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Band für Bond Relations

Von Dr. Oliver Everling | 16.Juli 2011

Die Veröffentlichung des Buches “Bond Relations” im dissertation.de – Verlag im Internet GmbH (http://www.dissertation.de/, ISBN 978-3-86624-523-5) könnte zur Vermutung Anlass geben, es handele sich um eine Doktorarbeit mit viel Theorie und wissenschaftlichem Anspruch. Tatsächlich liefert das Buch aber das Rüstzeug für die Praxis der Beziehungen von Anleiheemittenten zu ihren Gläubigern.

Es geht um “Investor, Bond, Creditor und Gläubiger Relations für Anleihen, Obligationen, Wandelschuldverschreibungen und neue innovative Formen der Fremdkapitalfinanzierung. Dr. Markus A. Launer, Geschäftsführer der Transatlantic Investor Relations LLC, New York/Frankfurt, und Martin Wilhelm, CEFA, Gründer und Geschäftsführer des Instituts für Kapitalmarkt, stellen mit großem Fleiß auf mehr als 600 Seiten alles Wissenswerte zusammen.

Das Buch zeigt die aktuellen Rahmenbedingungen der Bond Relations auf, befasst sich in den Hauptkapiteln mit den Bond Relations im Vorfeld der Emission, mit der Emission von Bond Produkten im Primärmarkt, mit den laufenden Bond Relations im Sekundärmarkt sowie der Auswirkung und Kontrolle kommunizierter Fakten.

Für diejenigen, die neu Verantwortung für den Bereich der Bond Relations übernehmen, dürfte es sehr nützlich sein, hier nicht nur eine Vielzahl von Daten und Fakten vorzufinden, sondern auch eine Reihe von Einführungen in die theoretischen Modelle vorzufinden, auf die jeder Profi früher oder später auch im Dialog mit Analysten an den Finanzmärkten stößt. Die Darstellungen bleiben nicht auf rein trivialer Ebene, verlieren sich aber andererseits nicht in den Details der theoretischen Modellierungen.

Ratings und Ratingagenturen werden an verschiedenen Stellen des Buches angesprochen. Dem Leser dürfte daher klarwerden, welche besondere Rolle Ratings in den Bond Relations spielen. In den kommenden Auflagen dürfte der Anteil der Ratingdarstellungen eher noch größer werden, da für immer mehr Marktteilnehmer der Einfluss von Ratings auf ihre Entscheidungen steigt.

Launer und Wilhelm gehen nicht nur auf die Funktionen der Ratings, sondern auch auf die von Ratingagenturen verwendeten Kriteriologien ein, so auch auf das Kriterium der Managementqualität. “Bei der Bewertung der Managementqualität hat die Ratingagentur nur bedingt einen Vorteil, da Gläubiger ebenfalls One-on-One Meetings mit dem Vorstand abhalten können. Bislang ist in der Praxis jedoch zu beobachten, dass Gläubiger davon bislang kaum Gebrauch machen”, warnen die Autoren.

Die Darstellungen von Launer und Wilhelm sind schon deshalb auch vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um die Rolle der Ratingagenturen interessant, da sie doch die Hoffnungen relativieren, dass an die Stelle der Ratingagenturen andere Institutionen treten könnten, die geeignet und gewillt wären, mit vergleichbarem Aufwand wie bei den Ratingagenturen eigene Urteil zu erarbeiten. Für die meisten Investoren zählt letztlich nur das Ergebnis der Analyse, das durch nichts prägnanter zum Ausdruck gebracht werden kann als durch ein knappes Rating anhand einer eindeutigen Ratingskala.

Selbst wenn institutionelle Investoren auch in der Lage sind, eigene Urteile in Form von Ratings zu erstellen (wie es sich manche Politiker wünschen, die den Einfluss von Ratingagenturen zurückdrängen wollen), stellt sich doch die Frage, ob diese von ihren Möglichkeiten – unbezahlt – Gebrauch machen wollen. Ratingagenturen, die im Auftrag und gegen Bezahlung vom Emittenten tätig werden, können erhebliche Ressource für fundamental abgestützten Urteile einsetzen und somit eine Treffgenauigkeit liefern, die nur aufgrund der Nutzung der Skaleneffekte und Spezialisierungsvorteile von Ratingagenturen möglich sind.

Themen: Anleiherating, Ratings, Rezensionen, Unternehmensrating | Kein Kommentar »

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