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USA feiern sich als Weltpolizei

Von Dr. Oliver Everling | 5.Dezember 2019

Dem Team aus dem Research der NORD/LB reicht es: Die USA maßen sich in der Welt eine Rolle an, zu der sie niemand gebeten hat.

Kurz und prägnant bringen die Analysten der NORD/LB das Problem auf den Punkt: „Weltpolizei spielen: Als wäre das Verhältnis USA-China nicht schon belastet genug (Zollstreitigkeiten, Demokratiebewegung in Hongkong), legt der US-Kongress mit dem Uigurengesetz noch einen drauf: Es verpflichtet die Trump-Administration bei Unterdrückung und Misshandlung der Uiguren in China zu Sanktionen gegen hochrangige chinesische Beamte und zu Exportverboten. Man stelle sich vor, irgendein Parlament dieser Welt würde ein Gesetz erlassen, das den Umgang der USA mit einheimischen Minderheiten ähnlich sanktioniere!“

Nachdem schon – nicht ganz friedliche – Demonstranten in Hongkong von den USA gefördert werden, sollen nun auch noch Sanktionen auf die Politik der chinesischen Führung gegenüber den ethnischen Minderheiten in China folgen. Den USA kommen die meisten staatlichen Medienanstalten zur Hilfe: China-Schelte ist ein bei Journalisten beliebtes Sujet, da man hier als Redakteur praktisch nichts falsch machen kann. Der Leser versteht ohnehin kein Chinesisch, so dass der Leser den einseitigen Darstellungen hilflos ausgeliefert ist, ohne sich dieser Tatsache auch nur bewusst zu sein.

Selbst um Objektivität bemühten und wohl meinenden Journalisten ist oft nicht klar, sich bei ihren Recherchen praktisch nur auf englischsprachige Publikationen zu stützen. In diesen kommen aber zum Beispiel die vielen Privilegien, die ethnische Minderheiten in der Volksrepublik China gegenüber der Mehrheit des Han-Volkes genießen, nicht zur Sprache. Wem ist beispielsweise nicht nur die Abschaffung der Ein-Kind-Politik in China bewusst, sondern auch, dass diese nie für bestimmte ethnische Minderheiten in China galt, sondern für die Mehrheit der Han-Chinesen? Wer hat über die Vorteile von Uiguren und anderen ethnischen Minderheiten bei den Aufnahmeprüfungen für Hochschulen in China nachgedacht?

Das Uiguren-Gesetz dürfte der Trump-Administration daher leichtes Spiel eröffnen, die Unwissenheit der Öffentlichkeit über die tatsächlichen Verhältnisse in der Volksrepublik China und das mangelnde Verständnis für kulturelle, gesellschaftliche und soziale Unterschiede für willkürliche Sanktionen gegen Chinesen – und damit indirekt auch gegen viele Handelspartner Chinas in anderen Staaten – zu nutzen.

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