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Das Pflegefallrisiko

Von Dr. Oliver Everling | 6.Dezember 2019

Das Pflegefallrisiko ist eigentlich ein klassischer Fall für Ratings: Einerseits geht es um die Einschätzung der Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines Pflegefalls, andererseits um die Beurteilung der zur Absicherung des Pflegefallrisikos verfügbaren Instrument wie Pflegeversicherungen. Beides sind sehr komplexe Aufgaben, die kaum dem Betroffenen selbst zugemutet werden können – der „Normalbürger“ bzw. Konsument ist mit diesen Aufgaben überfordert.

Schon die Antwort auf die Frage nach der Eintrittswahrscheinlichkeit eines Pflegefalls ist nicht trivial, denn nicht nur der Gesetzgeber ändert die Kriterien, nach denen Einstufungen der Pflegebedürftigkeit vorgenommen werden, sondern auch die Rechtsprechung und die Praxis sehen sich mit immer neuen Situationen konfrontiert, die zur Weiterentwicklung führen. Außerdem kennt der „Normalbürger“ nicht die Statistiken, aus den Prognosen für zu erwartende Pflegefälle in jeder Alterskonhorte abgeleitet werden können.

Darüber hinaus versteht der Zeichner einer Pflegeversicherung kaum das Juristendeutsch, das seine Ansprüche genau regeln soll, ebenso wenig wie den Rechtsrahmen, in dem sein Vertrag zu interpretieren ist. Mithin ist der Betroffene auf Rat und Rating angewiesen.

Das Buch von Alexander Schrehardt „Das Pflegefallrisiko – Ein Ratgeber für die Versicherungs- und Vorsorgeberatung“ aus dem Verlag VVW in Karlsruhe wendet sich nicht direkt an die zu Versichernden, sondern an die Versicherungsberater und Vermittler, die ihre Kunden zu einem besseren Versicherungsschutz verhelfen wollen.

Das Buch von Schrehardt zeigt, dass die versicherungsmathematische Berechnung des Pflegefallrisikos eher das kleinere Problem ist: Das größere Problem ist das mangelnde Bewusstsein der Menschen, zusätzlichen Schutz zu benötigen. Die gedankliche Verdrängung der möglichen, eigenen Pflegebedürftigkeit und der damit zusammenhängenden ökonomischen Konsequenzen führt dazu, dass Berater von Kunden selten auf das Problem angesprochen werden und Berater, die es initiativ gegenüber ihren Kunden tun, bei diesen nicht gerade offene Türen einrennen.

Folglich beschäftigt sich Schrehardt in seinem Buch nicht nur mit den Fragen, was die soziale Pflegeversicherung leistet, mit den Vorsorgealternativen und Einzelheiten der Absicherung der Pflegebedürftigkeit, sondern auch damit, wie überhaupt vom Berater der Zugang zum Kunden in diesem wichtigen Beratungsbedarf gefunden werden kann.

Themen: Rezensionen, Versicherungsrating | Kein Kommentar »

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