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Anlegervertrauen durch Transparenz

Von Dr. Oliver Everling | 18.Mai 2011

Wo liegt der “faire Wert” für Corporate Bonds aus Sicht von Emittenten und Anlegern? Christian Eckert, Union Investment Privatfonds GmbH (www.union-investment.de). Eckert sprach zum Thema “Corporate Bonds und institutionelle Portefeuilles” beim DVFA-Symposium Corporate Bonds in Frankfurt am Main (www.dvfa.de). Das Symposium wird von Ralf Frank, MBA, geleitet, Geschäftsführer der DVFA GmbH.

Für die Rendite von Unternehmensanleihen spielen insbesondere das Liquiditätsrisiko und das Ausfallrisiko eine Rolle. Die Rendite von Staatsanleihen reflektieren in erster Linie den risikolosen Zins plus Prämie für das Zinsänderungsrisiko. Entsprechend ist die “faire” Rendite bzw. der “faire” Preis einer Anleihe zu bestimmen.

Die Renditen von Unternehmensanleihen streuen stark, zeigt Eckert an einer Gegenüberstellung von Rendite und Duration. So würden beispielsweise griechische Banken trotz niedriger Duration mit hohen Aufschlägen gehandelt, erläutert Eckert anhand von iBoxx-Daten.

“Das Ausfallrisiko ist ein zyklisches Phänomen”, erläutert Eckert anhand der 12-Monats-Ausfallraten für spekulative Anleihen. Das Event-Risiko von Unternehmensanleihen kann zu starken Verlusten führen, warnt Eckert und vergleicht Anleihen mit Short Puts.

Eckert skizziert den idealtypischen Investmentprozess im Portfoliomanagement. Im Research müssen die Chancen und Risiken bewertet werden. Zur Portfoliokonstruktion müssen Risiken simuliert und gemanagt werden. Bei der Ausführung müssen Kontrahenten- und Ausfallrisiken gesteuert werden. Schließlich ist die Performance zu analysieren und Risiken kontrolliert werden.

“Der Markt ist oftmals schneller”, sagt Eckert mit Blick auf die Ratingagenturen. “Mein internes Rating ist also dazu da, das externe Rating zu überprüfen”, fügt Eckert hinzu, “denn nur so können wir beurteilen, ob eine Rendite attraktiv ist.”

Ein Vorteil könne nur aus dem Vergleich von internem und externen Rating sowie aus der Antwort auf die Frage erreicht werden, ob das Risiko in der Verzinsung bereits angemessen berücksichtigt wird. Quantitative (Kennzahlen, Quartalszahlen, CAPEX Pläne, Dividendenpolitik) und qualitative Analysen müssen sich zusammenfügen, um Risikoprämien einschätzen zu können. Gute Informationen sind dafür die Voraussetzung.

“Emittenten können Refinanzierungskosten in Unternehmensanleihen beeinflussen”, sagt Eckert, denn der Fokus der Portfoliomanager liege auf der Einschätzung des Eventrisikos, der Analyse des Migrationsrisikos, und der Identifizierung der Ertragschancen. Emittenten wollen Kredite zu günstigen Konditionen aufnehmen, ihre Refinanzierungskosten reduzieren. Transparenz über analyserelevante Kriterien ist notwendig, um Anlegervertrauen zu gewinnen, unterstreicht Eckert. Rating gehört zu den wichtigen Faktoren.

Der ungeratete Markt der Unternehmensanleihen komme insbesondere mit Emissionen unter 500 Mio. €. “Das Rating beschränkt uns in unserer Frage, sonst kommen gleich die Ratingagenturen und ändern unser Rating”, zitiert Eckert ein Unternehmen aus dem ungerateten Bereich. “Für unser Thema bedeutet das, je niedriger das Rating und insbesondere im ungerateten Bereich, desto mehr Informationen müssen geliefert werden”, sagt Eckert. Ungeratete Anleihen gehen ganz überwiegend in die Hände von professionellen Investoren, die ganz genau hinschauen, was sie kaufen, so Eckert. An Transparenz führt somit für Emittenten kein Weg vorbei.

Beim DVFA-Symposium Corporate Bonds stellt sich Eckert der Frage nach dem Vergleich von Ratings der US-Agenturen zu denen von Creditreform Rating und Euler Hermes Rating. Dazu verweist er auf seine Darstellung des Investmentprozesses. “Wir gleichen die internen Ratings ab mit den externen Ratings, um Möglichkeiten zu erkennen, um Zusatzerträge zu erzielen, da schauen wir uns nur die großen Ratingagenturen an”, schränkt Eckert ein. “Hauptsächlich sind wir im über 500 Mio. €-Feld unterwegs.”

Themen: Anleiherating, Unternehmensrating | Kein Kommentar »

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