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Basel III von Klauck und Stegmann

Von Dr. Oliver Everling | 9.September 2012

Basel III ist von den Gesetzgebern noch nicht verabschiedet – aber schon gibt es die ersten Bücher dazu. Den Herausgebern des Buches mit dem lapidaren Titel „Basel III“ aus dem Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft, Steuern, Recht in Stuttgart ist die Rechtslage bestens bekannt. Zurecht warten die Herausgeber, Kai-Oliver Klauck und Claus Stegmann, beide von der ifb group, jedoch nicht letzte Rechtssicherheit in allen Fragen ab, sondern sehen ihre Mission darin, einen wichtigen Gedanken von Basel III in der Literatur ein- und fortzuführen: Die Integration, nämlich die Integration der Metriken aus dem Solvabilitätskoeffizienten, der Liquiditätskennziffern sowie der Leverage Ratio voranzubringen und in ihre Umsetzungsprojekte aufzunehmen, die sie seit Basel II beschäftigen.

Der Leser darf sich also von dem Erscheinungsdatum nicht irritieren lassen, denn man könnte vermuten, dass im August 2012 noch ein Buch vorgelegt würde, dass insbesondere der kritischen Diskussion des Regelwerkes von Basel III dienen würde. Dies ist in dem vorliegenden Buch nicht der Fall (ISBN 978-3-7910-3148-4). So wird beispielsweise nicht die Diskussion noch einmal komplett aufgerollt, welcher Sinn darin bestehen soll, das Kreditvolumen von Hypothekenbanken, das in der Regel durch einen hohen Anteil dinglicher Sicherheiten abgesichert ist, mit höhermargigne und gleichzeitig risikoreicherem Kreditgeschäft gleichzusetzen. Auch die sonstigen Konstruktionsfehler von Basel III werden nicht verschwiegen oder verschleiert, aber auch nicht weiter vertieft. Wer wissen will, an welchen Keimen die Banken in der nächsten Krise erkranken werden, wird daher in diesem Werk nicht direkt fündig.

Dafür liefert das Buch umso mehr Handwerkszeug für die Umsetzung der absehbaren Rechtslage in der Bankpraxis. Es gibt einen stimmigen Überblick – ausgehende von einigen allgemeinen Betrachtungen – zur Risiko- und Kapitalmessung, zur Risikosteuerung, zur Risikodarstellung und zu Fragen der Organisation, der Prozesse und der Infrastruktur. Wer sich über die erstaunlich gute Konsistenz und Überschneidungsfreiheit der Beiträge von verschiedenen Autoren – gewöhnlich eine der wichtigsten Herausforderungen für Herausgeber von Sammelbänden – wundern sollte, findet bald eine Antwort: Die meisten Beiträgen stammen von Autoren aus dem Hause der ifb group, einige Beiträge kommen auch aus Kreditinstituten und Dr. Andreas Dombret, seit 2010 Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank und dort u.a. für Finanzstabilität zuständig, gibt sein Geleitwort. Vor diesem Hintergrund sucht man in diesem Buch ein Autorenverzeichnis vergeblich; die Tätigkeitsfelder der jeweiligen Autoren erschließen sich aus Fußnoten.

Das Buch „Basel III“ eignet sich einerseits nicht für Leser, die sich darunter einen Schweizer Stadtteilplanung vorstellen würden oder für Studierende, die sich in die Grundfragen der Bankenaufsicht einlesen wollen. Das Wissen um die Grundlagen setzt dieses Buch voraus. Andererseits werden sich Wissenschaftler nicht befriedigt sehen, die nach theoretischen Modellierungen, Abstraktionen und komplexitätssteigernden Diskursen suchen.

Das Buch gehört vor diesem Hintergrund daher auf den Tisch jedes Bankmitarbeiters, der die zu erwartenden Anforderungen antizipieren, sich mit der Umsetzung von Basel III befassen und künftig die Gesamtbanksteuerung verantworten soll. Für diese wird das Buch ein wertvoller Begleiter und Nachschlagewerk sein.

Themen: Bankenrating, Rezensionen | Kein Kommentar »

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