eine Sparleistung zu großem Erfolg führen kann. Wirkliche Vermögen haben nur diejenigen aufgebaut, die Einkommen aus unternehmerische Tätigkeit erhalten. Daher gebe es keine bessere Alternative als die Beteiligung an den Aktienmärkten, über Aktienfonds.

Wer die gesellschaftspolitische Debatte vom Kopf wieder auf die Füße stellen wolle, müsse sehr selbstbewusst in die Diskussion einsteigen. Anhand des eindeutigen statistischen Materials gebe es keinen einzigen 13-Jahreszeitraum an der Börse, an der die Renditen einschließlich aller Rückschläge nicht positiv war.

Riester und Riester-Rente: „Glücklicherweise überwiegen diejenigen, die sie nicht abschaffen wollen“, sagt Merz. Die Riester-Rente sei ein Erfolg, da sie Anreize gesetzt habe, in die persönliche Altersvorsorge einzusteigen. Es sei selten zu früh, aber nie zu spät, um in den Kapitalmarkt einzusteigen. Es sei eine Frage des gesellschaftspolitischen Willens, die Lücke zu füllen.

Claus Döring, Chefredakteur der Börsen-Zeitung, weist in der Diskussion mit Merz darauf hin, dass sich die politische Diskussion in Deutschland nicht um Probleme der Altersvorsorge drehe. Dem entgegnet Merz mit einem Hinweis auf einen aktuellen Artikel im Handelsblatt, in dem sich Christian Lindner von der FDP mit dem Thema befasse.

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