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Bankbilanzanalyse am Beispiel

Von Dr. Oliver Everling | 23.Dezember 2015

Thomas Padbergs „Bankbilanzanalyse: Am Beispiel börsennotierter deutscher Banken“ ist nicht lediglich eine neue Auflage mit Schönheitskorrekturen der vorhergehenden Auflagen, sondern eigentlich ein völlig neues Buch: Indem der Autor aktuelle Bankenbeispiele in den Mittelpunkt seiner Analyse stellt, liefert Padberg anhand völlig neuen Zahlenmaterials einen runderneuerten Einblick in die Methoden und Kriterien der Untersuchung von Bankbilanzen.

Das Buch mündet nicht in einer Anleitung zur Anfertigung eines Bankenratings, sondern begrenzt sich auf die Auswertung des wichtigsten Informationsinstrumentes jedes Bankanalysten, namentlich auf die Jahresabschlussdaten nach den internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS. Padberg warnt jedoch davor, aufgrund der Anwendbarkeit von IFRS seit 2005 in allen Staaten der EU zu folgern, regionale Unterschiede würden fortan keine Bedeutung mehr haben.

Padberg befasst sich mit der Notwendigkeit einer spezifischen Bankbilanzanalyse, den Rechnungslegungsvorschriften nach IFRS und deren bankbilanzanalytischen Implikationen, der Analyse von Segmentberichterstattung und Kapitalflussrechnung, der Aubereitung des Jahresabschlüsse (Standard-Bilanz und Standard-GuV nach den International Accounting Standards), den Einzelpositionsanalysen, der Ergebnis-, der Eigenkapital-, der Rentabilitäts- und der Risikoanalyse.

Padberg zeigt auf, wie der Erfolg einer Bank u.a. von den Hebeleffekten bestimmt wird, die aus dem kombinierten Einsatz von Eigen- und Fremdkapital resultieren. Wie schwierig es ist, diese zum Vorteil von Bankaktionäre zu nutzen, meint Padberg bei den Veränderungen der Kapitalkostenstruktur bei der Deutschen Bank zu sehen: „Als Beispiel für eine solche Entwicklung lässt sich das Rating der Deutschen Bank heranziehen, das abgesenkt wurde, wodurch sich der Fremdkapittalzins erhöhte und damit die Eigenkapitalrentabilität nicht so stark anstieg wie erhofft oder sogar abfiel.“

Wenig schmeichelhaft für die betroffenen Institute deckt Padberg ihre aktuellen Ergebnisqualitäten auf: „Bei der Commerzbank, der HypoVereinsbank und der Postbank ist das hier ermittelte operative Ergebnis sogar negativ. Der Grund ist jeweils in der Risikovorsorge zu sehen, die kalkulatorisch verwendet wird. Alle drei Banken haben somit nur durch außerordentliche Einflüsse in 2014 positive Ergebnisse ausgewiesen!“

Padberg zeigt die Grenzen der Bankbilanzanalyse auf, zum Beispiel, wenn es um das Handelsergebnis geht: „Als Ergebnis muss festgehalten werden, dass das Handelsergebnis stark beeinflussbar ist, was aufgrund der besonderen Bedeutung unbefriedigend ist. Neben den Möglichkeiten durch die Verteilung der Refinanzierungskosten besth weiterhin die Option, durch einen Liquidtätsabschlag das Handelsergbnis zu beeinflussen. Eine Stnardisierung der Angabepflichten ist deshalb auch in diesem Bereich erforderlich.“

Das Buch von Padberg liefert daher für mehrere Zielgruppen praktischen Nutzen: Für die betroffenen Banken, um die unabhängige Sichtweise eines externen Bankanalysten zu verstehen; für Investoren und institutionelle Gläubiger, um ihren Pflichten zur eigenen Urteilsbildung nachzukommen; für Analysten von Ratingagenturen, denn jedes Rating fusst auf insbesondere auf Bilanzanalyse. Darüber hinaus sind aber auch die Bankenaufsicht und die Politik angesprochen, denn die mangelnde Transparenz und unzureichende Standardisierung resultiert aus den in sich widersprüchlichen rechtlichen Rahmenbedingungen, unter denen Bankgeschäftstätigkeit heute gestellt ist.

Themen: Bankenrating, Rezensionen | Kein Kommentar »

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