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Argumente für die Hypothese des Höchststandes der US-Inflation

Von Dr. Oliver Everling | 6.Mai 2022

Das Aufflammen der Inflation, das nicht abzureißen scheint, besteht nach Ansicht von EURIZON Asset Management aus drei Teilen: dem Nachfrageüberhang im Jahr 2021, den sich selbst verstärkenden Effekten durch die Löhne, die in den USA bereits im Gange sind, und in letzter Zeit der Energiekrise, die durch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine verstärkt wird.

„In den USA hat die unter den Erwartungen liegende Kerninflationsrate für März die Hypothese eines möglichen Höchststandes auf diesem Niveau verstärkt“, schreiben die Asset Manager und sehen einige Punkte, die für diese Ansicht sprechen: „Die Rohstoffpreise haben deutlich zugelegt, sind aber seit Anfang März nicht mehr gestiegen. Darüber hinaus setzt die Fed auf sich selbst verstärkende Effekte durch die Lohnentwicklung, wobei die Geldpolitik zunehmend restriktiver wird, auch wenn dies zulasten des Wirtschaftswachstums gehen kann.“

Der Nachfrageüberhang aus dem Jahr 2021 werde zwar abgebaut, aber nur sehr langsam. „Dies könnte die ausschlaggebende Variable sein, die es zu beobachten gilt, auch im Hinblick auf die neuen Lockdowns in China.“

EURIZON Asset Management bringt vier Punkte in Betracht: Der erste Punkt sind die Kosten für den Transport von Containern aus China. Die Preise sind seit Anfang des Jahres gesunken, liegen aber immer noch im Bereich der historischen Höchststände von Ende 2021. Daraus folgern sie, dass hier keine zusätzliche Inflation zu erwarten ist, aber auch kein deutlicher Abbau der Spannungen.

Die Angaben des Freightos Baltic Index, der die Transportraten auf zwölf globalen Handelsrouten misst, lässt einen allmählichen Abbau der angespannten Lage erkennen, denn die Frachtkosten im Seeverkehr sind gegenüber dem Stand von Ende 2021 gesunken, liegen aber deutlich über dem Niveau der Zeit vor Corona.

Der Schienenverkehr in den USA ist fast wieder auf dem Aktivitätsniveau vor Corona (2019), was darauf hindeute, dass der Engpass in den Vertriebsketten überwunden ist. „Dies ist jedoch nur eine teilweise Rückkehr zur Normalität. Denn Öl und Fahrzeugverkehr, zwei Sektoren, die die Inflation gestützt haben, entwickeln sich weiterhin langsamer als 2019, was auf eine anhaltende Knappheit in diesen Schlüsselsektoren hindeutet.“

Im verarbeitenden Gewerbe in den USA habe sich der Abstand zwischen Auftrags- und Lagerbeständen verringert – im Vergleich zu den Spitzenwerten nach der Wiedereröffnung der Märkte. „Allerdings ist der Saldo nach wie vor zugunsten der Aufträge verzerrt, während die Lagerbestände an Fertigerzeugnissen weiterhin auf niedrigem Niveau liegen. Der Druck auf die Produktionsketten hat also noch nicht nachgelassen.“

Insgesamt scheint sich die Hypothese des Höchststandes der US-Inflation zu bestätigen. Der Inflationsdruck dürfte jedoch nur langsam nachlassen, räumt EURIZON Asset Management ein, insbesondere angesichts der neuen Lockdowns in China.

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